Das ‚System Ulaanbaatar‘

May 31, 2017 | Autor: Dorothee Hahn | Categoria: Architecture, Land Policy
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Das ‚System Ul a anba atar‘

Glossar

Dorothee Hahn Daniela Mehlich

Impressum

Glossar Das ‚System Ul a anba atar‘

Entstanden im Rahmen der Bachelorarbeit im Fachbereich Architektur an der Technischen Universität Berlin. Grundlage der Arbeit sind zwei jeweils dreiwöchige Aufenthalte in Ulaanbaatar im September und Dezember 2013.

Herausgeber: Dorothee Hahn Daniela Mehlich

Dank an: Sandra Bartoli, Dietmar Brandt, Mandukhai Enkhtur, Purev-Erdene Ershuu, Mareike Günsche, Verena Hartbaum, Olivia Kummel, Hannes Langguth, Silvan Linden, Inga Machel, Philipp Misselwitz, Gema Myagmarsuren, Kathrin Schömer, Ellen Staib, Baasansuren Sukhbaatar, Ana Halina Ringleb, Simon Schindele, Jörg Stollmann, Sumkhuu Yadam

Berlin, Mai 2014

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Glossar Das ‚System Ul a anba atar‘

Glossar 

S.5

Begriffsverzeichnis 

S.165

Abbildungsverzeichnis 

Anhang 

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S.173

S.175

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100 000 Housing Units Progr a m Im Rahmen des staatlichen ‚100 000 Housing Units Program‘ sollen zwischen 2010 und 2016 insgesamt 100 000 neue Wohneinheiten geschaffen werden, 75 000 davon allein in Ulaanbaatar. Der private Sektor soll den Bau der Wohnungen übernehmen, der Staat plant die Versorgung mit städtischen Infrastrukturen. Ergänzt werden soll das Programm durch günstige Kredite für Geringverdiener. Zielgruppe des Programms sind die jetzigen Bewohner der Ger-Siedlungen. Die ‚Mongolian Trade Development Bank‘ unterstützt das Vorhaben mit einem Kredit von 6,2 Milliarden US-Dollar. (DH)

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1,00 Euro (EUR) entspricht 2449 Mongolischen Tugrik (MNT) [Stand 12.04.2014]

100 000 Solar Ger Electrification Program Ger-Siedlungen Mietwohnungsmarkt Russland

100 000 Sol ar Ger Electr ification Progr a m Im Jahr 2000 hat die mongolische Regierung das nationale ‚100 000 Solar Ger Electrification Program‘ verabschiedet. Mit Hilfe des Programmes sollten 100 000 nomadisch lebende Haushalte innerhalb der kommenden Jahre durch ein mobiles Solar-Home-System mit Strom versorgt werden. Das Programm beinhaltete eine fünfzigprozentige Subvention der Solarmodule und die Finanzierung des Vertriebs. Ab 2006 wurde das Programm aufgrund stagnierender Verkaufszahlen von dem zweiten Programm ‚Renewable Energy and Rural Electricity Access Project‘ unterstützt und von der ‚International Development Association‘ (IDA), der ‚Global Environment Facillity‘ (GEF), der niederländischen Regierung und der Weltbank finanziert. Der Vertrieb der Solarmodule wurde auf ein Netzwerk von fünfzig in der gesamten Mongolei verteilten privaten Verkaufs- und Servicestationen übertragen, was die Verkaufszahlen und auch die Zufriedenheitsquote der Nutzer deutlich erhöhte.  Mit der Anschaffung von Solarmodulen steigt die Nachfrage an anderen elektronischen Geräten in den nun vollständig

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mit Strom versorgten Haushalten: Nahezu 90 Prozent aller nomadischen Haushalte nutzen heute ein Mobiltelefon; Fernseher und Radios sind auch außerhalb der Stadt weit verbreitet. Bis 2012 wurden 97 000 subventionierte mobile Solar-Home-Systeme verkauft, was einer Versorgung von 60 Prozent aller in der Mongolei nomadisch lebenden Haushalte entspricht. Noch im Jahr 2001 hatten nur 13,4 Prozent aller nomadisch lebenden Viehzüchter Zugang zu Strom. (DM)

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Ger Nomadismus Viehzucht Werbung

Ack erbau In der Mongolei ist Ackerbau auf Grund des extremen, kontinentalen Klimas nur eingeschränkt möglich. Die Böden sind sehr karg, die Vegetationsperiode ist kurz. Hauptanbauprodukte sind Weizen, Gerste, Hafer, Kartoffeln und Kohl. In geringem Umfang werden auch Mais, Hirse und Raps angebaut, hauptsächlich im östlichen Aimag ‚Selenge‘, wo es einen verhältnismäßig hohen Niederschlag gibt, aber auch in einigen wenigen Oasen in der Wüste ‚Gobi‘. Im Vergleich zur Viehzucht besitzt der Ackerbau nur einen marginalen Anteil an der mongolischen Landwirtschaft. Seit dem Zusammenbruch der kollektivierten Landwirtschaft 1990 hat der Sektor in der Mongolei an Bedeutung verloren. Der Bedarf an Lebensmitteln kann seit der Wende nicht mehr selbständig gedeckt werden – ein Großteil der Lebensmittel wird aus dem Ausland importiert. (DH)

Kontinentalklima Viehbestand Viehzucht

Air ag Airag ist ein mongolisches Nationalgetränk aus vergorener

AIRAG: Verkauf von selbstgemachtem Airag in Ulaanbaatar.

Stutenmilch. Es enthält etwas Kohlensäure, ist leicht alkoholhaltig (mit bis zu fünf Prozent Alkohol) und stellt für die Nomaden eine wichtige Quelle an Vitaminen und Spurenelementen dar. In Ulaanbaatar wird selbstgemachter Airag von Straßenhändlern in Plastikflaschen verkauft. (DM)

Alkoholismus

und die Einnahmen aus den entsprechenden Lizenzen für die Produktion machen in der Mongolei einen beträchtlichen Teil des Staatseinkommens aus. Viele Politiker halten Aktien von Unternehmen, die Alkohol herstellen. Daher begnügt man sich nun mit einer gesetzlich geforderten Reduktion der Alkoholhersteller. (DM)

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Alkoholismus Der Kampf gegen Alkoholmissbrauch hat in der Mongolei zunehmend höhere Priorität: Der Präsident Ts. Elbegdordsch sieht in dem anhaltend hohen Alkoholkonsum der mongolischen Bevölkerung eine Gefahr für die nationale Sicherheit. Laut Statistischem Amt sind 20,6 Prozent aller Straftaten und 22,6 Prozent der Todesfälle infolge von Straftaten auf Alkoholeinfluss zurückzuführen. In der Hauptstadt gibt es inzwischen mehrere Initiativen, die es sich in den Wintermonaten zur Aufgabe machen, herumliegende Betrunkene aufzusammeln und so vor dem Erfrieren zu retten. Sean Armstrong von Ärzte ohne Grenzen, vermutet, dass 20 Prozent der mongolischen Bevölkerung 85 Prozent der landesweiten Alkoholmenge konsumieren. Ursachen des Alkoholismus sind hauptsächlich Arbeitslosigkeit und Armut, aber auch die gesellschaftliche Akzeptanz von Alkoholkonsum. Der Ausschank und Verkauf von Alkohol am Ersten des Monats, an dem Lohnzahlungen und staatliche Leistungen ausgezahlt werden, wurde gesetzlich verboten. In der Mongolei wird besonders Wodka verhältnismäßig günstig verkauft: Eine günstige 0,5 Liter Flasche kostet mit 2600 Tugrik weniger als ein Bier. Darüber hinaus werden große Mengen an Alkohol privat hergestellt. Deshalb forderte der Minister für Industrie und Landwirtschaft im Dezember 2013, Produzenten von alkoholischen Getränken von einer Kandidatur bei Wahlen zur Großen Staatsversammlung auszuschließen. Doch er damit hatte keinen Erfolg und auch der Vorschlag, das Gesetz über den Kampf von Alkoholmissbrauch zu ändern, wurde erneut abgelehnt. Die Steuereinnahmen aus dem Verkauf von Alkohol

Airag Armut

Ar iin Kha alga Ariin Khaalga ist ein mongolischer Begriff, der das ungeschriebene System der langfristigen Tauschgeschäfte, Gefälligkeiten, Beziehungen und Schuldscheine, die jahrhundertelang den Handel in der Mongolei geregelt haben, beschreibt. Die Organisation ‚USAID‘ (U.S. Agency for International Development) nennt in ihrer Studie zu Korruption in der Mongolei Ariin Khaalga als eine Erklärung für die allgegenwärtige Bestechlichkeit innerhalb der gesamten mongolischen Gesellschaft. (DH)

Korruption

Ar mut Im Jahr 2012 leben 19,8 Prozent der Bevölkerung Ulaanbaatars unterhalb der Armutsgrenze, die in der Mongolei von der Weltbank auf 118 668 Tugrik (= 67,14 US-Dollar) pro Monat festgelegt wurde. Unter diesem Einkommen war der Erwerb aller lebensnotwendigen Ressourcen 2012 statistisch nicht mehr möglich. Die Armut in Ulaanbaatar konzentriert sich in den hauptstädtischen Ger-Siedlungen: Hier verdienen die Bewohner durchschnittlich 43 Prozent weniger als diejenigen, die in Wohnungen außerhalb der Siedlungen leben. Durchschnittlich einen Fünftel des Einkommens der Ger-Bewohner beruht auf staatlichen Zuwendungen. Viele Bewohner nehmen jedoch die staatlichen Unterstützungen nicht in Anspruch, weil

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sie in Ulaanbaatar nicht registriert sind, die notwendigen Papiere nicht haben oder nicht um die vorhandenen staatlichen Leistungen wissen. Ein großer Teil der Bewohner in Ger-Siedlungen arbeitet auf dem informellen Arbeitsmarkt unter prekären Arbeitsbedingungen. Darüber hinaus sind die Bewohner der Ger-Siedlungen grundsätzlich infrastrukturell benachteiligt. Innerhalb der Ger-Siedlungen gibt es nur wenige befestigte Straßen und kaum Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel. Verwaltungseinrichtungen, Ärzte und Freizeitangebote befinden sich überwiegend im Stadtzentrum. Die einzelnen Grundstücke sind nicht an das städtische Versorgungsnetz angeschlossen: Wasser wird an Wasserkiosken literweise gekauft und als Toilette dient meist ein einfaches Plumpsklo. An den Ger-Siedlungen am Stadtrand reihen sich Grundstücke mit halbfertigen Zäunen aneinander, aus Metallblechen und Holzlatten zusammengezimmert. Auch die Errichtung einer Umzäunung, die für die Registrierung des Grundstückes als Eigentum notwendig ist, stellt für viele Stadtbewohner bereits eine hohe finanzielle Hürde dar. Landesweit ist der Anteil der Bevölkerung, der in Armut lebt seit 2010 (38,7 Prozent) rückläufig (2012 = 27,4 Prozent). Dennoch gibt es weiterhin große Unterschiede zwischen Stadt und Land: Während in städtischen Gebieten die Armutsrate heute bei 23,2 Prozent liegt, beträgt sie im ländlichen Raum 35,5 Prozent. (DM) 10



Dzuud Ger-Siedlungen Landflucht Wasserkiosk

Auto In der Mongolei sind heute vier Mal mehr Autos zugelassen als noch vor 16 Jahren, wobei der Großteil der Autos in Ulaanbaatar registriert ist. Die Anzahl der Autos in der Hauptstadt steigt rasant: 2008 waren in Ulaanbaatar 108 000 Autos registriert, 2013 bereits 262 000 – das entspricht einer Zunahme

von 242 Prozent. Die steigende Nachfrage soll zukünftig ein zentraler ‚Auto Market Complex‘ befriedigen – die Pläne zur Entwicklung eines 130 Hektar großen Areals am westlichen Rand Ulaanbaatars wurden 2013 verabschiedet. Das Auto ist neben den meist überfüllten öffentlichen Bussen und den Taxis das einzige motorisierte Fortbewegungsmittel in der Hauptstadt und trotz der täglichen Staus auch das beliebteste. Besonders während der extrem kalten Wintermonate werden auch kurze Strecken mit dem Auto zurückgelegt. Gleichzeitig hat sich das Auto in weiten Teilen der Gesellschaft vom reinen Fortbewegungsmittel zum Statussymbol entwickelt. Die Verkaufszahlen steigen nicht nur im niedrigen bis mittleren Preissegment (dominierend sind hier japanische und koreanische Automarken) sondern verstärkt auch im oberen Preissegment. Hier werden europäische und amerikanische Fabrikate bevorzugt: Mehr als 10 000 Autos der ‚Luxusklasse‘ von Marken wie Mercedes, Porsche, Bentley, Maybach und Hummer sind heute in Ulaanbaatar registriert. Wegen des schlecht ausgebauten Straßennetzes inner- und außerhalb der Hauptstadt sind ein Großteil der Autos Geländewagen. Darüber hinaus besitzen viele der wohlhabenden Mongolen ein Zweitauto, denn die Stadtverwaltung verhängt inzwischen tageweise Fahrverbote in Abhängigkeit von der letzten Ziffer des Nummernschildes. Der Bürgermeister E. Bat-Uul erwartet durch diese Maßnahme eine Reduktion des Verkehrsaufkommens um zwanzig Prozent. Mit der Anzahl der Autos ist auch die Nachfrage an Tiefgaragenplätzen und einfachen Stellplätzen im Stadtzentrum gestiegen. 2013 eröffnete im Stadterweiterungsgebiet nördlich des ‚National Parks‘ das erste Parkhaus der Stadt   Encanto Parking  mit einer Kapazität für 350 Autos. (DM)

Metro Parkhaus Stau Straßennetz Tiefgarage

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Bankrott Seit 1990 wurden im mongolischen Justizministerium mehr als 90 000 Unternehmensgründungen verzeichnet. Die Hälfte der Unternehmen habe bis 2013 bereits Bankrott angemeldet, ein Viertel der Unternehmen bestünde nur noch auf dem Papier, verkündet das Ministerium 2014. Ursachen für die gescheiterten Unternehmensgründungen sieht es in fehlenden Geschäftsplänen und in den hochverzinsten Darlehen, die zur Gründung aufgenommen wurden. Viele der Gründer haben vor der Unternehmensgründung keine Erfahrungen oder entsprechende Ausbildung – die Selbstständigkeit wird von vielen Existenzgründern als die einzige Möglichkeit gesehen, Geld zu verdienen. Das Genehmigungsverfahren für Unternehmensgründungen wurde in der letzten Zeit mehrfach vereinfacht, um zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen, den Verwaltungsaufwand zu reduzieren und Korruption und Bestechung einzudämmen. Über die Risiken und Anforderungen der Selbstständigkeit informiert der Staat die potentiellen Unternehmensgründer jedoch nur mangelhaft. Finanzielle Unterstützung bietet der Staat ausgewählten Unternehmensgründungen mit Erfolg versprechenden Konzepten durch die Vergabe von Krediten aus Mitteln der Arbeitsförderung. In den letzten fünf Jahren mussten vier Banken unter den Top 10 der Mongolei schließen oder mit anderen Banken fusionieren um einen Bankrott zu verhindern. Die intensive Ausbeutung der Rohstoffreserven hatte Anfang 2008 zu einem regelrechten Boom in der Mongolei geführt: die durchschnittliche Höhe der vergebenen Bankkredite stiegt innerhalb eines Jahres um 60 Prozent und die Immobilienpreise in der Hauptstadt stiegen stark an. Im April 2008 sank der Kupferpreis auf dem Weltmarkt plötzlich von 8900 US-Dollar auf 2700 US-Dollar. In Folge sanken die Exporteinnahmen und die Zentralbank ließ den Tugrik so stark abwerten, dass seine Inflationsrate 33 Prozent betrug. Um ein hohes Staatsdefizit und die Zahlungsunfähigkeit zu verhindern, gewährte der Internationale Währungsfond der Mongolei im April 2009 einen Notkredit. Die Kreditvergabe an Privatpersonen der, stark im Ausland verschuldeten und durch die Abwertung des Tugrik zusätzlich in Bedrängnis geratenen, Banken ist zum Stillstand

gekommen. Im Juli 2009 können 17,6 Prozent aller vergebenen Kredite nicht mehr bedient oder nur mit Verzögerung zurückgezahlt werden. Viele Banken können das Risiko nicht durch ein höheres Kapital ausgleichen, melden Insolvenz an oder fusionieren. (DM)

Armut Dzuud Immobilienblase Tugrik

Baron von Unger n-Ster nberg Roman von Ungern-Sternberg war ein Baron deutsch-baltischer Herkunft und im militärischen Dienst des russischen Zaren Nikolaus II. Mit seiner militärischen Unterstützung gelang es den Mongolen 1921, die chinesischen Besatzer aus der Stadt Urga, dem heutigen Ulaanbaatar, zu vertreiben und den Bogd Khan (religiöses Oberhaupt und Herrscher der äußeren Mongolei von 1911 bis 1919) wieder zu inthronisieren. Sechs Monate später wurden die Truppen von Roman von Ungern-Sternbergs von der Roten Armee   Choibalsan   Sukhbaatar  zerschlagen. Er selbst wurde gefangen genommen und nach kurzer Zeit hingerichtet. Baron von Ungern-Sternberg war der Überzeugung, dass die Monarchie das einzige Regierungssystem sei, welches die westliche Zivilisation vor Korruption und Selbstzerstörung schützen könne. Er wollte die Qing-Dynastie in China wieder etablieren und die fernöstlichen Nationen unter ihrer Herrschaft vereinen. Er war fasziniert von fernöstlichen Religionen wie dem Buddhismus. Seine Philosophie war eine Mischung aus russischem Nationalismus mit chinesischen und mongolischen Glaubenssystemen. In der Praxis war seine kurze Regentschaft vor allem durch Morde und Plünderungen seiner Armee geprägt. Opfer waren neben Juden auch Russen, die politisch nicht mit ihm übereinstimmten. Die Terrorherrschaft seiner Armee, Requirierungen und Zwangsaushebungen kosteten ihn auch unter den Mongolen, die ihn zunächst als Befreier von den Chinesen angesehen hatten, schnell alle

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Sympathien. Als er seinen Namen ins Mongolische übertrug, änderte er ihn so um, dass er ‚Großer Sternenberg‘ bedeutete. Von seinen Gegnern erhielt er während des russischen Bürgerkriegs Beinamen wie ‚Roter Baron‘, ‚Blutiger Baron‘, ‚Weißer Baron‘ oder ‚Schwarzer Baron‘. (DH)

China Russland

Baugenehmigung Um in Ulaanbaatar eine Baugenehmigung für eine Lagerhalle zu bekommen, müssen zwanzig verschiedene Papiere an verschiedenen Stellen zusammengetragen werden. In welchem Fall eine solche Baugenehmigung auch für andere Arten von Bauvorhaben erforderlich ist, ist nicht bekannt.

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1 Request and obtain environmental impact assessment from the City Environmental Office, 28 days, no charge 2 Request and obtain land possession agreement and permis sion to build, 15 days, no charge 3 Request and obtain land approval of preliminary drawings from the Urban Development Department, 14 days, MNT 60,000 4 Request and obtain approval of preliminary drawings from the Technical Commission, 14 days, no charge 5 Request and obtain technical conditions for heating, 30 days, MNT 11,000 6 Request and obtain technical conditions for water and se wage, 30 days, no charge 7 Request and obtain technical conditions for telephone connection, 30 days, no charge 8 Request and obtain approval of final drawings from the Fire Department, 1 day, MNT 150,000 9 Request and obtain approval of final drawings from the Sa nitation Department, 14 days, MNT 25,000 10 Request and obtain approval of final drawings from the Chief Architect, 7 days, MNT 60,000 11 Request and obtain a license “to engage in the construc-

tion works” (permission to build), 21 days, no charge 12 Request and receive inspection from the Water Use Autho rity, 2 days, no charge 13 Request and receive inspection from telecom services, 1 day, no charge 14 Connect to water services through the Water Use Authori ty, 2, days no charge 15 Connect to telecom services, 1, day no charge 16 Request on-site inspection from the Technical Commis sion, 14 days, no charge 17 Receive on-site inspection from the Technical Commission and approval, 1 day, no charge 18 Request on-site inspection by the State Inspection Authori ty, 1 day, no charge 19 Receive on-site inspection and obtain approval of the buil ding by the State Commission, 17 days, no charge 20 Register the building in the real estate registry, 14 days, MNT 48,001 (DH)

Bauordnung Registrierung von Eigentum

Bauor dnung Seit 1990 gibt es in der Mongolei weder ein öffentliches noch ein privates Baurecht   Dichte . Bauordnungs- und Bauplanungsrecht (in Deutschland regelt das Bauordnungsrecht einerseits das Verfahren zur Erteilung von Baugenehmigungen und stellt andererseits sicher, dass durch die Errichtung und Nutzung baulicher Anlagen keine Gefährdung für die Öffentlichkeit ausgeht; Das Bauplanungsrecht legt die rechtliche Qualität des Bodens und seine Nutzbarkeit fest) sind seit einigen Jahren in Planung, erste Gesetze sollen mit Hilfe deutscher Juristen Anfang 2014 in Kraft treten. Es gab bereits erste Rechtsstreitigkeiten zwischen Bauherren benachbarter Grundstücke, bei denen es um Abstandsflächen und Baugrenzen ging. Auf Grund fehlender Gesetze mussten entsprechende Bauvorhaben auf unbestimmte Zeit unterbrochen werden.

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Im September 2013 hat die Stadtverwaltung von Ulaanbaatar einen Beschluss verabschiedet, der den Abriss von Gebäuden genehmigt, wenn diese ohne Genehmigung errichtet wurden oder die Bauvorschriften missachten. Dem Beschluss folgt ein öffentlicher Aufruf an alle Bürger und Polizeibeamte, entsprechende Gebäude in der Stadt den zuständigen Behörden zu melden. (DH)

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Baugenehmigung Bauruine Landgesetz Selbstbau

Bauruine Mit der Bebauung eines schmalen Restgrundstücks zwischen zwei Hotels am Anfang der ‚Chinggis Avenue‘ wurde 2009 begonnen. Die Grundstücksgrenzen wurden dabei maximal ausgenutzt, der Rohbau steht auf drei Seiten fast an den Grundstücksgrenzen. Hier befinden sich jedoch schon das ‚Springs Hotel‘ und das ‚New Horizons‘-Hotel – beide selbst nur knapp von der eigenen Grundstücksgrenze entfernt. Da der 15-geschossige Neubau einem Großteil der Fenster die Sicht versperrt, haben die Nachbarn gegen den Neubau geklagt und die Baustelle wurde stillgelegt. Diese Bauruine ist bei Weitem nicht die einzige in der Stadt: In Ulaanbaatar gibt es einige Gebäude, die nur bis zum Rohbau fertiggestellt wurden. Gründe sind unter anderem fehlende oder unrechtmäßig erworbene Baulizenzen, Rechtsstreitigkeiten, Spekulationen oder Finanzierungsschwierigkeiten. Auch der fehlende baurechtliche Rahmen ist ein Grund für die vermehrte Existenz von Bauruinen: Ein Gesetz, das den Abriss von illegal errichteten Bauten genehmigt, wurde erst im Herbst 2013 verabschiedet. (DM)

Bauordnung Landgesetz

Bauruine: Bauruine (links) neben ‚New Horizons‘-Hotel (rechts)

Beatr ix Bulstrode „Urga   Ulaanbaatar  was at length in view. (...) A long straggling vista of gaudy temples and groups of yourts   Ger  , little wooden houses enclosed by high palisades, numbers of brightly painted sheds which we found afterwards to contain the Tibetan prayer wheels, a few foreign bungalows looking like dolls‘ houses and built of pitch-pine, as well as clusters of Chinese houses – such was our first impression of Mongolia‘s capital. On the western side lies the Holy City, where, it is estimated, dwell some thirty thousand lamas, and in which no lay man or woman may remain after sundown. The Chinese city, Mai-mai‘ch‘eng again, is situated to the east, and between the twain are a number of untidy, depressing little shanties, as well as the pleasant Russian consulate, out of all harmony and character with the rest, belonging to the ever-increasing army of Russian traders.“ Die Engländerin Beatrix Bulstrode (nach 1914 Beatrix E. M. Gull) war Journalistin und hat 1913 zwei Reisen in und durch die Mongolei unternommen, die sie in dem 1920 veröffentlichten Buch „A Tour in Mongolia“ zusammengefasst. Sie war Vorstandsmitglied der ‚Society of Woman Journalists‘ und ihre Schilderungen aus Ulaanbaatar sind einige der wenigen vorhandenen englischsprachigen Quellen aus der Zeit kurz nach der Jahrhundertwende. (DM)

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Ulaanbaatar

Best Development of the Capital Die Wohnanlage ‚Viva City‘ erhält 2013 die Auszeichnung ‚Best Development of the Capital‘, die von einer Jury bestehend aus Politikern, Stadtplanern, Architekten, Bewohnern und anderen Experten in der Mongolei verliehen wird. Der Projektentwickler der Wohnanlage, ‚MCS Holding‘, verkündet auf seiner Homepage: „Viva City Town received the honorary award ‚Best Development of the Capital‘ this year, which represents the distinctive development that contributed the most to the capital’s advancement and its economy, and satisfies the world-standard. There were four nominations in

the fields of ‚Construction Development‘, ‚Technology Advancement‘, ‚Best Engineering Development‘, and ‚Road Construction Development‘. Viva City was nominated in two of these categories and won the best ‚Construction Development‘ nominee. The Chief of Governor’s Office, The Department of Executive Offices, General Project Management Agency, General Agency for Specialized Inspection, Landscape Design Institution, Institute of Science and Research, Major Unions, and Civilian Delegations all in collaboration with the majority has selected 21 developments to be entered in the nominations for the awards. All of which were new developments that started operations in 2013, notably impacted the citizens of the capital, helped advance the economy of the country, and reached levels of high world standards.“ (DH)

MCS Holding

Bienenstock-Progr a mm Das ‚Bienenstock-Programm‘ ist eine Initiative der mongolischen Regierung, um im Ausland lebende, mongolische Fachkräfte in die Mongolei zurückzuholen. Im Zuge des derzeitigen Wirtschaftsbooms werden händeringend Fachkräfte, vor allem für die Bergbaubranche, gesucht. Deshalb wirbt die Regierung nun dafür, dass jene, die nach ihrer Ausbildung im Ausland geblieben sind, in die Heimat, also in den ‚Bienenstock‘, zurückkommen. Die Rückkehrer erhalten dafür verschiedene Anreize wie Einmalzahlungen und günstige Kredite für den Kauf einer Wohnung. (DH)

Wirtschaftsstruktur

Bl auer Himmel Der blaue Himmel ist für die Mongolen ewig und heilig. Ihren Ursprung hat diese Symbolik im Tengrismus   Buddhismus , ein weiterverbreiteter Glauben in der Mongolei, Zentralasien bis hin zur Türkei. Im Tengrismus steht der Mensch im Mittelpunkt zwischen dem ‚ewigen blauen Himmel‘ (Mönkh

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khökh Tengeri auf Mongolisch), der ‚Mutter Erde‘ (Gazar Eje auf Mongolisch) und einem Herrscher, der als Sohn des Himmels gilt. Auch Chinggis Khaan teilte diesen Glauben. Seine Reden begann er immer mit den Worten: „Auf Wunsch des ewigen blauen Himmels… .“ Neben dem ‚Blue Sky Tower‘ und der mongolische Zigarettenmarke ‚Blue Sky Cigarettes‘, gibt es auch eine Gated Community in Ulanbaataar, die ‚Blue Sky Town‘ heißt. (DH)

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Chinggis Khaan Gated Community

Bloomberg Die ‚Bloomberg L.P.‘ ist ein 1981 gegründetes Informationsdienstleistungs-, Nachrichten- und Medienunternehmen mit Hauptsitz in New York. Im Jahr 2012 startet die ‚Bloomberg Media Group‘ in Zusammenarbeit mit der ‚Trade Development Bank of Mongolia‘ (TDBM) den ‚Bloomberg TV Mongolia‘. Inhalte sind lokale, mongolischsprachige Business- und Finanznachrichten und englischsprachige, globale Sendungen. „Mongolia is a booming and developing economy. Bloomberg TV Mongolia will target the political decision makers and business leaders of Mongolia with essential and accurate news, data and analytics", sagt Randolph Koppaj, Präsident der TDBM. An der Kreuzung zwischen ‚Peace Avenue‘ und ‚Olympic Street‘ südlich des ‚Sukhbaatar-Platzes‘ (seit kurzem: ‚Chinggis-Khaan-Platz‘) entsteht seit Anfang 2013 der Firmensitz des Unternehmens. Ein 16-geschossiger, massiver, mit weißen Aluminiumplatten verkleideter Turm. An seiner der Kreuzung zugewandten Seite ist übereck eine acht Stockwerke hohe digitale Werbetafel in die Fassade integriert. Hier werden bereits täglich zwischen 7.00 und 22.00 Uhr Aktienkurse, Nachrichten und atmosphärische Bilder mit musikalischer Untermalung ausgestrahlt. (DM)

Medienlandschaft Werbung

Bloomberg: Neubau des Firmensitzes an der ‚Peace Avenue‘

Blue Sk y Tow er Mit 105 Metern, 25 Geschossen und zwei Kellergeschossen ist der ‚Blue Sky Tower‘ das höchste Gebäude der Stadt und hat Ulaanbaatar damit zu einer neuen Stadtsilhouette verholfen: Seit seiner Fertigstellung im Jahr 2011 ist das Hochhaus mit seiner blau getönten Glasfassade Sinnbild des neuen Ulaanbaatars, in dem es Wachstum und Wohlstand gibt. Im Blue Sky Tower befinden sich die mit Abstand teuersten Wohnungen (> Penthouse) und Hotelzimmer der Stadt – sie bedienen die kleine Spitze der mongolischen Gesellschaft, die von dem wirtschaftlichen Wachstum des Landes in den letzten Jahre profitiert hat, und wohlhabende UlaanbaatarBesucher aus dem Ausland. Als Nachahmung   Copy-Paste I des bekannten segelförmigen Gebäudes ‚Burj al Arab‘ in Dubai steht der Blue Sky Tower am südlichen Ende des Sukhbaatar-Platzes (seit kurzem: ‚Chinggis-Khan-Platz) und beherbergt neben Büros mehrere Bars, einen Club, Luxus-Apartments   Möblierung und ein Fünf-Sterne-Hotel mit 200 Zimmern. Es gibt ein ‚All-day Dining Restaurant‘ mit 210 Plätzen, ein ‚Chinese Specialty Restaurant‘ mit 130 Plätzen, ein ‚Japanese Specialty Dining Restaurant‘ mit 110 Plätzen, eine ‚Lobby Lounge‘, eine ‚Blue Sky Lounge‘ im obersten Geschoss und einen ‚Night Club‘, in dem Dezember 2013 die erste Playboy-Party des Landes stattfand. (DH)

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Blauer Himmel Playboy Damdinii Sukhbaatar Sukhbaatar-Platz

Bodi Group Die ‚Bodi Group‘ ist mit dreizehn Tochterunternehmen, sechs Joint Ventures und mehr als 1400 Angestellten eine der größten Unternehmenskonglomerate der Mongolei. Nach ihrer Gründung als ‚Bodi International Co Ltd‘ im Jahr 1993 hat sich die Bodi Group sukzessiv zu einer der führenden Kräfte innerhalb der wirtschaftlichen und sozialen Transformati-

Blue Sky Tower: Der Blue Sky Tower am südlichen Ende des ‚Sukhbaatar-Platzes‘ (seit kurzem: ‚Chinggis-Khaan-Platz‘)

on Ulaanbaatars entwickelt. Die Bodi Group hat ein breites Tätigkeitsfeld und ist unter anderem im Banken-, Immobilien-, Dienstleistungs-, Handels-, Medien- und Informationsdienstleistungssektor tätig. Die Bodi Group ist folglich einer der größten körperschaftlichen Steuerzahler des Landes. Der Hauptsitz des Unternehmens, der 14-geschossige ‚Bodi Tower‘, steht unmittelbar am ‚Sukhbaatar-Platz‘ (seit kurzem: ‚Chinggis-Khaan-Platz‘); weitere Außenstellen befinden sich unter anderem in Peking, Berlin und London. (DM)

Children's Park Immobilienblase Medienlandschaft

Bodo Bodo bezeichnet im Mongolischen die Einheit für den Viehbestand. Diese Einheit, die einer Vermögenseinheit gleicht, wurde früher genutzt, um für Steuerzahlungen einzelner nomadischer Familien unterschiedliche Vieharten miteinander vergleichen zu können. Ein bodo ist äquivalent mit einem Rind, einer Kuh, einem Yak, einem Pferd, zehn Schafen oder zwanzig Ziegen. Ein Kamel zählt zwei bodo. Tiere, die jünger als ein Jahr alt sind, werden in die Berechnung nicht mit einbezogen. (DM)

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Tugrik Viehbestand Viehzucht

Bogd Khan Uul Das ‚Bogd Khan Uul‘-Gebirge liegt südlich von Ulaanbaatar und wurde schon 1788 zum Nationalpark ernannt. Damit ist es das älteste Naturschutzgebiet weltweit. Innerhalb des 67 300 Hektar großen Nationalparks liegt der ‚Tsetsee Gun Uul‘ (2256 m), einer der vier heiligen Berge die Ulaanbaatar umgeben. Während die nördlichen Berghänge des Nationalparks dicht mit sibirischen Lärchenwäldern bewachsen sind, bleiben

die südlichen Hänge kahl. Der Nationalpark ist Schutzraum für viele gefährdete Arten. Hier leben unter anderem der Sibirische Moschushirsch (Moschus moschiferus), das sibirische Reh (Capreolus capreolus), der Zobel (Martes zibellina) und der Schneehase (Lepus timidus). Der Schutz von Flora und Fauna hat in der Mongolei eine lange Tradition: Schon seit dem 13. Jahrhundert steht das Bogd Khan Uul-Gebirge unter besonderem Schutz – damals hatte ‚Toorl Khan‘ den Tsetsee Gun Uul zum heiligen Berg erklärt und die Abholzung und Jagd in diesem Gebiet verboten. Dieses Verbot wurde 2000 von den mongolischen Buddhisten wieder aufgenommen. Ein Jahr später wurde der Bogd Khan Uul offiziell wieder als heiliger Ort deklariert – die buddhistische Tradition Orte, an denen Gottheiten wohnen, heilig zu sprechen war während des Sozialismus in der Mongolei verboten. Das Bogd Khan Uul-Gebirge ist einer der sieben seit dem Ende des Sozialismus heiliggesprochenen Orte. Seit 2006 ziert ein überdimensionales Portrait von Chinggis Khaan einen der Nordhänge des Gebirges. Trotz des offiziellen Schutzes dehnt sich Ulaanbaatar seit 2003 immer weiter in die nördlichen Ausläufer des Naturschutzgebietes aus: Im ‚Zaisan-Viertel‘ entstehen Luxuswohnanlagen, Hotels und touristische Ger Camps, im benachbarten Nukht Tal werden Villensiedlungen gebaut und an den nordöstlichsten Hängen des Bogd Khan Uuls hat 2009 ein Skigebiet eröffnet. (DM)

Buddhismus Chinggis Khaan Ger Camp Khan Nukht Tal Resort Zaisan

Br auhaus Das erste Brauhaus Ulaanbaatars hat 1996 in der ‚Seoul Street‘ eröffnet. Inhaber ist Klaus Bader, gelernter Wirtschafts-

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informatiker aus Süddeutschland. Das Brauhaus ist wie im herkömmlichen Sinne eine Kombination aus Brauerei mit angeschlossener Gaststätte und ist so auch nach der deutschen Bezeichnung benannt. Das hier gebraute Bier heißt ‚Khan-Bräu – Ulaanbaatar Pilsener‘ und trägt ein rot-gelbgrünes Etikett mit Krone und Getreide, das an die Qualität der deutschen Braukunst erinnern soll. Eingerichtet ist das Brauhaus mit dunklen massiven Holzmöbeln und einem Sitztresen. An den holzverkleideten Wänden hängen mehrere Kuckucksuhren. Alle Bedienungen tragen weiße, mit dem Khan-Bräu-Logo versehene Poloshirts und kurze Hosen. Oberhalb des Brauhauses befindet sich der Firmensitz der ‚Khan Holding‘, einem Unternehmen, dass neben dem Brauhaus noch zwei Biergärten besitzt und aktuell in den Bau eines Touristenparks involviert ist. Ein zweites Brauhaus mit dem Namen ‚MB Beer Plus‘    UB hat 2012 an der ‚Chinggis Avenue‘ unmittelbar südlich des ‚Sukhbaatar-Platzes‘ (seit kurzem: ‚Chinggis-Khaan-Platz‘) eröffnet. Hier werden vier unterschiedliche Biere – Pilsener, Weizenbier, Schwarzbier und Amberbier – gebraut und ausgeschenkt. (DM)

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Alkoholismus Khan

Buddhismus Im 16. Jahrhundert gelangte der Buddhismus aus Tibet (Lamaismus) in die Mongolei und wurde zu einer verbreiteten Religion. Das religiöse Moment des Buddhismus besteht in der individuellen Erlösung vom Leiden und im Kreislauf der ewigen Wiedergeburt. Während des Sozialismus war der Buddhismus praktisch verboten. In den 1930er Jahren wurden im Rahmen von politischen Säuberungen durch den damaligen Präsidenten Choibalsan eine Vielzahl von Klöstern zerstört, Lamas getötet oder zwangssäkularisiert. Nach der politischen Wende von 1991 blühte der mongolische Buddhismus wieder auf. Der Buddhismus ist heute die weitverbreiteste Religion in der Mongolei und vermischt sich mit dem traditionellen

mongolischen Glauben des Tengrismus. (DH)

Blauer Himmel Khorloogiin Choibalsan Christentum Symbolik

Childr en's Park Die südliche Verlängerung des ‚Sukhbaatar-Platzes‘ (seit kurzem: ‚Chinggis-Khaan-Platz‘) war bis 1990 eine unbebaute Grünfläche, die sich zum heiligen Berg ‚Bogd Khan‘ und dem ‚Tuul‘ öffnete. Ein Teil dieses Streifens war der ‚Children's Park‘ (mongolisch: Nairamdal Park, übersetzt eigentlich Freundschaftspark) – ein über 140 000 Quadratmeter großer öffentlicher Park mit Wegen, Brunnen und Spielgeräten zwischen ‚Peace Avenue‘ und ‚Narnii Road‘. Im Jahr 2005 wird das gesamte Areal des Children's Park mit einem hohen Trapezblechzaun umschlossen und damit der Öffentlichkeit unzugänglich gemacht – angeblich um ihn in einen „world class” Freizeitpark umzubauen. Die Stadtverwaltung beauftragt die ‚Bodi Group‘ mit der Sanierung des Parks. In den folgenden Jahren kursiert das Gerücht, das Areal sei an private Projektentwickler verkauft worden, doch von der Stadtverwaltung gibt es keine offizielle Stellungnahme. 2008 dringen Informationen an die Öffentlichkeit, dass die ‚MCS Group‘, die Bodi Group und zwei weitere Unternehmen Lizenzen für ehemalige Parkflächen erworben haben. Pläne von einem 33-geschossigen ‚ShangriLa‘ Hotel, einer Shoppingmall und Sporteinrichten auf dem Gelände des alten Children's Park kursieren im Internet. Als Reaktion darauf initiiert der amerikanische Journalist Michael Kohn, der seit Mitte der 1990er Jahre über die (illegale) Privatisierung von Land in Ulaanbaatar berichtet, eine Onlinepetition mit der Forderung, den gesamten Park als öffentliche Fläche zu erhalten. Im Jahr 2011 eröffnet der neue Freizeitpark unter dem Namen ‚National Amusement Park‘. Das Areal des Freizeitparks liegt am südöstlichen Zipfel des Children's Parks und ist nur

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noch 16 000 Quadratmeter groß, 11,4 Prozent der ursprünglichen Größe. Die Attraktionen des Parkes sind ein Riesenrad, eine Einspurbahn, ein, von einem künstlichen See umgebenes, Märchenschloss, ein Kettenkarussell, ein Bowlingcenter und zahlreiche Restaurants. Der reine Eintrittspreis beträgt 1000 Tugrik, für jedes Fahrgeschäft ist ein zusätzlicher Tarif zu zahlen. Die verbleibenden 134 000 Quadratmeter des Children's Parks bleiben eingezäunt. Hinter den Zäunen beginnt auf dem nördlichen Areal der Bau eines Shangri-La Komplexes mit Hotel, Luxuswohnungen und Gewerbeeinheiten auf einer Fläche von 6500 Quadratmetern. Ein Jahr später wird die Legalität einer Bebauung mit kommerziellen Nutzungen auf dem, ehemals öffentlichen, Children's Parks in mehreren Fernsehdebatten und auf Pressekonferenzen in Frage gestellt. Sowohl die MCS Group als auch die Bodi Group beharren während einer vom Fernsehen übertragenen Debatte darauf, dass sie die Lizenzen für den Children's Park legal   Korruption  erworben hätten. Dazu Munkhbat Ayush, Präsidentin der ‚Mongolian Youth Federation‘, die viele der Debatten initiiert hat: „They have all the documents to show it's legal, but logically it's completely illegal.“ Im August 2013 eröffnet die langerwartete neue Achterbahn ‚Twisted Rocket‘ im National Amusement Park. Sie ist mit ihren vierzig Metern Höhe die erste ihrer Art in der Mongolei und aus China importiert. Zeitgleich wird das Eintrittssystem des Parks auf einen Pauschaltarif umgestellt, Erwachsene zahlen nun 20 000 Tugrik für eine Tageskarte, Kinder 15 000 Tugrik. Der ‚National Amusement Park of Mongolia‘ hat auf Facebook 42 918 Likes und 42 241 Personen geben an, ihn schon besucht zu haben. Der Rest des Children's Park ist Ende 2013 noch immer von Bauzäunen umgeben. Drei Großbaustellen befinden sich auf dem brachliegenden Areal, auf dem auch einige Pfandsammler Unterschlupf gefunden haben. (DM)

Bodi Group Bogd Khan Uul Immobilienblase MCS Holding Süden Wellblech

Children's Park: Pfandsammler auf der heute brachliegenden Grünfläche des Children's Park; dahinter die Achterbahn im ‚National Amusement Park‘ und der Rohbau des High-End-Projektes ‚The Olympic Residence‘.

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China Die konfliktreiche Beziehung zwischen China und der Mongolei hat eine lange Tradition. Zu Zeiten Chinggis Khaans bauten die Chinesen die Chinesische Mauer, um sich vor den mongolischen Reitervölkern zu schützen. 1616 kamen die Mandschu (Qing-Dynastie) in Peking an die Macht, die dann im Zuge von Eroberungen auch das Gebiet der Mongolen besetzten. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts konnte sich die Mongolei von den chinesischen Besetzern befreien – mit der Hilfe des zweiten großen Nachbarn Russland. 1949 kannte China offiziell die Souveränität der Mongolei an. Seitdem beginnen sich die Beziehungen zwischen den zwei Nachbarländern zu verbessern. Ein gutes Verhältnis zu China ist heute für die Mongolei gerade im Hinblick auf den Außenhandel von entscheidender Bedeutung: Der gegenwärtig einzig nutzbare Weg zum Meer führt über den chinesischen Hafen Tianjin. China ist der bei weitem wichtigste Handelspartner der Mongolei. 2012 gingen 92 Prozent der mongolischen Exporte nach China, 31 Prozent der mongolischen Importe kommen aus China. China zeigt großes Interesse an Direktinvestitionen im mongolischen Bergwerksektor. Viele Rohstoffe gelangen direkt über die eigens dafür von den Chinesen gebauten Straßen nach China. Es gibt Bestrebungen das chinesische Zentrum für Stahlindustrie, ‚Bayan Obo‘, über eine Zugstrecke mit der mongolischen Gold-und Kupfermine ‚Oyu Tolgoi‘ und der Kohlemine ‚Tavan Tolgoi‘   Kohle zu verbinden. Zahlreiche chinesische Arbeitskräfte werden in der mongolischen Bauwirtschaft und im Bergbausektor beschäftigt, die Tendenz ist steigend. Innerhalb der mongolischen Gesellschaft herrscht eine grundsätzliche Überfremdungsangst, vor allem seit dem wachsenden Interesse ausländischer Länder und Unternehmen an den Rohstoffen der Mongolei. Insbesondere gegenüber dem riesigen Nachbarland China ist ein Großteil der Bevölkerung misstrauisch, sicherlich auch vor dem Hintergrund jahrhundertelanger Besetzung durch die damalige Qing-Dynastie: Von Baustellenstreitigkeiten zwischen chinesischen und mongolischen Bauarbeitern bis hin zu Vorwürfen der Pseudohochzeit chinesischer Staatsbürger mit Mongolinnen gehen

die Ressentiments. Auch unter Politikern und Beamten ist es populär, sich in öffentlichen Ansprachen von China zu distanzieren, wenngleich sie um die Abhängigkeit der mongolischen Wirtschaft von China wissen. (DH)

Innere Mongolei Russland

Chinggis Bond ‚Chinggis Bond‘ ist der Name einer Staatsanleihe, welche die mongolische Regierung 2012 lanciert und an ausländische Unternehmer verkauft hat. Die Staatsanleihe beträgt umgerechnet insgesamt 1,1 Milliarden Euro und soll in den Aufbau der landeseigenen Wirtschaft investiert werden. Die Nachfrage überstieg das Angebot um ein Zehnfaches. Daher soll der Chinggis Bond in der Zukunft auf 3,6 Milliarden Euro aufgestockt werden. Der Chinggis Bond ist die erste Staatsanleihe in der mongolischen Geschichte. Wirtschaftsexperten kritisieren, dass die Staatsanleihe verfrüht lanciert wurde, da die mongolische Regierung bis dato abgesehen von groben Projektzuweisungen noch nicht im Detail geklärt hat, wie das Geld eingesetzt werden soll. Diese Unsicherheit verzögert den Ausbau der Wirtschaft und damit die Rückzahlung der Anleihen. Die Staatsanleihe wurde von lokalen Medien ‚Chinggis‘ Bond getauft. Das Geld soll nicht für Budgetdefizite oder die Wohlfahrt, sondern ausschließlich für großmaßstäbliche Infrastukturprojekte wie neue Eisenbahnstrecken, Wohnungsbau und für eine hochtechnisierte Bergbauindustrie eingesetzt werden. In folgende Projekte soll in Zukunft mit Hilfe des Chinggis Bonds investiert werden: • 230 Millionen Euro ‚Road Project‘ (Straßenbau) • 145 Millionen Euro ‚New Railway Project‘ (Ausbau des Schienennetzes) • 145 Millionen Euro ‚Street Project‘ (Straßenbau im Stadt zentrum Ulaanbaatars, in den Ger-Siedlungen und überre gionale Autobahnen) • 81 Millionen Euro Umsiedlung der Ger-Siedlungen und

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Bau neuer Wohnanlagen in Ulaanbaatar 50 Millionen Euro Kaschmir-Industrie 36 Millionen Euro ‚Tavan Tolgoi-Kraftwerk‘ 32 Millionen Euro Wollverarbeitung 20 Millionen Euro Herstellung von Milch und Produkten des täglichen Bedarfs • 13 Millionen Euro Gewächshäuser in Ulaanbaatar und den regionalen Zentren der Mongolei • 10 Millionen Euro ‚Construction Plant‘ • 10 Millionen Euro Nähindustrie (DH) • • • •



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Chinggis Khaan Straßennetz

Chinggis Kha an Chinggis Khaan war im 13. Jahrhundert der erste Großkhan der Mongolen. Geboren als Temujin, wurde er später mit dem Titel ‚Chinggis Khaan‘ (= ‚Herrscher zwischen den Weltmeeren‘ oder ‚Herrscher der edlen Reiter‘) ausgezeichnet. Er vereinte als erster die Mongolischen Stämme und eroberte weite Teile Zentralasiens und Nordchinas, im Osten bis an das Japanische Meer, im Westen bis an das Kaspische Meer. Das Mongolische Reich war unter Chinggis Khan und seinen Nachfolgern der größte zusammenhängende Herrschaftbereich der Weltgeschichte. Um das Mongolische Reich zu verwalten, ließ Chinggis Khaan eine eigene – die erste mongolische – Schrift entwickeln und setzte schriftliche und für alle verbindliche Gesetze durch. Nach seinem Tod wurde das Reich unter seinen Söhnen aufgeteilt und noch weiter vergrößert, fiel aber zwei Generationen später wieder auseinander. Im Jahr 1220 ließ Chinggis Khaan sich am Ufer des ‚Orchon‘ eine Residenz bauen, aus der sich später Karakorum, die erste mongolische Stadt, entwickelt hat. Während der Mongolischen Volksrepublik war die Verehrung Chinggis Khans zwar nicht verboten, wurde aber stark unterdrückt. Die Rolle des Nationalhelden sollte hier der 1923 ermordete Revolutionär und Vater des unabhängigen mongolischen Staates, Sukhbaatar übernehmen. Chinggis

Chinggis Khaan: Portrait Chinggis Khaans auf einem Ausläufer des ‚Bogd Khan Uul‘

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Khaan tauchte zwar in allen Schulbüchern auf, wurde aber überwiegend als reaktionäre Figur dargestellt, die „Produktivkräfte während seiner Eroberungszüge vernichtete und einen feudalen Staat errichtete.“ Nach der politischen Wende ist das nationale Bewusstsein in der Mongolei erstarkt. Es kommt zu einer kultartigen Rückbesinnung auf die Figur Chinggis Khans als Vater des Mongolischen Staates. Zu den Feierlichkeiten des 800. Jahrestages des Mongolischen Staates entsteht ein, aus Steinen gelegtes, überdimensionales Portrait Chinggis Khaans an einem, von der Stadt aus sichtbaren Berghang des ‚Bogd Khan Uul‘. Im selben Jahr wird das Regierungsgebäude um ein vorgesetztes Kolonnaden-Monument erweitert, in dem mittig ein mehrere Meter großes, bronzenes Abbild Chinggis Khaans sitzt. Höhepunkt dieser neuen Erinnerungskultur ist ein monumentales Reiterstandbild des Nationalhelden, das zwei Jahre später außerhalb von Ulaanbaatar eingeweiht wird. 2014 eröffnet in Ulaanbaatar das Wachsfigurenkabinett ‚Chinggis Wax‘, hier sind dreizehn Wachsfiguren, die die Ära Chinggis Khaans nachstellen, ausgestellt. Mit dem Namen des Nationalhelden sind in Ulaanbaatar inzwischen auch mehr als zwanzig Restaurants, mehrere Nachtklubs und zwei Hotels benannt. Auch eine der Magistralen wurde in ‚Chinggis Avenue‘ umbenannt; ebenso der Flughafen der Stadt, der jetzt ‚Chinggis Khaan International Airport‘ heißt. Das Konterfei Chinggis Khaans ziert mongolische Briefmarken und Geldscheine (500 Tugrik, 1000 Tugrik, 5000 Tugrik, 10 000 Tugrik, 20 000 Tugrik) außerdem werden Wodka, Bier und Zigaretten unter dem Namen des Nationalhelden vermarktet. Im Mai 2013 präsentieren D. Ganbat und G. Bayarsaikhan, Mitglieder des Parlamentes, einen Gesetzentwurf, der sowohl den Missbrauch Chinggis Khaans verhindern als auch seine Rolle als Nationalheld stärken soll: „The possibillities to use Chinggis khaan's name and portrait is open but commercial products and packages that use the great conqueror's name and image are populary seen in streets as trash. Unfortunately this is in disregard of National pride and insults the historical man. Therefore we need to initiate a draft law in a bid to use

the name poperty, limit commercial use and hold it as a form of National pride openly for Mongolians.“ Im Juli 2013 beschließt das Präsidium der Stadtverordnetenversammlung die Umbenennung des ‚Sukhbaatar-Platzes‘ in ‚Chinggis Khaan-Platz‘. In einer Begründung heißt es: „Establisher of the Mongol Empire, whose name has been commemorated for eight consecutive centuries, Chinggis Khaan is the idol and pride of all Mongolians. Therefore, the majority of the City Council members have agreed to change the name of the central square of Ulaanbaatar City in honor of the Grand Khaan. By the many requests made by scientific research organizations, researchers, citiziens, and NGO's to the City Council, we have decided to rename the square as homage to our pride and glory Chinggis Khaan.“ Die Umbenennung des zentralen und wichtigsten Platzes der Stadt wird von Politikern, Wissenschaftlern und Teilen der Bevölkerung scharf kritisiert: Die einseitige Geschichtsschreibung führe zu einer Verdrängung wichtiger mongolischer Persönlichkeiten – in diesem Falle des Revolutionsführer Sukhbaatar   Damdinii Sukhbaatar, dem „Vater des unabhängigen mongolischen Staates.“ (DM)

Bogd Khan Uul Flughafen Geschichtsschreibung Sukhbaatar-Platz Tugrik

35 Khor loogiin Choibalsan Khorloogiin Choibalsan war der kommunistische Führer der Mongolischen Volksrepublik von 1932 bis zu seinem Tod 1952 und Anführer der Revolution von 1921, in der sich die Mongolei mit Hilfe der Sowjetunion von China ablöste und ihre politische Unabhängigkeit erlangte. Während seiner Regierungszeit hatte er das Amt des Staatspräsidenten sowie das Amt des Regierungschefs inne und dominierte auf diese Weise die Politik des Landes. Choibalsan war ein Anhänger des sowjetischen Diktators Josef Stalin und folgte dessen politischen

Direktiven. Außerdem war er das Zentrum eines Personenkultes, der dem um Josef Stalins ähnlich war. Die Herrschaft von Choibalsan gilt als die tyrannischste Phase der modernen mongolischen Geschichte. Unter seiner Führung wurden ca. 30 000 Menschen getötet, darunter vor allem buddhistische Mönche und Regimegegner. Nach seinem Tod wurde Choibalsans Leichnam von den Experten des Lenin-Mausoleums in Moskau konserviert. Nach der Überführung nach Ulaanbaatar 1952 wurde er dort gemeinsam mit dem Gebeinen Sukhbaatars in einem Mausoleum auf dem ‚Sukhbaatar-Platz‘ beigesetzt. Das Ansehen Choibalsans ist in der heutigen Mongolei umstritten. Manche sehen in ihm immer noch den Helden der mongolischen Unabhängigkeit, andere verurteilen ihn für die Säuberungen in den 1930er Jahren. Häufig wird Choibalsan als Marionette Stalins betrachtet, und so von der Verantwortlichkeit für die Säuberungsaktionen zumindest teilweise freigesprochen. Bis heute trägt die ostmongolische Stadt Choibalsan den Namen des Politikers und vor dem Gebäude der ‚National University of Mongolia‘ steht ein ihm gewidmetes Denkmal. (DH)

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China Russland Damdinii Sukhbaatar Sukhbaatar-Platz

Chr istentum Das Christentum spielt in der Geschichte der Mongolei keine bedeutende Rolle. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es zu verstärkten Missionierungsbemühungen durch europäische und amerikanische Priester, jedoch wurden die Missionare bei der Machtübernahme durch die Sowjets deportiert. Das Ende des Sozialismus bedeutete auch die Rückkehr der Missionare, speziell denjenigen evangelischer Glaubensgemeinschaften. Als Dachorganisationen fungiert heute die ‚Mongolische Evangelische Allianz‘ und ein mit dem Weltkirchenrat verbundener Nationaler Kirchenrat. Von höchstens vierzig Christen im Jahr 1990 ist die Zahl zuletzt auf ca. 50 000 gestiegen.

Die Mongolische Evangelische Allianz rechnet damit, dass der Anteil der Christen bis zum Jahre 2020 auf zehn Prozent der rund drei Millionen Mongolen steigen wird, denn das Christentum wird in der Mongolei häufig mit einem hohen Lebensstandard nach westlichem Vorbild assoziiert. (DH)

Buddhismus

Coca-Col a Die Marke ‚Coca-Cola‘ ist in Ulaanbaatar allgegenwärtig. Neben einer Vielzahl von Werbeschildern und Leuchtreklamen, die auf Kioske und kleine Einkaufsmöglichkeiten aufmerksam machen sollen, gibt es seit 2012 auch einen ‚Coca-Cola Happiness Center'. Hier können sich Kinder und Jugendliche in rot-weißen Räumen treffen, Tischfußball spielen, Hausaufgaben erledigen, und natürlich eines der vielen Getränke konsumieren, die Coca-Cola in der Mongolei vertreibt (Coca-Cola, Coca-Cola Light, Coca-Cola Zero, Sprite, Fanta, Fuze Tea, Minute Maid, Schweppes, Bonaqua, burn, Da!). Seit 2001 besitzt die Mongolei ihren eigenen Abfüllbetrieb, so dass der Konsum von Coca-Cola von vier Getränken in 2002 auf 67 Getränke in 2008 pro Kopf geklettert ist. Die ‚Coca-Cola Company‘ ist in der Mongolei durch den mongolischen Abfüllbetrieb und Investment-Riesen ‚MCS Group‘ vertreten. Dass die MCS Group in die Verbesserung der Infrastrukturen und in Immobilien investiert und zusätzlich eine große Anzahl an Arbeitsplätzen bereitstellt kommt dem Coca-Cola Konzern zu Gute: Als das Gesicht der MSC Group wird die Coca-Cola Company allseits geschätzt und als ‚Corporate Citizen‘ respektiert. (DH)

Coladosen-Überdachung MCS Holding Werbung

Col adosen-Über dachung 2013 wurde die baufällig gewordene Überdachung der bei-

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den Eingänge der Straßenunterführung in der ‚Peace Avenue‘ durch die ‚MCS Company‘, offizieller Vertreter der ‚Coca-Cola-Company‘ in der Mongolei, instandgesetzt und zugleich in eine Werbefläche für Coca-Cola umgewandelt: Die flachen, transparenten Dachkonstruktionen des Eingangs in die Unterführung wurden durch zwei Überdachungen in Form von längs halbierten Coladosen ersetzt. Da der Stadtverwaltung finanzielle Mittel fehlen, um Infrastrukturen, Grünflächen und Spielplätze instand zu halten oder neu zu bauen, werden vieler solcher Aufträge an private Unternehmen abgegeben. Die Unterführung in der ‚Peace Avenue‘ ist eine von insgesamt fünf Unterführungen in ganz Ulaanbaatar und wurde in den 1980er Jahren errichtet. (DH)

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Coca-Cola MCS Holding Werbung

Copy-Paste I Das Kopieren architektonischer Vorbilder aus der Stadt in leicht abgeändeter Form für einen anderen Ort ist in Ulaanbaatar eine beliebte Strategie privater Bauherren. Häufig wird ‚Copy-Paste‘ nur auf einzelne bauliche Elemente oder Ornamente   Symbolik  angewendet. Ein Beispiel hierfür sind die Formen von ‚Pyramide‘ und ‚Kugel‘ als nachträglich hinzugefügte Eingangsbauten. Dieses Paradebeispiel befindet sich an einem schmalen, aus der sozialistischen Planung stammenden, Bürogebäude in der ‚Olympic Street‘: Zwei mit Spiegelglas verkleidete Baukörper – einer in Form einer Pyramide, einer in Form einer Kugel – stehen hier in unmittelbarer Nähe zueinander, sind aber weder zur gleichen Zeit noch von demselben Bauherrn gebaut worden. Ein weiteres Beispiel sind die Ziergiebel der in den 1950er Jahren im Zentrum der Stadt erbauten repräsentativen mehrstöckigen Wohngebäude: Sie lassen sich heute aus Backstein gemauert, aus Metall geschweißt oder aus Plastik auf den Dächern von Karaokebars, Einfamilienhäusern, Supermärkten und Wohntürmen wiederfinden. (DM)

Coladosen-überdachung: Die Coladosen-Überdachung an der ‚Peace-Avenue‘, im Hintergrund sozialistische Blockrandbebauung



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Copy-Paste II Selbstbau

Copy-Paste II Das Kopieren architektonischer Vorbilder aus dem Ausland um sie in abgeänderter Form in Ulaanbaatar zu realisieren ist eine beliebte Strategie von Investoren. Im Jahr 2011 wurde eine Nachahmung des in Dubai stehenden ‚Burj Al Arab‘ mit dem Namen ‚Blue Sky Tower‘ fertiggestellt. Das Gebäude steht am südlichen Ende des zentralen Sukhbaatar-Platzes und imitiert unter anderem die prägnante Segelform und die verspiegelte Fassade seines Vorbilds. Mit der ‚Selbe Town‘ wird 2004 nicht nur eine der ersten geschlossenen Wohnanlagen in Ulaanbaatar gebaut und damit das Konzept der Gated Community importiert sondern auch auf eine amerikanische Formsprache Bezug genommen: In der Anlage stehen ausschließlich zweistöckige Reihenhäuser mit überdachten Veranden, Giebeldächern aus Plastikziegeln und pastellfarbenen Fertigteilfassaden. Das 2012 fertiggestellte Projekt ‚Viva City‘   Best Development of the Capital  der ‚MCS Company‘ ist nicht nur in seiner Namensgebung, sondern auch in seiner städtebaulichen Setzung ein Loblied auf die europäische Altstadt: Hier reihen sich 64 typengleiche, einzig in Länge und Fassadenanstrich variierende Gebäude in drei Zeilen aneinander und suggerieren so eine europäische, städtische Dichte. Verstärkt wird der Eindruck einer innerstädtischen Situation durch Bänke, Brunnen, Zebrastreifen und die durchgängige Belegung des Erdgeschosses mit Gewerbeflächen – inklusive Nachahmungen von Londoner Pubs. (DM)

Blue Sky Tower Brauhaus Copy-Paste I Resort Selbstbau Viva City

Copy-Paste I: Geometrische Idealformen als Eingangsgebäude in der ‚Olympic Street‘

Deel Der Deel ist seit Jahrhunderten das traditionelle Kleidungsstück der Mongolen und anderer nomadischer Völker in Zentralasien. Der Deel ist mantelartig, reicht bis zu den Waden und hat oft überlange Ärmel, die umgeschlagen und bei Kälte schützend über die Hände gelegt werden können. Er wird über der Kleidung getragen und nur am Kragen und an der rechten Seite zugeknöpft um anschließend mit einer langen Stoff- oder Lederschärpe, der bis zu sieben Meter langen Bus, zusammengewickelt zu werden. Zwischen Kragen und Gürtel bildet sich so eine große innenliegende Tasche. Der Deel ist ein multifunktionales Kleidungsstück, das an den nomadischen Alltag angepasst ist: Er schützt vor Kälte, kann zum Reiten getragen werden und auch als Decke dienen. Ein Deel kann aus Baumwolle, Seide, Wolle   Schaf  oder Brokat gefertigt sein. Für besondere Zeremonien wie Hochzeiten oder Feiertage werden in der Regel andere Deels als im Alltag getragen. Sowohl Männer als auch Frauen tragen den Deel, abhängig von Kultur und ethnischer Zugehörigkeit, in vielen unterschiedlichen Varianten. Das Aussehen und die Beschaffenheit eines Deels lässt somit Rückschlüsse auf die ethnische Herkunft und den sozialen Stand des Trägers zu. Im städtischen Raum wird der Deel heutzutage nur noch selten im Alltag getragen – meist wird er nur noch zu festlichen Anlässen angelegt. Die Bezeichnung Deel wird in der Mongolei heute auch für andere, westliche Wintermäntel verwendet: Nehii deel bezeichnet zum Beispiel einen Pelzmantel. (DM) 42 Dichte In der postsozalistischen Stadt sowie in den Stadterweiterungsgebieten Ulaanbaatars ist die Bevölkerungsdichte deutlich höher als in den Ger-Siedlungen. Während in den Plattenbauvierteln 9337 Personen pro Quadratkilometer leben, sind dies in den Ger-Siedlungen nur 212 Personen pro Quadratkilometer. Diese Bevölkerungsdichte schlägt sich auch in der Bebauungsdichte bzw. in der Geschossflächenzahl nieder. Ein durchschnittlich dicht bebautes Grundstück

Deel: Mutter und Tochter im festlichen Deel, Tsagaan Sar 2013

in einer Ger-Siedlung hat eine Geschossflächenzahl von 0,4, wohingegen ‚Rapid Kharsh Town‘, eine 2011 erbaute Anlage mit mehreren Wohntürme in Zentrumsnähe, eine Geschossflächenzahl von 4,5 aufweist! Dies deutet zum Einen auf den hohen Flächenkonsum der Siedlungsform der, sich nahezu ausnahmslos horizontal ausbreitenden, Ger-Siedlungen hin und zum Anderen auf eine extrem dichte Bebauung innerhalb der nach 1990 neu entstandenen Wohnanlagen. Die Geschossflächenzahl (GFZ) bezeichnet in der deutschen Baunutzungsverordnung eine Größe, welche die Intensität der Nutzung einer Fläche widerspiegelt. Sie gibt an, wie viel Quadratmeter Geschossfläche je Quadratmeter Grundstücksfläche vorhanden sind und berechnet sich nach den Außenmaßen aller Vollgeschosse der Gebäude (vgl. § 20 Abs. 2 und 3 BauNVO). Die Bevölkerungsdichte ist die mittlere Anzahl der Einwohner pro Fläche für ein bestimmtes Gebiet.

Forschungsinstitut ergänzt werden, das erstmalig ein systematisches Verzeichnis sämtlicher auf mongolischem Boden gefundenen Saurierfunde erstellen soll. Die Ministerin für Kultur, Sport und Tourismus, T. Oyungerel, zur Begründung der Eröffnung eines Dinosaurier-Museums: „Mongolia has been sending dinosaur exhibits abroad for 20 years, while not having a museum at home. We have wonderful dinosaur heritage but people are not aware of it.“ Das dem Leben und Wirken Lenins gewidmete Museumsgebäude wurde 1980 mit staatlicher Finanzierung erbaut. Seit 1990 wird das Gebäude von der ‚Mongolian People's Party‘ und einem Kinounternehmen genutzt. (DM)

Geschichtsschreibung Lenin-Statue

(DH)



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Bauordnung Rapid Kharsh Town

Dinosaur ier Der südliche Teil der Wüste ‚Gobi‘ in der Mongolei gilt nach Nordamerika als einer der größten Fundorte von Dinosaurierfossilien der Welt. Seit Anfang der 1920er Jahre wurden hier spektakuläre Funde gemacht. Die meisten der Funde auf mongolischem Boden, darunter viele komplett erhaltene Skelette, wurden zu Ausstellungszwecken ins Ausland verliehen oder aus dem Land geschmuggelt. Im Jahr 2013 wird die Umwandlung des ehemaligen ‚Lenin-Museums‘ am ‚Liberty Square‘ in ein ‚Central Museum of Dinosaur‘ beschlossen. Unter anderem soll hier ein 70 Millionen Jahre altes Tyrannosaurus baatar-Skelett ausgestellt werden, das auf dem Schwarzmarkt in New York aufgetaucht war und anschließend in die Mongolei zurückgeführt wurde. Auch Teile der Dinosauriersammlung des seit 2013 geschlossenen ‚Mongolian Natural History Museums‘, sollen hier gezeigt werden. Außerdem soll das Museum soll um ein

Dunjingar av Shopping Center Im Frühling 2013 sollte das im Süden der Stadt liegende ‚Dunjingarav Shopping Center‘ mit einer überdachten Verkaufsfläche von 260 000 Quadratmetern offiziell eröffnen. In dem Einkaufszentrum, zu dem mehrere tausend Stellplätze gehören, sollten eine Vielzahl von Einzelhändlern in containerartigen Verkaufsständen sowohl Lebensmittel als auch andere Waren anbieten. Noch vor der Eröffnung – das Gebäude und der Parkplatz waren schon fertiggestellt – beschließt die Stadtverwaltung Ulaanbaatar die Landbesitz-Lizenz aufzulösen und kündigt den Abriss des Gebäudes an: Das Einkaufszentrum sei innerhalb eines Wasserschutzgebietes und auf einem Trinkwasserreservoir gebaut worden. Der Besitzer des Dunjingarav Shopping Centers geht gegen diese Entscheidung an und behauptet, dass der Gebäudekomplex in ausreichender Entfernung zu dem Trinkwasserreservoir gebaut worden und der Abriss des privaten Eigentums daher rechtswidrig sei. Das Einkaufszentrum eröffnet im Mai 2013 trotz unklarer Rechtslage, jedoch sind nur wenige der, zur Vermietung angebotenen, Verkaufsstände belegt. Die, im Voraus groß angekündigte, ‚Dunjingarav Expo 2013‘ mit über 1000 Ausstellern findet nun in deut-

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lich kleinerem Rahmen statt. Im Oktober 2013 wird im Rahmen einer stadtweiten Überprüfung von Großmärkten und Handelszentren durch die zuständige Behörde der Stadtverwaltung die Rechtswidrigkeit des Dunjingarav Shopping Centers beschlossen. Im November 2013 finden mehrere Demonstrationen vor dem Gebäudekomplex statt. Sie werden von Nichtregierungsorganisationen angeführt, die bereits mehrfach Beschwerde gegen das Einkaufszentrum eingereicht hatten, da es in ihren Augen maßgeblich für die Boden- und Wasserverschmutzung in der unmittelbaren Umgebung verantwortlich ist. (DM)

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Bauordung Landgesetz

Dzuud In der mongolischen Sprache beschreibt der Begriff ‚Dzuud ‘ einen extrem harten Winter, der zu einem massiven Viehsterben führt. Ursache für das Sterben ist dabei überwiegend der Hungertod, teilweise auch der Tod durch Erfrieren. Die Wirtschaft der Mongolei ist nach wie vor abhängig von der nomadischen Viehwirtschaft   Viehzucht, so dass Dzuuds häufig nicht nur für die betroffenen Viehhalter fatale Folgen haben   Landf lucht, sondern auch gesamtwirtschaftliche Krisen (Wirtschaftskrisen und Nahrungsmittelengpässe) auslösen. Die Mongolen differenzieren zwischen verschiedenen Arten dieses Naturphänomens: Ein weißer Dzuud tritt auf, wenn überdurchschnittlich viel Schnee fällt, der das Gras für das Vieh unerreichbar macht und das Vieh verhungern lässt; ein schwarzer Dzuud entsteht, wenn der Schneefall ausbleibt und gleichzeitig extrem kalte Temperaturen herrschen, was zu lebensbedrohlicher Trockenheit führt; ein kalter Dzuud tritt auf, wenn die Temperaturen über mehrere Tage hinweg so gering sind, dass die Tiere ausschließlich damit beschäftigt ist, ihre Körpertemperatur zu halten anstatt zu grasen und so verhungern; ein eiserner Dzuud wird ausgelöst durch plötzlichen Regen, der an der Bodenoberfläche gefriert und die Tiere an der Nahrungsaufnahme hindert. Besonders gefährlich

Dunjingarav Shopping Center

ist ein Dzuud, wenn ihm eine Dürreperiode im Sommer vorausgeht. Extreme Trockenheit in den Sommermonaten verhindert, dass das Vieh gestärkt in den Winter geht und dass die Viehzüchter ausreichend Futterreserven für den Winter einlagern können. Dzuuds treten in der Mongolei unregelmäßig auf – seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen 1932 in einem durchschnittlichen Intervall von 7 Jahren. Zwischen 1999 und 2003 hat eine Folge von mehreren Dzuuds zu einem massiven Viehsterben geführt: Ungefähr 10 Millionen Tiere, das heißt fast 30 Prozent des gesamtmongolischen Tierbestandes sind in diesem Zeitraum erfroren. Auch im Winter 2009– 2010 gab es einen extremen weißen Dzuud, 85 Prozent der Landoberfläche waren monatelang mit einer Schneedecke von 20 - 60 cm bedeckt. Im Frühjahr 2010 verkündete die UNO, dass acht Millionen Tiere und damit 17 Prozent des gesamten mongolischen Viehbestandes, während des Dzuuds verendet sind. (DM)

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Ackerbau Nomadismus Viehbestand VIehzucht

Edelw eiSS In der Mongolei gibt es ein gewaltiges Vorkommen an Edelweiß. Ganze Wiesen in der Steppe sind mit verschiedenen Arten der Pflanze bedeckt, die hier auch die ‚ewige Blume‘ genannt wird. Der Brauch, ein Kopfkissen mit Edelweiß-Blüten auszustopfen soll gegen Kopfschmerzen helfen und für gute Träume sorgen. Die Edelweiß-Arten (Leontopodium) bilden eine Gattung in der Familie der Korbblütler und wachsen an sonnigen kalkreichen Rasenhängen, auf steinigen Wiesen, an Kalksteinfelsen sowie in Felsspalten von Gebirgen bis 2500 Metern. Eines der ersten nach der Wende in Ulaanbaatar eröffneten Hotels trägt den Namen ‚Edelweiss‘; es wurde 1997 in der ‚Chin Van G. Chagdarjav Street’ von einem ausgewanderten

Deutschen eröffnet und hat drei Sterne. (DM)

Edelweiss Residences Steppe

Edelw eiss R esidences Zwei Luxusapartments enthaltende Wohntürme mit dem Namen ‚Edelweiss Residences‘ sollen nördlich des ‚Edelweiss Hotel‘ gebaut werden. Der chinesische Investmentriese ‚Chuang's Konsortium‘ finanziert 54 Prozent des Bauvorhabens, das auf einem 5600 Quadratmeter großen Grundstück entstehen soll. „They are set to redefine Ulaanbaatar's skyline and the property market dynamics“, sagen Immobilienexperten aus Ulaanbaatar. (DH)



Edelweiß Immobilienblase

Eigenna men Als Eigennamen für Mädchen werden in der Mongolei gerne Begriffe aus der Natur verwendet: Altantuya (Goldenes Licht), Chimgee (Schmuck), Naraa (Sonne), Saraa (Mond), Sarantuya (Mondlicht), Suvdaa (Perle), Tsetsgee (Blume). Jungen hingegen werden häufig Baatar (Held), Bold (Stahl), Monhbat (Ewig Starker), Tsatsralt (Strahlender) oder Zorigt (Mutiger) genannt. (DM)

Namensgebung Damdinii Sukhbaatar

Encanto Par king Im Dezember 2013 eröffnet in einem neu entstandenen Wohnviertel im Bezirk Bayanzurkh das erste oberirdische und dabei mehrgeschossige Parkhaus Ulaanbaatars an der ‚Olympic Street‘. Das Parkhaus mit dem Namen ‚Encanto Parking‘ wird von einem privaten Unternehmen betrieben und bietet

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auf sieben Geschossen insgesamt 350 Stellplätze. Der Investor J. Ganbaatar wirbt, das Parkhaus sei nach internationalen Standards gebaut worden: „This garage fully meets fire prevention regulations with smoke and heat sensor systems, as well as sprinklers. It is designed with an air conditioning system, and equipment to block the outflow of circulating air and heat it to prevent the freezing of parked vehicles in winter in case the central heating system is damaged and stops heat distribution. Surveillance cameras and warning systems are installed. Two elevators in the garage are operational 24/7.“ Zielgruppe sind die Bewohner der näheren Umgebung die innerhalb der eigenen Wohnanlage keinen Stellplatz zur Verfügung haben. Ein drastischer Anstieg der in der Hauptstadt registrierten Autos hat zu einer starken Nachfrage nach beheizten Stellplätzen in der Stadt geführt – in Ulaanbaatar sind die Temperaturen besonders im Winter so tief, dass Autos ohne Schutzvorrichtungen regelmäßig komplett einfrieren. Die Anzahl der Autos der zukünftigen Bewohner und das Bereitstellen entsprechender Stellmöglichkeiten spielt bei der Planung von Wohnanlagen jedoch bis heute eine untergeordnete Rolle. (DM)

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Auto Tiefgarage

Er dbeben Die Mongolei befindet sich in einem Erdbeben-gefährdeten Gebiet. Grund dafür ist die Indisch-Australische Platte, die mit der Eurasischen Platte zusammenstößt. Das heftigste, registrierte Beben ereignete sich 1905 mit einer Stärke von 8,2 bis 8,7 auf der Richter-Skala Vier weitere Erdbeben zwischen 1931 und 1967 waren ähnlich stark. Die, von den Erdbeben verursachten, Erdspaltenhaben zur Folge, dass ganze Flussläufe austrocknen oder sich verlagern. Die Nomaden und ihre Herden stellt das vor ein großes Problem. Da die mongolische Bevölkerung sehr klein ist, haben die Erdbeben bis dato noch nicht zu größeren Katastrophen geführt. Mit dem enormen Wachstum der Hauptstadt Ulaan-

Encanto Parking: Das erste mehrgeschossige Parkhaus der Stadt.

baaatar der letzten Jahre steigt die Angst vor einem Erdbeben, das erhebliche Schäden für die Hauptstadt, die das alleinige demographische, wirtschaftliche und politische Zentrum des Landes ist, zur Folge haben könnte. Bis heute gibt es jedoch keine Bestimmungen zum erdbebensicheren Bauen in Ulaanbaatar. (DH)



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Tuul

Erosion Der Begriff Erosion (von lat. erodere) beschreibt in der Geologie die zerstörende Wirkung von fließendem Wasser, Eis und Wind an der Erdoberfläche. Als Bodenerosion bezeichnet man einen Vorgang, bei dem natürliche Erosionsmechanismen durch menschliche Landnutzung (Entfernung der schützenden Vegetation durch Überweidung oder Abholzung) zu einer übermäßigen flächenhaften Abtragung von Böden führen. Bodenerosion kann zur Bodenverarmung (Bodendegradation) bis hin zur Bodenzerstörung (Bodendevastierung) führen. In Ulaanbaatar ist dieses Phänomen vor allem in den am Hang liegenden Ger-Siedlungen präsent. In Verbindung mit den sommerlichen Starkregenfällen entstehen zwischen den Grundstücken tiefe Furchen, durch die das Regenwasser abfließt. Häufig werden bei Starkregen ganze Grundstücke angegriffen bzw. weggerissen. Die Zusammensetzung des Bodens erschwert zudem die Aufnahme von Wasser, so dass der Regen schlecht von der Erde absorbiert werden kann und daher über die Hänge hinweg herunterfließt. In den Erosionsrinnen lagern sich häufig mitgerissene Abfälle ab. Die Bewohner der Ger-Siedlungen nehmen diese Ablagerungen häufig zum Anlass, in diesen Rinnen noch mehr Abfall zu deponieren. (DH)

Ger Ger-Siedlung Kontinentalklima

Fast Food Die einzigen westlichen Fast-Food-Filialen der Stadt sind zwei Filialen von ‚Kentucky Fried Chicken‘ (KFC). Von der Eröffnung der ersten KFC-Filiale in der Mongolei am 29. Mai 2013 in der Chinggis Avenue wurde weltweit berichtet. Die Filiale ist mit einem zweiseitigen Drive-In, um sowohl Links- als auch Rechtslenker zu bedienen   Auto, ausgestattet. Die älteste mongolische Fast-Food-Kette trägt den Namen ‚Berlin Burger‘ und hat ihre erste Filiale 1996 eröffnet. Heute gehört die Kette zur ‚NOMIN Group‘, die acht ‚Berlin-Burger-Filialen‘ in der Stadt betreibt, in denen Burger, Pommes, Spaghetti, Pizza und Hot Pot angeboten werden. Unter jungen Mongolen angesagt ist das 2013 eröffnete Fast-Food-Restaurant ‚UB Kebap&Burger‘, das mit seiner Einrichtung mit roten Dinerbänken, schwarz-weiß karierten Bodenfliesen und Metalltischen stark an einen amerikanischen Diner erinnert und 24 Stunden, sieben Tage die Woche durchgehend geöffnet hat. Neben vielen kleinen Schnellrestaurants, in denen mongolische Küche angeboten wird, gibt es in Ulaanbaatar weitere Fast-Food-Ketten (‚Khaan Buuz‘, ‚Tse‘, ‚Mr. Pizza‘, ‚Mr. Chicken‘) die teilweise einen Lieferservice anbieten. (DM)

Medienlandschaft

Feuchttücher In den Regalen der Supermärkte von Ulaanbaatar reihen sich Feuchttücher unterschiedlicher Marken und Größen aneinander. Feuchttücher werden hier nicht nur für Kleinkinder eingekauft, sondern auch für den Eigenbedarf: Vor Allem weibliche Stadtbewohner tragen häufig ein Paket Feuchttücher in ihrer Handtasche mit sich. Feuchttücher dienen nicht nur zur regelmäßigen Reinigung der Hände, sondern werden auch verwendet um, durch zahlreiche unbefestige Straßen und Baustellen verstaubte, Schuhe und Kleidung vor dem Eintreffen auf der Arbeit und im Stadtzentrum abzuwischen. (DM)

Straßennetz

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Fleischkonsum Die traditionellen Erzeugnisse der mongolischen Landwirtschaft sind Milch, Fleisch und Wolle. Die mongolische Küche ist deshalb maßgeblich durch Milchprodukte, Fleisch (Schaf, Rind, Pferd) und Tierfette geprägt. Fleisch wird in Ulaanbaatar in Supermärkten, Markthallen und an mobilen Verkaufständen verkauft. Dabei wird das Fleisch meistens erst vor Ort und nach Kundenwunsch zerkleinert. Seit 1990 nimmt der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch in der Mongolei ab. Die letzten statistischen Erhebungen von 2000 (117,3 kg pro Kopf) und 2004 (74,4 kg) des Amtes für Statistik dokumentieren einen rapiden Abfall des Pro-KopfVerbrauchs in Ulaanbaatar. Grund dafür ist neben den gestiegenen Fleischpreisen auch eine sukzessive Veränderung der Ernährungsgewohnheiten   Vegetarismus . Während sich die ländliche Bevölkerung weiterhin überwiegend von selbsterzeugten tierischen Produkten ernährt, hat in den letzten Jahren besonders in Ulaanbaatar die Nachfrage an westlichen, weniger fleischlastigen Produkten zugenommen. (DM)

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Schaf Viehbestand Viehzucht

Flugh afen Der erste Flughafen der Mongolei wurde 1958 in Buyant Ukhaa, fünfzehn Kilometer südwestlich von Ulaanbaatar, eröffnet. Erst 1986 wurde ein Terminalgebäude angebaut, um den Flughafen auch für den internationalen Flugverkehr tauglich zu machen. Zwischen 1994 und 1997 wurde der Flughafen grundlegend saniert. Im Rahmen der Feierlichkeiten am 21. Dezember 2005 zum 800-jährigen Bestehen des Mongolischen Staates wurde der Flughafen in ‚Chinggis-Khaan-Airport‘ umbenannt. Im Mai 2008 wurde ein Vertrag zum Bau eines neuen Flughafens in Khushigt, fünfzig Kilometer südlich von Ulaanbaatar unterzeichnet; der Baubeginn erfolgt vier Jahre später. Auf einer eigens für den ‚New Ulaanbaatar International Airport‘

angelegten Facebook-Seite wird regelmäßig über den Baufortschritt berichtet. Der ‚New Ulaanbaatar International Airport‘ soll die Kapazitäten des alten Flughafens deutlich übertreffen. Innerhalb der letzten drei Jahre hatten sich die Anzahl der Flugpassagiere verdreifacht. Der ‚Chinggis-Khaan-Airport‘ liegt geografisch ungünstig, es kommt dort häufiger zu starken Winden, die den Flugverkehr behindern. Zeitgleich mit dem Bau des neuen Flughafens soll auch eine Stadt (Khushigt Valley) für 100.000 Bewohner in unmittelbarer Nähe entstehen. Der Anschluss dieser Satellitenstadt an die Hauptstadt soll durch eine Zugverbindung und eine ausgebaute Straße erfolgen. (DM)

Chinggis Khaan

Gated Communit y Die ‚Green House Town‘ wurde 2008 fertiggestellt und ist damit eine der älteren Gated Communities in Ulaanbaatar. Die geschlossene Wohnanlage besteht aus sieben identischen Einfamilienhäusern im Landhausstil mit hauseigener Garage und Terrasse sowie 16 minimal untereinander variierenden Mehrfamilienhäusern und einem viergeschossigen Wohngebäude und befindet sich südlich des Stadtzentrums unweit des Flusses ‚Tuul‘. Eine Gated Community, die erst im letzten Jahr entstanden ist, befindet sich in einer noch exklusiveren Wohnlage südlich des ‚Zaisan-Denkmals‘. Die Wohnanlage ist kleiner, aber es gibt ebenso eine Kombination aus uniformen Ein- und Mehrfamilienhäusern mit Dachgiebel, Garage usw.. Im Unterschied zu Green House Town gibt es hier eine aufwendig gestaltete Außenanlage mit Blumenbeeten und einem Brunnen. Als Gated Communities werden im Allgemeinen eingezäunte Wohnquartiere mit kontrolliertem Zugang und privatisiertem öffentlichen Raum bezeichnet. Mit der politischen und gesellschaftlichen Wende von 1990 in der Mongolei sind wenige Jahre später die ersten Gated Communites in Ulaanbaatar errichtet worden. Heute gibt es mehr als zwanzig Gated

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Communities in Ulaanbaatar. Die meisten von ihnen befinden sich im Bezirk Khan Uul südlich des Zentrums. Alle Gated Communities sind zwar umzäunt, oft ohne Zugangskontrolle und somit für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Gegensatz zu den Gated Communities in den USA, Mittel- und Südamerika stellen sie keine Abgrenzung aus Angst vor kriminellen und gewalttätigen Übergriffen dar, sondern sind vielmehr ein Zeichen von Reichtum und der bewussten Abgrenzen von ärmeren Gesellschaftsschichten. In den Namen der Gated Communities von Ulaanbaatar tauchen häufig Begriffe wie ‚grün‘, ‚Garten‘ oder ‚Natur‘ auf. Fast alle Gated Communities werden als ‚Town‘ bezeichnet. Die Namensgebungen sind vermutlich Importe. Der Begriff ‚Town‘ wird in der Mongolei mit Urbanität verbunden und ist daher innerhalb der städtischen Bevölkerung positiv behaftet. Einige Gated Communities in Ulaanbaatar: Blue Sky Town, Green House Town, Green Villa, Jargalan Town, Luxury Zaisan Village, Marshall Town, Orange Town, Orchlon Town, Orgil Town, Royal Garden Villa, Seoul Royal County, Star Apartments. (DH)

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Gated Community: Zehn uniforme Mehrfamilienhäuser in einer abgeschlossenen Wohnanlage am Fuße des Zaisan-Denkmals

Immobilienblase Möblierung

Ger Das Ger ist das traditionelle Zelt der Nomaden in West- und Zentralasien. Es besteht aus mehreren, schulterhohen Scherengittern, die die Wand des Gers ausbilden. Der Dachkranz wird durch zwei hohe Pfosten getragen. Neben der Öffnung in der Decke für den Austritt des Ofenrohres ist die Tür die einzige Öffnung. Alle Elemente werden ausschließlich mit Hilfe von Seilen miteinander verbunden. Filzdecken aus Schafswolle   Schaf, welche um die Außenwand und das Dach gelegt werden, schützen die Bewohner vor Kälte, während ein darüber liegendes wasserabweisendes Segeltuch den Eintritt von Feuchtigkeit verhindert. Zwei breite, meistens blaue Bänder halten die einzelnen Stoffschichten zusammen und werden von Tür zu Tür einmal um das Ger gelegt. Zwei Menschen

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Gated Community: ‚Green House Town‘ mit Einfamilienhäusern mit grünen Dächern im Vordergrund und Mehrfamilienhäusern mit braunen Dächern im Hintergrund.

können ein Ger innerhalb von einer Stunde aufbauen. Das Ger hat keine feste Verankerung im Boden. Im Gegensatz zum kasachischen Ger ist das mongolische flacher, besitzt niedrigere Seitenwände und die Dachstangen steigen weniger steil zur Krone auf. (DH)

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Ger-Siedlung Kontinentalklima Nomadismus Steppe Süden Viehzucht

Ger Ca mp Mit ‚Ger Camp‘ werden in der Mongolei Anlagen auf dem Land genannt, die aus mehreren Gers bestehen, bewirtschaftet sind und der Erholung dienen. Die Anordnung der einzelnen Gers innerhalb einer Anlage folgt meist einem geometrischen System, wobei die Gers häufig auf betonierten Fundamenten stehen. In einigen Ger Camps gibt es auch Nachbildungen traditioneller Gers, die aus Betonsteinen gemauert und mit Plastikdach und aufgesetztem Dachfenster versehen sind. Die Idee des Ger Camp ist Mitte der 1990er Jahre als Reaktion auf die wachsende Zahl an Touristen in der Mongolei entstanden und stellte zunächst einen zusätzlichen Verdienst für nomadisch lebende Viehzüchter dar. Inzwischen leben die meisten Ger Camp-Betreiber ausschließlich vom Tourismus. Zahlreiche Ger Camps befinden sich in unmittelbarer Umgebung von Ulaanbaatar, in Nationalparks und in der Nähe von touristischen Sehenswürdigkeiten   Reiterstandbild . Seit einigen Jahren erfreut sich das Ger Camp auch bei den Bewohnern Ulaanbaatars immer größerer Beliebtheit. (DM)

Ger Chinggis Khaan

Ger: Zusammenbau eines Gers: Möbel werden vor Aufstellen der Seitenwände und des Daches im Ger aufgebaut, da sie nicht durch die niedrige Eingangstür passen.

Ger: Dachkranz (toono), 2 Dachstangen (uni), 3 Scherengitter (chana), 4 Tür (chaalga), 5 Pfosten (hagana), 6 Holzboden (schal), 7 Dachbedeckung aus Filz (esgii), Baumwolltuch (dotuur burees) und einem wasserdichtem Stoff (brezent), 8 Wandvorhänge (chöschig), 9 Abdeckung für den Dachkranz (örch), 10 Seile um die Wandvorhänge zusammenzuhalten (goschlon)

Ger-Erw eiterung Der maximal vier Quadratmeter große Anbau, meist aus Holz und Metall gebaut, wird in den Wintermonaten unmittelbar vor die Tür des Gers gesetzt. Zwischen Innen- und Außenraum entsteht so ein Zwischenraum, der das direkte Eindringen kalter Luft in den Innenraum verhindert und zugleich als Lagerraum dient. Die Erweiterung wird zu Beginn des Sommers wieder abgebaut und das Material bis zum erneuten Aufbau im nächsten Winter auf dem Grundstück zwischengelagert. Der Vorbau als Element wurde mit der zunehmenden Urbanisierung Ulaanbaatars von den Bewohnern der Ger-Siedlungen entwickelt; auf dem Land existiert diese Art der Erweiterung nicht. Der Vorbau ist die einzige bauliche Erweiterung des Gers. (DH)

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Ger Ger-Siedlung

Ger-Siedlung Ger-Siedlungen sind informelle, aber legale Siedlungsstrukturen der Unter- und Mittelschicht in Städten und Siedlungen der Mongolei. Die Struktur der Ger-Siedlung besteht aus Reihen von aneinandergefügten umzäunten Grundstücken, in denen sich das Ger, die traditionelle Wohnbehausung der Nomaden, und Nebengebäude befinden. In Ulaanbaatar leben zwei Drittel der Bewohner in Ger-Siedlungen. Seit Beginn der Urbanisierung des Landes durch die Sowjetunion steht die Ger-Siedlung nach Meinung der Politiker und Planer im Widerspruch zur Vorstellung eines fortschrittlichen, formellen Ulaanbaatars und soll daher seit dem abgerissen und durch Wohnungsbauten ersetzt werden. Die Struktur der Ger-Siedlung geht aus den Klostersiedlungen (17. bis 19. Jahrhundert) hervor, dem Vorläufer der mongolischen Stadt, welcher aus einem festem Zentrum, dem Kloster, und einer zunächst freien Ansammlung von Gers bestand. Anfang des 20. Jahrhunderts verwandelte sich dieses lose Gefüge der Gers mit dem Hinzukommen eines umzäunenden Elements in die heute bekannte Struktur.

Ger-Erweiterung: Einfache Ausführung mit recycelten Materialien und seitlichem Eingang

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Ger-Erweiterung: Aufwendige Ausführung mit einheitlicher Wandverkleidung, Fensterschlitz und Vorhängeschloss

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Die neu erlebte Dichte in der, sich in städtische Strukturen verwandelnden Klostersiedlung zu Beginn des 20. Jahrhunderts macht ein gewisses Abgrenzen zum nächsten Nachbarn erforderlich. Der Zaun, der das rechteckige Grundstück umfasst, steht für Privatsphäre und ist Träger von Symbolen der Repräsentation. Die Khashaa, ein Begriff der das Grundstück selbst sowie das umzäunende Element beschreibt, wird so zur Grundeinheit der städtischen Ger-Siedlungen. Heute steht in den Khashaas der Ger-Siedlungen nicht mehr nur eine Jurte, sondern eine Vielzahl an Nebengebäuden   Plumpsklo und kleinen Hütten – das Ger wird häufig nur noch als winterliche Behausung genutzt, da es meist bessere Dämmeigenschaften als die gemauerten Nebenhäuser besitzt. In den Ger-Siedlungen Ulaanbaatars leben heute größtenteils zugezogene Nomaden, aber auch all diejenigen, die sich eine teure Wohnung in der Stadt nicht leisten können. Dies betrifft einen Großteil der städtischen Bevölkerung. Da es weder Wasser- noch Abwasseranschlüsse innerhalb von Ger-Siedlungen gibt, herrschen dort vielerorts prekäre hygienische Zustände. Die Versorgung mit Strom ist hingegen gesichert. Trinkwasser erhält man gegen Barzahlung an einem der vielen Wasserkioske. Die gesundheitliche Versorgung ist schlecht und es gibt wenige Geschäfte des täglichen Bedarfs. Vor allem die unbefestigten und schmalen Straßen sind ein Problem, da die Erschließung für Rettungsfahrzeuge und für den öffentlichen Bus an vielen Stellen nicht möglich ist. Seit 1990 haben sich die ersten ‚Einkaufsstraßen‘ innerhalb der Ger-Siedlungen ausgebildet. Bewohner von Grundstücken, die an eine wichtige Verbindungsstraße grenzen, haben einen Laden zum Verkauf von Lebensmitteln, Kohle oder Milch eröffnet. Die Ansiedlung einer Khashaa in einer Ger-Siedlung erfolgt bevorzugt an einer befestigten Verbindungsstraße oder, falls das nicht möglich ist, in der Nähe einer Wasserversorgungsstelle. Ebenes Terrain wird dabei grundsätzlich der Hanglage vorgezogen. Anschließend erfolgt das Andocken an einen bestehenden Nachbarzaun. Da es einfacher und günstiger ist, nur drei statt vier Seiten aufzustellen, kommt es zu den kettenförmigen Mustern in den Siedlungsstrukturen. Die Öffnung der Parzelle erfolgt Richtung Süden, welches eine Ost-West

Ausdehnung der Reihen zur Folge hat. Das städtebauliche Muster der Ger-Siedlungen entsteht durch die Addition der Khashaas im ebenen Gelände. Ist die erste Zeile erschöpft, entsteht mit etwas Abstand die nächste. Da es keine Regulationen, Gesetze oder Kontrollorgane gibt, kommt diesen Abständen eine wichtige Bedeutung zu. Hält man ihn zu groß besteht Gefahr, dass der offen gehaltene Raum als freier Platz für einen neuen Nachbarn interpretiert wird. So entstehen die relativ schmalen Wegenetze. Trotz Änderungen der Topografie bleibt die Morphologie der Siedlung gleich, obwohl dadurch steilere Neigungen der Wege entstehen. (DH)

Ger Khashaa Selbstbau Süden Wasserkiosk Yarmag

Geschäfte in Ger-Siedlungen In Ger-Siedlungen befinden sich an Sammelstraßen und wichtigen Verbindungsstraßen kleine Gewerbestrukturen, welche die Versorgung der Bewohner mit Lebensmitteln, Kohle und unterschiedlichsten Dienstleistungen (Friseur, Internetcafé, Schönheitssalon) übernehmen. Auf diese Weise haben sich an besonders frequentierten Straße ‚Einkaufsstraßen‘ herausgebildet, an denen sich besonders viele Gewerbeflächen befinden. Bauherr und Besitzer einer Gewerbefläche ist in der Regel der jeweilige Grundstückseigentümer. Die Einnahmen aus dem Gewerbe sichern häufig den Lebensunterhalt der Familie, die das Grundstück besitzt. Es gibt heute verschiedene Typologien für Geschäfte in Ger-Siedlungen: • Eine Öffnung in einem bestehenden Wohngebäude, das bis an die Grundstücksgrenze gebaut wurde, dient als Durchreiche für Verkaufswaren (meistens Milch, oder andere selbst produzierte Lebensmittel). • Mit einer Tür zur Straße entsteht innerhalb eines Bestands gebäudes ein begehbares Ladenlokal, in dem Waren

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präsentiert werden können. Container dient auf dem Grundstück als Lager- und Verkaufsraum für recycelte Materialien, Metall, Plastik, Kohle oder Brennholz. • Auf dem Grundstück wird ein Nebengebäude mit Tür und Fenster zur Straße errichtet, um als Ladenlokal zu dienen. • Ein Vorbau wird an das Ladenlokal, das sich an der Grund stücksgrenze befindet, gesetzt, um das Geschäft als solches im Straßenraum kenntlich zu machen. Zusätzlich dienen Werbeschilder als Hinweis. Der Bereich vor einem Laden lokal wird häufig mit Hilfe von Betonplatten befestigt. Neben den Vorbauten werden kleine Flächen eingezäunt und in repräsentative ‚Vorgärten‘ verwandelt. • An befestigten Straßen werden an strategisch wichtigen Orten Grundstücke komplett zu Gewerbeflächen umfunk tioniert. Der Zaun verschwindet dann meist und damit auch der typische Charakter der Khashaa innerhalb einer Ger-Siedlung. Befestigte, zum Teil auch zweigeschossige Gewerbebauten werden errichtet. (DH) • Ein



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Geschäfte in Ger Siedlungen: Eine Lager- und Verkaufshütte für Brennholz, Pfandflaschen und Elektroschrott.

Ger Ger-Siedlung Khashaa Kohle

Geschichtsschr eibung Die politische und ökonomische Wende ist in Ulaanbaatar der Beginn einer neuen Erinnerungspolitik. Im Zentrum der nationalen Identitätskonstruktion steht die Rückbesinnung auf die Figur Chinggis Khaans, den großen mongolischen Eroberer des 13. Jahrhunderts und einstigen Nationalhelden. Während des Sozialismus hatte man sich bemüht, die Chinggis Khaan-Verehrung durch eine Verehrung des mongolischen Revolutionärs Sukhbaatar, der 1921 die Unabhängigkeit des mongolischen Staates erkämpft hatte, zu ersetzen. Heute hat die Figur Chinggis Khaans auf vielfältige Weise

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Geschäfte in Ger-Siedlungen: Ein Lebensmittelgeschäft in Yarmag mit beleuchteter Reklame auf dem Dach und Vorgärten mit Autoreifen als Blumenkübel

das Stadtbild der Hauptstadt durchdrungen: Die einstige ‚Lenin Avenue‘ wurde in ‚Chinggis Avenue‘ umbenannt, der Flughafen der Stadt wurde in ‚Chinggis-Khaan-Airport‘ umbenannt (2005), das Mausoleum Sukhbaatars vor dem Parlament wurde für ein Kolonnaden-Monument mit einer mehreren Meter große Bronzestatue Chinggis Khaans abgerissen, ein überdimensionales Portrait Chinggis Khaans wurde auf einen, von der Stadt aus sichtbaren Berghang gelegt (2006), der zentrale ‚Sukhbaater-Platz‘ wurde in ‚Chinggis-Khaan-Platz‘ umbenannt (2013). Mit der Glorifizierung Chinggis Khaans geht eine Abkehr von der jüngeren Geschichte einher: Relikte des sozialistischen Systems, Statuen der politischen Führer der Sowjetunion und repräsentative Stadttore, sind durch Parlamentsbeschlüsse nach und nach aus dem Stadtbild Ulaanbaatars verschwunden. Ersetzt wurden die leeren Sockel mit Statuen, zum Teil zeitgenössischer, mongolischer Schriftsteller, Musiker und Künstler. Nach der Wende sind in Ulaanbaatar unter anderem ein Denkmal für die Beatles, eine Statue für Gagarin und eine für Marco Polo aufgestellt worden. (DM)

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Chinggis Khaan Lenin-Statue Marco Polo Sukhbaatar-Platz The Beatles

Gew erbeanbauten Mit der Liberalisierung des Marktes und dem wachsenden Wohlstand haben Einzelhandel und Dienstleistungen in Ulaanbaatar erheblich an Bedeutung gewonnen. Nach 1990 wurde der unbebaute Raum zwischen Bürgersteig und den weit zurückspringenden Blockrandbebauungen aus der sozialistischen Planung im Zentrum der Stadt nach und nach mit kleinteiligen und unabhängigen Gewerbestrukturen bebaut. Die neuen Gewerbeeinheiten erstrecken sich jeweils über das Erdgeschoss der Bestandsgebäude und sind durch Vorbauten erweitert, die abhängig von der Topografie ein oder zwei

Gewerbeanbauten: Reihe unterschiedlich hoher und tiefer Gewerbeanbauten im Stadtzentrum

Geschosse hoch sind und vor dem Bestandsgebäude sitzen. Teilweise besitzen die Anbauten ein zusätzliches Souterraingeschoss. Durch die Abwesenheit städtebaulicher Richtlinien in Form von definierten Baugrenzen sehen die einzelnen Anbauten sehr unterschiedlich aus und variieren in Höhe und Tiefe. Aus den aneinandergereihten, von unabhängigen Unternehmern initiierten, Anbauten sind nach und nach dichte Einkaufsstraßen entstanden, die neben Cafés und Restaurants auch Bekleidungsgeschäfte gehobenen Standards beherbergen. Auch beispielsweise das Immobilienbüro ‚M.A.D.‘ hat seinen Sitz in einem Ladenlokal innerhalb dieser Gewerbestruktur. (DH)



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Bauordnung M.A.D. Pyramidentreppe

Gleichber echtigung Nach einem Beschluss des Ministeriums für Kultur, Sport und Tourismus im August 2013 dürfen staatliche Kultureinrichtungen keine unterschiedlich hohen Eintrittsgelder mehr für Mongolen und Ausländer verlangen. Dies war zuvor gängige Praxis: staatliche Einrichtungen verlangten von ausländischen Besuchern zwischen 500 und 10 000 Tugrik mehr. Im November 2013 tritt ein neues Investitionsgesetz in Kraft, das die Gleichberechtigung inländischer und ausländischer Investoren festlegt. Kurz zuvor gab es Unstimmigkeiten zwischen der mongolischen Regierung und dem kanadischen Bergbaukonzern Rio Tinto über die weitere Ausbeutung der Mine ‚Oyutolgoi‘; gleichzeitig wurden einigen Unternehmen bereits erteilte Abbaulizenzen entzogen. Als Reaktion auf die Streitigkeiten um Bergbaulizenzen waren die ausländischen Direktinvestionen schlagartig um 43 Prozent zurückgegangen. (DM)

Hainich-Gurk en ‚Hainich-Gurken‘ ist der Name einer deutschen Saure-Gurken-Konserve, die in großen Mengen in die Mongolei exportiert wird. Hinter der Marke ‚Hainich‘ steht ein Familienunternehmen aus Thüringen. Die Mongolei ist Hauptabnehmer der Gurken, importiert aber auch Konfitüren und Apfelmus des deutschen Unternehmens. „Wir mussten vor der Anuga (größte und wichtigste Lebensmittel-Messe der Welt) noch zehn Container für drei Großabnehmer in der Mongolei liefern“, sagte Geschäftsführerin Cornelia Beau im Dezember 2013. Man habe aus zweierlei Gründen Tempo machen müssen: Einerseits wollten sich die Mongolen vor dem Winter entsprechend bevorraten und andererseits brauche die Fracht per Schiff auch gut vier Wochen bis in den zweitgrößten Binnenstaat der Welt. Früher seien die Lieferungen per Bahn durch Russland und Kasachstan in die Mongolei gegangen. Da es in der Mongolei nur wenig Ackerland gibt und so gut wie keine verarbeitende Industrie existiert, muss ein Großteil des Lebensmittelbedarfs durch Importe aus dem Ausland gedeckt werden. Neben den Hainich-Gurken werden mehrere Produkte der Marke ‚Gut und Günstig‘, eine Deutsche Lebensmittelmarke, in der Mongolei vertrieben. (DH)

Ackerbau

Haus mit Zollinger dach Das Wohnhaus befindet sich auf einem Eckgrundstück in einer Ger-Siedlung in Yarmag und ist wegen seiner eigenartigen und aufwendigen Formensprache ein einzigartiges Beispiel für befestigte Wohngebäude in Ger-Siedlungen. Die Bewohner des Grundstücks haben das Haus über mehrere Jahre hinweg eigenhändig errichtet, erweitert und umgebaut und es auf diese Weise für mehrere Familien bewohnbar gemacht. Auffällig sind die außergewöhnlichen Dachformen mit den eingebauten Gauben. Einzelne bauliche Elemente wie Fenster oder Dachbedeckungen sind vermutlich recycelt. Das eigenwillige und aufwendig

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gestaltete Ergebnis zeugt von der prozesshaften Entstehung und dem Austesten neuer architektonischer Formen. (DH)

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Ger-Siedlung Yarmag

Holl ändische Kr ankheit Als ‚Holländische Krankheit‘ (Dutch disease) bezeichnet man heute ein außenwirtschaftliches Paradoxon, gemäß dem es in einer erfolgreich exportierenden (und somit eigentlich prosperierenden) Volkswirtschaft zu einem ökonomischen Niedergang kommen kann. Die Holländische Krankheit kann auftreten, wenn ein Land Güter (zumeist Rohstoffe) in großem Umfang exportiert. Es entstehen Außenhandelsüberschüsse, die eine Aufwertung der landeseigenen Währung nach sich ziehen. Dies bringt wiederum Absatzprobleme von Gütern der übrigen exportierenden Industrien mit sich. Der sinkende Export dieser Güter führt dann zum Rückgang oder Verschwinden der betroffenen Industrien. In den letzten Jahren warnen Experten immer häufiger vor der Gefahr der Holländischen Krankheit in der Mongolei, da mit dem Rohstoffboom der Abbau von Bodenschätzen zum wichtigsten und nahezu einzigen Wirtschaftszweig der mongolischen Volkswirtschaft wurde. Der Begriff Holländische Krankheit ist entstanden, als man in den 1960er Jahren dieses Phänomen in den Niederlanden nach der Entdeckung von Erdgasvorkommen beobachtete. (DH)

Kohle Wirtschaftsstruktur

Hund „Dogs are the most loyal friends. They will never change poor master for a rich herder, grown by poor nomad it will never follow even a khaan" schrieb der mongolische Poet K. Sandag im 19. Jahrhundert in seinem Gedicht ‚Praise to Dog‘. Der Hund ist schon lange treuer Begleiter der mongolischen Nomaden. Er ist

Haus mit Zollingerdach

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existenzieller Bestandteil der nomadischen Familie, da er Vieh und Ger vor Wölfen und Dieben beschützt. Der traditionelle Wachhund der Nomaden, genannt ‚Bankhar‘, ist vermutlich eine Abstammung der alten tibetischen Hunderasse ‚DonKhyi‘ (tibetisch für ‚Angebundener Hund‘). Seine Größe, seine kräftige Statur und seine mächtige Halskrause, die an die eines Löwen erinnert, haben schon Marco Polo fasziniert. Der Hund ist das einzige Haustier, das in der Mongolei traditionell einen eigenen Namen bekommt. Im mongolischen Glauben ist der Hund Teil des Kreislaufes der Reinkarnation. Während der Bestattungszeremonie wird deshalb der Wunsch geäußert, dass der verstorbene Hund als Mensch wiedergeboren wird. Tote Hunde werden ebenso wie Pferde hoch auf den Bergen bestattet, um zu verhindern, dass ihre Überreste von Menschen betreten werden. Bereits in einem 1640 von Khalkha-Mongolen und Oiraten gemeinsam verabschiedeten Gesetz wird sowohl das Töten als auch das Schlagen eines Hundes verboten – an diesem Verbot wurde bis 1921 festgehalten. Die meisten inzwischen nach Ulaanbaatar gezogen Nomaden haben auch in der Stadt einen Hund, der ihr Grundstück in den Ger-Siedlungen bewacht. Diese Wachhunde sind keine Haustiere und deshalb ist für sie das Betreten des Hauses oder des Gers verboten und sie haben ihren Platz in einer kleinen Hütte auf dem Grundstück. Die Haltung eines Hundes als Haustier und Statussymbol im westlichen Sinne findet erst seit kurzem innerhalb der Oberschicht Ulaanbaatars statt. Gleichzeitig hat die Anzahl der Straßenhunde in Ulaanbaatar in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. 2005 hat die Stadtverwaltung Ulaanbaatars Jäger beauftragt, nachts wild streunernde Tiere zu erschießen. Angaben von Tierschützern zufolge wurden in nur einem Winter 17 000 Tiere erschossen. Auch Stadtbewohner gehen eigenständig auf Jagd und verkaufen Hundefleisch und -leder nach China. Im August 2012 erregten im Internet veröffentlichte Fotos eines illegalen Hundekampfes in einem Nachtclub in Ulaanbaatar Aufsehen: Auf den Bildern sind kämpfende Hunde neben ‚Heineken‘-Bannern zu sehen – die niederländische Biermarke bestreitet in mehreren Pressemitteilungen in die illegale Veranstaltung involviert zu sein.

Auch in den mongolischen Filmveröffentlichungen der letzten Jahre ist der Hund ein beliebter Protagonist: ‚Die Höhle des gelben Hundes‘ von der Regisseurin B. Davaa erzählt die Geschichte einer Nomadenfamilie und ihrem Hund – der Film wurde als Bester Kinder- und Jugendfilm mit dem Deutschen Filmpreis 2006 ausgezeichnet. Die belgisch-mongolische Produktion ‚State of Dogs‘ von 1998 zeigt Baasar, einen Straßenhund, der von einem Hundejäger erschossen wird und schließlich als Mensch wiedergeboren wird. (DM)

Buddhismus Ger-Siedlung Marco Polo Nomadismus

Immobilienbl ase Durch eine stärkere Ausbeutung der landeseigenen Rohstoffvorkommen werden für die kommenden Jahre große Wachstumsraten der mongolischen Wirtschaft erwartet. Investoren spekulieren auf eine erhebliche, mit dem Wirtschaftswachstum einhergehende, Wertsteigerung der Immobilien. Innerhalb des letzten Jahres wurden vor diesem Hintergrund in Ulaanbaatar zahlreiche Immobilien gebaut, mehrheitlich im mittleren bis oberen Preissegment. Gleichzeitig sind in der Hauptstadt sowohl Wohnungs- als auch Grundstückspreise erheblich gestiegen. Die höchsten Preissteigerungen gab es dabei im oberen Marktsegment: Hier ist der Immobilienmarkt besonders stark expandiert. Zahlreiche Wohnanlagen und Villenviertel mit Kaufpreisen zwischen 4000 und 13 000 US-Dollar pro Quadratmeter sind entstanden. Die Investoren spekulieren auf eine Käuferschicht, die vom Rohstoffboom des Landes profitiert hat. Experten warnen vor der Gefahr einer Immobilienblase in Ulaanbaatar: In Kasachstan hat eine vergleichbare Situation unter ähnlichen Rahmenbedingungen 2008 unerwartet zu einer schwerwiegenden Immobilienkrise geführt. (DM)

Bankrott BIP

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Mietwohnungsmarkt Zaisan

der mongolischen Regierung den Masterplan 2020 für Ulaanbaatar erarbeitet und im Jahr 2007 einen ersten, vollständigen Katasterplan der Hauptstadt Ulaanbaatar erstellt. (DH)

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Inner e Mongolei Das ‚Autonome Gebiet Innere Mongolei‘ ist ein autonomes Gebiet der Volksrepublik China mit der Hauptstadt Hohhot. Die Bezeichnung ‚Innere‘ Mongolei ist von einem mandschurischen Begriff abgeleitet. Der Begriff ‚Äußere Mongolei‘ ist veraltet. Er stand während der Qing-Dynastie für den größten Teil des Gebiets der heutigen Mongolei, die sich 1921 endgültig von China abspaltete. Die Bezeichnung Innere Mongolei stammt aus der chinesischen Verwaltungspraxis, wonach die Innere Mongolei näher an Peking liegt als die Äußere Mongolei. In der heutigen Mongolei nennt man sie hingegen‚ Südliche Mongolei‘. Der Unterschied zwischen der Inneren und der Äußeren Mongolei ist historisch. Während der Qing-Dynastie, genauer gesagt 1639, wurde die Innere Mongolei in gewöhnliche chinesische Provinzen unterteilt, wohingegen die Äußere Mongolei weitestgehend in den Vor-Qing-Strukturen belassen wurde. Vor der Qing-Dynastie war die Geschichte der heutigen Inneren Mongolei mit der Geschichte der heutigen Mongolei identisch. Seit dem 18. Jahrhundert sind chinesische Siedler in das Gebiet der heutigen Inneren Mongolei geströmt und haben die Mongolen im eigenen ‚Autonomen Gebiet‘ zur kleinen Minderheit werden lassen. Heute leben in der Inneren Mongolei 79 Prozent Han Chinesen und 17 Prozent Mongolen. (DH)



China

JICA Die Abkürzung ‚JICA‘ steht für ‚Japan International Cooperation Agency‘ und ist eine unabhängige Regierungseinrichtung die Entwicklungsarbeiten koordiniert. Die JICA unterstützt seit 1990 die Mongolei und hat unter anderem gemeinsam mit

Masterplan 2020

K alender In der Mongolei gibt es zwei Kalender, die gleichzeitig verwendet werden: den traditionellen mongolischen Mondkalender und den gregorianischen Kalender. Der mongolische Mondkalender ähnelt stark dem tibetischen, buddhistischen Kalender. Die Jahre werden nach den zwölf mongolischen Tierkreiszeichen benannt: Ratte oder Maus, Rind, Tiger, Hase oder Kaninchen, Drache, Schlange, Pferd, Schaf, Affe, Huhn, Hund und Schwein. Neben dem 12 Jahre andauernden Tierkreiszyklus gibt es einen zehnjährigen Zyklus von fünf Zweijahresperioden, die nach den fünf Himmelsstämmen Eisen, Wasser, Holz, Feuer und Erde und den fünf Farben blau, gelb, rot, weiß und schwarz benannt sind. Aus der Kombination dieser Zyklen ergeben sich Perioden mit einer Dauer von jeweils 60 Jahren, innerhalb derer jedes Jahr eindeutig benannt werden kann. Mit dem Ausruf der mongolischen Volksrepublik 1924 wurde der gregorianische Kalender auch in der Mongolei eingeführt. Heute hat sich der europäische Kalender etabliert, die meisten Rituale und Festivitäten sind aber weiterhin mit dem mongolischen Mondkalender verknüpft. Der Neujahrstag des mongolischen Mondkalenders wird Tsagaan Sar (= weißer Mond oder weißer Monat) genannt und ist mit einem großen, mehrtägigen Familienfest verbunden. Auch die Wochentage sind im Mongolischen nach den Planeten benannt: Der Sonntag ist nach der Sonne benannt, Montag nach dem Mond, Dienstag nach dem Mars, Mittwoch nach Merkur, Donnerstag nach Jupiter, Freitag nach Venus und Samstag nach Saturn. (DM)

Hund Weihnachten

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Kh an Khan ist ein Herrschertitel, der vor allem von den altaischen Nomadenvölkern in Zentral- und Mittelasien verwendet wurde und zahlreiche Bedeutungen wie ‚Befehlshaber‘, ‚Anführer‘, ‚Herr‘ und ‚Herrscher‘ besaß. Der Titel ‚Khan‘ wurde berühmt durch Temujin, der als Khagan (= Khan der Khans) mit dem Namen ‚Chinggis Khaan‘ das Mongolische Reich regierte. (DM)

Brauhaus Chinggis Khaan

Khasha a Das mongolische Wort Khashaa beschreibt nicht nur einen zwei Meter hohen Zaun, der die Grundstücksgrenze markiert, sondern auch das Grundstück selbst. Der Zaun ist also nicht ein zusätzliches Element, welches das Grundstück und seine Bewohner schützt, sondern es bedingt die Existenz des Grundstückes selbst: Ohne Zaun kein Grundstück, ohne Grundstück kein Zaun. (DH)

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Ger Ger-Siedlung

Khot ail Khot ail ist eine Vereinigung privater Tierhalter (2-12 Familien), in fruchtbaren Gebieten meist größer und kleiner in den Gebieten der kargen Böden. Innerhalb einer Khot ail werden in Zusammenarbeit die Viehherden gehütet, die Tiere geschoren um Wolle zu gewinnen und daraus Filz zu machen, Heu gemacht und der Umzug zwischen den Weideplätzen organisiert. (DH)

Ariin Khaalga Nomadismus Schaf Viehzucht

K iosk Das Aufkommen von Kiosken war die erste bauliche Reaktion auf die Liberalisierung des Marktes nach der Wende. In Eigenregie sind auf den Bürgersteigen im Zentrum der Stadt zahlreiche kleine Buden von unterschiedlichen Formen und Materialitäten für den Verkauf von Waren des alltäglichen Bedarfs entstanden. Wichtigstes Element der Kioske ist eine große Glasscheibe, in der eine Auswahl der verfügbaren Waren präsentiert wird, und eine Durchreiche. Seit im März 2013 das ‚Tobacco Control Law‘ verabschiedet wurde, das den Verkauf von Zigaretten im Umkreis von 500 Metern von Schulen und studentischen Wohnheimen verbietet, gehört auch eine Schublade unter dem Tresen zur Ausstattung vieler Kioske. Hier werden die Zigarettenschachteln versteckt gelagert und erst auf Nachfrage herausgegeben. Bis heute werden die Kioske entweder von den Bauherren selbst betrieben oder weitervermietet. Dank zunehmender (und zahlungskräftigerer) Laufkundschaft hat sich der Kiosk als Einkommensmöglichkeit für Stadtbewohner mit geringem Startkapital etabliert. Schätzungsweise verkaufen etwa ein Fünftel aller in der Stadt tätigen Verkäufer ihre Waren in Kiosken. Das Betreiben eines Kiosks stellt für die Verkäufer dennoch meist eine reine Überlebensstrategie dar, da die Gewinnspanne eher gering ist. Die Kioskbauten sind genehmigungsfrei und für die Bewirtschaftung des Kiosks bedarf es nur einer Gewerbelizenz. Obwohl diese Lizenz verhältnismäßig günstig ist, haben viele der Verkäufer keine gültigen Gewerbelizenzen. Die selbstgebauten und überwiegend infrastrukturell schlecht ausgestatteten Kioske sind von der Stadtverwaltung nicht gern gesehen: Bei einer ersten Initiative in einer Nacht im November 2013 wurden einige Kioske aus dem Stadtzentrum abtransportiert. An ihrer Stelle wurden neue, mit Toiletten und Heizungen ausgestattete, Containerkioske aufgestellt, die nun von der Stadtverwaltung vermietet werden. Da die Betreiber der alten Kioske nicht im Voraus informiert wurden und da die verlangten Mietpreise das Budget der meisten Einzelhändler übersteigt, kam es stadtweit zu Protesten. Ein Textilreinigungsunternehmen hat sich die Typologie

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des Kiosks zu Nutze gemacht und in der Stadt mehr als zweihundert kleine Container aufgestellt. Diese Container, die alle identisch aussehen und durchnummeriert sind, dienen als Annahmestellen des Reinigungsdienstes. Der Kunde gibt die Kleidung an einer der Boxen ab und kann sie gereinigt am nächsten Tag in derselben Box abholen. Diese Annahmestellen häufen sich dort, wo zahlungskräftige Kundschaft vermutet wird: Im Stadtzentrum und in den neu entstandenen Wohngebieten. (DM)

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Gewerbeanbauten

Kohle In der Mongolei werden Kohlereserven von insgesamt 173,3 Millionen Tonnen vermutet, wobei 21,5 davon bereits erforscht sind. Kohle ist das wichtigste Exportprodukt der Mongolei: Der Rohstoff ist für ein Viertel des öffentlichen Budgets und für ein Großteil der Exporterträge verantwortlich. Viele Flöze sind oberflächennah und somit leicht abzubauen. Neben Braunkohle wird vor allem Kokskohle geschürft, die für die Stahlerzeugung benötigt wird, und damit für das Nachbarland China mit seiner großen Metallurgien unverzichtbar ist. Aber auch für die Deckung des eigenen Energiebedarfs spielt die Kohle eine zentrale Rolle: Mit der Verbrennung wird achtzig Prozent der elektrischen Leistung und neunzig Prozent des Heizungsbedarfs (Fernwärme) sichergestellt. Jeder Bewohner eines Gers, und damit zwei Drittel der Bevölkerung Ulaanbaatars, ist auf das Heizmittel Kohle angewiesen. Meistens handelt es sich bei der handelsüblichen Kohle um die ‚Baganuur-Kohle‘, eine rohe und günstige Art der Kohle   Armut, die im Gegensatz zur ‚Nalaikh-Kohle‘ deutlich schneller verbrennt und dabei viele Schadstoffe absondert. Die Kohleöfen in den Ger-Siedlungen Ulaanbaatars sind somit hauptverantwortlich für die alljährliche, massive Luftverschmutzung. Die Regierung rückt dennoch nicht von der Subventionierung der Kohle ab. Kritiker werfen ihr vor, auf diese Weise die Luftverschmutzung weiter anzufeuern und Förderungen für Entwicklung von neuen Energietechnologien

Kiosk: Annahmestelle eines Textilreinigungsunternehmens im ‚Zaisan-Viertel‘.

Kiosk: Kiosk mit ausgeprägter Glasscheibe in der ‚Tokyo Street‘.

zu behindern. In Nalaikh, einer kleinen Stadt unweit Ulaanbaatars wurde Mitte des 20. Jahrhunderts mit Hilfe der Sowjetunion das erste Kohleflöz in Betrieb genommen. (DH)

China Ger Ger-Siedlung Ninja Ninja-Economy Wirtschaftsstruktur

Kontinentalk lim a Im Inneren großer Festlandmassen wie der Mongolei herrscht kontinentales Klima. Charakteristisch für diese klimatischen Bedingungen sind große jährliche und tägliche Schwankungen der Temperatur, kurze jahreszeitliche Übergänge wie Frühling und Herbst, sowie eine geringe relative Feuchte mit einem Niederschlagsmaximum im Sommer. (DH)

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Ackerbau Möblierung

Kor ruption Korruption ist in der öffentlichen Verwaltung der Mongolei allgegenwärtig: Korrupte Politiker halten einen Großteil der Bergbaulizenzen, besitzen Anteile an großen Bauunternehmen und geben Baulizenzen an diejenigen Unternehmen aus, die ihnen ‚Gefälligkeiten‘ erweisen. Aber auch in allen anderen Teilen der Gesellschaft ist Bestechlichkeit und das Erbringen von Gefälligkeiten präsent. Meist ist es schwierig, freundschaftliche Gefälligkeiten   Ariin Khaalga  von Korruption zu unterscheiden. Eng miteinander verwobene Familien und Communitystrukturen, wie sie in der Mongolei häufig vorkommen, begünstigen die Bestechlichkeit. Die ‚USAID‘ (U.S. Agency For International Development) weist darauf hin, dass sich Behördenmitarbeiter zu bedienen wüssten und beispielsweise freie Verköstigung in verschiede-

nen Restaurants unter Androhung behördlicher Vorladungen von den jeweiligen Betreibern in Anspruch nähmen. Taxis und Kleinbusse würden vor allem in den frühen Morgenstunden von der Polizei angehalten und gegen Bezahlung eine Art ‚Passierschein‘ für den Tag erwerben zu müssen. Ebenso seien ‚Gefälligkeiten‘ im Bildungs- und Gesundheitssektor weit verbreitet. Besonders im Bereich der Vergabe wertvollen Grund und Bodens in Ulaanbaatar ist Korruption in ihrer Gesamtheit als eines der größten Probleme hinsichtlich der hauptstädtischen aber auch der nationalen Administration benannt. Es wird von Parlamentsabgeordneten berichtet, die Gelder veruntreut, von Geberseite ausgeschriebene bzw. vergebene Aufträge/Auftragsdienstleistungen Firmen von engen Freunden und Verwandten zugeschanzt und sich in entsprechende Jurisdiktionen eingemischt haben. Als Ursachen können neben der soziokulturellen Verankerung des Schenkens und der Gefälligkeiten folgende Aspekte genannt werden: die schnelle Privatisierung von Wirtschaft und Land seit 1990, mangelnde zivilgesellschaftliche Beteiligung in der Öffentlichkeit sowie die Politisierung der Administration, welche zur Folge hat, dass bei jedem Regierungswechsel der gesamte Verwaltungsapparat ausgewechselt wird. Die Nichtregierungsorganisation ‚Transparency International‘ listet die Mongolei in ihrem Korruptionswahrnehmungsindex 2013 auf Platz 83 von 176 analysierten Ländern. Über die Korruption wird in der mongolischen Öffentlichkeit zunehmend intensiv diskutiert. In der Politik setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass sie die Entwicklung der Mongolei stark behindert. Es wurden Antikorruptionsgesetze verabschiedet und entsprechende Kontrolleinrichtungen geschaffen. Korruptionsfälle werden jedoch oft noch nicht konsequent genug strafrechtlich verfolgt. Der ehemalige Präsident Nambaryn Enkhbayar wurde nach Ablauf seiner Amtszeit im Jahr 2012 zu zweieinhalb Jahren Haft wegen Unterschlagung, Veruntreuung von Geldern und Missbrauch seiner Position verurteilt. Die ‚Zorig-Foundation‘   Zornig Sanjaasuren  ist eine Organisation, die in der Mongolei für die Verbreitung demokratischer Werte kämpft. Der Kampf gegen die Korruption ist eines ihrer Hauptanliegen. In Kursen, Seminaren etc. können

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mongolische Bürger lernen, was man als Bürger zu einer demokratischen, transparenten Gesellschaft beitragen kann. (DH)

Offenlegung von Einkommen Verwaltung

Kur zschluss Ein Kurzschluss ist eine sich als Störung auswirkende, unmittelbare Verbindung von zwei unter Spannung stehenden elektrischen Leitungen. In Ulaanbaatar kommen insbesondere in den Ger-Siedlungen, in denen inzwischen jeder Haushalt einen Zugang zum Stromnetz hat, Kurzschlüsse häufig vor. Manchmal führen sie sogar zum Abbrennen eines gesamten Hauses. Grund dafür sind meistens unsachgemäß gelegte und angeschlossene Stromleitungen bzw. die Überlastung eines Stromkreises. Der Anschluss an das Stromnetz erfolgt in der Regel eigenhändig durch die Bewohner. Stromkabel werden dann mit den nächstgelegenen Transformatorstationen verbunden. (DH)

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Ger-Siedlungen Stromausfall

L andflucht Unter Landflucht versteht man im Allgemeinen die Abwanderung ländlicher Bevölkerung in die Städte. In der Mongolei tritt dieses Phänomen verstärkt seit Anfang der 1990er Jahre auf, Ziel dieser Migration ist die Hauptstadt Ulaanbaatar. Heute kommt in Ulaanbaatar jede Stunde eine neue Familie an, um sich in der Stadt niederzulassen. Der Zusammenbruch der staatseigenen Betriebe und der Infrastruktur (Schulen, ärztliche Versorgung, Lebensmittelversorgung) auf dem Land hat nach der Wende 1990 die Abwanderung der Bevölkerung aus den ländlichen Gebieten beschleunigt. Gleichzeitig kommt es in den folgenden Jahren aufgrund mangelnder Erwerbsalternativen zu einem Wiedererstarken der mobilen Viehwirtschaft, was eine stärkere Land-

flucht zunächst verzögerte. Durch drei aufeinanderfolgende harte Winter   Dzuud  zwischen 1999 und 2003 stirbt ein großer Anteil der Viehbestände, was für viele Viehhalter den wirtschaftlichen Bankrott bedeutete – es kam zu einer massiven Abwanderung nach Ulaanbaatar. Zusätzlich tragen gesetzliche Reformen wie die Landschenkung und der Wegfall der Registrierungsgebühr in der Hauptstadt zur Beschleunigung der ohnehin schon stattfindenden Landflucht bei. Und es gibt noch einen weiteren Grund für die Landflucht: Die Konzentration von nomadischen Viehzüchtern im Großraum Ulaanbaatar und die damit einhergehende Überweidung und Mangelernährung der Viehherden. Der Übergang zur Marktwirtschaft hatte die Viehzüchter dazu gezwungen, sich stets in der Nähe der Verkehrswege aufzuhalten, die sich in der Mongolei ausschließlich in der Nähe von Städten befinden. Und als auf den ohnehin schon immer intensiver genutzten Weiden auch noch ausländische, vor allem italienische Firmen in großem Maßstab in die Kaschmirproduktion einstiegen, wurde die Selbstversorgung noch schwieriger: Denn Kaschmirziegen neigen dazu, beim Fressen den Grasbüschel samt Wurzel rauszureißen. (DH)

Armut Ger-Siedlungen Landschenkung Nomadismus Viehzucht

83 L andgesetz Das Gesetz ‚Law on Land‘ von 2002 regelt Besitz- und Nutzungsrechte von Grund und Boden des gesamten mongolischen Territoriums. Grundsätzlich wird unterschieden zwischen einer Landnutzung, einem Landbesitz und Land als Eigentum. Das gesamte mongolische Territorium ist rechtlich unterteilt in landwirtschaftlich genutzte Flächen, städtisches Land (Städte, Dörfer und Siedlungen), Land unter Straßen und Verkehrsnetzen, Land mit Waldressourcen und Land mit Wasserressourcen.

Wichtige Auszüge aus dem englischsprachigen Gesetzestext des Landgesetzes: 5.1. Any land other than that given into ownership by citizens of Mongolia shall be the property of the government. 5.2. Land, excluding pastureland, land for common tenure land and land for special government use, may be given into ownership to citizens of Mongolia only. 29.1. Land to be given for possession to citizens for fenced areas with their private gets and houses (residential lots) of their household needs shall not exceed 0,07 hectares. 30.1. the state-owned land may be given possession with a license to Mongolian citizens, companies, and organizations as well as entities with foreign investment for duration of 15 to 60 years. The land possession license may be extended for not longer than 40 years at a time. 42.4. if residential land is removed with or without replacement, vacation of this land may take place only between 15th of May and 15th of September. 58.4. Relevant level governors shall treat the land in cities, villages and other urban settlements which is not in anyone's possession or use by taking it under protection including posting signs showing the purpose of land use, date when land use is planned to be started, other conditions and requirements in accordance with the general land management plan; erecting fences around the plot; and putting guards for it. (DH)

Landschenkung

84 L andschenkung Am 27. Juni 2002 wurde ein Gesetz verabschiedet, welches eine einmalige Landschenkung zur privaten Nutzung an mongolischen Familien vorsieht. 2008 wurde das Gesetz erweitert, sodass auch alleinstehende Menschen Recht auf diese Landschenkung bekommen haben. In Ulaanbaatar beträgt die Größe des Landes, welches kostenfrei erworben werden darf, maximal 700 Quadratmeter. Bis zum Jahr 2011 haben nur neun Prozent der gesamten mongolischen Bevölkerung von diesem Recht Gebrauch gemacht. Grund dafür ist geringe

Kenntnisnahme der Bevölkerung bzw. mangelndes Informieren der Bevölkerung durch den Staat. Zudem besitzt ein Großteil der Bewohner Ulaanbaatars keine offizielle Registrierung ihres aktuellen Wohnsitzes, welche die Grundvoraussetzung für die Registrierung von Grund und Boden ist. 2012 wurde die Gültigkeit des Gesetzes um mehrere Jahre verlängert. Das Gesetz wird in der mongolischen Öffentlichkeit teilweise scharf kritisiert, da es vor allem in Ger-Siedlungen übergeordnete städtebauliche Umstrukturierungen wegen der Eigentumsverhältnisse erheblich erschwert. (DH)

Ger-Siedlung Landgesetz Registrierung von Eigentum

Lenin-Statue Nach Beschluss des Parlamentes wurde am 14. Oktober 2012 die letzte Statue von Wladimir Iljitsch Lenin in Ulaanbaatar abgebaut. Unter Anwesendheit des Bürgermeisters Erdene Bat-Uul, der den Abbau der Statue initiiert hatte, und 300 Zuschauern wurde die vier Meter große bronzene Statue innerhalb von sechs Stunden mit Hilfe eines mobilen Krans vom Sockel gehoben und anschließend auf der offenen Ladefläche eines Pick-Ups abtransportiert. In einer 10-minütigen Ansprache während der Demontage bezeichnete Bat-Uul Lenin als Mörder und verurteilte nachdrücklich den Kommunismus: „I think the Communists are big criminals not only to the outside world, but in front of their own people. So I believe we should take down this Lenin statue because it represents repression.“ Vier der anwesenden Personen warfen Schuhe auf die abgebaute Statue. Der Abbau der Lenin-Statue erregte internationales Aufsehen; die internationale Nachrichtenagentur ‚Reuters‘, der ‚Guardian‘ und ‚BBC‘ berichteten von diesem Ereignis. Die Lenin-Statue wurde anschließend im Rahmen einer Auktion mit einem Startpreis von 400 000 Tugrik versteigert – Gerüchten zufolge wurde sie von einem Unternehmen ersteigert, das bereits eine Statue von Josef Stalin besitzt und außerhalb

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von Ulaanbaatar ein touristisches Ger Camp betreibt. Die bronzene Statue von Lenin war 1954 auf der öffentlichen Grünfläche neben der ‚Peace Avenue‘ vor dem damals noch nicht gebauten ‚Ulaanbaatar-Hotel‘ errichtet worden. Den Platz der Lenin-Statue hat nach einem Parlamentsbeschluss im Oktober 2013 eine – aus dem ‚Children's Park‘ versetzte – Statue des mongolischen Dichters und Schrifstellers Dashdorj Natsagdorj (1906–1937) eingenommen. (DM)

Children's Park Dinosaurier Ger Camp Geschichtsschreibung Lenin-Statue: Lenin-Statue auf der Ladefläche eines Pick-Up auf dem Weg zum Auktionshaus.

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Life Tea ‚Life Tea‘ ist der Name einer chinesischen Marke, die in der Mongolei grünen Tee vertreibt. Auf riesigen Werbeplakaten an Hauswänden preisen sie den Tee mit dem Spruch „Be healthy be young!“ und einem ‚eco‘ Logo an. Life Tea soll vor Kopfschmerzen, Herzerkrankungen, Übergewicht, Bronchitis, Asthma, Tuberkulose, Meningitis, Entzündungen der Harnwege und der Niere, Magenschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Augenkrankheiten, Entzündungen von Hals, Nase oder Ohr, Blasenentzündungen und Menstruationsrhythmusstörungen und Krebs schützen. Die Marke gibt auf ihrem Facebook-Profil Anweisungen dafür, wie man mit der richtigen Aufnahme von Life Tea Gewicht verlieren kann. In der Mongolei existiert traditionell weder eine Tee- noch eine Kaffeekultur. (DH)

Suutei Tsai

Louis V uitton Am 23. Oktober 2009 eröffnete Louis Vuitton seinen ersten Store in der Mongolei. Es ist das erste Geschäft einer westlichen Luxusmarke im Land. Für die exklusive Eröffnungsveranstaltung ließ der damalige Geschäftsführer der Luxusmarke ein weißes Festzelt auf dem ‚Sukhbaatar-Platz‘ (seit kurzem:

‚Chinggis-Khaan-Platz‘) aufstellen und den spanischen Tenor Oscar Martos Hidalgo einfliegen. Von der Eröffnung des Stores wird am folgenden Tag in allen mongolischen Zeitungen auf der Titelseite berichtet. Der 490 Quadratmeter große Louis Vuitton-Store befindet sich im Erdgeschoss des ‚Central Towers‘, in dem später auch Stores von Burberry, Ermenegildo Zegna, Emporio Armani und Hugo Boss. Der Louis Vuitton-Store hat zwei Geschosse, einen VIP-Room und eine ‚Bag Bar‘. In seinem Eingangsbereich präsentiert die Marke einen traditionellen mongolischen Pferdesattel, der explizit für den Store designt und hergestellt wurde. Es ist auffällig, dass in Europa oder Nordamerika veröffentlichten Zeitungsartikeln, die in den vergangenen vier Jahren über die Entwicklung Ulaanbaatars berichtet haben, häufig die Tatsache erwähnt wird, dass es in der Stadt einen Louis Vuitton-Store gibt. (DM)

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Fast Food Reiterstandbild Sukhbaatar-Platz

M.A.D. ‚M.A.D. Investment Solutions‘ (M.A.D. steht für ‚Make a Difference‘) ist eine Immobilien- und Investmentgesellschaft mit Sitz in Ulaanbaatar. Manager ist der Belgier Christopher de Gruben, unterstützt von den zwei Senior-Partnern Uyanda Tsoggerel (Mongolei) und Joachim Bertot (Frankreich). M.A.D. richtet sich vor allem an ausländische Investoren, die in den mongolischen Immobilienmarkt, der sich im Wesentlichen auf Ulaanbaatar beschränkt, investieren möchten. Ihre Website ist die einzige englischsprachige Seite im Internet, auf der detaillierte Informationen zum Immobilienmarkt, seinen rechtlichen Rahmenbedingungen und zur Stadtentwicklungsgeschichte Ulaanbaatars zur Verfügung gestellt werden. (DH)

Immobilienblase

M arco Polo Im Dezember 2011 wurde eine Statue von Marco Polo (1257– 1324) in dem Park zwischen ‚Central Tower‘ und ‚Peace Avenue‘ aufgestellt. Entworfen hat sie der Bildhauer Barsbold Denzen, der auch das ‚Beatles-Denkmal‘   The Beatles gestaltet hat. Marco Polo hat zwischen 1272 und 1289 als Präfekt dem fünften Khan der Mongolei, Khubilai Khaan, gedient. In der Seoul Street 27 im Bezirk Khan-Uul befindet sich das Marco Polo-Restaurant, das im Erdgeschoss italienische Küche anbietet und in der zweiten Etage einen der berüchtigsten Stripclubs Ulaanbaatars beherbergt. (DM)

Geschichtsschreibung Hund Khan Playboy Sukhbaatar-Platz

M aster pl an 2020 Im Rahmen des aktuell gültigen ‚Masterplans 2020‘ für Ulaanbaatar, den die Stadtverwaltung gemeinsam mit der ‚Japan International Cooperation Agency‘ erarbeitet hat, werden folgende Ziele für die Stadt Ulaanbaatar formuliert: 1 The city will have a vibrant economy, be a world class business centre, having a competitive position in the areas of education, information, science and technology. 2 The city will have a well developed urban design princi ple, with appropriate and adequate infrastructure facilities coupled with well defined land and housing policies for all citizens, including those living in “ger” areas. 3 The city will be healthy, safe and environmentally friendly, evidencing a well-knit social life and progressive legal framework for city development 4 The city is to have a responsive and efficient public admi nistration that incorporates a strong participatory element, involving community and private sectors in civic service provision. 5 The city is to be an attractive tourist destination in the

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Asian Region, aiming at promotion of Mongolian art, culture and heritage. (DH)

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Bauordnung JICA

MCS Holding Die ‚MCS Holding‘ ist eine Tochterfirma der mongolischen ‚MCS Group‘, welche seit 1993 zunächst eine Beratungsfunktion im Bergbausektor inne hatte und dann als Investor im Immobiliensegment, Infrastruktur- und Ingenieurswesen, in der Kommunikationstechnologie und im Bergbau tätig wurde. Die MCS Group ist eine der wichtigsten privaten mongolischen Unternehmen mit einem der größten Steueranteile innerhalb der Mongolei und Arbeitgeber für mehr als 4500 Beschäftigte. Seit 2001 ist die MCS Group exklusiver Partner der ‚Coca-Cola Company‘ in der Mongolei. Die MCS Holding deckt als eine der vielen Tochterfirmen der MCS Group den Bausektor ab. Sie wurde 1999 gegründet und beschäftigt heute 597 Mitarbeiter. Ihr Hauptsitz ist der ‚Central Tower‘, der sich, gegenüber des ‚Blue Sky Tower‘, direkt am ‚Sukhbaatar-Platz‘ (seit kurzem: ‚Chinggis-Khaan-Platz‘) befindet. Das Unternehmen engagiert sich auch in sozialen Projekten: 2012 hat es 43 500 rauchfreie Öfen an Bewohner von Ger-Siedlungen verteilt, um die alljährliche extreme Luftverschmutzung   Kohle  zu verringern. Zwischen 2014 und 2021 plant die MCS Holding unter dem Namen ‚MCS Mt. Bogd Villa Project‘ den Bau von zweihundert bis dreihundert exklusiven Villen am Rande des Skigebietes am ‚Bogd Khaan Uul‘. Jede Villa soll auf einem neunhundert Quadratmeter großen Grundstück stehen und mit Garagen, einem separaten Esszimmer, einem Dienstpersonalzimmer, einer Sauna und einem überdachten Swimmingpool ausgestattet sein. Realisierte Projekte der MCS Holding: 2002–2009 ‚Orchlon School‘ (Kindergarten und Fitnessclub, 2400 m 2), 2004 ‚Selbe Town‘ (Abgeschlossene Wohnanlage mit 35 Luxus-Häusern und 70 Luxus-Apartments), 2005 ‚Gran Khaan Irish Pub‘

(Restaurant und Bar), 2007 ‚Goyo Cashmere Plant and Store‘ (Fabrik und Geschäft, 7900 m 2), 2007 ‚Tiger Beer Plant‘ (Fabrik, 4600 m 2), 2007 ‚MCS Anun Center‘ (Fabrik und Geschäft), 2009 ‚Leighton workshop‘ (Werkstatt, 2220 m 2), 2009 ‚Sky Resort‘ (Skianlage, Golfplatz und Ferienhäuser, 160 ha)   Resort, 2009 ‚MCS Coca Cola LLC Plant and Extension building‘ (Fabrikgebäude, 12 600 m 2), 2009 ‚Bella Vista Town‘ (16 Luxushäuser und 44 Luxusapartments mit Gartenkomplex, 30 600 m 2), 2010 ‚Ukhaa Khudag Gallery Town for Employees‘ (Wohnanlage, 5803 m 2), 2010 ‚Shine Ger – Tsetsii Town‘ (Wohnanlage mit Gewerbenutzung, 21 ha, Umnugobi aimag), 2011 ‚Bella Vita Rental Suites‘ (22-geschossiger Twintower mit 80 Miet- und Eigentumswohnungen im Luxussegment mit Swimmingpool, Fitnesscenter, Schönheitssalon und Restaurants, 27 832 m 2), 2012 ‚Viva City‘ (1614 Apartments, 100 Geschäfte, Restaurants, Kneipen und Boutiquen, 12 200 m 2), 2013 ‚Buddha Town‘ (109 Luxus-Wohnungen mit Dienstleistungen und Fitnessclub: 294 m 2 Penthouse, 236 m 2 Duplex und 122 m 2 Apartments, 27 260 m 2). (DH)

Bogd Khan Uul Coca-Cola Immobilienblase Möblierung Sukhbaatar-Platz

Medienl andschaft Am 13. Dezember 2013 macht in Ulaanbaatar eine Schlagzeile die Runde: Die Eröffnung einer Mc Donalds-Filiale in Ulaanbaatar sei für den Neujahrstag angesetzt. Die erste Filiale solle am ‚Sukhbaatar-Platz‘ eröffnen, langfristig sei aber die Eröffnung von sieben weiteren Filialen geplant. Mc Donalds plane auch ein spezifisches Speiseangebot mit ‚Mc Mutton‘-Burger und Ziegenmilchshake. Auch die Einbindung eines Mc Donalds-Menüs in das staatliche ‚School Lunch-Programm‘ sei geplant. Einen Tag später stellt sich heraus, dass es sich bei der verbreiteten Nachricht um eine inszenierte Fehlmeldung handelt:

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Journalisten von ‚Mongol TV‘ hatten eine falsche Presseerklärung verfasst und allen mongolischen Medienhäusern Geld für die Veröffentlichung der Meldung geboten. Die drei größten mongolischen Tageszeitungen, drei private Fernsehsender und drei Online-Nachrichtenportale veröffentlichten die Meldung. Die Initiatoren gaben an, auf die Bestechlichkeit der mongolischen Presse hinweisen zu wollen. Fast alle Fernsehsender und Zeitungen der Mongolei gehören Politikern oder wichtigen Unternehmern. Trotz der großen Vielfalt an Sendern und Medien, die sich nach 1990 entwickelt hat, gibt es kaum Pressefreiheit. Da das Einkommen der privaten Medienunternehmen zum großen Teil auf Werbeeinnahmen basiert, werden kritische Beiträge, die die Werbepartner betreffen, häufig nicht ausgestrahlt oder veröffentlicht. Auf dem Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen steht die Mongolei auf dem 98. von 179 Plätzen. In der Mongolei gibt es aktuell 126 Fernsehsender, 72 Radiostationen und 232 Zeitungen und Zeitschriften. Die erste landesweite Radiosendung wurde im September 1934 ausgestrahlt und im September 1967 begann der offizielle Fernsehbetrieb der mongolischen Fernsehanstalt. Nach der Wende werden im Rahmen der Verabschiedung der neuen Verfassung (1992) auch das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Recht auf den Erhalt von Informationen garantiert. Erst sechs Jahre später wird ein Medien-Gesetz verabschiedet, dass neben der Freiheit der Meinungsäußerung die Abschaffung der Zensur zum obersten Gebot ernennt. 2005 wird schließlich der ehemals sozialistische Staatssender in eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt umgewandelt: Die Rundfunkanstalt kann fortan frei über die Inhalte entscheiden und Geschäftsbeziehungen zu Partnern im Ausland eingehen. Da der öffentlich-rechtliche Sender aber nur zu einem Drittel aus den obligatorischen Beitragszahlungen und zu zwei Dritteln aus dem Staatshaushalt finanziert wird, ist die Rundfunkanstalt weiterhin von staatlicher Unterstützung abhängig. (DM)

Fast Food Korruption UB Post Werbung

Metro Seit einigen Jahren ist eine Metro für Ulaanbaatar in Planung. Es sollen eine 21,3 Kilometer lange Nord-Südachse und eine 28,4 Kilometer lange Ost-West-Achse gebaut werden, um den Autoverkehr zu verringern und das öffentliche Bussystem zu entlasten. Zwei koreanische Firmen, ‚Su Song‘ und ‚Seoul Metro‘, haben den Zuschlag für den Bau der Metro bekommen. Es handelt sich bei der Metro um eine sogenannte ‚LRT-Metro‘ (Light Rail Train) mit drei bis vier Wagen. Im Zentrum soll die Stadtbahn als U-Bahn funktionieren, die restliche Strecke ist oberirdisch geplant. Im unterirdischen Bereich der Metro sind Einkaufsgalerien vorgesehen. Im Norden soll die Metro bereits zwei Kilometer nördlich des ‚Sukhbaatar-Platzes‘ enden, sodass die nördlichen Ger-Siedlungen nicht an das Metro-Netz angeschlossen werden. Die Kosten für dieses Infrastrukturprojekt werden auf 400 Millionen Tugrik geschätzt. Es existiert eine Metro-Fake-Website: http://ulaanbaator. narod.ru. Dort wird von einer ‚Metroo‘ in Ulaanbaatar berichtet, die angeblich bereits 1994 in Betrieb genommen wurde. Über die Hintergründe dieser Seite gibt es keine Informationen. (DH)

Auto Stau Sukhbaatar-Platz Tugrik

Miet wohnungsm arkt Der Wohnungsmarkt in Ulaanbaatar ist eigentumsortientiert, daher gibt es nur einen kleinen Mietwohnungsmarkt. Da dieser ausschließlich in privater Hand ist und nicht staatlich gesteuert wird, gibt es bis heute keine offiziellen Zahlen über Größe, Preise und Entwicklung dieses Marktes. Mietwohnungen gibt es überwiegend im zentrumsnahen, ehemals staatlichen und ab 1996 privatisierten Wohnungsbaubestand sowie in den neuen Stadtentwicklungsgebieten. Der Markt für Letztere ist von Investoren oder Immobilienunternehmen dominiert, die Eigentumswohnungen im mittleren

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bis oberen Preissegment kaufen und an wohlhabende Mongolen und Ausländer weitervermieten. Laut ‚M.A.D.‘ variiert der Mietpreis in Neubauten zwischen 1300 und 7000 US-Dollar pro Monat bei einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 65 Quadratmetern. Seit 1996 das Gesetz ‚Law on Sending Labour Force Abroad and Receiving Foreign Labour Force‘ verabschiedet wurde ist der Anteil der ausländischen Fachkräfte in Ulaanbaatar stetig gestiegen. Ausländische Fachkräfte, die kurz- oder mittelfristig in Ulaanbaatar arbeiten, sind die größte Zielgruppe des Mietwohnungsmarktes. Besonders seit dem starken wirtschaftlichen Aufschwung 2008/09, auf den zahlreiche Unternehmensgründungen folgten, sind die Mietpreise deutlich gestiegen. In den folgenden Jahren hat die starke Nachfrage an zentralen oder zentrumsnahen, qualitativ gut ausgestatteten Mietwohnungen, der ein verhältnismäßig geringes Angebot gegenüberstand, die Mietpreise zusätzlich in die Höhe getrieben. Einige Immobilienunternehmen gehen davon aus, dass sich die Mieten auf dem Mietwohnungsmarkt bis 2018 vervierfachen werden. Auch innerhalb der Ger-Siedlungen hat sich in den vergangenen Jahren ein Mietwohnungsmarkt herausgebildet: Häuser oder Wohneinheiten, die sich auf dem Grundstück der Eigentümer der Khashaa befinden werden vermietet. Diese verhältnismäßig günstigen Wohnungen bedienen in Ulaanbaatar eine Zielgruppe, die sich auf dem eigentumsorientierten Wohnungsmarkt keine eigene Wohnung leisten kann und eine Alternative zum Wohnen im Ger sucht. (DM) 94



M.A.D. Zaisan

Minegolia Die britische Zeitschrift ‚The Economist‘ führte vor einiger Zeit den Begriff ‚Minegolia‘ ein, angesichts der Tatsache, dass die Mongolei mit ihren immensen Kohle-, Kupfer-, Gold-, Silber- und Uranvorkommen zu den zehn rohstoffreichsten Ländern der Erde gehört. Die Mongolen haben diesen Begriff übernommen. Der Bergbau trägt nach Berechnungen

Mietwohnungsmarkt: Das zweigeschossige Gebäude enthält fünf kleine Wohneinheiten, die von den Eigentümern der Khashaa vermietet werden; die Eigentümer selbst wohnen in einem zweiten Gebäude auf demselben Grundstück.

des Amtes für mineralische Rohstoffe und Erdöl der Mongolei annähernd 18 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, 76 Prozent der Exporteinnahmen stammen aus der Ausfuhr von Rohstoffen. Bergbauexperten schätzen den Wert des entdeckten Vorkommens auf 1,3 Billionen US-Dollar. Die wichtigsten und größten Minen des Landes sind ‚Erdenet‘ (Kupfer), ‚Oyu Tolgoi‘ (Kupfer, Gold), ‚Tavan Tolgoi‘ (Kohle), ‚Tsagaan Tolgoi‘ (Kohle) und ‚Ovoot Tolgoi‘ (Kohle). Sie befinden sich hauptsächlich im südlichen Teil des Landes, in der Provinz ‚Ömnögovi‘, in der Wüste ‚Gobi‘. (DH)

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Kohle Ninja Wirtschaftsstruktur

Möblierung In Ulaanbaatar werden fast alle Wohnungen möbliert verkauft. Die Ausstattung einer Wohnung mit Möbeln und technischen Geräten ist für die Investoren, die den Immobilienmarkt in der Hauptstadt dominieren, verhältnismäßig günstig und die Gewinnspanne durch den Verkauf einer möblierten Wohnung ist am Ende deutlich höher. Zur Grundausstattung einer Wohnung gehören: Laminat, Tapeten, Vorhänge, Einbauküche, Esstisch mit Stühlen, Sofa, Wohnzimmertisch, Deckenlampen, Betten, Kleiderschrank, Zentralheizung, Internet, Kabelanschluss, Telefonanschluss, Elektroherd mit Ofen, Mikrowelle, Kühlschrank, Flachbildfernseher. Je nach Preissegment erfolgt eine erweiterte Ausstattung mit Echtholzparkett, begehbarem Kleiderschrank, Schrankwand, Dekorationsobjekten, Fußbodenheizung, Luftfilter   Kohle, Klimaanlage, Dolby-Surround-System, Staubsauger, Geschirrspüler, Waschmaschine, Whirlpool, Aufzug, Überwachungskameras und Eingangstür mit Türcode-Anlage. Weiterhin werden im oberen Preissegment auch Zusatzausstattungen und -dienstleistungen wie 24-Stunden Pförtnerservice, Textilreinigung, ‚Common Fence‘   Gated Community, Parkplatz, Garage, Tiefgarage, beheizte Tiefgarage, Fitness-

Möblierung: Möblierte VierZimmer-Wohnung im ‚River Garden Complex‘; Mietpreis: 8 000 000 Tugrik/ Monat (= 3267 Euro)

studio, Pool, Spielplatz, Basketballplatz, Gartenanlage und Brunnen angeboten. (DM)

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Mietwohnungsmarkt

Mongolian Barbecue Mit ‚Mongolian Barbecue‘ wird ein Pfannengericht aus Gemüse und Fleisch bezeichnet, das auf einer großen runden Grillplatte bei Temperaturen bis zu 300°C zubereitet wird. Das Gericht wird trotz seines Namens heute der japanischen oder taiwanischen Küche zugeschrieben. Dennoch halten sich Legenden, nach denen dieses Gericht aus der Zeit des Mongolischen Reiches stammt hartnäckig. Das erste Mongolian Barbecue-Restaurant mit dem Namen ‚Gengis Khan Mongolian BBQ‘ eröffnete 1976 in Taipei, Taiwan. Später wird das Konzept des Mongolian Barbecue erfolgreich in den Westen exportiert: In den USA bieten unter anderem die Ketten ‚BD's Mongolian Grill‘ (seit 1992) und ‚HuHot Mongolian Grill‘ (seit 1999) in zusammen 84 Restaurant das ‘mongolische‘ Pfannengericht an. Sie berufen sich dabei auf die überlieferte Legende, dass im 12. Jahrhundert das Heer um Chinggis Khaan auf seinen Eroberungszügen das Fleisch auf Schilden über offenem Feuer zubereitet haben soll. In Deutschland gibt es zehn Filialen der Kette ‚Mongo's‘, die Mongolian Barbecue ähnlich anpreist: „Die Mongolen haben es vorgemacht: Als Nomaden waren sie oft monatelang in der Steppe unterwegs. Proviant konnten sie nur begrenzt mit sich führen. Deshalb haben sie auf das gesetzt, was Flora und Fauna vor Ort im Angebot hatten. Mit dem Fleisch ihrer Jagdbeute haben sie diese Mischung in kleinen Stücken auf Schilden über dem Feuer gegart – blitzschnell zubereitet entstand eine abwechslungsreiche und nahrhafte Mahlzeit: das Mongolian Barbecue.“ Diese Legenden werden von Mongolen oft mit einem Schmunzeln kommentiert: Als mongolisches Barbecue könne man höchstens Khorkhog bezeichnen – ein Gericht bei dem das Fleisch eines Schafes und verschiedenes Gemüse in einem geschlossenen Gefäss (traditionell einer Milchkanne) mit

Hilfe von vorher erhitzten Steinen gegart werden. Eine Filiale von BD's Mongolian Grill hat 2005 in Ulaanbaatar eröffnet – als erstes amerikanisches Franchiserestaurant der Stadt. (DM)

Chinggis Khaan Fast Food Fleischkonsum Geschichtsschreibung

Na mensgebung Mongolische Staatsangehörige haben einen Eigennamen, mit dem sie in allen mongolischen Datensystemen geführt werden und der als Anrede und Unterschrift gilt – dieser Name wird im mongolischen Pass großgeschrieben. Der zweite, im Pass klein geschriebene Name ist der Vatersname, das heißt der Eigenname des Vaters, beziehungsweise der Muttersname, wenn kein Vater bekannt ist. Er wird in der Regel dem Eigennamen vorangestellt oder durch den Anfangsbuchstaben abgekürzt. Mongolische Ehegatten haben in der Regel unterschiedliche Namen, da eine Eheschließung keine namensrechtlichen Auswirkungen hat. Im Jahr 1998 wurden alle mongolischen Bürger vom Staat aufgefordert, in ihren Amtspapieren zusätzlich einen Familiennamen (Stammesnamen) anzugeben. Einen Familiennamen im westlichen Verständnis gab es in der Mongolei traditionell aber nicht: Die rund 1200 vorhandenen Stammesnamen dienten insbesondere der Vermeidung innerfamiliärer Ehen und der Vereinfachung des Auffindens von Familienangehörigen in einer nomadisch lebenden Gesellschaft. 1925 wurden diese Stammesnamen als Relikt der feudalen Mongolei abgeschafft. Mit der Wiedereinführung der Stammesnamen strebt man nicht nur den Rückgewinn nationaler und kultureller Identität an, sondern reagiert auch auf die Tatsache, dass häufig mehrere Personen denselben Eigen- und Vatersnamen tragen – was bei der stark zunehmenden Wirtschaftstätigkeit der mongolischen Bevölkerung zum Problem wird. Wer den Namen seiner Vorfahren nicht ermitteln konnte, durfte seinen Familiennamen

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frei wählen. Der Leiter der mongolischen Meldungsbehörde T. Tsedev veranlasste eine Kampagne im monoglischen Fernsehen um die Wiederfindung der Familiennamen zu vereinfachen. Er riet den mongolischen Bürgern, ihre lebenden Vorfahren aufzusuchen und stellte eine 1300 Namen fassende, nach Regionen geordnete, Liste mit bekannten Familiennamen zusammen. Dennoch haben sich inzwischen mehr als 60 Prozent der Mongolen auf den Familiennamen ‚Borjigin‘, den Stammesnamen Chinggis Khaans, eintragen lassen; ein weiterer beliebter Familienname ist der Name ‚Sukhbaatar‘. (DM)

Chinggis Khaan Damdinii Sukhbaatar

Neolithische R evolution Die ‚Neolithische Revolution‘ ist eine vom Archäologietheoretiker Vere Gordon Childe 1936 geprägte Bezeichnung, die das Aufkommen produzierender Wirtschaftsweisen (Ackerbau, Viehzucht) und die Vorratshaltung zu Beginn des Neolithikum (Jungsteinzeit) bezeichnet. Mit diesem Wandel in der Produktion geht auch der Übergang vom Nomadentum zu den ersten festen Siedlungen einher. (DH)

Nomadismus Viehzucht

100 Neue Nom aden Die Privatisierung der, während der sozialistischen Planwirtschaft staatlich organisierten, Viehzucht führte unmittelbar nach der Wende zu einer Neubelebung der mobilen Tierhaltung   Viehzucht, an der auch die sogenannten „neuen Nomaden“ (Franz-Volker Müller, 1997) beteiligt waren. Im Zuge der Verteilung der staatlichen Viehbestände nach 1992 nahmen neue Nomaden, die sesshaften Angestellten der ehemals staatlichen-viehwirtschaftlichen Vereinigungen (Negdel) eine mobile Lebens- und Wirtschaftsweise auf. Innerhalb kürzester Zeit verdoppelte sich so die Anzahl der nomadischen Vieh-

halterhaushalte in der Mongolei. Es kommt zu einer enormen Zunahme der Viehbestände und einer starken Überweidung. In Folge von extrem harten Wintern   Dzuud  zwischen 1999 und 2003 stirbt ein Drittel des mongolischen Viehbestandes und viele nomadische Viehhalter – ein großer Teil der neuen Nomaden – geben die Viehzucht auf. (DM)

Landflucht Viehbestände Viehzucht

Ninja ‚Ninjas‘ werden in der Mongolei illegale Bergarbeiter genannt, die ohne Lizenz, ohne Ausbildung und zumeist auch ohne Schutzausrüstung in selbst ausgegrabenen Löchern nach Gold und anderen Bodenschätzen suchen. Steigende Goldpreise, der rege Schwarzmarkt-Handel mit dem benachbarten China, Arbeitslosigkeit und die Verarmung eines großen Teils der Bevölkerung haben vor allem in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass immer mehr Mongolen auf eigene Faust nach Gold und anderen Bodenschätzen graben. Die Bezeichnung Ninjas ist eine Anlehnung an die Comicserie ‚Ninja-Turtles‘, denn die ersten Goldschürfer sahen mit ihren, auf den Rücken gehängten, grünen Plastikwaschschüsseln aus wie die Schildkröten der Serie. Inzwischen werden alle illegalen Bergarbeiter in der Mongolei so genannt. 2003 schätzte man die Anzahl an Ninjas auf 30 000, 2007 auf 100 000, 2013 sogar auf 300 000. Das größte Ninja-Bergbaugebiet befindet sich in Zaamar, 101 einem Ort fünf Stunden von Ulaanbaatar entfernt. Die Ninjas schließen sich meist in kleinen Gruppen zusammen, manchmal sind es sogar ganze Familien, die nach Bodenschätzen graben und auf den großen Goldfund hoffen, um einen Weg aus der Armut zu finden, oder auch nur das nächste Schulgeld der Kinder bezahlen zu können. Die Arbeit der Ninjas ist hart und gefährlich. Die komplett ungesicherten Löcher, in denen sie nach Gold und anderen Bodenschätzen suchen, sind meist drei bis fünf Meter tief und erstrecken sich dann noch einige Meter in der Horizontalen.

Direkt vor Ort trennen sie, mit Hilfe von Rüttelmaschinen, das unbrauchbare Gestein von den schwereren Bodenschätzen. Manchmal haben sie kleine Werkstätten eingerichtet, in denen das Gold mit Hilfe von Quecksilber aus dem Gestein gelöst werden kann. Schätzungen zufolge haben die illegalen Bergarbeiter 2013 fünf Tonnen Gold geschürft. Dies entspricht mehr als der Hälfte dessen, was auf offiziellem Wege erwirtschaftet wird. Das illegal erwirtschaftete Gold schadet der Wirtschaft in großem Maße. Daher hat das Parlament Anfang 2014 die Steuer auf Gold bei der Zentralbank und anderen akkreditierten Geschäftsbanken von zehn Prozent auf 2,5 Prozent gesenkt. Auf diese Weise möchte man einen Anreiz zu schaffen, das Gold auf legalem Wege weiterzuverkaufen. Die offiziellen Lizenzen zum Bergbau sind in der Hand ausländischer Konzerne und einiger Familien der mongolischen Oberschicht. (DH)

Armut China Kohle Ninja Economy Wirtschaftsstruktur

Ninja Economy „We attribute the name ‚ninja‘ miners (derived from the animated series ‚The Teenage Mutant Ninja Turtles‘) to persons whose main occupation is to dig in the ground while drinking 102 alcohol, smoking, and talking on the phone while not actually turning a profit. Given that our economy is dependent on how much land we dig in and how much alcohol and tobacco people use, we should call it a ‚ninja economy‘ as well, especially when almost 10 percent of the total workforce have become ninja miners. It is the bitter truth of today.“ Kommentar eines mongolischen Politikers zur gegenwärtigen Entwicklung der Wirtschaft; veröffentlicht in der UB Post, 12. Januar 2014. (DH)

Alkoholismus Ninja UB Post

Nom adismus Der Nomadismus ist eine Wirtschafts-, Gesellschafts- und Lebensform, die sich in Klimaten der Erde entwickelt hat, in denen Ackerbau nicht möglich ist oder zur Ernährung nicht ausreicht   Kontinentalklima . Nomaden sind ohne ständigen Wohnsitz, jedoch mit festumgrenzten Weidegebieten für ihre Viehherden, und leben in leicht transportablen Zelten. In einem jahreszeitlichen Rhythmus ziehen sie umher und wechseln zwischen ihren Sommer- und Winterweidegebieten. Im 20. Jahrhundert wurden Nomaden zunehmend als rückständig bezeichnet, da die Weidewirtschaft als unrentabel gegenüber intensiver Landwirtschaft gilt. Regierungen von Ländern, in denen es eine nomadisch lebende Bevölkerung gibt, sind häufig daran interessiert, die nomadische Bevölkerung zu einer sesshaften zu machen, um diese besser kontrollieren zu können. Im aktuellen Globalisierungsdiskurs gibt es inzwischen aber auch die Tendenz, im Nomadismus eine fortschrittliche Wirtschafts-, Gesellschafts- und Lebensform zu lesen. Das Territorium der heutigen Mongolei wurde, seitdem es besiedelt ist, von Nomaden bewohnt. Heute lebt noch dreißig Prozent der mongolischen Bevölkerung als nomadischer Viehzüchter. Die traditionelle Behausung der mongolischen Nomaden ist das Ger. (DH)

Ger Ger-Siedlung Steppe Viehzucht

103 Nukht Tal Das ‚Nukht Tal‘ liegt zwölf Kilometer außerhalb des Stadtzentrums in den nordwestlichen Ausläufern des Nationalparks ‚Bogd Khan Uul‘ und kann nur durch eine einzige Stichstraße von der ‚Yarmag Road’ erschlossen werden. Das Tal diente schon vor 1990 Mitgliedern des Politbüros als exklusiver Urlaubs- und Wohnort. In den letzten fünf Jahren sind neben den alten Datschen alleinstehende Villen und Wohnanlagen    Gated Community  in kleinteiliger Bebauungsweise entstanden.

Das Nukht Tal gilt heute als der nobelste Wohnort Ulaanbaatars und ist der politischen und wirtschaftlichen Elite vorbehalten. 2011 eröffnete die Hotelkette ‚The Corporate Hotel‘ im Nukht Tal ein Resort als luxeriösen Ableger des zentralen ‚Corporate Hotel‘. Seit 2013 entsteht am Taleingang unter dem Namen ‚The Village@Nukht‘ das bislang größte zusammenhängende Investorenprojekt im Nukht Tal. Auf 10 000 Quadratmetern soll hier um einen zentralen Dorfplatz ein Gebäudeensemble entstehen, mit dessen Kleinteiligkeit und Formsprache an europäische Altstädte angelehnt werden soll. Acht Penthäuser, neun Büros, 15 Geschäfte, ein Brauhaus und andere gastronomische Einrichtungen sollen die exklusiven Unterhaltungsund Konsumbedürfnisse der Nukht Tal-Bewohner stillen. (DM)

Bogd Khan Uul Brauhaus Resort Yarmag Zaisan

Offenlegung von Einkommen Nicht nur Präsidentschaftskandidaten, sondern auch Abgeordnete, Regierungsmitglieder und höhere Staatsangestellte müssen in der Mongolei regelmäßig ihre Einkünfte und ihre Vermögenswerte offenlegen. Im Rahmen des 2006 verabschiedeten Anti-Korruptionsgesetzes wurde eine System zur Offen104 legung von Einkommen entwickelt, das von einer eigens dafür gegründeten Agentur ‚IAAC‘ (Independant Agency Against Corruption) verwaltet wird. Das offengelegte Einkommen von Ts. Elbegdorj, Präsident der Mongolei, beträgt 2012: • Einkommen: 118,5 Millionen Tugrik (= 48 387 Euro), Steigerung gegenüber 2011 um 700 Prozent • Einkommen der Familienmitglieder: 6 Millionen Tugrik (= 2449 Euro) • Immobilien: eine Wohnung im Wert von 417,9 Millionen Tugrik (= 170 641 Euro)

• Viehbestand: drei Kühe, 20 Schafe, 25 Pferde, 15 Ziegen • Privatkonto: 75,5 Millionen Tugrik (= 30 829 Euro) • Aktien: Mushaag, Ankh-Erdene, Amerikanische Schule

Ulaanbaatar, Genco Tour Bureau (Tourismusunterneh men)   Reiterstandbild, Remicon (Transportbetonher steller) • kein privates Landeigentum, kein privates Auto Den größten Jahresverdienst hatte 2012 nach eigenen Angaben D. Bat-Erdene (Mitglied des Parlamentes und Verteidigungsminister) mit 20 Milliarden Tugrik (= 8 166 599 Euro). Den größten Viehbestand meldet B. Bat-Erdene, heutiger Vize-Präsident des Landes: 400 Pferde, 20 Rennpferde, 60 Kühe, 3000 Schafe, 350 Ziegen. (DM)

Korruption Viehbestand Viehzucht

Penthouse Ein Penthouse bezeichnet ein Wohngeschoss auf dem Dach eines mehrgeschossigen Hauses. Es tritt an mehreren Seiten aus der Flucht der darunterliegenden Geschosse zurück, wodurch eine umlaufende Dachterrasse entsteht. Auf dem Immobilienmarkt Ulaanbaatars werden mit diesem Begriff sämtliche Wohnungen mit Außenflächen im obersten Geschoss oder in der Nähe des obersten Geschosses in Hochhäusern bezeichnet. Der Kaufpreis für diese Wohnungen beträgt grundsätzlich mindestens das Doppelte von 105 dem der Wohnungen in den Normalgeschossen – das Penthouse wird als exklusiveste Wohnlage innerhalb eines Gebäudes wahrgenommen. Vereinzelt findet man in Ulaanbaatar auch Wohnungen, die nachträglich auf Dachflächen bestehender Gebäude gebaut wurden. Diese Gebäudeaufstockungen sind erst in den letzten Jahren als Reaktion auf die steigenden Preise für die wenigen noch verfügbaren Baugrundstücke im Stadtzentrum entstanden. Sie befinden sich überwiegend auf niedrigen Gebäuden, die in Privathand sind. Die zusätzlich gewonnene Wohnfläche

wird dann verkauft oder dient dem eigenen Bedarf. (DM)

Blue Sky Tower

Pfer dekopfgeige Die Pferdekopfgeige (Morin Chuur) ist das wichtigste Musikinstrument der Mongolen und hat den Status eines nationalen Symbols. Sie ist eine zweisaitige Kastenspießlaute und wird mit einem Bogen gestrichen. Das obere Halsende der Pferdekopfgeige ist mit einem hölzernen Pferdekopf verziert. Das Instrument wurde 2003 von der UNESCO in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen. In der Stadt Darkhan gibt es ein Denkmal, das der Pferdekopfgeige gewidmet ist. Die Pferdekopfgeige wird auch in zeitgenössischer Musik noch rege gespielt, sie taucht darüber hinaus in zahlreichen Musikvideos mongolischer Volksmusiker, aber auch in Videos von beliebten Hip-Hop-Künstlern auf. (DM)

Pl ay boy Das US-amerikanische Männermagazin ‚Playboy‘ erscheint seit 2012 auch in einer mongolischen Ausgabe. Damit ist die Mongolei das 33. Land, in dem eine Edition des Magazins erscheint. Die offizielle Lizenz zur Veröffentlichung hat 2011 die Chefredakateurin der monglischen Zeitschrift ‚Uptown‘ erworben. Das Magazin erscheint monatlich und enthält 106 überwiegend nationale Inhalte. Im Dezember 2013 fanden im ‚Vegas Night Club‘   Blue Sky Tower  und im ‚Brix Night Club‘ in Ulaanbaatar die ersten Playboy-Partys des Landes statt. (DM)

Plumpsk lo Ein Plumpsklo bezeichnet umgangsprachlich eine Toilette ohne Wasserspülung, bei der Kot und Urin in eine Grube fallen („plumpsen“) und dort verbleiben bis die Grube geleert wird. Alternativ dazu kann die Grube auch zugeschüttet und

Penthouse: Gebäudeaufstockung in Form eines Einfamilienhauses mit zwei Veranden im Bezirk Bayanzurkh.

ein neues Plumpsklo an einer anderen Stelle ausgehoben werden („wanderndes Plumpsklo“). In Ulaanbaatar haben heute über 65 Prozent der Stadtbewohner keinen Zugang zu sanitären Grundeinrichtungen. Die städtischen Ger-Siedlungen sind weder an das Trinkwassernoch an das Abwassernetz angeschlossen, Fäkalien und Grauwasser werden hier weiterhin in einfachen Plumpsklos innerhalb des Grundstücks   Khashaa  gesammelt. Viele Plumpsklos sind selbstgebaut und bestehen größtenteils nur aus einer ausgehobenen, kaum befestigten und selten ausgekleideten Grube, über die ein einfaches Häuschen gebaut wird. Die meisten Plumpsklos in Ulaabaatar sind wandernde Plumpsklos, da die Kosten für die Fäkalienentsorgung (circa 2000 Tugrik) von den meisten Bewohnern nicht aufgebracht werden können (> Armut). Knapp fünfzig Prozent der städtischen Ger-Bewohner teilen sich ihre Toiletten mit anderen Haushalten. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung ist eines der zehn Millenniumsziele, die 2001 verabschiedet wurden. Trotzdem haben 2010 nur 22,5 Prozent der mongolischen Bevölkerung Zugang zu sanitären Anlagen (UNO, 2011). Die fehlende Abwasserentsorgung in den Ger-Siedlungen stellt in Ulaanbaatar ein größeres Problem dar als der ebenfalls fehlende Trinkwasserzugang auf eigenem Grundstück. Das Plumpsklo ist nicht nur ein Gesundheitsrisiko für den Benutzer, sondern auch Ursache der stark zunehmenden Grundwasser- und somit auch Trinkwasserverschmutzung. Dem Wunsch nach verbesserten sanitären Anlagen kann der Staat in den dünn besiedelten und 108 teilweise schlecht durch Straßen erschlossenen Ger-Siedlungen finanziell nicht nachkommen: Die Einrichtung eines konventionellen Abwasserversorgungsnetzes scheitert an den enormen Kosten. Im Mai 2013 fand die von der UNICEF Mongolia organisierte ‚National Sanitation and Hygiene Exhibition‘ mit dem Ziel, die Öffentlichkeit über einfache, bezahlbare und umweltfreundlichere Sanitäreinrichtungen zu informieren statt. Unter anderem wurden hier die ‚Ventilated Improved Pit Latrine‘ und die ‚EcoSans‘-Toilette vorgestellt, die eine Alternative zur Verwendung des Plumpsklos im ländlichen Raum

und in städtischen Ger-Siedlungen bieten könnten. (DM)

Straßennetz Wasserkiosk

Post Die ‚Mongol Post‘ ist das staatliche Postunternehmen der Mongolei. In Ulaanbaatar funktioniert das Zustellungssystem für Briefe und Pakete über Postfächer, die es sowohl in den Postämtern als auch in den meisten größeren Wohnhäusern gibt. Ein Großteil der Bewohner Ulaanbaatars, vor allem die Bewohner der Ger-Siedlungen, besitzt kein solches Postfach. Wenn ihnen etwas zugestellt werden soll, geben Sie meist das Postfach ihrer Arbeitsstelle an. Die neu entwickelten ‚Smart Postal Boxes‘ sollen in Zukunft einer breiteren Bewohnerschaft Postfächer bereitstellen. (DH)

Ger-Siedlungen Smart Postal Box

Py r a midentr eppe In der Nam Yan Ju Street befindet sich der Eletronikfachhandel ‚Next Electronics‘. Sein Haupteingang liegt im ersten Obergeschoss und wird durch eine vor dem Gebäude liegende, extraordinäre Treppenkonstruktion erschlossen: eine zweiseitige Pyramidentreppe mit 18 Stufen, einem Zwischenpodest und einer integrierten Rampe. Die pyramidenförmige Treppe 109 reicht bis weit auf den Bürgersteig, sodass passierende Fußgänger auf die Straße ausweichen müssen. Mit dem Aufkommen von Privatgewerbe nach 1990 stieg in Ulaanbaatar auch die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen im Zentrum der Stadt. Heute werden durch aufwendige Treppenkonstruktionen auch Gewerbeflächen im ersten Obergeschoss für Gewerbe, das auf Laufkundschaft angewiesen ist, nutzbar gemacht. (DM)

Gewerbeanbau

R apid Kharsh Tow n ‚Rapid Kharsh Town‘ ist der größte Wohnkomplex Ulaanbaatars: Er besteht aus 22 zeitgleich fertiggestellten Wohngebäuden mit insgesamt 3600 Wohnungen. Die Anlage wurde 2012 von der ‚Khurd Group‘ erbaut und befindet sich im Bezirk Khan Uul südlich des Zentrums neben dem ‚National Stadium‘ unmittelbar an einer großen Verkehrsstraße. Rapid Kharsh Town ist ein Beispiel für eine extrem dichte Bebauung in der Stadt: 35 Prozent der gesamten Grundstücksfläche sind überbaut, die Geschossflächenzahl liegt bei 4,5 und die Abstandsflächen zwischen den fast vierzig Meter hohen Gebäuden betragen teilweise nur zwanzig Meter. Auf dem Areal gibt es einen einzigen Spielplatz. Die Wohnanlage ist mangelhaft erschlossen: Es gibt zwei Erschließungsstraßen, die den Komplex mit anderen Verkehrsstraßen verbinden und die nächste, vierhundert Meter entfernt liegende, Bushaltestelle ist nur durch einen nachträglich eingerichteten knapp zwei Meter breiten Fußweg zu erreichen. Die Wohnungen wurden für einen durchschnittlichen Preis von 1,2 Millionen Tugrik pro Quadratmeter verkauft, das entspricht knapp 800 US-Dollar pro Quadratmeter. Dieser Kaufpreis ist für in den letzten Jahren fertiggestellte Immobilien verhältnismäßig günstig, liegt aber dennoch weit über den finanziellen Möglichkeiten der meisten Stadtbewohner. Heute werden viele der Wohnungen weitervermietet, eine monatliche Miete für eine siebzig Quadratmeter große Wohnung beläuft sich auf 700 US-Dollar (etwa 941 500 Tugrik). Die Geschossflächenzahl (GFZ) bezeichnet in der deut110 schen Baunutzungsverordnung eine Größe, welche die Intensität der Nutzung einer Fläche widerspiegelt. Sie gibt an, wie viel Quadratmeter Geschossfläche je Quadratmeter Grundstücksfläche vorhanden sind und berechnet sich nach den Außenmaßen aller Vollgeschosse der Gebäude (vgl. § 20 Abs. 2 und 3 BauNVO). (DM)

Dichte Mietwohnungsmarkt Möblierung

Pyramidentreppe: Pyramidenförmige Treppe vor einem Elektronikfachhandel in der ‚Nam Yan Ju Street‘.

R egistr ierung von Eigentum Um Grund und Boden in Ulaanbaatar als Eigentum eintragen zu lassen, müssen folgende fünf Schritte absolviert werden. Voraussetzung für dieses Verfahren ist, dass man als Bewohner von Ulaanbaatar registriert ist. 1 Zertifikat über Schuldenfreiheit beim Immobilien-Regist rierungs-Büro einholen, Dauer: ein Tag, Kosten: 2 Euro 2 Beglaubigung des Kaufvertrags, Dauer: ein Tag, Kosten: Notarkosten abhängig von dem Kaufpreis (400 bis 4000 Euro = 4 Euro, 4000 bis 10 000 Euro = 10 Euro, 10 000 bis 40 000 Euro = 20 Euro, 40 000 bis 120 000 Euro = 40 Euro, 120 000 bis 200 000 Euro = 80 Euro, 200 000 oder mehr = 120 Euro) 3 Bezahlung der Einkommenssteuer oder Transfer-Steuer bei einer Bank, Dauer: weniger als ein Tag, Kosten: Zwei Pro zent des Immobilienwertes 4 Bewerbung bei der Immobilien-Registrierungs-Agency einreichen, Dauer: ein Tag, Kosten: 8 Euro, Schnelle Bear beitung 16 Euro 5 Transfer der Landnutzungsrechte, Erstellung eines neuen Zertifikats, Dauer: sieben Tage, Kosten: 28 Euro. (DH)

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Reiterstandbild: Das Reiterstandbild Chinggis Khaans in Tsonjin Boldog.

Landgesetz Landschenkung

R eiterstandbild Im Jahr 2008 wird von dem Tourismusunternehmen ‚Genco Tour Bureau‘ ein monumentales Reiterstandbild Chinggis Khaans fünfzig Kilometer östlich von Ulaanbaatar am Ufer des Tuul errichtet. Das Denkmal ist mit einer Höhe von 40 Metern das größte Reiterstandbild der Welt. Es zeigt den reitenden Chinggis Khaan mit einer goldenen Gerte. Einer Legende zufolge soll Chinggis Khaan an dieser Stelle eine goldene Gerte gefunden haben, die ihm in späteren Kämpfen Glück brachte. Das Abbild Chinggis Khaans wurde aus 250 Tonnen Stahl gegossen, es steht auf einem zweistöckigen Sockel aus 36 Säulen, welche die 36 Khans der mongolischen Geschichte repräsentieren sollen. Vom Sockel aus gelangt man über einen,

Reiterstandbild: Schematischer Schnitt durch das Monument

zwischen den Beinen des Pferdes liegenden, Aufzug in ein innenliegendes Treppenhaus, das zu einer Aussichtsplattform im Pferdekopf der Statue führt. Um das Reiterstandbild herum soll in den nächsten Jahren ein gigantischer ‚Chinggis Khaan Statue Complex‘ entstehen. In einem Themenpark sollen 200 Gers, Imitationen der, im 13. Jahrhundert von Chinggis Khaan bewohnten Gers, als Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen bereitstehen. (DM)

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Chinggis Khaan Ger Camp Khan

R esort Das größte US-amerikanische Skiresort trägt den Namen ‚ Big Sky Resort‘. Im November 2009 eröffnet das erste Skigebiet der Mongolei am Fuße des Berges ‚Bogd Khan Uul‘ nur zehn Kilometer vom Zentrum Ulaanbaatars entfernt. Das Skigebiet mit angrenzendem Golfplatz erhält den Namen ‚Sky Resort‘ und ist ein Joint Venture der ‚MCS Group‘ und ‚Petrovis‘ (Mongolei), ‚Taihan‘ (Korea) und dem ‚Muju Resort‘ (Korea). ‚Resort‘ bezeichnet eine touristische Hotelanlage, die ihren Gästen neben der reinen Beherbergung weitere Angebote bereitstellt, zum Beispiel Gesundheits-, Sport- oder Freizeiteinrichtungen. Ein Hotel gibt es im Sky Resort in Ulaanbaatar nicht. Das Sky Resort besteht aus neun künstlich beschneiten Abfahrten mit einer Gesamtlänge von sechs Kilometern, die über zwei Sesselbahnen und vier Übungslifte erschlossen werden. Außerdem gibt es eine Rodelpiste mit Förderband, ein Café, ein Restaurant (ohne Alkoholausschank), ein Skiausrüstungs- und Schlittenverleih und ein solider Zaun, der die Pisten vor weidenden Tieren schützt. Geöffnet hat das Sky Resort zwischen November und März von 8.30 bis 22.00 Uhr, die Tageskarte für Erwachsene kostet 30 000 Tugrik. Besucher loben die Natursteinfußböden, die Qualität der sanitären Anlagen und die beheizten Umkleidekabinen. (DM)

Alkoholismus Bogd Khan Uul



Landflucht MCS Holding

Royal Academy Das Gebäude der ‚Mongolian Royal Academy‘ befindet sich an einer wichtigen Ausfallstraße am Übergang zwischen dem Stadtkern und den Ger-Siedlungen im Nordosten Ulaanbaatars und ist das Aushängeschild des privaten Bildungsinstitutes: Der turmähnliche Aufbau und die großzügige Treppe vermitteln institutionellen Charakter, die Fahnen vor dem Gebäude stehen für die internationale Ausrichtung des Institutes. Die Nachbildung eines traditionellen Gers findet auf dem Dach des Gebäudes Platz und dient als Versammlungsraum. Die ‚Royal Academy‘ ist eine von vielen Bildungseinrichtungen, die zur Hochschule ‚Ikh Zasag‘ gehören. Diese Hochschule ist eine private Bildungseinrichtung und mit ihren hohen Beitragsgeldern der wohlhabenden Bevölkerungsschicht vorbehalten. ‚Ikh Zasag‘ bedeutet ‚Große Verwaltung‘, und steht für das erste geschriebene Gesetz in der Mongolei, das zu Zeiten Chinggis Khaans verabschiedet wurde und Bestrafungen für illegale Handlungen wie z.B. Bestechung regelte. Die Royal Academy wurde 2010 gegründet und besteht aus der ‚Royal Radio Station‘, der ‚Royal HD Television Station‘ und dem ‚Royal International Institute‘. Zum Letzteren gehören unter anderem das ‚IAM – Institute of Administrative Management‘, das ‚ICM – Institute of Commercial Management‘ und das ‚CTH – Confederation of Tourism and Hospi- 115 tality‘. 2012 wurde die Royal Academy Partner der ‚Virginia International University‘ in den USA. Die Mongolian Royal Academy hat 2012 den Preis ‚Best Enterprise‘ gewonnen, zudem wurde ihr Direktor von der ‚European Business Assembly‘ als ‚Best Manager of the Year‘ ausgezeichnet. Studenten der Ikh Zasag haben einen exklusiven Zugang zu einem Fitnesscenter. Die politische und ökonomische Wende hat die Privatisierung des Bildungswesens in Ulaanbaatar vorangetrieben: Heute gibt es in der Stadt ein Vielzahl privater Schulen und

Universitäten, die Kindern aus wohlhabenden Familien eine gute Ausbildung ermöglichen. (DH)

Chinggis Khaan

Russische Vertr etungen Russland ist das Land mit der ältesten diplomatischen Vertretung in der Mongolei. Das Russische Konsulat zog 1863 in einen zweigeschossigen Neubau auf dem Consul Hill. Dieser Neubau war nicht nur das erste europäische Gebäude in Ulaanbaatar, sondern seinerzeit auch das größte Gebäude der Stadt. Mönche protestierten gegen das Gebäude, das höher lag als das heilige Kloster ‚Gandantegchenling‘. Neben dem Gebäude eröffnete im gleichen Jahr eine Russisch-Orthodoxe-Kirche mit Zwiebelturm. Für die Russische Botschaft, die 1922 in Ulaanbaatar ihren Sitz bezog, wird in der Nähe des Konsulates ein ebenfalls zweigeschossiger Bau gebaut. Im Jahr 1971 zieht die Russische Botschaft in einen Neubau im Stadtzentrum an der Peace Avenue um. Auf dem Botschaftsareal befinden sich neben dem eigentlichen Botschaftsgebäude auch ein zwölfgeschossiges Wohngebäude sowie Sport- und Kultureinrichtungen. (DM)

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Russland

Russl and Russland ist neben China das einzige Nachbarland der Mongolei und teilt sich mit dem Land eine 3500 Kilometer lange Grenze. Bereits im 19. Jahrhundert lebte eine kleine Zahl russischer Kaufleute im heutigen Ulaanbaatar, da es sich auf einer wichtigen Handelsroute zwischen Russland und China befand. Ende des 19. Jahrhunderts bauten die Russen das erste mehrgeschossige Gebäude in Ulaanbaatar, ein russisches Konsulat (> Russische Vertretungen). In der Mongolischen Revolution von 1921 unterstütze Russland die Mongolei entscheidend im Kampf gegen China. In den Jahren danach gewann die Sowjetunion zunehmend

Royal Academy: Der Sitz der Royal Academy in Ulaanbaatar

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Einfluss auf das Land, da die Mongolei als ein potenzielles sozialistisches Bruderland betrachtet wurde. Mit der Anlehungspolitik verwandelte sich die Mongolei in eine Art Vasallenstaat der Sowjetunion, nicht zuletzt, weil die industrielle Entwicklung der darauffolgenden Jahrzehnte ausschließlich durch deren Subventionen möglich wurde. Unter enormen technischem und finanziellem Aufwand begann die Sowjetunion in den 1940er Jahren, die ersten Bergwerke und Fabriken zu errichten, baute ein Verkehrsnetz auf und verwandelte die Hauptstadt Ulaanbaatar in eine Bandstadt nach sozialistischem Vorbild. Das gesamte Siedlungsnetz der heutigen Mongolei ist als solches von Russland geplant und angelegt worden. Mitte der 1950er Jahre wurde das kyrillische Alphabet in der Mongolei eingeführt. Die Industrialisierung und Urbanisierung der Mongolei durch die Sowjetunion ist Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung, die das Land seit 1990 durchläuft. Dem gegenüber stehen jedoch die, durch den stalinistischen Terror erlittenen menschlichen und kulturellen Verluste der späten 1930er Jahre, die bis heute nicht aufgearbeitet wurden. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der politischen Wende der Mongolei zog Russland bis 1993 alle stationierten Truppen ab und stellte sämtliche Wirtschaftsförderungen ein. Fast alle russischen Techniker, Spezialisten und sonstigen Arbeiter verließen das Land. Die russisch-mongolischen Beziehungen wurden kurz nach der Wende zunächst aufs Eis gelegt. Im Jahr 1993 erfolgte mit dem mongolisch-russischen Freundschaftsvertrag ein erster Wiederannäherungsversuch zwischen der Russischen Föderation und der Mongolei. Dieser Vertag spricht der Mongolei einen Schuldentilgungsanspruch zu (Schulden, die während der Industrialisierung des Landes gegenüber der Sowjetunion entstanden sind) und entzieht dem Land seine möglichen Wiedergutmachungsforderungen für die Repressalien der UdSSR in den 1930er Jahren. Bis heute ist die Mongolei auf die Mineralölversorgung durch Russland angewiesen. Während nur zwei Prozent der mongolischen Exporte nach Russland gehen, kommen dreißig Prozent der mongolischen Importe aus Russland, hierbei vor allem Energieträger. Das besondere Interesse Russlands

Russische Vertretung: Gebäude des Russischen Konsulats, 1895.

Russische Vertretung: Russische Botschaft, kurz nach der Fertigstellung 1971.

besteht am Bergbau und am Ausbau des mongolischen Eisenbahnnetzes, das dem russischen Weitspurstandard entspricht. Die Weitspur beschränkt die Investitionsmöglichkeiten nicht-russischer Firmen im Eisenbahnsektor erheblich. Die Mongolei stellt für Russland weiterhin einen wichtigen Handelspartner dar. Da alle Industrie- und infrastrukturellen Anlagen in der Mongolei auf russischer Technik basieren, wird diese auch in Zukunft noch auf die Lieferung technischer Ersatzteile angewiesen sein. Im ‚Mongolian Foreign Policy Blue Book‘ steht Russland an erster Stelle aller für die Mongolei wichtigen Staaten, untermauert mit der Aussage: „Mongolia will continue the policy of developing good-neighborly relations and mutually beneficial cooperation with Russia on a stable, long-term basis.“ 2000 setzte Wladimir Putin ein Zeichen, indem er als erster russischer Präsident seit 1974 die Mongolei besuchte und in dem Zuge die Schulden aus der Zeit sowjetischer Abhängigkeit strich. Auch das Wohnungsbauprogramm ‚100 000 Housing Units Program‘ der Mongolei wird von Russland unterstützt. Das wiedererstarkte Interesse Russlands an der Mongolei seit Anfang der 2000er Jahre ist nicht nur wirtschaftlichen Ursprungs, sondern sicherlich auch auf dessen geostrategische Lage zurückzuführen. Russland möchte ganz offensichtlich einen ‚Fuß in der Tür‘ zum nordasiatischen Raum behalten, nicht zuletzt, um sich gegenüber der Volksrepublik China zu behaupten. (DH) 120



100 000 Housing Units Program China Russische Vertretungen

Sandwichl age Die Mongolei ist nicht nur geografisch, sondern auch politisch zwischen ihren Nachbarländern Russland und China eingekesselt. In der Fachsprache wird diese Lage als ‚Sandwichlage‘ bezeichnet. (DH)

China Russland

Schaf Die Mongolei ist nach Australien und Neuseeland das Land mit den meisten Schafen pro Einwohner. 2013 werden in der Mongolei 20 036 Millionen Schafe gezählt. Das Schaf trägt hier auch die Bezeichnung ‚universelles Tier‘, da von ihm Fleisch, Wolle, Haut und Milch verwendet werden. Schafsfleisch ist das meist gegessene Fleisch in der Mongolei und die Basis traditioneller mongolischer Gerichte wie Khuushuur (frittierte Teigtaschen mit Fleischfüllung), Buuz (gedämpfte Teigbällchen mit Fleischfüllung) und Khorkhog   Mongolian Barbecue . In den Tiefkühltruhen der Supermärkte und in Markthallen finden sich auch nicht verpackte Schafsköpfe, die zur Herstellung von Suppenfonds verwendet werden. Schafswolle macht fast neunzig Prozent der mongolischen Wollproduktion aus, wobei ein überwiegender Teil der Schafswolle als Rohwolle exportiert wird. Im Dezember 2013 verkündigt B. Gandbat, Vorsitzender der ‚Mongolian Products Manufacturers Association‘, den Vertragsabschluss mit einer japanischen Firma, die in der Mongolei ab 2014 Dämmmaterial aus Schafswolle produzieren soll. (DM)

Fleischkonsum Viehbestand Viehzucht

Schr ift Am 1. Februar 1941 wurde in der Mongolei offiziell die lateinische Schrift eingeführt. Das gewählte Alphabet stellte sich 121 aber als unausgereift heraus, da es nicht alle Laute der mongolischen Sprache unterstützt. Aus diesem Grund wurde die Entscheidung nur zwei Monate später, am 25.  März wieder rückgängig gemacht. Kurz danach wurde stattdessen unter Druck Russlands das kyrillische Alphabet eingeführt. In jüngster Zeit will die Regierung die lateinischen Buchstaben, die mit der Öffnung des Landes 1990 über Computertastaturen, das World Wide Web und Handys ins Land gekommen sind, aus dem Alltag und der Öffentlichkeit verbannen. Seit Februar 2014 dürfen Schilder deshalb im öffent-

lichen Raum nur noch ausschließlich in mongolischer Sprache gezeigt werden. Gleichzeitig gibt es Bestrebungen, die alte mongolische Schrift, die von oben nach unten und von links nach rechts gelesen wird, wieder einzuführen. Sie stammt von Tatar-Tunga, der als Gefangener Chinggis Khaans im 12. Jahrhundert beauftragt wurde, ein Alphabet zu entwickeln, bzw. das Uigurische Alphabet an die mongolische Sprache anzupassen. (DH)

Chinggis Khaan Russland Werbung

Schwimmen Eine Handykamera filmt frontal einen Mann in schwarzer Badehose, mit Schwimmbrille und silberner Badekappe. Seine Hände fassen das Geländer einer Leiter, er steigt rückwärts ab in ein Schwimmbecken während er mit der Person hinter der Kamera spricht, er lacht, das Wasser reicht ihm bis zur Hüfte, er geht mit seitlich ausgestreckten Armen auf den Beckenrand zu, dreht sich um, rückt seine Schwimmbrille zurecht, erklärt gestikulierend, was er gleich zeigen wird, holt Luft, taucht unter und stößt sich vom Beckenrand ab. Er gleitet einige Meter unter der Wasseroberfläche, taucht dann auf und beginnt im Bruststil zu schwimmen. Am Ende der Bahn pausiert er kurz, erklärt die nächste Technik und schwimmt eine Bahn in der Rückenkraultechnik, danach folgt eine Bahn Delfin, anschlie122 ßend krault er eine Bahn. Gombosuren Arslan veröffentlicht auf youtube Videos, die ihm beim Schwimmen zeigen. Das Schwimmen ist in der Mongolei kulturell nicht verankert; die Mongolei hat keinen Meereszugang   Sandwichlage  und verhältnismäßig wenig Seen und Flüsse, Lufttemperaturen über 15° Celcius gibt es nur vier Monate im Jahr. Das erste Schwimmbad in Ulaanbaatar wurde 1985 gebaut. Bis die Decke des Schwimmbads im November 2013 plötzlich einstürzte, konnte man hier für 6000 Tugrik pro Stunde schwimmen. Sowohl Handtücher als auch Schwimmkleidung

standen zum Verleih bereit und es herrschte ein geregelter Schwimmbetrieb: Einlass alle 45 Minuten, stichprobenartige Sauberkeitskontrolle mit Wattenbäuschen am Oberarm vor Betreten des Schwimmbeckens (Für die Nutzung des exklusiven Pools im ‚Blue Sky Tower‘ muss sogar ein HIVTest vorgelegt werden!), anschließend Bahnverteilung. Nach dem Einsturz der Decke verkündet der Geschäftsführer des Schwimmbads über Facebook, dass seit der Eröffnung vor 28 Jahren keinerlei Sanierungsmaßnahmen durchgeführt worden wären und die Verwaltung seine Anträge auf längst überfällige Instandhaltungsmaßnahmen und Renovierungsarbeiten stets ignoriert hätte. Ein Jahr zuvor wurde das vierte Schwimmbad der Stadt im Bezirk Bayanzurkh eröffnet. Als erstes öffentliches Schwimmbad Ulaanbaatars, das dank entsprechender technischer Vorrichtungen auch im extrem kalten Winter in Betrieb sein kann, wird es mit seinen drei 25-Meter Bahnen, einer modernen Wasserreinigungsanlage, einem Basketballplatz und mehreren Fitnessräumen als den internationalen Standards entsprechend bezeichnet. Die Baukosten wurden von einem privaten Unternehmen übernommen. Die Stadtentwicklungspläne sehen vor, zeitnah sechs weitere Bezirke mit modernen Schwimmbädern auszustatten. Schwimmen als Sport und Freizeitaktivität stößt bei weiten Teilen der mongolischen Bevölkerung nach wie vor auf geringes Interesse. Innerhalb der neuen Oberschicht hat sich Schwimmen in den letzten Jahren jedoch zu einem Prestige entwickelt. Kleine private Schwimmbäder und Pools gehören ganz selbstverständlich zur Grundausstattung luxuriöser 123 Wohnanlagen und privater Fitnessstudios. (DM)

Feuchttücher

Selbstbau Von Bewohnern in Eigeninitiative durchgeführte Baumaßnahmen häufen sich seit der politischen Wende von 1990 und stellen bis Anfang der 2000er Jahre einen Großteil der städtischen Architekturproduktion. Mit der Einführung des Privateigentums wurden im Stadtkern sozialistische Block-

randbebauungen um Anbauten erweitert, die als Ladenlokale dienen. Die Tatsache, dass solche Eingriffe überhaupt möglich sind, beruht auf dem Landgesetz von 2002, welches das Bauen zu privaten Zwecken auf einem Grundstück erlaubt, sowie das Gesetz zur Landschenkung, welches sogar Eigentumsrechte ermöglicht. Seit der Privatisierung des ehemals staatlichen Wohnungsbaubestandes werden auch zunehmend Eigentumswohnungen von ihren Bewohnern umgebaut: Balkone werden in Wintergärten verwandelt oder die Außenwand durch zusätzliche Polystyrolschichten nachgerüstet. Auch innerhalb der Ger-Siedlungen ist das eigenhändige Errichten von Nebengebäuden und bis zu zweigeschossigen Wohnhäusern und Geschäften die Regel. (DH)

Landgesetz Landschenkung Wintergarten

Sm art Gover nment Seit 2013 soll ein sogenanntes „fortschrittliches Informations-Technologie-System“ in den Regierungsapparat eingeführt werden um für mehr Transparenz, Pünktlichkeit, Zugänglichkeit, Wissen und Rechtsstaatlichkeit zu sorgen. Der Begriff ‚Smart Government‘ steht hier gegen den des ‚Big Governments‘ und ist dem momentan immensen Fortschritt sozialer Netzwerke entlehnt. Das Big Government steht für fehlende Steuerungsfähigkeit, Kontrolle und eine zu stark zen124 tral organisierte Politik. (DH)

Smart Postal Box Verwaltung

Sm art Postal Box Die ‚Smart Postal Box‘ ist ein System aus Postfächern, zu denen ein Empfänger Zugang über ein Passwort hat, dass er per SMS oder Mail bekommt. Die Postfächer sind also keiner Person zugeordnet, sondern sind durch die Verwendung einer

einmaligen Zugangsberechtigung flexibel. Die Briefe oder Pakete müssen zwar nach wie vor an einer der ‚Mongol Post‘-Filialen abgegeben werden, können aber auf diese Weise einfacher und schneller den Bewohnern zugestellt werden. Der Smart Postal Box Service wird zunächst an 18 Orten in Ulaanbaatar verfügbar sein. 2014 soll die erste Smart Postal Box in Betrieb genommen werden. (DH)

Post Smart Government

Soyombo Das ‚Soyombo‘-Symbol ist, als wichtigster Bestandteil der mongolischen Symbolik, das Sinnbild für Freiheit und Unabhängigkeit. Seit 1911 erscheint es auf der Flagge der Mongolei. Von 1924 bis 1940 diente es als Wappen der Mongolei und wurde 1992 wieder in die Gestaltung integriert. Außerdem erscheint es auf Geldscheinen und Briefmarken. Die Verwendung des Nationalemblems lässt sich bis auf das 17. Jahrhundert zurückverfolgen: Damals bildete es das Titelideogramm des von G. Zanabazar, dem ersten ‚Dschedtsundamba Khutukhtu‘ (erste mongolische Reinkarnation des Dalai Lama) erfundenen Alphabets mit 96 Schriftzeichen. Das oberste Zeichen im Emblem ist eine dreizüngige Flamme. Das Feuer bedeutet in der mongolischen Symbolik Entfaltung, Wiedergeburt und Aufschwung – also das Gedeihen der Familie, des Clans und des Volkes. Das Zeichen des Feuers ist über die Zeichen von Sonne und Mond gestellt, die ih- 125 rerseits, gemäß der alten mongolischen Überlieferung, Mutter beziehungsweise Vater des mongolischen Volkes versinnbildlichen. Zwei flache und nach unten gerichtete Dreiecke stehen für eine nach unten gerichtete Pfeil- oder Lanzenspitze, die in der alten mongolischen Symbolsprache ‚Tod dem Feind‘, und im Zusammenhang mit dem Soyombo, ‚Tod den Feinden des Volkes‘ bedeutet. In der Idiomatik der Volkssprache symbolisiert das Rechteck Reinheit, Aufrichtigkeit, und Prinzipientreue. Zwei horizontale Rechtecke oben und unten im Emblem bedeuten: ‚Mögen alle, ob sie zur Spitze oder zur Basis

gehören, ehrlich und aufrichtig dem Volke dienen.‘ Ein Fisch, als Wesen das seine Augen nicht schließt, versinnbildlicht die Wachsamkeit, während zwei Fische für Mann und Frau, für Vernunft und Weisheit stehen. Das Zeichen des Doppelfisches bedeutet im Soyombo: ‚Mögen alle Männer und Frauen, d.h. das Volk in seiner Gesamtheit, vernünftig, weise und wachsam sein gegenüber den Intrigen der Feinde des Volkes.‘ Die vertikalen Balken zu beiden Seiten des Soyombos deuten die Mauern einer Festung an und verstehen sich im Sinne des alten mongolischen Sprichwortes: ‚Zwei Freunde sind stärker als Mauern aus Stein‘. Im Zusammenhang mit dem Ideogramm heißt das: ‚Möge das ganze Volk einig und einmütig sein und dadurch stärker als Mauern einer Festung.‘ Zusammengefasst ergibt sich folgende Bedeutung für das Soyombo: ‚Ist das Volk in seiner Gesamtheit einig, prinzipientreu, aufrichtig und wachsam, dann ist es so stark wie die Mauern einer Festung, und es wird unter der Sonne und dem Mond für alle Zeiten blühen und gedeihen.‘ (DH)

Symbolik

Spr ichwörter der Vater gesund ist, lerne Menschen kennen; solange dein Pferd stark ist, lerne Orte kennen. • Wenn es dir schlecht geht, hast du viele Freunde. Wenn es dir gut geht, hast du viele Verwandte. • Der Alkoholiker ist wie ein Wahnsinniger. 126 • Reich an Freunden ist besser als reich an Rindern. Reich an Wissen ist besser als reich an Besitz. Der höchste Reichtum ist geistiger Reichtum. • Wer kein Gedächtnis hat, dem kann man sagen, was man will. In einem Topf ohne Boden kann man füllen, was man will. • Ein Mensch, der nur an heute denkt, ist wie ein Schwein, das zum Schlachten gezüchtet wird. • Wer keine Nachkommen hat, ist wie ein Baum ohne Wurzeln. • Ein Vielfraß ist wie ein Rabe. Ein Streitsüchtiger ist wie • Solange

Soyombo: Soyombo, Sinnbild für Freiheit und Unabhängigkeit

ein Stinktier. Ein Denunziant ist wie eine Schlange mit zwei Beinen. Das Wort eines Denunzianten ist wie eine Nadel mit zwei Spitzen. • Ältere Menschen machen uns mit ihrem Tod Sorge. Kleine Kinder machen uns mit ihrem Weinen Sorge. • Milch bekommt man von der Mutter. Den Buchstaben ‚A‘ bekommt man vom Lehrer. • Was man dem Vater gibt, bekommt der Sohn; Was man dem Sohn gibt, bekommt der Vater nicht. • Ein verlorener Hengst ist leichter wieder einzufangen als ein unbedacht ausgesprochenes Wort. • Vom Kindesalter an muss man sich bemühen, ein guter Mensch zu werden. Vom Fohlenalter an muss darauf hin arbeiten, ein gutes Pferd zu werden. (DH)

Stau Auf der Kreuzung zwischen ‚Chinggis Avenue‘ und ‚Peace Avenue‘ steht ein Verkehrspolizist auf einem runden Podest. Über seiner schwarzen Uniform trägt er eine neongelbe, mit Reflektionsstreifen und der Aufschrift ‚Police‘ versehene, Warnweste, in seiner Hand hält er einen roten Plastikstock, in seinem Mund steckt eine Trillerpfeife. Die Ampeln der Kreuzung sind ausgeschaltet – der Verkehrspolizist ist für die Verkehrsregelung zuständig. Auf beiden der sich kreuzenden sechsspurigen Straßen stockt der Verkehr. In unmittelbarer Nähe zur Kreuzung befindet sich in einer zweispuri128 gen Seitenstraße ein weiterer Verkehrspolizist. Auch er trägt eine Warnweste, einen Stock und eine Pfeife. Mit dem Stock wedelnd schreitet er neben den stehenden Autos entlang, es scheint als würde er sie vorwärts treiben wollen. Auch hier stockt der Verkehr in beiden Richtungen. Verkehrspolizisten sind in Ulaanbaatar allgegenwärtig. Von morgens bis abends übernehmen sie an großen und kleinen Kreuzungen die Aufgabe eines Verkehrspostens und ersetzen die vorhandenen Ampeln. Trotz der manuellen Regelung des Verkehrs ist in Ulaanbaatar nahezu den ganzen Tag über Stau, vor Allem auf den großen Ausfallstraßen und während

der Stoßzeiten. Das Verkehrsaufkommen in Ulaanbaatar hat sich zwischen 1998 und 2013 verdreifacht   Auto, gleichzeitig ist die durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit auf den Hauptstraßen von 35 km/h auf 18 km/h gesunken. Im Jahr 2012 schlägt der Bürgermeister von Ulaanbaatar E. Bat-Uul sieben Maßnahmen zur Verringerung der Verkehrslast vor: 1. Beamte sollen auf ihren Dienstwagen verzichten, 2. Die Anzahl der Parkplätze gegen Gebühr soll erhöht werden, 3. Die Anzahl von Verkehrspolizisten und Lotsen soll erhöht werden, 4. Schulbusse sollen eingeführt werden, 5. Eine Spur auf der Peace Avenue soll den öffentlichen Transportmitteln vorenthalten sein, 6. Die Öffnungszeiten der Großmärkte sollten angepasst werden, 7. Einführung eines tageweisen Fahrverbots. Für die jüngeren Autofahrer ist der Dauerstau nicht nur negativ konnotiert: Die verlängerte Aufenthaltszeit im Auto wird zum Rauchen, Unterhalten oder zum Filme schauen genutzt. Mit Gesten wird Kontakt zu benachbarten Autos aufgenommen, Zigaretten und Telefonnummern werden ausgetauscht. (DM)



Auto Straßennetz

Steppe Die Steppe ist die Vegetationsform, welche die Landschaft in der Mongolei bestimmt. Sie stellt eine baumarme bis baumfreie Graslandschaft der gemäßigten Zone dar, denn der Pflanzenbewuchs wird durch Wassermangel begrenzt. Die 129 Ausbildung der Steppe hängt eng mit der Kontinentalität des Landes zusammen. In der Mongolei gibt es im Norden eine sogenannte ‚Waldsteppe‘ (Grassteppe, die an wasserdurchlässigen Böden mit Waldinseln durchsetzt ist), in mittleren Breitengraden eine ‚Grassteppe‘ und in südlichen eine ‚Wüstensteppe‘, die dann in die Wüste ‚Gobi‘ übergeht. (DH)

Ackerbau Kontinentalklima

Str aSSennetz Das mongolische Straßennetz hatte 2011 eine Länge von nur 47 500 Kilometern, wobei nur 6700 Kilometer davon befestigte Straßen sind. Es gibt zwei befestigte Verbindungen nach Russland und seit 2013 auch eine asphaltierte Verbindung von Ulaanbaatar zur chinesischen Grenze. Der Ausbau des unterentwickelten nationalen Straßennetzes in dem Flächenstaat ist nicht nur aufgrund der extremen Wetterbedingungen, sondern auch aufgrund mangelnder Finanzierung schwierig. 2011 verabschiedete die Regierung ein neues Straßenbauprogramm, dass bis 2021 das befestigte Straßennetz innerhalb des Landes vervierfachen möchte. Dies würde eine erhebliche Leistungssteigerung erfordern: In den letzten zehn Jahren wurden jährlich im Durchschnitt 100 Kilometer befestigte Straßen fertiggestellt, doch um das ehrgeizige Ziel des Programmes zu erreichen müssten es in den kommenden zehn Jahren durchschnittlich 1000 Kilometer jährlich sein. Die Weiterentwicklung des Infrastrukturnetzes wird neben dem Rohstoffabbau als zweiter wirtschaftlicher Motor des Landes begriffen. Ulaanbaatar hat aktuell ein Straßennetz von 675,6 Kilometern, wovon 425,2 Kilometer als Haupt- oder Bezirksstraßen ausgebaut und 250,4 Kilometer unbefestigte Straßen   Ger-Siedlung  sind. Das Straßennetz entspricht in seiner Grundstruktur noch der sozialistischen Planung mit wenigen, teilweise bis zu sechsspurigen, Magistralen und schmaleren Verbindungstraßen zwischen den einzelnen Mikrorayons. Heute stehen diesem Straßennetz 262 000 in der Hauptstadt registrierte Autos entgegen. Es kommt täglich zu Staus und 130 auch die Anzahl der Unfälle im Straßenverkehr mit Todesfolge ist unverhältnismäßig hoch: 2012 starben 309 Menschen bei Verkehrsunfällen in Ulaanbaatar. Zum 1. Januar 2014 wurde in der Hauptstadt eine Steuer für die Straßennutzung in Ulaanbaatar eingeführt. Jedes in der Hauptstadt registrierte Fahrzeug muss in Abhängigkeit von seiner Motorgröße jährlich eine Abgabe zahlen. In Folge rechnet die Regierung nun mit einer zusätzlichen Einnahme von jährlich 8,6 Billionen Tugrik, die zur Finanzierung des nationalen Straßenbauprogramms eingesetzt werden sollen. Als Reaktion auf das 2011 verabschiedete Straßenbaupro-

gramm fand 2013 die erste internationale ‚Road Expo‘ der Mongolei in Ulaanbaatar statt. Das Event wurde unter anderem vom ‚Ministry of Road and Transport‘ organisiert und sollte potentielle Investoren, Straßenbauunternehmen und Arbeitskräfte zusammenbringen und die Bevölkerung über die aktuellen Entwicklungspläne des mongolischen Straßennetzes informieren. 2014 findet die zweite internationale Road Expo in der Hauptstadt statt. (DM)

Auto Sandwichlage Stau

Strom ausfall Auf Grund veralteter Leitungen und Transformatoren sind Stromausfälle in Ulaanbaatar keine Seltenheit. Hinzu kommt, dass das gesamte Stromnetz Ulaanbaatars von fünf Kohlekraftwerken abhängig ist, die alle vor 1990 errichtet wurden und unzuverlässig arbeiten. Nach den Vorstellungen der Stadtentwicklungsbehörde und der ‚Asian Development Bank‘ (ADB) wird der Energiebedarf in den nächsten zehn Jahren von 1500 Megawatt thermisch auf 3000 Megawatt thermisch steigen. Der Bau des fünften Kraftwerks, das sich bereits in Planung befindet sowie eine entsprechende Sanierung der bestehenden Kraftwerke könnte in Zukunft die Häufigkeit von Stromausfällen reduzieren. (DH)

Kohle Kurzschluss

Süden In der Mongolei ist es eine stark verwurzelte Tradition, dass die Tür des Gers nach Süden zeigt. Auf diese Weise kann die Sonne, die im Süden am höchsten steht, auch im Innenraum optimal ausgenutzt werden und der kalte Nordwind nicht über die Tür ins Innere des Gers gelangen. Da die Stadt südlich vom ‚Bogd Khan Uul‘-Bergmassiv begrenzt wird, haben

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sich die Ger-Siedlungen ausschließlich nördlich des Stadtzentrums von Ulaanbaatar ausgebreitet, da dort die Öffnung Richtung Süden und zur Sonne zeigen kann. Vor dem Hintergrund dieses ungeschriebenen Gesetzes hat sich in der mongolischen Sprache kein Unterschied zwischen den Begriffen links/rechts und Osten/Westen entwickelt: Rechts und Westen, links und Osten, hinten und Norden sowie vorn und Süden sind in ihrer Bedeutung identisch, denn die Perspektive ist immer diejenige einer Person, die in ihrem Ger steht, dessen Öffnung gen Süden blickt. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Tradition der südlichen Ausrichtung der Öffnung des Gers in die sozialistische Stadtplanung Ulaanbaatars übertragen: Südlich des ‚Sukhbaatar-Platzes‘ (seit kurzem: ‚Chinggis-Khaan-Platz‘) wurde eine Grünfläche angelegt, die sich zum Heiligen Berg, dem ‚Bogd Khan Uul‘, hin öffnet. Heute ist diese Grünfläche größtenteils bebaut   Children's Park . (DH)

Chinggis Khaan Ger Ger-Siedlung Damdinii Sukhbaatar Sukhbaatar-Platz

Da mdinii Sukhba atar Damdinii Sukbaatar gilt als der große Held der mongolischen Revolution von 1921, in der die Mongolei gegenüber 132 China ihre Unabhängigkeit erkämpfte. Sukhbaatar wird 1893 in der heutigen Mongolei geboren, geht auf eine Schule in Russland und tritt 1911 der russischen Armee bei. Er erlangt den Dienstgrad eines Offiziers und tut sich nach seiner Entlassung im Herbst 1918 mit einer Gruppe revolutionär gesinnter mongolischer Freunde zusammen, später auch mit der Gruppierung um Choibalsan. Auf der Flucht vor chinesischen Truppen, die zu der Zeit die Mongolei besetzt halten, zieht sich Sukhbaatar mit seinen Anhängern nach Sibirien zurück. In der Zwischenzeit vertreibt der deutsch-baltische Baron von Ungern-Sternberg die Chinesen aus der Mongolei

und verkündet einen unabhängigen mongolischen Staat. Im März 1921 gründen Sukhbaatar und Choibalsan aus Sibirien mit russischer Unterstützung die ‚Mongolische Revolutionäre Volkspartei‘ sowie eine mongolische Exilregierung mit Sukhbaatar als Kriegsminister. Sukhbaatar stirbt 1923 an einer Krankheit. Es existiert das Gerücht, dass er vergiftet wurde. Seine Witwe Sukhbaataryn Jandschmaa wurde 1953 Staatspräsidentin der Mongolei und war damit die erste Frau, die ein Präsidentenamt innehatte. Damdinii Sukhbaatar wird als Vater des unabhängigen mongolischen Staates betrachtet. Ein Denkmal von ihm steht auf dem ‚Sukhbaatar-Platz‘, für den er der Namensgeber war. Sukhbaatar ist ein häufig vorkommender Familienname in der Mongolei. (DH)

Baron von Ungern-Sternberg Chinggis Khaan Khorloogiin Choibalsan Namensgebung Sukhbaaatar-Platz

Sukhba atar-Pl atz Der ‚Sukhbaatar-Platz‘ (seit kurzem: ‚Chinggis-Khaan-Platz‘) ist der zentrale Platz Ulaanbaatars, auf dem sich das Regierungsgebäude sowie eine Reiterstatue des Revolutionsführers Damdinii Sukhbaatar befinden, welcher der Namensgeber für den Platz war. Der Platz befindet sich an der Stelle, wo einst das große Kloster ‚Ikh Khuree‘, im Zentrum Ulaanbaatars in 133 den 1910er Jahren, stand. Nach der Mongolischen Volksrevolution 1921 und dem beginnenden Sozialismus wurde das Kloster zerstört und der Platz in den 1930er Jahren neu angelegt. Das Gebäude der Stadtverwaltung ist 1936 als erstes Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Platz errichtet worden, der Regierungspalast mitten auf dem Platz folgte 1951. Später kam unter anderem noch das Staatsballett- und Opernhaus hinzu. Die Reiterstatue Sukhbaatars wurde bereits 1946 errichtet. 1954 wurde vor dem Regierungsgebäude ein Mausoleum für die exhumierten Leichname von Suhkbaatar und

Choibalsan gebaut, das aber 2006 mit der Errichtung des Kolonnaden-Mouments zu Ehren Chinggis Khaans, Ögedei Khans und Kublai Khans wieder entfernt wurde. Während des Sozialismus wurde der Sukhbaatar-Platz für zivile und militärische Aufmärsche und Paraden genutzt. 1990 konzentrierte sich die Revolutionsbewegung auf dem Sukhbaatar-Platz und demonstrierte gegen das sozialistische Regime. Heute ist der Platz von den wichtigsten Verwaltungsgebäuden, Kultureinrichtungen und Banken umgeben und repräsentativer Ort für Land und Bewohner. Ein Besuch des Platzes und ein Foto vor dem Reiterdenkmal Sukhbaatars ein Muss für Besucher der Stadt, die vom Land kommen. Auf dem Platz selbst ist heute ein Nebeneinander verschiedener Lebensformen zu beobachten: Mongolen im traditionellen Deel stehen neben mongolischen Frauen in weißen Hochzeitskleidern, Geschäftsmänner mit Anzug und Krawatte kreuzen den Weg mit jungen Mongolinnen, die hohe Schuhe und große Sonnenbrillen tragen. In jüngster Zeit wird der Platz vermehrt als Kommunikationsplattform genutzt: Ein mobiler Ausstellungsraum der für Ausstellungen oder Messen genutzt wird, ein repräsentatives Ger aus Blumen im Sommer, ein künstlicher Tannenbaum, eine große Polystyrol-Figur von Väterchen Frost und eine Schlittschuhbahn im Winter. Außerdem gibt es seit kurzem einen Verleih von Fahrrädern und kleinen GoKarts. Im Rahmen des internationalen Demokratie-Kongresses der ‚Community of Democracies‘ fand 2013 eine Aufwertung des Platzes statt: Neue Sitzbänke wurden errichtet, Mülleimer 134 aufgestellt und der südliche Platzteil wurde in einen repräsentativen Park verwandelt. Eine Bauruine, die sich in direkter Nähe des Platzes befand, wurde für dieses Event verhüllt. Im gleichen Jahr wurde der Platz in ‚Chinggis-Khaan-Platz‘ umbenannt. Nach wie vor wird der Platz aber von der Mehrheit der Bewohner Ulaanbaatars Sukhbaatar-Platz genannt. (DH)

Chinggis Khaan Khorloogiin Choibalsan Deel Damdinii Sukhbaatar

Suutei Tsai Suutei Tsai (= Milchtee) ist ein traditionelles mongolisches Getränk, das typischerweise aus Wasser, Milch, Tee und Salz hergestellt wird. Als Tee wird grüner oder schwarzer Tee verwendet, früher überwiegend in der Form von Teebriketts. In einigen Rezepten werden zusätzlich Butter oder Knochenfond hinzugefügt. Der Tee wird in einem Topf zubereitet. Während des Kochens wird mit einer Schöpfkelle wiederholt ein Teil der Flüssigkeit hochgehoben und aus einiger Höhe zurück in den Topf gegossen um in den traditionell flachen Kochtöpfen die Zutaten gut zu durchmischen. Getrunken wird Milchtee ganztägig, meist aus kleinen Schalen. Auch Gäste werden traditionell mit Milchtee begrüßt. Wasser niemals rein und unverdünnt zu sich zu nehmen ist eine alte mongolische Tradition – vermutlich motiviert durch den Glauben, dass Wasser heilig ist. Schon der im 13. Jahrhundert durch die Mongolei reisende Franziskanermönch William von Rubruck berichtete fasziniert von dieser mongolischen Gewohnheit. Heute gibt es Milchtee auch als Instantpulver zu kaufen. Marktführend ist ein dabei Produkt mit dem Namen ‚MacTea – Mongolian‘ der Firma ‚Food Empire‘. (DM)



Life Tea Tengrismus Tugrik

135 Symbolik Symbolik hat in der mongolischen Kultur und Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Symbole und Idiogramme, die zum Teil aus dem Tengrismus, zum Teil aus dem tibetischen Buddhismus stammen, schmücken Gers, Möbel, Türen, Tore und Zäune. Sie sind Kettenanhänger und auf traditioneller mongolischer Kleidung, wie zum Beispiel dem Deel, zu finden. Sie sind identifikationsstiftende Elemente. In Ger-Siedlungen dienen sie als Erkennungsmerkmal einer Nachbarschaft oder eines Familienclans, indem jeder Zaun und jedes Tor mit dem gleichen Symbol bemalt sind. Manchmal sind diese

Muster auch als Aufkleber auf Autos zu finden. Neben dem Soyombo-Idiogramm, das auf der Nationalflagge abgebildet ist, sind folgende Symbole bzw. Muster von Bedeutung: Alkhaan Khee (Hammer-Muster): unendlich erweiterbares Muster, das für Bewegung und Stärke steht, Ulzii (Endlosknoten): Unendlichkeit, unendliche Liebe und Glücklichkeit, Khas (Swastika): Unendlichkeit, Stärke. Blau ist die bedeutendste Farbe mit symbolischer Bedeutung, sie ist sowohl im Tengrismus als auch im Buddhismus fest verankert und steht für den ewigen blauen Himmel. Buddhistische Gebetsfahnen sind ausschließlich blau und werden an sogenannten Ovoos befestigt. Ovoos sind Steinhaufen, die an Straßen und vor allem Gebirgspässen zu finden und sollen dem Reisenden Glück bringen, sofern dieser den Ovoo dreimal umrundet und anschließend mit Vodka bespritzt. (DH)

Blauer Himmel Buddhismus Deel Ger Soyombo

Tiefgar age Abgestellte Autos frieren in Ulaanbaatar während der extrem kalten Winter komplett zu, wenn sie nicht durch eine isolierte Kälteschutzdecke geschützt oder in einer beheizten Garage abgestellt werden. Die Nachfrage nach Wohnungen mit be136 heizten Stellplätzen stieg mit der ebenfalls steigenden Anzahl der Autos innerhalb der mittleren und oberen Gesellschaftsschicht. Das Bereitstellen einer beheizten Garage in unmittelbarer Nähe zur Wohnung ist so zu einem Qualitätsmerkmal für hochwertige Immobilien geworden. Doch die steigenden Grundstückspreise haben dazu geführt, dass anstelle von Garagen fast ausschließlich Tiefgaragen gebaut werden. Das Bauen unterhalb der Erdoberfläche ist aufgrund der klimatischen Verhältnisse schwierig und entsprechend kostenintensiv. Daher stehen selbst in exklusiven Wohnanlagen beheizte Stellplätze nur begrenzt und gegen zusätzlichen Aufpreis zur Verfügung.

Symbolik: Hammer-Muster am Holzzaun und Endlosknoten auf Tür und Tor

Symbolik: Muster und Zeichen der mongolischen Symbolik

Da Tiefgaragen als besonderes Ausstattungsmerkmal von Immobilien gelten, werden ihre Einfahrten häufig besonders betont oder bewusst inszeniert. In einigen Gebäuden ersetzt eine zweigeschossige, in das Gebäude integrierte, Garage sogar das Erdgeschoss und ist so eine Neuerfindung des Sockelzone. (DM)



Auto Blue Sky Tower Encanto Parking

The Beatles Obwohl die Beatles selber nie mongolischen Boden betreten haben, fühlt sich ein Teil der mongolischen Bevölkerung bis heute sehr mit ihnen verbunden. Der Band wird eine signifikante Rolle in der gesellschaftlichen Entwicklung der Mongolei und der demokratischen Revolution zugeschrieben: In Zeiten, als Inhalt und Form der Musik unter staatlicher Kontrolle waren, wurden die Beatles als ‚Stimme der Freiheit‘ wahrgenommen. Das Hören ihrer Musik war offiziell verboten und wurde zum subversiven Akt, während ihre Schallplatten wurden in die Mongolei geschmuggelt werden mussten. Seit 2008 erinnert ein von Barsbold Denzen gestaltetes Denkmal auf dem Platz zwischen ‚State Department Store‘ und ‚Circus‘ an die Beatles. Das Denkmal ist eine Betonscheibe in der Form eines Apfels – dem Logos des Plattenlabels der 138 Beatles – und ist auf einer Seite mit Backsteinen verkleidet, auf denen die bronzenen Figuren der vier Beatles sitzen. Die Rückseite des Denkmals ist verputzt und soll nach Aussage des Künstlers den Eingang eines sozialistischen Plattenbaus darstellen, mit Fenster und Heizungskörper und einem, auf einem Treppenabsatz sitzenden Jungen, der Gitarre spielt. Beide Seiten sind durch ein schmales, durch die Wand gebohrtes Loch verbunden. Der Bau des Denkmals wurde von S. Bayar, dem damaligen Premierminister, initiiert, die Baukosten – angeblich 100 Millionen Tugrik – wurden privat und durch ein Benefizkonzert finanziert.

Tiefgarage: Eine zweigeschossige Tiefgarage belegt die gesamte Sockelzone eines Wohngebäudes.

Im Mai 2011 veröffentlichten mongolische Musiker mit Einverständnis von ‚Sony/ATV Music Publishing‘ ein ‚Tribute to the Beatles‘-Album, auf dem Coverversionen bekannter Lieder der Beatles in mongolischer Sprache gesungen werden. Am 9. September 2012 fand ein Konzert der Beatles Coverband ‚The Bootleg Beatles‘ auf dem ‚Sukhbaatar-Platz‘ (seit kurzem: ‚Chinggis-Khaan-Platz‘) statt. Organisiert und finanziert wurde das Konzert hauptsächlich von einem Mitglied des Stadtrates, G. Gankhuu, der sich auf diese Weise bei seinen Wählern bedanken wollte. Im Dezember 2013 hat die ‚Mongol Post Company‘ im Hauptpostamt und mit entsprechender musikalischer Untermalung die erste mongolische Briefmarkenserie mit den Beatles als Motiv präsentiert. (DM)

Lenin-Statue Post Sukhbaatar-Platz

Tugr ik Der ‚Mongolische Tugrik‘ (Währungsabkürzung MNT) ist die Währung der Mongolei. Der Tugrik wurde 1925 eingeführt und war bis 1990 im Verhältnis eins zu eins an den Sowjetischen Rubel gebunden. Bis dahin waren die in China verwendeten Mexikanischen Silberdollar ebenso im Umlauf wie traditionelle Zahlungsmittel wie Silberstücke, Teebriketts und bodo. Zweitwährung in der Mongolei ist heute der US-Dollar. Die Banknoten gibt es in Werten von 1, 5, 10, 20, 50, 100, 140 500, 1000, 5000, 10 000 und 20 000 Tugrik, wobei die Scheine unter 10 Tugrik aufgrund ihres geringen Wertes kaum im Einsatz sind. Alle Scheine mit Werten über 500 Tugrik ziert ein Konterfei Chinggis Khaans. Weiterhin gibt es Münzen mit den Werten 20, 50, 100, 200 und 500 Tugrik, die in der Praxis aber nicht mehr verwendet werden. Der private Umtausch von Devisen ist in der Mongolei legal. Alte und zerfranste Scheine werden häufig nicht umgetauscht. Seit der Demokratisierung ist die Währung frei konvertierbar. Zunächst gab es einen rapiden Werteverfall (1992 betrug die Inflationsrate über 320 Prozent), der sich Ende der 1990er Jahre verlangsamte und

dann zunächst stabilisierte. Seit 2011 sinkt der Kurs des Tugrik wieder. Während am 6. Januar 2013 1385,00 MNT noch 1,00 US-Dollar entsprachen, waren am 31.Dezember 2013 1642,49 MNT 1,00 US-Dollar wert, das entspricht einer Inflationsrate von 12 Prozent. Damit hat der Tugrik 2013 die weltweit drittschlechteste Entwicklung aller 100 von ‚Bloomberg L.P.‘ beobachteten Länderwährungen aufgezeigt. Dafür macht Informationsdienstleistungsunternehmen vorallendingen die abnehmenden Auslandsinvestitionen und sinkende Einnahmen aus dem Kohleabbau verantwortlich. (DM)

Bloomberg Bodo Chinggis Khaan

Tunnel In Ulaanbaatar gibt es einen einzigen Tunnel: Der vierspurige ‚Sansar-Tunnel‘ ist ein Relikt der sozialistischen Stadtplanung, angelegt um im Bezirk Bayanzurkh die ‚Bejing Street‘ durch eine Anhöhe hindurch mit dem ‚Ikh Toiruu‘ zu verbinden. Am 16. Januar 2014 erscheint in der Wochenzeitung ‚UB Post‘ ein Interview mit T. Bat-Erdene, dem stellvertretenden Bürgermeister von Ulaanbaatar, über die aktuellen Stadtentwicklungspläne Ulaanbaatar. Bat-Erdene wird unter anderem gefragt, was er von dem in der Öffentlichkeit diskutierten Vorschlag hält, durch einen der vier Berge die Ulaanbaatar umgeben einen Tunnel zu bohren um die Luftzirkulation zu erhöhen und somit die Luftverschmutzung zu verringern. 141 Bat-Erdene antwortet, dass der Bau eines solchen Tunnels nicht möglich sei. (DM)

Kohle UB Post

Tuul ‚Tuul‘ ist der Name des Flusses, der durch die südlichen Bezirke Ulaanbaatars führt. Der Tuul ist der drittlängste Fluss der

Mongolei, sein Einzugsgebiet umfasst rund 49 840 Quadratmeter. Der Fluss mäandriert stark, teilt sich an vielen Stellen in mehrere Arme auf und ist etwa von November bis April mit Eis bedeckt. Die Umgebung des Flusses ist von Weiden- und Birkenwäldern geprägt. Der Fluss, der im Tengrismus   Blauer Himmel eigentlich als heilig gilt, wird insbesondere in Ulaanbaatar durch den zunehmenden Siedlungsdruck verschmutzt. Obwohl es ein Gesetz gibt, das das Siedeln in Flussbetten verbietet   Landgesetz , sind Khashaas in unmittelbarer Nähe des Tuuls errichtet worden. Der Unterlauf des Tuul ist stark verschmutzt, besonders unterhalb der zentralen Kläranlage von Ulaanbaatar. Zusätzlich belasten die illegalen Bergbauaktivitäten der ‚Ninjas‘ im Zaamar-Sum mit eingeschwemmten Mineralien den Fluss. Jedes Jahr zur Schneeschmelze tritt der Tuul über die Ufer. 1966 hat das zu der Überschwemmung eines gesamten Bezirkes geführt, in dessen Folge ein Teil der Bevölkerung nach Yarmag umgesiedelt werden musste. Flussaufwärts, circa 54 Kilometer von der Stadt entfernt, steht am Ufer des Tuul das Reiterstandbild des Chinggis Khaan. (DH)

Chinggis Khaan Ninja Reiterstandbild Yarmag

UB 142 ‚UB‘ ist ein Akronym für Ulaanbaatar. Die Abkürzung, die sich aus den Anfangsbuchstaben der im Ausland am meisten verbreiteten Schreibweise der Stadt ‚Ulan-Bator‘ zusammensetzt. UB wird grundsätzlich englisch ausgesprochen und hat insbesondere in der jungen städtischen Alltagssprache den vollständigen Namen der Stadt abgelöst – er wird auch von dem nicht englisch sprechenden Teil der Stadtbevölkerung verwendet. Auch andere, englisch ausgesprochene, Abkürzungen sind Teil der (Umgangs-)Sprache geworden: Bei facebook wird mit ‚HB‘ (= Happy Birthday) zum Geburtstag gratuliert; eine der

neueren mongolischen Biermarken heißt ‚MB‘ (= Mongolian Beer). (DM)

Brauhaus UB Post

UB Post Die ‚UB Post‘ ist die einzige unabhängige englischsprachige Wochenzeitung, die in Ulaanbaatar erscheint. Sie wird seit 1996 von der ‚Mongol News Media Group‘ verlegt und hat seit 2001 auch ein eigenes Internetportal: www.ubpost.mongolnews.mn. Die heute zwölfseitige Zeitung erscheint drei Mal wöchentlich als gedruckte Version und seit 2010 auch als digitale Ausgabe. Die Redaktion besteht aus acht Journalisten, mehreren Editoren und einem Grafikdesigner. Auf ihrer Internetseite gibt die Zeitung eine Auflage von mehr als 5000 Zeitungen in In- und Ausland an. Die UB Post gilt in der Mongolei als einzig zuverlässige Informationsquelle für nicht Mongolisch Sprechende. (DM)

Medienlandschaft UB

Ul a anba atar Das spätere Ulaanbaatar wurde 1639 mit der Errichtung eines Palastes zu Ehren des ersten buddhistischen Oberhauptes der Mongolei unter dem Namen ‚Urguu‘ (= Residenz) gegründet. 143 1706 wird nach der Zerstörung des Palastes ein neues Kloster gebaut, das ‚Ikh Khuree‘ (= große, kreisförmige Siedlung) genannt wird – das Kloster entwickelt sich zum religiösen Zentrum der Mongolei, erste Nomaden lassen sich um das Kloster herum nieder. Äquivalent zu dieser Bezeichnung werden auch die Namen ‚Ku-Lun‘ (chinesich = Große kreisförmige Siedlung) und ‚Bogdiin Khuree‘ (= Heilige kreisförmige Siedlung) für die Siedlung verwendet. Bevor sich die Siedlung Ikh Khuree 1778 an der Stelle des späteren Ulaanbaatars verstetigt, verlagert sie ihren Sitz seit der Gründung mindestens 24 Mal.

1911 wird Ikh Khuree zur Hauptstadt der autonomen Mongolei und in ‚Niislel Khuree‘ (= kreisförmige Hauptsiedlung) umbenannt. Als 1924 die Volksrepublik Mongolei ausgerufen wird, verändert sich der Name der Stadt ein weiteres Mal: Die Stadt heißt ab jetzt ‚Ulaanbaatar‘ (= Roter Held). Der Name wird zu Ehren des Revolutionsführers Damdinii Sukhbaatar vergeben, der gemeinsam mit der Sowjetunion die Unabhängigkeit der Mongolei von China erkämpft hat. Bis 1924 wird außerhalb der Mongolei überwiegend der Name ‚Urga‘ für die Siedlungen, die Ulaanbaatar vorangegangen sind, verwendet. (DM)

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Beatrix Bulstrode Namensgebung UB

Vegetar ismus Die mongolische Küche ist traditionell sehr fleischlastig. Doch innerhalb der städtischen Bevölkerung Ulaanbaatars hat die Idee einer komplett vegetarischen Ernährung in den letzten Jahren zunehmend Anklang gefunden. Besonders bei der ‘gesundheitsbewussten‘ Oberschicht und Jugendlichen scheint sie sich zu einem Trend entwickelt zu haben. 2006 eröffnete mit dem ‚Luna Blanca‘ das erste vegane Restaurant der Stadt. 2013 gibt es schon mehr als zwanzig vegetarische Restaurants in Ulaanbaatar; darunter 15 Filialen der internationalen Franchise-Kette ‚Loving Hut‘, die unter dem Motto „Be Vegan, Make Peace“ ausschließlich vegane Gerichte anbietet. (DM)

Ackerbau Fast Food Fleischkonsum

Verwaltung Die Mongolei ist in 21 Provinzen (Aimag) unterteilt. Weitere Untereinheit sind die Sum, bzw. im Falle Ulaanbaatars die

Duureg, die mit einem Bezirk vergleichbar sind. In Ulaanbaatar gibt es insgesamt neun Duureg die wiederum in 151 Khoroo unterteilt sind. Ein Khoroo entspricht der Größe eines Stadtviertels. Die kleinste Einheit auf städtischer Ebene ist der Kheseg, er umfasst eine Nachbarschaft. Zwei der hauptstädtischen Duureg sind Exklaven und befinden sich circa 150 Kilometer von Ulaanbaatar entfernt. Ein Khoroo besitzt im Vergleich zum Duureg keinen eigenen Namen sondern lediglich eine Nummer. Unabhängig von Fläche und Einwohnerzahl besteht die Verwaltung eines Khoroo stets aus drei Mitarbeitern: einem, von der Bevölkerung gewählten Bürgermeister, einem Koordinatoren und einem in der Funktion eines Sozialarbeiters. Dies hat zur Folge, dass beispielsweise im zweiten Khoroo des Bayanzurkh-Duureg drei Verwaltungsangestellte für die Belange von mehr als 24 000 Menschen zuständig sind. Ein Mitarbeiterstab der gleichen Größe kümmert sich im zweiten Khoroo des Baganuur-Duureg um die Bedürfnisse von nur 900 Menschen. Die Khoroo-Verwaltung hat im Wesentlichen eine überwachende und mediatorische Funktion, individuelle Entscheidungsbefugnisse oder gar ein eigenes Budget besitzt sie nicht. Damit ist der Khoroo praktisch nicht handlungsfähig. Jede Entscheidung muss vom Duureg abgesegnet werden, denn jedes Vorhaben kann auch nur durch ihn finanziert werden. Selbst kleine Maßnahmen wie das Ausbessern von Schlaglöchern können nicht ohne Genehmigung und Gewährung von finanziellen Mitteln durch die Duureg-Verwaltung 145 umgesetzt werden. Der Duureg ist also der administrative Entscheidungsträger. Er hat jedoch mit einem notorischen Geldmangel zu kämpfen. Diese Situation wird noch dadurch verschärft, dass zum Beispiel geplante Infrastrukturmaßnahmen im Duureg, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Realisierung des Masterplans 2020 stehen, von diesem auch zu hundert Prozent selbst finanziert werden müssen. Werden Projekte der Generalstadtplanung, wie zum Beispiel der Bau von Verbindungsstraßen vom Stadtzentrum in die Ger-Siedlungen, verwirklicht, muss der Duureg für lediglich zwanzig Prozent der

Kosten aufkommen. Dies hat zur Folge, dass das Verbessern von Wegen und Straßen innerhalb von Ger-Siedlungen für den Duureg teurer sein kann, als der Bau einer mehrspurigen Straße durch das Duureg-Territorium. Ein weiteres Problem ist, dass bei Regierungswechsel üblicherweise der gesamte Verwaltungsapparat ausgetauscht wird. Die Kheseg besitzen keine eigene Verwaltung. (DH)

Ger-Siedlung Masterplan 2020

V iehbestand Im Jahr 2013 verkündet das mongolische Amt für Statistik, dass der aktuelle Viehbestand der Mongolei 45,01 Millionen Tiere beträgt: 20,036 Millionen Schafe, 19,196 Millionen Ziegen, 2,905 Millionen Rinder, 2,616 Millionen Pferde und 0,321 Millionen Kamele. Damit ist der gesamtmongolische Viehbestand ein weiteres Jahr in Folge um mehr als zehn Prozent gestiegen. Dazu P. Gankhuyag, Experte des ‚Livestock Policy Implementation Regulatory Service‘ des Ministeriums für Industrie und Landwirtschaft in einem Zeitungsinterview: „Mongolian grazing pastures can feed over 70 million livestock.“ Der Übergang zur Marktwirtschaft und der damit einhergehende Zusammenbruch der viehwirtschaftlichen Vereinigungen, die bis dahin die Weidenutzung reguliert haben, führte zu einer unregulierten Zunahme der nun privaten 146 Viehbestände und zu ungeordneten, nicht nachhaltigen, Beweidungsmustern. Daher sind erhebliche Teile des mongolischen Weidelandes bereits degradiert, Schätzungen zufolge zwischen 20 Prozent und 75 Prozent. Der Viehbestand der Mongolei steigt mit einigen politisch und klimatisch bedingten Schwankungen stetig, 1918 gab es nur 9,6 Millionen Tiere, 1924 schon 13,8 Millionen Tiere, 1941 27,5 Millionen Tiere, 1985 22,485 Millionen Tiere, 1999 33,6 Millionen … (DM)

Dzuud Erosion Landflucht

Verwaltung: Die neun Duuregs von Ulaanbaatar



Schaf Viehzucht

V iehzucht Die Viehzucht ist die traditionelle Wirtschaftsform der Mongolei   Nomadismus . Nach wie vor haben die mobile Tierhaltung und die nomadischen Lebens- und Wirtschaftsweise eine große Bedeutung für die ländliche Bevölkerung. Noch ein Drittel der Bevölkerung ist heute in der Viehwirtschaft tätig. Doch der Anteil der Viehzucht am mongolischen Bruttoinlandsprodukt nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. Während die Viehwirtschaft 1996 noch einen Anteil von 41 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmachte, beträgt er 2012 nur noch 13 Prozent. In der Mongolischen Volksrepublik war die Viehwirtschaft in die staatliche Planwirtschaft eingegliedert. Ab den 1940er Jahren wurden die, bis dahin unabhängig lebenden und wirtschaftenden, Viehhalter in staatliche Viehzüchtervereinigungen (Negdels) eingegliedert. Mit der Einführung der Marktwirtschaft wurden die staatlichen Tierbestände wieder privatisiert, die Weideflächen hingegen bleiben Staatseigentum. Doch die Privatisierung der Viehwirtschaft hat zu einer erheblichen Erhöhung der Viehbestände und zu nicht nachhaltigen Weidemustern geführt. Die starke Überweidung der Flächen hat während extrem harter Winter   Dzuud  zu einem massiven Viehsterben geführt und die Abwanderung der no148 madischen Viehhalter in die Städte beschleunigt   Landf lucht. Für eine Mehrzahl der mongolischen Tierhalter stellt die mobile Tierhaltung heute eine Überlebensstrategie dar. Im Zuge der fortschreitenden Urbanisierung hat sich die Viehzucht zu einer Überlebensstrategie auch für Teile der städtischen Bevölkerung entwickelt: Aufgrund fehlender Einkommensmöglichkeiten kehren Stadtbewohner auch hier zur Viehzucht zurück und halten innerhalb der Ger-Siedlungen und in der näheren Umgebung Ulaanbaatars Tiere. Gleichzeitig erlebt die Viehzucht auch in den oberen Gesellschaftsschichten eine Renaissance. Viele Politiker, prominente Sportler und Wirtschafts-

unternehmer besitzen auf dem Land wieder Viehherden. Hier dient die Viehzucht nicht als Einkommensquelle sondern als Freizeitbeschäftigung, die mit Nationalstolz und einer Rückbesinnung auf die nomadische Kultur und Identität verbunden ist. (DM)

Neue Nomaden Offenlegung von Einkommen Viehbestände Wirtschaftsstruktur

V iva Cit y Die Wohnanlage ‚Viva City‘ befindet sich seit 2013 jenseits des ‚Tuul‘-Flusses fünf Kilometer südwestlich des Stadtzentrums in einem zuvor unbebauten Gebiet und ist das größte neue, zusammenhängend beplante Areal der Stadt. Mit einem Orts-unspezifischen Entwicklungskonzept ist hier ein städtisches, europäisch anmutendes Viertel entstanden. Die Ursache für diesen Eindruck liegt sowohl in der städtebaulichen Setzung als auch in der Kombination von Wohnen und Gewerbe. Die Wohnanlage wurde von der ‚MCS Company‘ für firmeneigene Angestellte entwickelt. Durch vergünstigte Darlehen und eine Querfinanzierung durch Mieteinnahmen von, in der Anlage integrierten Gewerbeflächen konnte die MCS Company die Wohnungen zu Kaufpreisen unterhalb der marktüblichen Werte anbieten. Die MCS Company wirbt bei dem Kauf einer Wohnung außerdem mit dem Geschenk von 149 elektronischen Haushaltsgeräten   Möblierung. Die MCS Company betreibt eine aufwendige Werbekampagne, um das Stadtviertel für Bewohner und Besucher populär zu machen: Straßenfeste (‚UB Food Festival‘, ‚Children's Day‘, ‚Glamour Weekend‘), Werbespots, einen Kunstwettbewerb zu Viva City   White Darium  und einen Modellbauwettbewerb für Architekturstudenten haben bereits stattgefunden. In Viva City gibt es mehr als 1600 Ein- bis Dreizimmer-Wohnungen, ein Theater mit 100 Sitzplätzen, ein Mini-Kino, einen Fitnessclub, Schulen, Kindergärten, ein Kinderspielzentrum, eine Kinderklinik, Apotheken, Schönheitssalons, Cafés,

Restaurants, Bars (u.a. Irish Pub, London Pub) und Bekleidungsgeschäfte. Hierbei sind internationale Modeketten wie Adidas, United Colors of Benetton, Reebok und Pepe Jeans vertreten. 2014 wurde eine private Buslinie eingerichtet, die Einkaufsgäste vom Zentrum nach Viva City bringen soll. (DH)

Best Development of the Capital Copy-Paste II MCS Holding

Wachhütte Im Zuge des Baubooms wurden seit 2008 viele, in der Stadt verfügbaren, noch unbebauten Flächen bebaut oder aber nur eingezäunt: Die Konkurrenz um das wertvolle Bauland hat vielerorts zu einer präventiven Sicherung von Land geführt, denn die Bebauung eines Grundstückes in der Mongolei ist auch gesetzlich an die Umzäunung des Grundstückes gebunden   Landgesetz . Um die Inbesitznahme der umzäunten aber unbebauten Grundstücke durch andere Interessenten zu verhindern, müssen diese bis zum Baubeginn überwacht werden – so legt es das ‚Law on Land‘ fest. Um eine Überwachung rund um die Uhr zu garantieren, werden Wächter von einem Sicherheitsdienstleistungsunternehmen angestellt, die das Grundstück von einer Hochsitz-ähnlichen Hütte aus bewachen. Auf großen, unübersichtlichen Baugrundstücken wird diese Überwachung des Grundstücks von Wachpersonal, das in einem Ger direkt auf das Grundstück wohnt, und Hunden 150 übernommen. Die Wachhütte ist selten größer als sechs Quadratmeter und besteht aus zwei Elementen: Einem Gerüst mit Leiter und einem Aufbau. Das Gerüst ist zwischen zwei und drei Metern hoch und aus Stahl gefertigt. Diese Prototypen werden meist selbst zusammengeschweißt, es gibt sie aber auch in industrieller Herstellung. Häufig werden die Beine des Gerüstes und die Leiter durch Kürzungen, Verlängerungen oder durch improvisierte Podeste aus Steinen an die Topografie des Standortes der Baustelle angepasst. Die Hütte, die auf dem Plateau aufgestellt wird, ist unabhängig von dem Gerüst und meist

Viva City: Fußgängerzone mit Grünfläche in Viva City. Im Hintergrund ein roter Doppeldeckerbus, der auf den ‚London Pub‘ aufmerksam machen soll.

ein aus Holz, Metall   Trapezblech  oder Plastik gefertigtes Unikat mit Fenstern zu allen Seiten. Die Wachhütten werden in Grundstücksecken aufgestellt. (DM)

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Ger Hund

Wasserkiosk Ein Wasserkiosk ist ein kleines Gebäude in Ger-Siedlungen, in dem man Trinkwasser gegen Geld abzapfen kann, denn in Ger-Siedlungen verfügen Häuser oder Gers nicht über einen eigenen Wasseranschluss (4000-11 000 US-Dollar wären die Kosten für einen Anschluss, abhängig von der Distanz zur nächstgelegenen Wasserleitung). Das Wasser wird in Kanistern abgefüllt und dann mit Karren, seltener auch mit Autos, nach Hause transportiert. Meist sind es Kinder, die das Wasserholen übernehmen. Durchschnittlich wird zwei bis dreimal pro Woche Wasser geholt, jedes Mal eine Menge von zehn bis dreißig Litern (im Durchschnitt verbraucht ein Bewohner einer Ger-Siedlung 6,7 Liter pro Tag). Die ca. 600 Wasserkioske von Ulaanbaatar werden von Angestellten der Stadt betrieben und haben geregelte Öffnungszeiten. Wasserkioske befinden sich meist an Straßenecken und sind beliebter Treffpunkt der Bewohner außerhalb des privaten Grundstückes. Manche Wasserkioske sind an das städtische Wassernetz angeschlossen, andere verfügen über einen Tank, der regelmäßig gefüllt wird. Ein Wasserkiosk versorgt durchschnittlich 900 bis 1200 Menschen. 2013 wurde der erste ‚Multi Service Kiosk‘ in Ulaanbaatar eröffnet, in dem neben Wasser auch Lebensmittel verkauft werden. Durch die Kombination zweier Einrichtungen sollen Kosten eingespart werden. (DH)

Ger Ger-Siedlung Plumpsklo

Wachhütte: Wachhütte auf einem Baugrundstück im Bezirk Khan-Uul, im Hintergrund Ausläufer des Bogd-Khan Uul.

W eihnachten Mitte Dezember 2013: Auf dem ‚Sukhbaatar-Platz‘ (seit kurzem: ‚Chinggis-Khaan-Platz‘) beginnt der Aufbau eines zehn Meter hohen Tannenbaumes. Mit Hilfe eines Kranes wird ein Gerüst aus Metallstangen zusammengesteckt, über das anschließend Girlanden aus grünen Tannenzweigimitaten gespannt werden. Zum Schluss werden ein roter Stern auf die Spitze des ‘Baumes‘ gesetzt, eine blaue Lichterkette installiert und bunte Kugeln aufgehängt. Nach 13 Tagen Aufbau ist der Weihnachtsbaum fertig. Das kommerzielle Weihnachtsfest hat Einzug in die Hauptstadt gehalten: Im ‚State Department Store‘, dem größten Kaufhaus Ulaanbaatars, wird zu Weihnachten eine Sonderverkaufsfläche mit Weihnachtsartikeln aufgebaut – hier gibt es vor lebensgroßen Figuren von Santa Claus und Rentieren Tannenbäume, Lametta, Baumschmuck, Girlanden, Kerzen und Adventskränze zu kaufen. In Supermärkten und in anderen Geschäften werden Lieder wie ‚Last Christmas‘ und ‚Stille Nacht‘ in Dauerschleifen abgespielt. Tannenbäume aus Plastik und aus Ästen unterschiedlicher Nadelbaumarten zusammengesetzt gibt es in jedem größeren Supermarkt und auf dem ‚Narantuul‘-Markt zu kaufen, sie kosten zwischen 100 000 und 600 000 Tugrik. In einigen mongolischen Familien gibt es den alten Brauch, ‚Neujahrsbäume‘ aus bunt glitzerndem Plastik aufzustellen. Dieser Baum wird dann von Freunden, die in der Zeit vor Neujahr das Haus besuchen, mit Geldscheinen dekoriert. Im neuen Jahr wird das Geld aus dem Baum gesammelt und an 154 die Kinder des Hauses verteilt, die sich davon Spielzeug und Süßigkeiten kaufen dürfen. Heute steht häufig ein grüner Tannenbaum mit westlichem Baumschmuck an der Stelle des Neujahrsbaums im Wohnzimmer. Anfang Dezember beginnt auch die Zeit der ‚Christmas Partys‘: In Betrieben, Kindergärten, Schulen und Universitäten finden vor Weihnachten besondere Feiern statt, die als Christmas Partys bezeichnet werden. Besonders die Betriebsfeier ist eine der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse des Jahres: Meist werden in einem Restaurant Tische angemietet, auf denen bereits kleine Wasserund Bierflaschen, Sekt und Wodka in kleinen Gruppen bereit-

stehen. Die Rechnung der Feier übernimmt der Betriebsleiter. Die Adaption des christlichen Weihnachtsfestes findet in der Mongolei fast ausschließlich innerhalb der Hauptstadt statt. Neben dem Aufstellen eines Weihnachtsbaums im Haus werden teilweise sogar Kerzen an den vier Adventssonntagen angezündet. Am 24. Dezember haben tagsüber zwar alle Geschäfte geöffnet, am Abend feiern viele Familien aber zusammen und überreichen sich Geschenke. Der 25. Dezember ist kein Feiertag. Christen sind in der Mongolei eine religiöse Minderheit, nur ungefähr zwei Prozent der Mongolen bekennen sich zum christlichen Glauben. Nach der politischen Wende sind jedoch viele ausländische Missionare in die Hauptstadt zurückgekehrt. Heute gibt es ungefähr 60 registrierte christliche Gemeinden in Ulaanbaatar, in einigen wird an Weihnachten auch das Krippenspiel aufgeführt. (DM)

Christentum Kalender Sukhbaatar-Platz

W ellblech Das Wellblech ist die am häufigsten verwendete Dachbedeckung für Häuser und Zäune in Ger-Siedlungen   Selbstbau . Außerdem findet es Anwendung als Bauzaun im Stadtzentrum und in den Stadterweiterungsgebieten. Bei diesem Wellblech handelt es sich meistens um ein Trapezblech in den Farben Königsblau, Magenta oder Grün. Wellblech wird in der Mongolei nicht hergestellt, daher wird ein Großteil aus China 155 importiert. (DH)

China Ger-Siedlung

W erbung Mit dem Systemwechsel 1990 haben sich in Ulaanbaatar auch Anzahl und Formate von Werbung im öffentlichen Raum verändert. Mit folgenden Werbeträgern wird um die Aufmerksamkeit potentieller Kunden geworben:

Textile Bespannungen (an Gerüsten von sich im Bau befindenden Gebäuden), digitalen Werbetafeln mit integriertem Sound (an Fassaden von zentralliegenden Hochhäusern und dem Sitz der Stadtverwaltung), Großflächen mit integrierter Beleuchtung (an vielbefahrenen Straßen), Anzeigetafeln mit LED-Laufschrift (über vielbefahrenen Straßen und vor Geschäften), Promotionsfahrzeugen mit Musik (unter anderem vor dem Konzert der britischen Boyband ‚Blue‘ in Ulaanbaatar im September 2013), Promotionsanhängern mit Werbeaufstellern (an vielbefahrenen Straßen), Plakaten (an Fassaden, Zäunen und Stromkästen), Werbeaufstellern (auf dem Bürgersteig), Nasenschildern (unmittelbar vor dem Geschäft), Flyern (an Zäunen und Fassaden) und mobilen Lautsprechern (unmittelbar vor Geschäften). (DM)

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Coladosen-Unterführung Gewerbebauten Medienlandschaft

W intergarten Als Wintergarten bezeichnet man einen geschlossenen Anbau an ein Gebäude, ein selbstständiges Bauwerk oder eine in das Gebäude integrierte Konstruktion mit mindestens einer Wandfläche und einem Großteil der Dachfläche aus lichtdurchlässigen Baustoffen. In Ulaanbaatar sind mit Wintergärten Balkone oder Loggien gemeint, die von den Bewohnern eigenhändig mit Glaselementen in klimatisch abgeschlossene Räume umgebaut wurden. Infolge der Privatisierung der staatlichen Wohnungen in den 1990er Jahren wurde ein Großteil der ehemaligen Mieter zu den Eigentümern ihrer Wohnungen. Die Änderung der Eigentumsverhältnisse hatte zur Folge, dass nicht nur Instandsetzungsarbeiten eigenverantwortlich durchgeführt werden mussten, sondern auch eigenhändige Aus- und Umbauten möglich wurden. In diesen Gebäuden wurde die Mehrheit der Loggien mit Hilfe von Fensterelementen, Holzplatten oder Metallblechen zu geschlossenen Wintergärten umgebaut, um den Wohnraum zu vergrößern. Die Wintergärten dienen

Werbung: Mit großformatigen textilen Wandbespannungen wird an Rohbauten im Bezirk Khan Uul um Käufer für die entstehenden Wohnungen geworben.

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Werbung: Plakate, Klebefolien und Leuchtschriften überdecken die Fassade einer Gewerbezeile im Stadtzentrum.

meist als Lager- bzw. Hauswirtschaftsraum. Private Außenflächen werden während der langen Wintermonate auf Grund von Kälte und Luftverschmutzung kaum genutzt. Auch in Neubauten funktionieren die Wohnungseigentümer ihre Balkone oder Loggien in Wintergärten um. Der Kaufpreis von Wohnungen in Ulaanbaatar ist grundsätzlich so hoch, dass in Ein- bis Zweizimmer-Wohnungen meist eine ganze Familie lebt. Der Umbau der Balkone zu Wintergärten ist eine Möglichkeit, die eigene kleine Wohnfläche zu erweitern. (DH)

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Mietwohnungsmarkt

W irtschaftsstruktur Traditionell basierte die mongolische Wirtschaft auf Viehzucht und in geringem Maße auch auf Ackerbau. Mit der Einführung des Sozialismus Anfang der 1920er Jahre, forcierte die Sowjetunion den Aufbau eines Industriesektors, der sich schon damals im Wesentlichen auf den Bergbau stützte. Seit der Entdeckung großer Rohstoffreserven und dem Beginn des intensiven Abbaus der Bodenschätze Anfang der 2000er Jahre wächst der Anteil des Bergbausektors am Bruttoinlandsprodukt. Er dominiert innerhalb des Industriesektors (3/5), denn industrielle Verarbeitung und Fertigung ist in der Mongolei eher gering. Der Agrarsektor ist seit der Wende im Schrumpfen begriffen und liegt heute bei ca. 15 Prozent. Zusammensetzung des Bruttoinlandsprodukts 2012: 18,6 % Bergbau, 14,8 % Land-, Forstwirtschaft, Fischerei, 9,3 % Handel, 6,5 % Transport und Lagerhaltung, 6,3 % Immobilienwirtschaft, 6,2 % Verarbeitende Industrie, 4,7 % Bildung, 4,3 % Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, 3,6 % Finanzwesen, Versicherung, 1,6 % Bauwirtschaft, 24,1 % Sonstige. (DH)



Ackerbau Russland Viehzucht

Wintergarten: Zu Wintergärten umgebaute Balkone eines sozialistischen Wohnturmes

Wintergarten: Ein Wohngebäude, das erst im letzten Jahr entstanden ist. Auch hier wurden Balkone bereits in Wintergärten verwandelt

Yar m ag ‚Yarmag‘ ist der Name eines Gebietes in Ulaanbaatar, das sich südlich des Flusses ‚Tuul‘ auf halber Strecke an der ‚Yarmag Road‘ zum ‚Chinggis-Khaan-Flughafen‘ befindet. Als Umsiedlungsort für Opfer einer Flutkatastrophe wurde es 1966 besiedelt und hat sich bis heute in eine große Ger-Siedlung verwandelt. In den letzten Jahren ist das Gebiet unter enormen Entwicklungsdruck geraten: Östlich von Yarmag wurde 2013 die Wohnanlage ‚Viva City‘ gebaut, und im Nukht Tal entstehen derzeit eine Vielzahl neuer Villen, Wohnanlagen und ein Einkaufszentrum. Der Masterplan 2020 schlägt eine komplette Umstrukturierung Yarmags vor. Die Hauptverbindungsstraße des Stadtzentrums mit dem Chinggis-Khaan-Flughafen Yarmag Road, wurde bis Ende 2013 zu einer sechsspurigen Straße ausgebaut. Der Name Yarmag entstammt dem russischen yarmaga, was ‚Eröffnungsfeier‘ bedeutet: Nach 1940 fand hier jährlich das traditionelle ‚Naadam‘-Fest statt, das jedoch vor einigen Jahren an eine andere Stelle verlegt wurde. (DH)

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Chinggis Khaan Ger-Siedlung Masterplan 2020 Nukht Tal Tuul

Zaisan Das ‚Zaisan-Areal‘ liegt im Süden Ulaanbaatars zwischen den nördlichen Ausläufern des Nationalparks ‚Bogd Khan Uul‘ und dem Fluss ‚Tuul‘ und ist nach dem ‚Zaisan-Denkmal‘ benannt. Zaisan ist heute auch der Name der luxeriösesten Wohngegend Ulaanbaatars, die seit 2003 im Zaisan-Areal entstanden ist. Für die Bewohner dieses neu entstandenen Stadtviertels ist Zaisan ein Statussymbol: Hier wurden in den letzten Jahren exklusive Wohnanlagen und -türme, Gated Communities, Hotels und die ‚American School of Ulaanbaatar‘ für wohlhabende Mongolen und Ausländer gebaut. Das gesamte Zai-

san-Areal liegt in einem Naturschutzgebiet. Deshalb war die Legalität der Bebauungen lange Zeit strittig, die entstandenen Gebäuden haben keine Lizenzen   Baugenehmigung erhalten. Bis 2011 ein Beschluss verabschiedet wurde, der gegen die Ausstellung einer nachträglichen Baulizenz durch eine Strafzahlung möglich machte. Da zu diesem Zeitpunkt die meisten Projektentwickler nicht mehr erreichbar waren, übernahmen die Bewohner die Strafzahlungen, um ihr Eigentum zu sichern. Unbeeindruckt von diesem Beschluss, der eigentlich keine weitere Bebauung genehmigt, finden die Bauaktivitäten im unter Naturschutz stehenden Zaisan-Areal weiterhin statt und weiten sich zunehmend auch auf die das Tal begrenzenden Berghänge aus. Namensgeber des Areals ist das Zaisan-Denkmal, ein Geschenk der Sowjetunion an die Mongolei, das an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen sowjetischen Soldaten erinnert. Die Gedenkstätte liegt auf einem Hügel und wird durch eine Treppe mit dreihundert Stufen erschlossen. Kern der Gedenkstätte ist ein fünf Meter über der Hügelspitze schwebender Betonring. Sein Inneres ziert ein Wandgemälde aus Mosaiksteinen, das wichtige Momente der mongolisch-sowjetischen Freundschaft zeigt. Vor dem schwebenden Ring steht die zehn Meter große Betonfigur eines Soldaten, der die – ebenfalls aus Beton gegossene – Fahne der Sowjetunion schwenkt. (DM)

Bauordnung Bogd Khan Uul Gated Community Immobilienblase Korruption Möblierung Tuul

Sanja asur en Zor ig Sanjaasuren Zorig war ein prominenter mongolischer Politiker und Führer der demokratischen Revolution von 1990. Er wird in der Mongolei ‚The Golden Magie of Democracy‘ genannt. 1998 wurde er ermordet, bis heute ist sein Tod nicht

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aufgeklärt. Nach seinem Ableben begann seine Schwester, Sanjasuuren Oyun sich politisch zu engagieren und gründete die ‚Zorig Foundation‘, eine regierungsunabhängige Organisation, die sich unter anderem im Kampf gegen Korruption engagiert. Ein Portrait des ermordeten Zorig bildet das Logo der Organisation. (DH)

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Korruption

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Inhalte

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100 000 Housing Units Program  S. 5 100 000 Solar Ger Electrification Program  Ackerbau  S. 6 Airag  S. 6 Alkoholismus  S. 8 Ariin Khaalga  S. 9 Armut  S. 9 Auto  S. 10 Bankrott  S. 12 Baron Roman von Ungern-Sternberg  S. 12 Baugenehmigung  S. 14 Bauordnung  S. 15 Bauruine  S. 16 Beatrix Bulstrode  S. 18 Best Development of the Capital  S. 18 Bienenstock-Programm  S. 19 Blauer Himmel  S. 19 Bloomberg  S.20 Blue Sky Tower  S. 22 Bodi Group  S. 22 Bodo  S. 24 Bogd Khan Uul  S. 24 Brauhaus  S. 25 Buddhismus  S. 26 Children's Park  S. 27 China  S. 30 Chinggis Bond  S. 31 Chinggis Khaan  S. 32 Khorloogiin Choibalsan  S. 35 Christentum  S. 36 Coca-Cola  S. 37 Coladosen-Überdachung  S. 37 Copy-Paste I  S. 38 Copy-Paste II  S. 40 Deel  S. 42 Dichte  S. 42 Dinosaurier  S. 44

S. 5

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Dunjingarav Shopping Center  S. 45 Dzuud  S. 46 Edelweiß  S. 48 Edelweiss Residences  S. 49 Eigennamen  S. 49 Encanto Parking  S. 49 Erdbeben  S. 50 Erosion  S. 52 Fast Food  S. 53 Feuchttücher  S. 53 Fleischkonsum  S. 54 Flughafen  S. 54 Gated Community  S. 55 Ger  S. 56 Ger Camp  S. 58 Ger-Erweiterung  S. 60 Ger-Siedlung  S. 60 Geschäfte in Ger-Siedlungen  S. 63 Geschichtsschreibung  S. 64 Gewerbeanbauten  S. 66 Gleichberechtigung  S. 68 Hainich-Gurken  S. 69 Haus mit Zollingerdach  S. 69 Holländische Krankheit  S. 70 Hund  S. 70 Immobilienblase  S. 73 Innere Mongolei  S. 74 JICA  S. 74 Kalender  S. 75 Khan  S. 76 Khashaa  S. 76 Khot Ail  S. 76 Kiosk  S. 76 Kohle  S. 78 Kontinentalklima  S. 80 Korruption  S. 80 Kurzschluss  S. 82 Landflucht  S. 82 Landgesetz  S. 83

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Landschenkung  S. 84 Lenin-Statue  S. 85 Life Tea  S. 86 Louis Vuitton  S. 86 M.A.D.  S. 88 Marco Polo  S. 89 Masterplan 2020  S. 89 MCS Holding  S. 90 Medienlandschaft  S. 91 Metro  S. 93 Mietwohnungsmarkt  S. 93 Minegolia  S. 94 Möblierung  S. 96 Mongolian Barbecue  S. 98 Namensgebung  S. 99 Neolithische Revolution  S. 100 Neue Nomaden  S. 100 Ninja  S. 101 Ninja Economy  S. 102 Nomadismus  S. 103 Nukht Tal  S. 103 Offenlegung von Einkommen  S. 104 Penthouse  S. 105 Pferdekopfgeige  S. 106 Playboy  S. 106 Plumpsklo  S. 106 Post  S. 109 Pyramidentreppe  S. 109 Rapid Kharsh Town  S. 110 Registrierung von Eigentum  S. 112 Reiterstandbild  S. 112 Resort  S. 114 Royal Academy  S. 115 Russische Vertretungen  S. 116 Russland  S. 116 Sandwichlage  S. 120 Schaf  S. 121 Schrift  S. 121 Schwimmen  S. 122

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Selbstbau  S. 123 Smart Government  S. 124 Smart Postal Box  S. 124 Soyombo  S. 125 Sprichwörter  S. 126 Stau  S. 128 Steppe  S. 129 Straßennetz  S. 130 Stromausfall  S. 131 Süden  S. 131 Damdinii Sukhbaatar  S. 132 Sukhbaatar-Platz  S. 133 Suutei Tsai  S. 135 Symbolik  S. 135 Tiefgarage  S. 136 The Beatles  S. 138 Tugrik  S. 140 Tunnel  S. 141 Tuul  S. 141 UB  S. 142 UB Post  S. 143 Ulaanbaatar  S. 143 Vegetarismus  S. 144 Verwaltung  S. 144 Viehbestand  S. 146 Viehzucht  S. 148 Viva City  S. 149 Wachhütte  S. 150 Wasserkiosk  S. 152 Weihnachten  S. 154 Wellblech  S. 155 Werbung  S. 155 Wintergarten  S. 156 Wirtschaftsstruktur  S. 158 Yarmag  S. 160 Zaisan S. 160 Sanjaasuren Zorig S. 161

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Abbildungsverzeichnis

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Airag: http://2.bp.blogspot.com Bauruine: Daniela Mehlich Bloomberg: Daniela Mehlich Blue Sky Tower: Dorothee Hahn Children's Park: Daniela Mehlich Chinggis Khan: http://wikipedia.org Coladosen-Unterführung: Daniela Mehlich Copy-Paste I: Daniela Mehlich Deel: Daniela Mehlich Dunjingarav Shopping Center Encanto Parking: Daniela Mehlich Gated Community: Daniela Mehlich Ger (Foto): http://anthropology.arizona.edu/content/2011-photo-contest Ger (Zeichnung): http://face-music.ch Ger-Erweiterung: Daniela Mehlich, Dorothee Hahn Geschäfte in Ger-Siedlungen: Dorothee Hahn, Daniela Mehlich Gewerbeanbauten: Daniela Mehlich Haus mit Zollingerdach: Dorothee Hahn Kiosk: Daniela Mehlich Lenin-Statue: http://www.bbc.com/news/(Screenshot) Mietwohnungsmarkt: Daniela Mehlich Möblierung: http://www.mongolia-properties.com/en/properties/rent/ super-luxury-4-bedroom-apartment-rent-river-garden-complex Penthouse: Olivia Kümmel Pyramidentreppe: Daniela Mehlich Reiterstandbild: http://static.panoramio.com, http://oddstuffmagazine.com Royal Academy: Daniela Mehlich Russische Vertretungen: http://www.mongolia.mid.ru Soyombo: Wikipedia.org Symbolik (Foto): Dorothee Hahn Symbolik (Zeichnung): http://face-music.ch Tiefgarage: Daniela Mehlich Verwaltung: wikipedia.org Viva City: Dorothee Hahn Wachhütte: Daniela Mehlich Wasserkiosk: Daniela Mehlich Werbung: Daniela Mehlich Wintergarten: Daniela Mehlich

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In Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei, vollzieht sich momentan ein hektischer und einzigartiger Urbanisierungsprozess. Die Stadt ist die größte und extremste Form der Gemeinschaftsbildung, die es in dem dünnbesiedelten, kaum industrialisierten und traditionell von nomadischen Gesellschaftsformen geprägten Land je gegeben hat. Mit Ulaanbaatar wird erstmalig die mongolische Stadt als solche ausgehandelt. Die doppelte Transformation der sozialistischen und planwirtschaftlich organisierten Mongolei in einen demokratischen und marktwirtschaftlichen Staat, das rasante demographische und räumliche Wachstum der Stadt und die wirtschaftliche Leistungssteigerung seit 1990 haben zu einer sozialen Ausdifferenzierung der städtischen Gemeinschaft geführt. Heute hat die Entwicklung der Stadt einen Punkt erreicht, an dem das ‚System Ulaanbaatar‘ ablesbar wird: Der Prozess der Aufgliederung, Spezialisierung, Teilung, Neuentstehung und Fügung der Gesellschaft hat sich verselbstständigt und wird in einer Differenziertheit des architektonischen Raums und des Raumverhaltens sichtbar. Das Glossar beinhaltet eine subjektive Auswahl an Elementen, Ereignissen, Phänomenen und Prozessen, die das ‚System Ulaanbaatar‘ und seine Entwicklung kennzeichnen.

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