Das Turnierbuch Freydal Kaiser Maximilians I.

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»die ritterspiel als ritter Freydalb hat gethon aus ritterlichem gmute« – Das Turnierbuch Freydal Kaiser Maximilians I. Ritterliche Turniere des Spätmittelalters und der Renaissance waren prachtvoll inszenierte sportliche Spektakel. Die ritualisierten Kämpfe, die bei diesen Festen abgehalten wurden, boten den Teilnehmern den Rahmen, um Tugenden wie Tapferkeit, Lehnstreue und Minnedienst unter Beweis zu stellen. Nur Mitglieder geadelter Familien besaßen traditionell die Turnierfähigkeit, also das Recht, an den Wettkämpfen teilzunehmen. Der Dokumentation der Bewerbe kam aufgrund dieser strengen Restriktionen große gesellschaftliche Bedeutung zu; die Namen der Mitwirkenden sowie der Verlauf der einzelnen Kämpfe wurden festgehalten. Waren dies im Mittelalter zumeist rein schriftliche Aufzeichnungen, so entstanden in der Spätgotik und in der frühen Neuzeit reich illustrierte Bücher, in denen der Ablauf bestimmter Turniere nachgezeichnet wurde. Turnierbücher waren für den Adel, aber auch für das aufstrebende Bürgertum der reichen Handelsstädte1 ein wesentlicher Bestandteil ihrer Erinnerungskultur. René d’Anjou (1409 –1480),2 die sächsischen Kurfürsten des frühen 16. Jahrhunderts3 und nicht zuletzt die Habsburger4 gaben aufwendig gestaltete Turnierbücher in Auftrag. Das Kunsthistorische Museum in Wien verwahrt eine der prachtvollsten Turnierhandschriften der frühen Neuzeit, den ca. 1512 bis 1515 entstandenen Freydal Kaiser Maximilians I. Der Freydal zeigt 64 ritterliche Turniere, die jeweils aus einem Rennen, einem Stechen und einem Fußkampf bestehen.5 Am Ende jedes Turniers ist eine Mummerei zu sehen, ein Maskenball, der

II.50 Freydal Süddeutsch, ca. 1512–1515 Papierklebeband, 273 Blätter, H. 38,2 cm, B. 26,8 cm, davon 255 mit aufgeklebten Miniaturen Tempera- und Aquarellmalerei über Federzeichnung, Gold- und Silberhöhung Wien, Kunsthistorisches Museum, Kunstkammer, Inv.-Nr. 5073 Literatur: Leitner 1880 –1882; Best.-Kat. Wien 1976, S. 170 –171; AK Innsbruck 1992, S. 310 – 313, Kat.-Nr. 126; AK Magdeburg/Berlin 2006, S. 126 –127, Kat.-Nr. III.6 – III.9; AK Bern/Brügge/Wien 2008 –2010, S. 356, Kat.Nr. 170; AK Wien 2012–2013, S. 282–284, Kat.-Nr. 72.

traditionell abends nach den Bewerben veranstaltet wurde. Eine der Zeichnungen des Freydal, das Stechen, das nach fol. 173 stand, ist verloren, sodass der Codex heute statt 256 insgesamt 255 Miniaturen umfasst. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die Handschrift in einen ornamentierten Einband aus rotem Kalbsleder über Holzkern gebunden. Der Freydal ist Teil jener Reihe von Büchern und Druckwerken, die Kaiser Maximilian I. zur Verherrlichung seines eigenen Lebens vorgesehen hatte. Zu diesem einmaligen autobiographischen Projekt zählen auch die illustrierten Romane Theuerdank und Weiskunig sowie propagandistische Arbeiten wie der Triumphzug und die Ehrenpforte. In den drei Büchern Freydal, Theuerdank und Weisskunig wird das Leben des Kaisers in Form aufwendig illustrierter Heldenepen geschildert. Der Hauptakteur ist in allen drei Fällen das literarische Alter Ego des Kaisers, die Namen der Helden fungieren als Titel der Bücher. Im Theuerdank wird von der gefahrenvollen Hochzeitsfahrt des Helden berichtet; der Weisskunig erzählt von der Kindheit und der Erziehung sowie von den Schlachten des weißen Königs (Maximilian). Die Bilderreihe des Freydal steht inhaltlich am Beginn dieses Zyklus. Sie widmet sich der Minnefahrt des jungen Herrschers; von drei königlichen Jungfrauen ausgeschickt, nimmt er an unterschiedlichen Orten siegreich an Turnieren teil und vergnügt sich bei den abendlichen Kostümfesten. Am Ende der Reise erhört die burgundische Prinzessin Maria – Maria von Burgund (1457–1482) – sein Werben, woran die Erzählung des Theuerdanks anknüpft. Die Bilder des Freydal gehen auf tatsächliche Turniere und Kostümfeste des Kaisers zurück. Die Handschrift bietet aber nur in einem Fall nähere Angaben zur Örtlichkeit: Das Schweifrennen auf fol. 204 trägt die Beischrift: »sol das perlen Rennen / sein zu Augspurg«. Maximilian tritt in jedem einzelnen Wettkampf des Buches persönlich auf. In den Mummereien ließ er sich durchwegs als Fackelträger darstellen, nie jedoch als Teilnehmer an den Tänzen. Die Namen von Freydals Gegnern und von manchen Gästen der Mummereien sind bei den Zeichnungen notiert sowie in Listen gesammelt, die dem Codex vorgebunden sind. Eines dieser Verzeichnisse nennt jene »schonsten kunigin / fürstin grefin freÿin vnd Edler junck=/frawen vnd frawen namen in ger=/manien vor denen freÿdal gerendt / gestochen gekempfft vnd gemumbt / hat«.6 Unter diesen Damen finden sich etwa Sophia von Brandenburg (1464–1512),

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die Tochter König Kasimirs IV. von Polen (1427–1492) und Sabina von Bayern (1492–1564), die Tochter Herzog Albrechts IV. von Bayern und Nichte Maximilians I. In weiteren Listen sind die Turnierkontrahenten Freydals nach Art des Kampfes aufgereiht, so etwa jene Personen, »mit welhen freydal teutsch / gestochen hat« oder »mit welhen freÿdal gerendt / hat vnnder dem Pundt«.7 Bei den Gegnern Freydals handelt es sich um Adelige höheren, aber auch niederen Ranges aus allen Teilen des habsburgischen Einflussgebietes, so etwa aus Burgund, Bayern, Brandenburg und Österreich. Die geographische und soziale Vielfalt, die sich in dieser Auswahl spiegelt, war keinesfalls Zufall, vielmehr stand dahinter das politische Kalkül des Kaisers. Auf diese Art schuf Maximilian persönliche Abhängigkeiten, die im Umgang mit den Landesfürsten des Reiches von großer Bedeutung waren. Viele der im Freydal genannten Personen waren hochrangige Mitglieder des habsburgischen Hofstaates, die in vielen Fällen dem Kaiser seit dessen Kindheit eng verbunden waren. Das Rennen auf fol. 29 zeigt Sigmund von Welsperg, der Maximilian I. als Kämmerer, Rat und Oberstfeldhauptmann von Tirol diente. Welsperg hatte ebenso das Amt des Obersthofmeisters von Bianca Maria Sforza (1472–1510), der zweiten Ehefrau Maximilians I., inne.8 In insgesamt elf Kämpfen tritt Freydal gegen Wolfgang von Polheim (1458 –1512) an, einmal im Fußkampf mit dem Aalspieß, dreimal im Stechen und siebenmal im Rennen (vgl. fol. 62, Kat. Nr. II.50.3).9 Polheim war von Kaiser Friedrich III. zum Rat und Kämmerer des jungen Erzherzogs Maximilian ernannt worden und blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1512 in dessen Diensten. Er war Obersthofmeister, Hofmarschall sowie Renn- und Gestechmeister des Kaisers, 1477 hatte er Maximilian auf der Hochzeitsfahrt zu Maria von Burgund begleitet. 1501 wurde Polheim in den ehrenvollen Kreis der Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies aufgenommen.10 Ein Küriß-Fragment aus seinem Besitz in Wien zeigt prominent die Embleme des Vlies-Ordens.11 Im Gegensatz zu den Büchern Theuerdank und Weisskunig, die zu Maximilians Tod 1519 vollendet beziehungsweise nahezu druckfertig vorlagen,12 blieb der Freydal ein Fragment. Die Planungen zu diesem Turnierbuch dürften kurz nach 1500 begonnen haben. Im Jahr 1502 verfügte Maximilian, dass alle seine Kostüme in einem Buch zusammengestellt werden sollten (»Maister Martin sol all mumerey do k. Mt ye gebraucht

hat in ain buch mallen lassen.«).13 In einem ca. 1505 bis 1508 verfassten Gedenkbuch wird der Freydal in Verbindung mit dem Theuerdank erwähnt (»Freithart Comedi vnd anfanng mit den alten greysen Erwalter Theuerdank Tragedi«.14 Ein kurz gefasstes Inhaltsverzeichnis des geplanten Buches von der Hand des kaiserlichen Sekretärs Marx Treytzsaurwein aus dem Jahr 1512 legte die Anzahl der darzustellenden Turniere fest (»Item Es sollen Sechs vnnd Zwainzig teutscher gestech sein.«, etc.); der Entwurf basiert, wie Treytzsaurwein schreibt, auf einem mündlichen Diktat des Kaisers (»müntlichen angeben«).15 Zu jener Zeit umfasste der Freydal insgesamt 128 Zweikämpfe zu Pferd; dies entspricht der Anzahl der betreffenden Miniaturen im Wiener Sammelband. Spätestens im Oktober 1512 waren auch die Fußkämpfe und Mummereien Teil der Planung, da Maximilian damals von »drithalb hunderten«, d. h. ca. 250 Miniaturen spricht.16 Im Jahr 1516 sind die ersten konkreten Vorbereitungen für die drucktechnische Umsetzung des Buches dokumentiert, die jedoch nie über das Anfangsstadium hinaus gekommen ist. Lediglich fünf Holzschnitte zum Freydal sind bekannt; diese aber lassen sich Albrecht Dürer zuschreiben17. Zu einem dieser Holzschnitte hat sich in Berlin der originale Holzstock erhalten.18 Eine einzelne der 255 Miniaturen des Wiener Freydal  – die Mummerei auf fol. 116 – ist signiert. Auf dem Türbogen links im Bild ist die Jahreszahl »1515« sowie das Monogramm »NP« zu sehen, das traditionell mit dem Innsbrucker Maler Nikolaus Pfaundler in Verbindung gebracht wird.19 Lässt sich diese Zuschreibung wissenschaftlich auch nicht belegen, so wirft das Monogramm doch die Frage nach den am Freydal beteiligten Künstlern auf. Die Miniaturen dieses Turnierbuches sind stilistisch und künstlerisch überaus heterogen. Detailreich ausgeführte Malereien mit reicher Gold- und Silberhöhung sind mit simplen kolorierten Federzeichnungen kombiniert; räumlich gestaltete Szenerien finden sich neben Motiven, die auf die Darstellung der Umgebung fast vollständig verzichten. Quirin von Leitner zählte innerhalb dieses Konvoluts nicht weniger als 26 verschiedene Hände; manche davon mit einzelnen Blättern, andere mit mehreren Dutzend. Eine große Zahl der Blätter des Freydal lässt sich süddeutschen Künstlern zuschreiben. Die energische Strichführung in den Zeichnungen, die Leitner unter der Meisterhand 10 zusammenfasste, verrät die Nähe dieses anonymen Meisters zur sog.

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Donauschule.20 Freydals Rennen gegen Wolfgang von Polhaim (fol. 212) findet vor einem effektvoll in Abendrot getauchten Himmelsgewölbe statt und dürfte von einem talentierten Künstler aus dem Umfeld Albrecht Altdorfers stammen.21 Von besonderer Bedeutung im Kontext der stilistischen Untersuchung der Miniaturen des Freydal ist ein Schreiben Maximilians I. von 1512. Darin heißt es: »Der Freydal ist auch wohl halb außgemacht vnnd den maisten tail an solchem allen haben wier zu Cöln gemacht«.22 Die Kölner Kunst des Spätmittelalters stand unter dem starken Einfluss der benachbarten Niederlande; ein wesentlicher Teil der Miniaturen des Freydal verrät tatsächlich eine Abhängigkeit von der flämischen Malerei. Die minutiöse Ausführung mit teilweise reicher Vergoldung (etwa auf fol. 94, 109 und 149), aber auch Interieurs wie jenes auf fol. 168, lassen auf Künstler schließen, die in der niederländischen Tradition geschult worden waren. Für die dunkle, schimmernde Farbigkeit, die die Turnierszenen auf fol. 29, 113 und 176 charakterisiert, dürften die Vorbilder ebenso in der niederländischen und Kölner Kunst des frühen 16. Jahrhunderts zu suchen sein.23 Neben dem Wiener Sammelband ist eine Reihe weiterer Werke erhalten, die der Arbeit am Freydal zuzurechnen sind. In London hat sich zu der Szene auf fol. 85 eine zweite, eng verwandte Version erhalten, die möglicherweise von demselben Meister ausgeführt wurde.24 Eine Studie für das Turnier auf fol. 150 wurde im Jahr 1923 mit der Zuschreibung an einen flämischen Meister in London versteigert.25 Im Codex Vaticanus Latinus 8570, fol. 103v – 114r sind etwa zwanzig Entwürfe zu Miniaturen des Freydal zu finden, die schriftliche Anmerkungen zur Kolorierung beinhalten.26 Federzeichnungen, die mit den wenigen in Holzschnitt ausgeführten Freydal-Miniaturen von Dürer in Verbindung stehen, sind in einer Handschrift der Stadt- und Staatsbibliothek in Augsburg miteingebunden.27 Die National Gallery of Art in Washington verwahrt ein Konvolut von insgesamt 203 simplen, kolorierten Skizzen in brauner Feder, die als vorbereitende Stufe oder als Nachzeichnungen derselben zu identifizieren sind.28 Einige dieser Blätter sind mit handschriftlichen Korrekturangaben zur Position der Figuren bzw. der Lanzen versehen, die im Wiener Freydal bildlich umgesetzt zu sehen sind. In welchem Verhältnis all diese Werke zueinander und insbesondere zu dem Wiener Codex stehen, ist bisher noch nicht eingehend untersucht worden.

Die ausgestellten Seiten des Freydal Rennen II.50.1

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Fol. 17 zeigt Freydal im Antzogen-Rennen mit »Graf Wolf von Furstenberg« – Wolfgang I. Graf von Fürstenberg (1465–1509). Fürstenberg nahm im Jahr 1490 unter Maximilian an der Vertreibung der Ungarn aus Wien teil. Als Hofmarschall war er 1503 auf diplomatischer Mission bei Herzog Wilhelm von Jülich und Berg, 1505 wurde er in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen.

Fol. 93 zeigt Freydal im BundRennen mit »Philip von Rechperg« (Philipp von Rechberg). Im Status »Römischer kn. mt. Hofgesinde« wird Philipp von Rechberg unter den Grafen und Herren mit fünf Pferden Bestallung erwähnt.

II.50.2

Fol. 29 zeigt Freydal im Geschifttartschen-Rennen mit »Her[n] Sigmundt von Welsperg« – Sigmund von Welsperg (gest. um 1503). Welsperg diente Maximilian als Kämmerer, Rat, Oberstfeldhauptmann von Tirol und Obersthofmeister von Bianca Maria Sforza (1472–1510), der zweiten Ehefrau Maximilians. II.50.3

Fol. 62 zeigt Freydal im BundRennen mit »Herr[n] Wolfgang von Polhaim«. Wolfgang von Polheim (1458 –1512) war Obersthofmeister, Hofmarschall sowie Renn- und Gestechmeister des Kaisers. 1501 wurde er in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen.

II.50.5

Fol. 97 zeigt Freydal im Anzogen-Rennen mit »Her[n] Niclas von Firmian«. In den maximilianischen Quellen wird Firmian (gest. 1509) Hauptmann an der Etsch und Burggraf von Tirol genannt. Er hatte das Amt des Obersthofmeisters der Bianca Maria Sforza inne; 1497 wurde er in den Freiherrenstand erhoben. II.50.6

Fol. 125 zeigt Freydal im Schweif-Rennen mit »Graf Hanns von Montfort« – Johann Graf von Montfort zu Tettnang (gest. 1529) erscheint 1490 im Hofstaat Maximilians bestallt mit acht Pferden. Kaiser Friedrich III. belehnte 1492 die Brüder Haug und Johann zu Montfort mit der Grafschaft Rotenfels im Allgäu. II.50.7

Fol. 129 zeigt Freydal im Schweifrennen mit »Her[n] Anthoni von Lefon« – Antonio de Caldonazo Freiherr von

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Yfan (gest. kurz nach 1509). Anton von Yfan wurde 1490 als königlicher Rat und Truchsess erwähnt. Er nahm 1494 bei der Hochzeitsfeier von Wolfgang von Polheim und Johanna von Borselle in Mecheln im Beisein von Maximilian und dessen Sohn Philipp an einem Turnier teil (vgl. dazu auch Adam von Frundsberg auf fol. 186). II.50.8

II.50.4

Fol. 133 zeigt Freydal im Geschifttartschen-Rennen mit »Her[n] Veit von Wolkenstain« – Veit von Wolkenstein (gest. 1498). Veit, erster Freiherr von Wolkenstein, war Maximilians Rat, Kämmerer und oberster Feldhauptmann, in späteren Jahren Statthalter in den vorderösterreichischen Landen (vgl. auch fol. 49).

II.50.11

Fol. 57 zeigt Freydal im deutschen gestech mit »Graf Fridrich von Ötting« – Graf Friedrich von Öttingen. Friedrich (um 1459 –1490), der Sohn des Wilhelm von Öttingen (gest. 1467) und der Beatrix della Scala, war 1485/86 zum Bischof von Passau ernannt worden. Im Verzeichnis der Erbbegräbnisse der Familie Öttingen in Kloster Kirchheim findet sich hingegen ein 1514 verstorbener Graf desselben Namens, der ein Sohn des Joachim von Öttingen und der Dorothea von Anhalt war. II.50.12

Fol. 74 zeigt Freydal im deutschen Gestech mit »Philipp von Rechberg«; zu Philipp von Rechberg vgl. das Bund-Rennen auf fol. 93. II.50.13

Stechen II.50.9

Fol. 38 zeigt Freydal im Welschen Gestech mit Franziskus de Montibus. Im Jahr 1490 wird ein Franciscus de Montibus, Abgesandter König Ferdinands von Sizilien (Ferdinand II. von Aragon (1452–1516), am Hof Friedrichs III. urkundlich erwähnt. II.50.10

Fol. 49 zeigt Freydal im deutschen Gestech mit »Her[n] Veit von Wolkenstain« – vgl. dazu auch das Rennen auf fol. 133. II.50.7

Fol. 90 zeigt Freydal im deutschen Gestech mit »Her[n] Thoman von Frundtsperg«. Thomas von Frundsberg (gest. 1497) war der zweite Sohn von Ulrich X. von Frundsberg und der Barbara von Rechberg. Am Hof Erzherzog Sigmunds von Tirol wird er als Rat und Kämmerer erwähnt. 1485 ist er als Hauptmann im Inntal dokumentiert. Vgl. auch Adam von Frundsberg, den fünften Sohn des Ulrich X. von Frundsberg auf fol. 90, sowie Georg II. von Frundsberg (1473–1528), Ulrichs vierten Sohn, auf fol. 163.

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Fol. 118 zeigt Freydal im welschen Gestech mit »Scharl von Wiauin« (Tscharl von Wiewin).

Fol. 83 zeigt Freydal im Fußkampf mit Drischel; sein Kontrahent ist »Her Wilhalm Awer«. Wilhelm Auer von Herrenkirchen zu Neudorf in Niederösterreich erscheint 1490 und 1492 als Oberststallmeister von Erzherzog Sigmund von Tirol und 1493 als Pfleger von Hertenberg. Unter Maximilian I. ist er als Rat, Hauptmann von Neustadt und 1512 als landesfürstlicher Pfleger zu Kranichberg dokumentiert.

II.50.15

Fol. 134 zeigt Freydal im welschen Gestech mit »Lancelote Breuille«. Die de Bréville sind ein Adelsgeschlecht der Normandie (Caen). II.50.16

II.50.10

Fol. 177 zeigt Freydal im welschen Gestech, sein Kontrahent ist »Der von Ramulj«. Ramillus, ein burgundischer Hauptmann zu Fuß, war ein treuer Anhänger König Maximilians. 1488 fiel er bei der Verteidigung des Schlosses Borselle in die Hände der aufständigen Brüsseler, die ihn hinrichteten.

Fußkampf II.50.17

Fol. 63 zeigt Freydal im Fußkampf mit Eisenkolben und kleiner Tartsche; sein Kontrahent ist »Her Melhior von Massmunster«. Melchior von Massmünster dürfte aus dem Elsass stammen. Er ist 1467 unter jenen Kindern nachzuweisen, die gemeinsam mit dem jungen Maximilian lernten und spielten. 1496 wird er als Truchsess und Jägermeister Maximilians in Flandern erwähnt. 1504 ist Massmünster als kaiserlicher Rat, Kämmerer, Truchsess und Stadthauptmann zu Wiener Neustadt dokumentiert. II.50.13

II.50.19

Fol. 91 zeigt Freydal im Fußkampf mit Drischel; sein Kontrahent ist »Jörg Harder«. Die Harder waren ein in der Steiermark ansässiges Geschlecht. Georg Harder ist 1489 und 1500 urkundlich belegt. 1497 wird er als Fürbitter erwähnt; 1513 vermitteln Balthasar Gleinizer, Sigmund Welzer, u. a. einen Vergleich zwischen Bernhard Stadler zu Stadl und Jörg von Hard. II.50.20

Fol. 95 zeigt Freydal im Fußkampf mit dem Turnierschwert; sein Kontrahent ist »Her Asm Lueger«. Erasmus (Erasam) Lueger war Burgraf von Lienz und Lueg. Kaiser Friedrich III. verlieh ihm 1478 die von seinem Vetter Haug Burggraf von Lienz verkauften Güter. 1480 soll er am Hof Friedrichs III. gelebt und während dieser Zeit einen Marschall von Pappenheim umgebracht haben. Nach dieser Tat

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soll er auf sein Schloss in Lueg geflohen sein und während der Belagerung durch kaiserliche Truppen erschossen worden sein. II.50.21

Fol. 115 zeigt Freydal im Fußkampf mit Turnierschwert und Buckler; sein Kontrahent ist »Her Jacob Silber Camrer«. 1490 wird am Hof Maximilians ein Herr Jacob Silbercamerer als Truchsess mit fünf Pferden bestallt erwähnt. II.50.22

II.50.16

Fol. 159 zeigt Freydal im Fußkampf mit dem Dolch; sein Kontrahent ist »Jorig Weyspriacher«. Jörg von Weispriach war der zweite Sohn des Ulrich d. Ä. Weispriach, Freiherr von Kobelsdorf und Braunau. 1490 wird er am Hof Maximilians unter den Grafen und Herren mit fünf Pferden Bestallung aufgeführt. 1500 wird in einem der Gedenkbücher Maximilians ein Stechzeug des Jörg von Weispriach erwähnt, das von einem Fuhrmann von Augsburg nach München und wieder zurück gebracht wurde. II.50.23

Fol. 186 zeigt Freydal im Fußkampf mit Dolch; sein Kontrahent ist »Her Adam von Frundtsperg«. Adam von Frundsberg war der fünfte Sohn von Ulrich X. von Frundsberg (vgl. dessen zweiten Sohn, Thomas, auf fol. 90 des Freydal, sowie dessen vierten Sohn, II.50.19

Georg II. von Frundsberg (1473–1528), auf fol. 163). Adam nahm an jenem Turnier teil, das anlässlich der Hochzeit des Wolfgang von Polheim und der Johanna von Borselle 1494 in Mecheln veranstaltet wurde; die Feierlichkeit fand unter Beisein von Maximilian I. und dessen Sohn Philipp statt (vgl. dazu auch Anton von Yfan auf fol. 129). II.50.24

Fol. 230 zeigt Freydal im Fußkampf mit Eisenkolben und Pavese; sein Kontrahent ist »Leonhart Gödl«.

Mummereien II.50.25

Fol. 44 zeigt Freydal als Gast einer Mummerei, an der auch »Der Jung von Gett«, »Anthoni vom Ross«, »Franziskus Prager« und »Reyhenburger« teilnahmen. Anthoni von Ross war unter Erzherzog Sigmund zum obersten Amtsmann der Haller Münzstätte ernannt worden. Als einer der ersten Darlehnsgeber des Erzherzogs hatte er in den 1470er Jahren den Schwazer Silberhandel unter seine Kontrolle gebracht. 1491 endeten seine Spekulationen im Anleihenwesen und im Metallhandel jedoch im Konkurs. Franziskus Prager war der Sohn von Hanns Prager, des Marschalls von Kärnten; er besaß in Kärnten die Güter Obertrüxen, Prasberg und Schöneck.

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Fol. 56 zeigt Freydal als Gast einer Mummerei, unter deren Gästen sich auch »Peter Altenhauser, Jörg Goldaker [und] Schefftenberg« befanden. Peter Altenhauser gehörte einem steiermärkischen Adelsgeschlecht an; Peter wird im Jahr 1500 als »kgl. Maj. stallmaister« erwähnt. Das geschlecht der Goldaker stammte aus Kärnten, doch sind Familien desselben Namens auch in Bayern, Sachsen und Thüringen nachweisbar. 1507 bezahlt Maximilian den Augsburger Plattner Lorenz Helmschmid für einen Harnisch, den er »unserm marschalh Jorgn Golldacher« machen ließ. Das uralte Geschlecht der Scherffenberg war in Krain beheimatet, waren jedoch auch in Österreich ansässig geworden. Zur Zeit Kaiser Friedrichs III. und Maximilians I. sind mehrere Mitglieder der Familie dokumentiert, so etwa Ulrich, dessen Sohn Bernhard, sowie Johann, Wolfgang, etc. II.50.27

Fol. 96 zeigt Freydal als Gast einer Mummerei, zu deren Gästen auch »Hermanstainer, Gloiacher, Mindorffer«. Die Gloyach sind ein steiermärkisches Rittergeschlecht; Georg Gloiach war seit 1497 Verwalter der Burg zu Marburg; im selben Jahr wird er als Truchsess der Bianca Maria Sforza, der zweiten Ehefrau Maximilians I., erwähnt. Weitere Mitglieder der Familie, die im Umfeld Maximilians ErwähII.50.25

nung finden, sind Christoph, sowie die Brüder Benedict und Adrian. Mit »Minndorfer« könnte Christoph II. von Minndorf beziehungsweise einer seiner sechs Söhne (Christoph, Erhart, Franz, Sigmund, Hanns und Ihan) gemeint sein. Christoph II. erscheint 1490 als Truchsess von Maximilian I., 1501 wird er zum obersten Feldzeugmeister in Niederösterreich ernannt. 1515 hat er an einem von Maximilian in Wien veranstalteten Turnier teilgenommen. II.50.28

Fol. 104 zeigt Freydal als Gast einer Mummerei, an der auch »Newhauser, Rauber, Thurn, Freyberger [und] Jaketl« teilnahmen. Ein Newhauser wird 1490 unter den Edelknaben des maximilianischen Hofes erwähnt. Familien mit diesem Namen sind zur Zeit Maximilians in Österreich in Tirol, in Kärnten und in der Steiermark, sowie in Krain, Bayern, Österreich und Böhmen nachweisbar. Die Rauber waren ein altes Adelsgeschlecht aus Krain, das im 14. Jahrhundert in Niederösterreich ansässig geworden war. Zahlreiche Mitglieder der verschiedenen Geschlechter zu Thurn standen in Diensten Maximilians I., so etwa Georg von Thurn (gest. 1503). Die Freyberg stammten ursprünglich aus Graubünden und waren unter Maximilian in Schwaben, Bayern, Tirol und Kärnten beheimatet.

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Fol. 152 zeigt Freydal als Gast einer Mummerei. Der Miniatur fehlt die Beischrift, daher ist keiner der weiteren Gäste zu identifizieren.

Fol. 203 zeigt Freydal als Gast einer Mummerei. Der Miniatur fehlt die Beischrift, daher ist keiner der weiteren Gäste zu identifizieren.

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Fol. 195 zeigt Freydal als Gast einer Mummerei. Der Miniatur fehlt die Beischrift, daher ist keiner der weiteren Gäste zu identifizieren.

Fol. 207 zeigt Freydal als Gast einer Mummerei. Der Miniatur fehlt die Beischrift, daher ist keiner der weiteren Gäste zu identifizieren.

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Anmerkungen Vgl. etwa das Turnierbuch, Nürnberg, Mitte 17. Jahrhundert, New York, The Metropolitan Museum of Art, Inv.-Nr. 22.229; vgl. Nickel/Breiding 2010.

1

Turnierbuch des René d’Anjou, 1446, St. Petersburg, Russische Nationalbibliothek, Sig. Ms. F. XIV N 4; vgl. Turnierbuch René d’Anjou [1998].

2

Zu den Turnierbüchern der Kurfürsten Johann (1468 –1532), Johann Friedrich (1503 –1554) und August (1526 –1586); vgl. Haenel 1910.

3

Turnierbuch des Erzherzogs Ferdinands II. von Tirol, Österreich, nach 1557, Wien, Kunsthistorisches Museum, Kunstkammer, Inv.Nr. 5134; vgl. AK Ambras 2005, S. 67 – 68, Kat.-Nr. 3.1 (Matthias Pfaffenbichler und Veronika Sandbichler).

4

Zu den Arten des Turniers vgl. weiter unten.

5

Rüstkammer, Inv.-Nr. KK 5073, fol. Er und fol. Hv. 8 Im Freydal ist Sigmund von

Welsperg weiters auch in den Rennen auf fol. 9, 50, 70, 121 zu sehen sowie im Stechen auf fol. 217; vgl. Leitner 1880 –1882, S. XCIVf. 9 Vgl. Wien, Kunsthistorisches

Museum, Hofjagd- und Rüstkammer, Inv.-Nr. KK 5073, fol. 23, 34, 62, 66, 86, 89, 126, 137, 161, 212 und 221. 10 Zu Wolfgang von Polheim vgl. Allgemeine Deutsche Biographie 1888, S. 821– 823 (Hans von Zwiedineck-Südenhorst). 11 Küriß-Fragment Wolfgang

von Polheims, Innsbruck, um 1510, Wien, Kunsthistorisches Museum, Hofjagd- und Rüstkammer, Inv.Nr. A 107; vgl. Best.-Kat. Wien 1976, S. 214. 12 Vgl. Kat. Nr. II.50.3.

6

Zit. nach Wien, Kunsthistorisches Museum, Hofjagd- und Rüstkammer, Inv.-Nr. KK 5073, fol. Ar.

13 Zit nach Leitner 1880 –1882, S. VII sowie S. V, Anm. 1 und 2 (Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Haus- Hof und Staatsarchiv, Cod. Ms. 13, fol. 147).

Zit. nach Wien, Kunsthistorisches Museum, Hofjagd- und

14 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Sammlung von

7

Handschriften und alten Drucken, Cod. Ser. n. 2645. Zit. nach: Leitner, 1880 –1882, S. VII; vgl. Menhardt 1960 –1961, Bd. 3, S. 1468; Unterkircher 1963, S. 248. In einem Gedenkbuch von 1509 bis 1513 findet sich auf fol. 2 der Verweis: »Vermerkt die puecher so die Ro. Kay. Mt. dannen richten will«, genannt werden darunter die Ehrenpforte, der Weisskunig, der Theuerdank, die Triumphwagen sowie der »Freytal«, Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2900; vgl. Leitner 1880 –1882, S. VII. Zit. nach Leitner 1880 –1882, S. VIIf. (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Ms. 2835, fol. 38). Ein Textentwurf zum Freydal findet sich auch in Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2831. Der Text wurde ediert von Quirin von Leitner; vgl. Leitner 1880 –1882, S. XV–XXXVI.

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Alte Abschrift eines Briefes Maximilians I. an Siegmund von Dietrichstein in: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Ms. 7425; Leitner 1880 –1882, S. IXf., Anm. 1.

16

17 Vgl. Schoch [u. a.] 2001–2004,

Bd. 3, S. 152–164. Vgl. Schoch [u. a.] 2001–2004, Bd. 3, S. 162, Abb. 1.

18

19 Vgl. Leitner 1880 –1882, S. VI,

Anm. 5. 20 Vgl. etwa fol. 2, 14, 18, 22, etc. Zur vollständigen Liste vgl. Leitner 1880 –1882, S. Vf., Anm. 5. 21

Vgl. auch fol. 41, 220, 248.

Zit. nach Leitner 1880 –1882, S. X, Anm. (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Ms. 7425).

22

Zur Kölner Buchmalerei des frühen 16. Jahrhunderts vgl. Hemfort 2001, S. 18 –32, 89 – 96.

23

24 London, British Museum, Inv.-Nr. 1926,0713.9. 25 Vgl. Aukt.-Kat. London 4. Juli 1923, Nr. 59, ill. 26 Vgl. Rudolf 1980, S. 171. 27 Vgl. Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, Sig. 2° Cod. 563, fol. 1r-3r, 4r; vgl. Gehrt 1993, S. 150 f.; AK Augsburg 1994, S. 204 f. 28 Vgl. Dodgson 1926; Dodgson

1928.

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