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Descrição do Produto

N° 1 10/11

Kantonsschule Oerlikon Jahresbericht: Teil 1 Herbstsemester

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40 Jahre KSOe

Physik Spezialwoche Felix Angst



Inhalt impuls

1 – 2010 ⁄ 11

Editorial 3 Vierzig Jahre Durchsage der Leitstelle

4 Von Oerlikon nach Zürich Nord

F O K U S 5 40 Jahre KSOe

9 La KSOe n’existe pas. Seit 40 Jahren. 10 Hans Honegger – ein aufgeklärter Patriarch als Schulgründer 14 Erinnerungen 17 Demokratisierung, Chancengleichheit und politische Repression Unterricht 20 Physik 23 Faszination Physik 24 Die Fachschaft Physik stellt sich vor 27 Gut geschätzt 28 Was wäre, wenn bestimmte physikalische Gesetze anders wären? 30 Geographie und Physik: Interferometrie und Vulkan überwachung 32 Spezialwoche 2010 39 Was wir vom Jungunternehmen «Pnööö» lernen können 40 Reporterinnen und Reporter für einen guten Zweck Veranstaltungen 42 Lisa Wirz - Brandspuren in Szene gesetzt 43 Eine Welt, in der man – ohne es zu merken – den Verstand verliert Persönlich 44 Interview mit Felix Angst 48 Nicolas Vionnet Dies und Das 50 51 52 Kantonsschule Oerlikon Birchstr. 107 8050 Zürich Tel.: 044/317 23 00 Fax: 044/317 23 93 [email protected] www.ksoe.ch

2 inhalt

Austausch mit dem «Lycée Denis-de-Rougemont» in Neuenburg Huusi – eine Erfolgsgeschichte Übersetzungsmarathon und Pfefferdatteln – Erfolg beim Certamen Turicense

Mitteilungen 53 Sprachdiplome, Jubiläums-Geburtstagsparty

SERVICE 55 Galerie 56 Physik Titelfoto: Annelies Diggelmann

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nachdem das Zürcher Stimmvolk am 6. Mai 1971 den 52-Millionen-Kredit für den Bau einer Kantonsschule in Oerlikon bewilligt hat, steht in Zürichs Norden erneut ein schulorganisatorischer Neubeginn an. Felix Angst, verantwortlich für die Zusammenführung von KSOe und KZB (Kantonsschule Zürich Birch), legt in unserer Rubrik «Persönlich» in einem grossen Interview dar, wie er seine Rolle als Gründungsrektor der neuen Kantonsschule an Birchstrasse und Holunderweg versteht. In der vorliegenden impuls-Ausgabe nehmen wir das 40-jährige Jubiläum vor allem zum Anlass, Ausflüge in die Vergangenheit zu wagen. Einerseits schreiben wir Schulgeschichte, indem wir den ersten KSOe-Rektor Hans Honegger porträtieren und ehemalige Schülerinnen und Schüler sowie langjährige Lehrpersonen zu Wort kommen lassen. Andererseits beleuchtet die Historikerin und ehemalige KZB-Lehrerin Elisabeth Joris die zürcherische Bildungslandschaft zu Beginn der 1970er Jahre unter dem Titel «Demokratisierung, Chancengleichheit und politische Repression» und stellt so das Entstehen der KSOe in einen zeitgenössischen Kontext, der uns helfen mag, die gegenwärtigen Entwicklungen besser zu verstehen. Der Rückblick auf vergangene Jahrzehnte soll nicht den Blick nach vorne trüben: Unabhängig von der Fusion wird weiterhin der Unterrichtsalltag im Zentrum des Schulgeschehens stehen. In der impuls-Rubrik «Unterricht» gewährt die Fachschaft Physik Einblick in einen faszinierenden Teilbereich unserer Schulkultur. Und nicht zuletzt belegen die zahlreichen Beiträge aus den vom sechsten bis zehnten Dezember 2010 erstmals durchgeführten Themenwochen und Fachtagen, dass sich die KSOe auch nach vierzig Jahren eine gute Portion Jugendlichkeit bewahrt hat. Daniel Gut

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Durchsage der Leitstelle

Von Oerlikon nach Zürich Nord Von Michael Bleichenbacher, Rektor a.i. Im Januar 2010 legte die Bildungsdirektorin, Frau Regine Aeppli, ihren Entscheid zur Zusammenführung der beiden Kantonsschulen am Standort Oerlikon dar. Die Schulleitungen der Kantonsschule Oerlikon und der Kantonsschule Zürich Birch arbeiten seither mit zunehmender Intensität an diesem Projekt, seit August 2010 unter der Leitung des Gründungsrektors Felix Angst. Die Eröffnung der neuen Schule ist auf Sommer 2012 geplant. Änderungen im Schulprogramm ergeben sich erst für Schülerinnen und Schüler, die auf den Sommer 2012 in die neue Schule eintreten, und für solche, die dann vom Untergymnasium in die dritte Klasse übertreten. Der Gründungsrektor und die beiden Schulleitungen bilden das Projektteam, das für die neue Schule und für den Zusammenführungsprozess eine Strategie entwickelt hat. Im Dezember 2010 und Januar 2011 diskutierten die Lehrerschaft und die Schülervertreter wichtige Punkte der Strategie, und der Gesamtkonvent beider Schulen nahm dazu Stellung. Für die Diskussion der Strategie musste aufgrund des engen Zeitplans auch Unterrichtszeit eingesetzt werden. Dies wird sich aber mittelfristig sicher auszahlen, denn eine breite Abstützung der Strategie in der Lehrerschaft ist unabdingbare Voraussetzung für deren erfolgreiche Umsetzung. Die nun beginnende Umsetzungsarbeit umfasst das Erstellen eines neuen Schulprogramms (Leitbild, Lehrplan, Stundentafeln, besondere Unterrichtsformen etc.), die Gestaltung des Organisationsmodells (Hierarchien, Verantwortlichkeiten, Abläufe) und viele Konzepte (Personalentwicklung, Qualitätsmanagement, Administration, IT, Öffentlichkeitsarbeit). Die Aufträge für alle diese Arbeiten werden durch das Projektteam festgelegt, für die Umsetzungsarbeit werden viele Lehrpersonen, Mitarbeitende des Personals und bei Bedarf auch Schülerinnen und Schüler beigezogen. Zeitgleich müssen die Vorarbeiten für den fälligen Kantonsratsbeschluss erledigt werden, denn die Auflösung sowie die Gründung einer Kantonsschule liegen in der Kompetenz des kantonalen Parlaments. Die Entscheidung wird auf den Sommer 2011 erwartet. Der Antrag an den Kantonsrat muss auch einen Namen für die neue Schule enthalten. Frau Regierungsrätin Aeppli hat vorgegeben, dass es ein neuer sein soll. Das Projektteam hat den Namen «Kantonsschule Zürich Nord» beantragt. Die dringende Sanierung des Gebäudes wollen wir ebenfalls nicht aus den Augen verlieren. Mit der Konzipierung der neuen Schule muss über alle drei Gebäu-

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detrakte der Kantonsschule Oerlikon und der Kantonsschule Zürich Birch nach der bestmöglichen Platzierung von Unterrichtszimmern, Arbeits- und Vorbereitungszimmern und Räumen für Verwaltung und Dienste gesucht werden. Als schwierig könnte sich dabei erweisen, zum Beispiel mit mehr Gruppenräumen den, aufgrund neuer Unterrichtsformen entstandenen, Bedürfnissen gerecht zu werden. Dies umso mehr, da der Standort Oerlikon steigende Schülerzahlen aufweist. Waren es 2005 noch je acht parallele Klassen im 1. und 2. Jahr des Untergymnasiums und – bezogen auf beide Schulen – zehn parallele Klassen pro Jahr von der 3. bis zur 6. Klasse, so starteten im Jahr 2010 bereits zehn parallele Unterstufenklassen und dreizehn in der Mittelstufe. Diese Zunahme um insgesamt fast 30 Prozent innerhalb von fünf Jahren bringt die bestehenden Schulen an die Kapazitätsgrenzen. Die Belegung der Turnhallen zwang die KSOe bereits im vergangenen Jahr, den allgemein freien Mittwochnachmittag – mit allen Vorteilen für Familien, für verschiedene Freifachgefässe, für Nachprüfungen etc. – aufzugeben. Das Projektteam wird nach Möglichkeiten suchen müssen, für die neue Schule zusätzliche Raumkapazitäten zu schaffen. Neben eher organisatorischen werden aber auch inhaltliche Aspekte zu einer spannenden und wohl nicht ganz reibungslosen Zusammenführung beitragen. Aus den beiden verschiedenen Schulen wird eine neue Schule entstehen, deren Mitglieder – Schülerinnen und Schüler, Personal und besonders die Lehrpersonen – sich auf gemeinsame Werte festlegen müssen. Wir erzeugen ja nicht einfach Produkte oder erbringen Dienstleistungen, sondern arbeiten zusammen und mit einer grossen Komponente «Mensch» daran, Jugendlichen auf nachhaltige Art und Weise Bildung zu vermitteln. Daher ist es wichtig, gemeinsame Werte zu finden und diese gemeinsam zu vertreten. Alle diese Veränderungen werden die Schule aber nicht auf den Kopf stellen. Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler, der Unterricht wird nach wie vor von den Lehrkräften des Standortes erteilt, und diese setzen sich auch künftig für ein gutes Gelingen des Unterrichts ein. Dass sich Schulstrukturen und Unterrichtsmethoden auch an unserer Schule immer wieder verändert haben, zeigt der Rückblick auf das 40-jährige Bestehen der KSOe. Vielleicht werden die Schritte in den nächsten Jahren etwas grösser ausfallen. Aus dem Tritt werden wir aber auch im Jahr 2011 sicher nicht kommen.

40 Jahre KSOe Im Fokus steht die Vergangenheit unserer Schule: Wir schlagen den Bogen von relevanten Ereignissen und Persönlichkeiten der letzten vierzig Jahre über die Einbettung der Schulgründung in den bildungspolitischen Kontext der 1970er Jahre bis hin zu ganz privaten Erinnerungen aus den Anfangszeiten der KSOe am Schanzenberg. Vierzig Jahre sind nicht genug, ist man angesichts der Fülle des historischen Materials versucht zu sagen.

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Alte Fotos und Zeitungsartikel: Walter Michel

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La KSOe n’existe pas. Seit 40 Jahren. Von Wolfgang Fischer Wer die Kantonsschule Oerlikon in den Jahren seit ihrer Gründung mit offenen Augen begleitet hat und sich an vergangene Zeiten erinnert, ist sich bewusst: Die KSOe gibt es nicht. Vielmehr hat sich diese Schule in den vier Jahrzehnten ihres Bestehens mit dem jeweiligen Zeitgeist (bzw. den jeweiligen Zeitgeistern) genauso verändert wie mit ihren Mitarbeitern. Sie ist ein Chamäleon. Auch wurde sie wohl zu jedem Zeitpunkt auf so viele Arten wahrgenommen, wie sie Mitarbeiter hatte. Diejenigen, die die Schule noch in den 70er Jahren kannten, sind heute im Lehrkörper selten geworden. Wenn man es hören wollte, würden sie von einem Rektor der Anfangsjahre erzählen, der streng und ohne irgendwelche Basisdemokratie zu dulden regierte: Hans Honegger hielt nichts von Leuten, die Mitsprache forderten. Darunter litten wohl nicht zuletzt auch sein erster und zunächst einziger Prorektor Heinrich Keller sowie sein später dazugekommener zweiter Prorektor Werner Rötheli. Diese Schulleitung sah sich einem mehrheitlich jungen und in jenen Tagen mutig nach vorne blickenden Kollegium gegenüber, das sich bisweilen auch in der Chefetage mehr Mut zu Neuem wünschte. Erste Aufweichungen kamen ein paar Jahre später: Mit Personen wie Ronald Schweizer und später Armin Leuzinger in der neu geschaffenen Position des dritten Prorektors wehte doch so etwas wie ein reformatorisch-optimistisches Lüftchen durch die Räume unserer Schulleitung. Vollends neue Zeiten brachen dann nach Rektor Honeggers Altersrücktritt mit dem neuen Rektor Christian Brugger sowie dem neuen Prorektor Daniel Nufer an: Die 80er Jahre wurden von neuem Reformeifer seitens des Rektors ebenso wie des – mehrheitlich immer noch jugendlichen – Kollegiums geprägt. Man erfand die Huusi und die INDIAWO (interdiziplinäre Arbeitswoche), und man hatte den Mut, an einer Arbeitstagung aller Lehrkräfte ganz unverhohlen mehr Musse zum Schulprogramm zu erklären. Kein besonders dringendes Thema waren damals Begriffe wie Effizienz und perfekt nahtloser Hochschulanschluss: Unsere Schule wurde noch als Hort der humanistischen Bildung (nicht Ausbildung) gesehen und wir verstanden uns als Pädagogen, die die akademische Jugend auf ein Leben vorbereiteten, nicht bloss auf den Studienbeginn an ihrer nächsten Ausbildungsstätte. Nach Armin Leuzingers Berufung zum Rektor in seiner Heimat Glarus folgte Urs Jacob und auf Ronald Schweizer schliesslich Ulrich Landeck, beide als Prorektoren. Unsere Schule erlebte in jenen Jahren – dem letzten Jahrzehnt des letzten Jahrtausends – schwere Zeiten: Wegen eines Sportlehrers wurde in den Medien ein Sex­ skandal an unserem Institut geortet, und – wohl nicht von gleicher Tragweite – die Schule musste einige Tage geschlossen werden, weil eine Kakerlakeninvasion nur noch mit Hilfe einer spezialisierten Firma vernichtet werden konnte. Der Reformeifer unserer Lehrerschaft schwand

parallel zu ihrer Haarpracht (man trug vermehrt wieder kurze Haare…), und unsere Sprachlabors, in der Anfangszeit der Schule als bahnbrechend und zukunftsweisend gelobt, wurden nach Albanien gespendet. Auf Christian Brugger folgte Daniel Nufer als Rektor, der sich weniger durch kühne Visionen als durch seine integere, vertrauensbildende Amtsführung Freunde schuf. Ihm zur Seite stand neben den Prorektoren Landeck und Jacob neu Wolfgang Fischer. Wenig später stiess Prorektor Aegerter an der Stelle von Ulrich Landeck dazu. Mit dieser Mannschaft startete unsere Schule ins neue Jahrtausend, und mit der Anfangszeit – das war offensichtlich – hatte sie immer weniger gemein. Ein mehrheitlich in die Jahre gekommenes Kollegium verspürte immer weniger Lust, an den Grundfesten unserer Schulstrukturen zu rütteln und danach erneut Aufbauarbeit zu leisten. Die Zeiten waren geprägt von Herrn Bildungsdirektor Buschors Vorstellungen eines Bildungswesens, in dem Wettbewerb zwischen den Schulen herrschen sollte. Das letzte Wort musste dabei allerdings stets, wie bisher, die Bildungsdirektion behalten: Teilautonomie war der dafür verwendete Euphemismus. Als dann vor ein paar Jahren ausser Prorektor Aegerter die ganze Führungsmannschaft gestaffelt zurücktrat und Michael Bleichenbacher Rektor ad interim wurde sowie zwei neue Prorektoren in der Form von Daniele Fumagalli und Pascal Stoffel gleichfalls ad interim nachfolgten, musste eigentlich klar sein: Dies war ein neues Team. Leider war es zwar neu, aber zu neuen Taten waren ihm die Hände gebunden: ad interim waren die meisten unserer Schulleiter deswegen gewählt worden, weil am Horizont die Konturen einer neuen Schule auftauchten, von der Bildungsdirektion ins Bild geschoben als Antwort auf eine Frage, die niemand gestellt hatte. Eine Fusion der beiden Kantonsschulen in Oerlikon soll nun die ideale Lösung für Probleme sein, die wir nicht haben. Ein Ausblick in dieser Lage ist schwierig. Aber viele von uns blicken zurück auf einen Lebensabschnitt, den wir der Kantonsschule Oerlikon gewidmet haben, oder den wir ihr zu widmen bereit sind. Wir sollten vielleicht unsere Schule als das zu sehen lernen, was sie immer war: eine Schule, die je nach der Epoche, in der man sie betrachtet, wieder völlig anders aussehen kann. Und die auch je nach Blickwinkel des Betrachters ihre Erscheinung ändert. Wir haben heute ein schlagartig verjüngtes Kollegium, und die Lehrkräfte, deren Kapazität durch eine hundertprozentige Anstellung ausgelastet wäre, sind leider selten geworden. Umso mehr dürfen wir auf junge, tatkräftige Lehrkräfte hoffen, die gerne etwas Neues gestalten würden. Dass dabei Bewährtes durchaus beibehalten werden kann und soll, gehört zu jedem Neugestaltungsprojekt. Dies muss auch dem Projektteam, in dessen Händen die Ausgestaltung der neuen Schule liegt, bewusst sein.

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Hans Honegger – ein aufgeklärter Patriarch als Schulgründer Die Anfangsphase der KSOe wurde stark durch die Persönlichkeit des Gründungsrektors Hans Honegger geprägt. Wer war dieser Mann, der von 1971 bis 1981 die Schule in Zürichs Norden auf unverwechselbare Art und Weise leitete? impuls recherchierte und besuchte in nächster Nähe der KSOe einen der Söhne des Schulgründers. tonale Oberrealschule (später MNG Rämibühl) gewählt, wurde nach zehn Jahren Prorektor und übernahm wiederum vier Jahre später 1962 die Leitung des Oberseminars Zürich. Damit stand er an der Spitze der kantonalen pädagogischen Ausbildung. Aufgrund eines temporären Lehrermangels mussten damals Umschulungskurse aus dem Boden gestampft werden. Die zukünftigen Lehrpersonen wurden während Honeggers Amtszeit teilweise in provisorischen Baracken beim Unispital unterrichtet. Der spätere KSOe-Gründer wusste seine Chance zu nutzen und bewies, dass er auch unter turbulenten Umständen die Übersicht bewahren konnte. Damit empfahl er sich für weitere Führungsaufgaben. An der Planung der neu zu gründenden Kantonsschule Oerlikon nahm er denn auch von Beginn weg als Lehrer- bzw. Schulleitungsvertreter massgeblich teil. Die Ablehnung der ersten Bauvorlage 1967 empfand er als ganz persönliche Niederlage.

Wetterfrosch und Oberstleutnant Hans Honegger war nicht nur Mathematiker, Lehrer, Lehrer-Ausbildner und Schulleiter. Von den Fünfziger- bis in die Neunzigerjahre arbeitete er auch als stellvertretender Wetterfrosch bei der NZZ. Zudem war er aktiver Zünfter und überzeugter Offizier der Schweizer Armee. Seine militärische Karriere lancierte er im Aktivdienst. Er brachte es bis zum Oberstleutnant – einen Dienstgrad unter dem Oberst, der seinen Ambitionen wohl besser entsprochen hätte. Als Leiter der Luftschutztruppen in der Stadt Zürich amtete er als direkter Vorgänger des späteren SVP-Chefs Christoph Blocher.

Familiengeschichten

Text: Daniel Gut Foto: Wolfgang Fischer

Mathematiker und Lehrer-Ausbildner Hans Honegger war als Schulleiter eine aussergewöhnliche Erscheinung. Von geringer Körpergrösse und einer Breite, die eher behäbig-bäuerlich wirkte, hätte ihm auf den ersten Blick kaum jemand eine solch Schwindel erregend schnelle Karriere im zürcherischen Schulwesen zugetraut: Der ausgebildete Mathematiker und Physiker wurde 1948 zum Hauptlehrer für Mathematik an die Kan-

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Das Bild einer Persönlichkeit in seiner ganzen Komplexität wiederzugeben ist unmöglich. Das Gespräch mit Familienangehörigen kann aber Details und Nuancen zum Vorschein bringen, die man sonst nicht zu sehen bekäme. impuls hat deshalb Kontakt zur Familie Honegger aufgenommen. Hans Honegger starb 2001, seine Frau – als ausgebildete Primarlehrerin gehörte auch sie zur Welt der Schulen und der Bildung – einige Jahre früher. Das Ehepaar hatte zwischen 1945 und 1951 drei Kinder. Der jüngste Honegger-Sohn lebt mit seiner Familie in einem alten, stilsicher eingerichteten Reihenhaus ganz in der Nähe der vom Vater gegründeten Schule. Er vermittelt sichtlich gern Erinnerungen an seine Eltern und an die KSOe. Die­ se war im Familienalltag durchaus präsent, lebten doch die Geschwister während ihrer Studienzeit im Elternhaus in Oberrieden. So diente der Keller vorübergehend als

Weinlager, weil Hans Honegger dem Architektenteam nach der verlorenen Abstimmung 1967 für alle eingesparten 100'000 Franken eine Flasche Wein versprochen hatte. Die langjährige Sekretärin Emmi Meyer gehörte während Jahren zur Familie und war an Geburtstagsfeiern und anderen wichtigen Familienanlässen stets dabei. Unser Interviewpartner meint, die KSOe als konkreter Ort sei für ihn immer abstrakt geblieben. Er erinnert sich aber noch gut daran, dass er auf einer elektrischen Schreibmaschine der KSOe, die sein Vater nach Hause entführt hatte, das Zehnfingersystem einübte und dass Emmi Meyers Nachfolgerin im KSOe-Sekretariat für ihn die Uni-Dissertation ins Reine tippte.

Chefsachen Hans Honeggers Grundüberzeugungen waren klar und einfach, sein Energievorrat war legendär, sein Auftreten kompromisslos. Er liebte es, seine Freunde und Feinde zu Streitgesprächen zu provozieren, sie mit zuweilen launischen Kommentaren zu verunsichern. Von sich selber und von seiner Umgebung forderte er harte Arbeit und totale Leistungsbereitschaft. Im am 25. Mai 2001 erschienenen NZZ-Artikel zu seinem Tod wird er als «Kämpfer gegen den Minimalismus» charakterisiert, der sich selber «als eine Art Kommandostelle» sah, «die sich ohne Einschränkung einer Sache verschrieb, wenn diese im weitesten Sinne der Schule von Nutzen war». Die KSOe war und ist ohne Zweifel Hans Honeggers Haupt-Lebenswerk. 1981 trat er im Alter von 65 Jahren als Rektor und Lehrer zurück. In den letzten Arbeitsjahren hatte er vermehrt Mühe gehabt mit Schülerinnen und Schülern, die – inspiriert von der Zürcher Jugendbewegung der Achtzigerjahre – seine Autorität nicht mehr fraglos akzeptierten. Ganz am Schluss seiner Amtszeit schaltete er vor einer Maturfeier sogar die Polizei ein, die daraufhin mit mehreren Zivilbeamten den potentiellen Krawallmachern erfolglos auf die Schliche zu kommen versuchte.

Neugründungen noch und noch Hans Honegger war ein aufgeklärter Patriarch, ein heissblütig-kalter Krieger, Inhaber sämtlicher Zürcher Lehrerpatente, ein schneller Denker und noch schnellerer Sprecher, der keine intellektuelle Auseinandersetzung scheute, um am Ende doch immer Recht zu behalten. Klar ist, dass in unseren Tagen Einzelkämpfer-Vaterfiguren wie Hans Honegger nicht mehr gefragt sind. Lehrpersonen und Schulleitungen verstehen sich heute meist als Teams mit flachen Hierarchien. In diesem Sinn war Hans Honegger

40 Jahre KSOe: einige Eckdaten

1965 Neues Gesetz, das dem Zürcher Kantonsrat die Kompetenz zur Gründung von Kantonsschulen zuweist.



1967 Ablehnung eines 72-Millionen-Projekts für den Bau der KSOe durch das Zürcher Stimmvolk.



1971 Annahme eines 52-Millionen-Kredits für die KSOe.

Bildung einer provisorischen KSOe im Schanzenberg-Schulhaus. 1971-1981 Amtszeit von Gründungsrektor Hans Honegger.

1975 Umzug der KSOe vom Schanzenberg nach Oerlikon.

1981-1995 Amtszeit von Rektor Christian Brugger. 1995-2007 Amtszeit von Rektor Daniel Nufer.

2005 Verlegung der ehemaligen Kantonsschule Riesbach als nunmehrige Kantonsschule Zürich Birch ins Nachbargebäude der KSOe.

2007-2010 Amtszeit von Rektor Daniel Kunz. März 2010 Wahl des aktuellen Rektors Michael Bleichenbacher. Nov. 2010 Einsetzung des Gründungsrektors Felix Angst zwecks Gründung einer neuen Schule am Standort der KSOe und der KZB.

ein anachronistisches Überbleibsel aus einer anderen, autoritäreren Zeit. Mit seinem Kampf gegen unsinnige bürokratische Leerläufe im Schulwesen und für eine hohe Qualität der staatlichen Schulen bewegte er sich aber durchaus in Sphären, die auch uns noch interessieren dürften – gerade jetzt, wo in Zürich-Oerlikon erneut eine Kantonsschule zu gründen ist.

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Oben: Schanzenberg 1971, fotografiert vonWalter Michel, unten: die altenTurnhallen 2011, fotografiert von Annelies Diggelmann

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Oben: Baracken-Dorf 1971, fotografiert von Walter Michel), unten: 2011 fotografiert von Annelies Diggelmann

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Erinnerungen Die KSOe wurde gegründet, bevor ihr Haus gebaut war. Eine provisorische Unterkunft fand sie in mehreren Gebäuden in direkter Nachbarschaft zur neuen Kantonsschule Rämibühl. Als Hauptgebäude diente der Schanzenberg, und in der «Lümmelburg», dem verlassenen Gebäude der Kantonsschule Rämibühl, fand der naturwissenschaftliche Unterricht statt. Musiziert und gezeichnet wurde im Holzbaracken-Dörfchen. Einige Jahre früher für einen pädagogischen Umschulungskurs errichtet, boten diese Baracken nun – zusammen mit einer leer stehenden Villa an der Plattenstrasse – der rasch wachsenden Kantonsschule Oerlikon zusätzliche Klassenräume. Die junge Schule nutzte auch die alten Turnhallen am Pfauen, um welche sich heute die Kunstgesellschaft mit dem Heimatschutz streitet. Wie war es wohl damals, in den Gründerjahren, als Schlaghosen getragen wurden und die Haare beider Geschlechter lang waren, als die Studenten bereits wilde Parties feierten und in unstatthaften Kommunen lebten, als Mädchen und Buben erstmals zusammen in einer Klasse sassen? Wir haben ehemalige Schülerinnen und Schüler und ein paar Lehrpersonen der ersten Generation um Erinnerungen gebeten.

Aus dem Exil nach Oerlikon Von Peter Krähenbühl, ehemaliger Schüler Was? 40 Jahre! Mein Gott, so lange ist das her? Erinnerungen an die Anfänge der KSO? Da sind schon noch ein paar subjektive Erinnerungsfetzen geblieben, obwohl die meisten Erlebnisse aus der Schulzeit – sei es durch Verdrängung derselben oder wegen ihrer Bedeutungslosigkeit – für immer dem Gedächtnis entschwunden sind. Die ersten beiden Jahre meiner Kantonsschulzeit verbrachte ich im damals neuen Rämibühl. In Erinnerung ist mir vor allem der endlos lange Weg zur Schule, der über eine Stunde dauerte. Unsere Klasse oder was davon nach zwei Jahren knallharter Selektion noch übrig geblieben war, gehörte zu den zukünftigen Schülern der KSOe. Das Problem war nur, dass diese Schule noch gar nicht existierte. Und damit begann unsere Odyssee, die Jahre im Exil. Zuerst wurden wir in das Gebäude der heutigen Pädagogischen Hochschule an der Rämistrasse 59 verlegt. Wegen Platzmangel erfolgte bald darauf die Auslagerung in die dazugehörenden Holzbaracken. Geturnt wurde auf der Sportanlage an der Rämistrasse oder in den alten Turnhallen am Hirschengraben. Sie waren damals schon hoffnungslos veraltet und ich wundere mich, dass sie immer noch dort stehen. Ein Bild aus dieser Zeit ist mir geblieben: Ein sonniger Tag, Mittagspause, ich lag mit ein paar Klassenkameraden vor unserer Holzbaracke im Gras. Aus den offenen Fenstern dröhnte Musik: Slade oder Grand Funk. Wir fanden das total cool und ich hatte eine Vorahnung von der grossen Freiheit, die uns nach unserer Schulzeit erwartete. Schliesslich wurden wir ins Schulhaus Schanzengraben verfrachtet. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass wir eine eigene Schule mit einer Identität waren, die zukünftige KSOe. Ein Beispiel dafür war die Schülerorganisation, die man zumindest wahrnahm. Unsere Klasse hatte ein Problem, das mit den Jahren immer existentieller wurde: Wir hatten keine Mädchen. Es gab für uns also kaum Möglichkeiten, einen natürlichen, unverkrampften Umgang mit dem anderen Geschlecht zu

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erlernen. Die meisten von uns hatten keine Ahnung, wie und über was man sich mit einem Mädchen unterhalten könnte, ohne zu erröten und zu stottern. Die Jahrgänge nach uns waren bereits gemischt und erste Schülerinnen kamen in unser Gesichtsfeld. Sie waren noch nicht so zahlreich wie heute, da sie die Mehrheit ausmachen. Etwa ein Jahr vor der Matur war unsere Odyssee zu Ende und wir gelangten an unseren Bestimmungsort in Oerlikon. Mit den weiteren Jahrgängen kamen noch mehr Mädchen, die zum Glück auch ein Auge auf uns ältere Schüler warfen. So machten denn einzelne von uns doch noch die ersten Erfahrungen und hatten zum ersten Mal eine Freundin. Die Maturfeier mit der Ansprache von Rektor Honegger ist mir noch in schwacher Erinnerung. Danach begann sie, die grosse Freiheit.

Die Rümlanger Clique Von Barbara Bernaschina, ehemalige Schülerin Wir waren ein Grüppchen von fünf zwölfjährigen Erstgymnasiastinnen vom Dorfe. Um die neu gegründete KSOe zu besuchen, mussten wir in die grosse fremde Stadt. Wir nahmen den Zug bis zum Hauptbahnhof und rannten von dort – ich erinnere mich an unzählige Stufen – hinauf in unser Hauptprovisorium Schanzenberg. Es gab 1972 noch keinen Verkehrsverbund, also durften wir mit unseren Zug­abonnementen nicht auch noch die Züri-Trams benutzen. Wir stöhnten, weil fast jede Lektion an einem anderen Ort unterrichtet wurde. Wir mussten mit unseren schweren Mappen zwischen Schanzenberg, Rämibühl, Lümmelburg (dem Biogebäude), den Baracken beim Kunsthaus bis hoch hinauf zur Plattenstrasse hin- und herpendeln. Im Winter froren wir, dafür bekamen wir im Sommer Hitzeferien. Aber als wir Landeier anfingen, die Zeit zwischen den

Schulstunden zu geniessen und uns – nun stadtvertraut – für den Lunch an den See begaben, da fand der Umzug ins neu erbaute Riesenschulhaus mit den orangefarbenen Garderobekästen statt. Nach Oerlikon – zurück in die Agglo! Wir fanden es alles andere als super!

Der Charme der Imperfektionen Von Cornel Küng, ehemaliger Schüler Gerade mal zwölf Lenze war ich; aber ich fühlte mich bedeutend erwachsener, obwohl ich als 61er-Jahrgang (fast?) der Jüngste der Klasse war. Mein Schulweg war eine Reise – mit dem 9er Tram ins Herz der Stadt, in die Kantonsschule Oerlikon, die nicht in Oerlikon war. Die Lehrkräfte pflegten uns per Sie anzusprechen. Ich schlenderte liebend gerne durch den nahe gelegenen «Studentenladen», der eine unendliche Auswahl an Schreibgeräten und sonstigem Material feilbot. Elektronikfrei, mit Ausnahme der Taschenrechner, die horrende Summen kosteten – unerschwinglich. Meine damalige skurrile Schreibhaltung verdankte ich dem Füllfederzwang. Als Linkshänder galt das oberste Gebot, das soeben Geschriebene nicht gleich zu verschmieren. Gibt es heute schnell trocknende Tinte, oder schreiben alle nur noch auf virtuellen Touchpads? Mit dem Übergang zur Klasse G2b verliessen wir das Schulhaus Schanzenberg. Eine Holzbaracke beherbergte unser neues Schulzimmer. Die Aussenwelt fand leichten Zugang ins Klassenzimmer, durch Ritzen und einfache Fenster. Ich liebte den Charme der kleinen Imperfektionen – die Jahreszeiten waren fühlbar. Und so kämpften die Stimmen der Lehrkräfte oft um meine Aufmerksamkeit. Festes Mauerwerk gab es nur zur Turnstunde. Die altehrwürdigen Hallen stehen noch heute am Pfauen, mit mahnenden Worten in Stein gemeisselt: «Sit mens sana in corpore sano.» Erst viel später ist mir die Bedeutung dieser Worte wirklich bewusst geworden.

Vom Regen in die ... KSOe Von Gerlinde Bretzigheimer, ehemalige Lehrerin Seit Juli 1970 sass ich tagaus, tagein in einem Kämmerlein der Zentralbibliothek, versunken in Handschriften von Conrad Ferdinand Meyer, zu deren Edition ich nach Zürich gerufen worden war, – im Gespräch allein mit dem Dichter, da ich in der fremden Stadt keine Menschenseele kannte. 1972 dann ein glücklicher Zufall: Ich durfte nebenher eine Klasse an der Hohen Promenade in Latein unterrichten. Doch dabei beliess es Fortuna nicht. Als ich eines Tages nach Lektionsende zum Ausgang eilte, stand unter der Tür eine ältere Dame, eine Kollegin, wie unschwer zu erschliessen war, und blickte verzweifelt in den strömenden Regen. Ich bot ihr Schutz unter meinem Schirm an und geleitete sie zum Schanzenberg, der nächsten Station ihres Wirkens. Zwei Fremde unter einem Regenschirm: Was lag näher, als sich vorzustellen und mit förmlicher Konversati-

on die Zeit zu überbrücken? Wir trafen gerade am Ziel ein, da flog die Schulhaustür auf, ein leicht untersetzter Herr, dem Entschlusskraft ins Gesicht geschrieben war, stand vor uns, und meine Begleiterin, Frau Glättli, rief: «Hans, das ist eine Altphilologin!» Und ehe ich mich’s versah, komplimentierte mich Hans Honegger mit entwaffnender Bestimmtheit in sein Rektorat, unterzog mich einem kleinen Verhör, drückte mir einige Formulare in die Hand und stürzte mich mit seiner nachdrücklichen Aufforderung «Reichen Sie mir so schnell wie möglich Ihre Bewerbung für die Wahl ein!» in grosse Aporie.

Das kurze Paradies am Pfauen Von Jürg Dedial, ehemaliger Lehrer In den KSOe-Baracken am Pfauen zu lehren und zu leben war wie ein zweiter Frühling. Alles war jung und jugendlich, man wirkte unter schattigen Ästen und zwischen Kieswegen und fühlte sich als Mitglied einer verschworenen Diaspora, weit weg von der Zentrale im Schanzenberg. Fast ein bisschen wie im Paradies. Hüben waren wir Geographen, drüben die Kolleginnen und Kollegen des Zeichnens. Sonst niemand. Und wenn unverhofft einmal Besuch von der Führungsetage des Schanzenbergs, gleichsam vom Olymp, zu uns herabstieg, waren wir sogleich vorgewarnt. Der Kiesweg verriet die schweren Schritte ohne Verzug. Wo keine bösen Überraschungen möglich waren, gelang der Unterricht doppelt gut... Die schöne Zeit vor dem Umzug der KSOe nach Oerlikon war kurz, aber sie hat sich unauslöschlich eingeprägt.

Ein paar Erinnerungen an die Anfänge der KSOe Von Sabina Galli, Lehrerin an der KSOe seit 1971 Ich erinnere mich an überaus interessante und lustige, aber auch an unruhige Zeiten. Da war zum Beispiel das ständige Umherwandern von einem Ort zum andern, vom Schanzenberg oben an der Haltestelle Kantonsschule zu den Baracken beim Kunsthaus, die im Winter kalt und im Sommer siedend heiss waren. Da waren die winzigen Schulzimmer im Schanzenberg – im Vergleich dazu sind unsere heutigen KSOe-Zimmer geradezu luxuriös – die engen Treppenhäuser, in denen man während der Pausen kaum vorwärts kam, und vor allem werde ich die unvorstellbar ausgelassenen Lehrerfeste im Lehrerzimmer des Schanzenbergs immer in Erinnerung behalten, die so feucht-fröhlich waren, dass sogar Kuchenstücke als Wurfgeschosse an die Wand flogen, unter anderem abgefeuert vom damaligen Rektor. Wir waren, mit sehr wenigen Ausnahmen, alle zwischen 25 und 30 Jahre alt, grossgeworden und ausgebildet während der Zeit der 68er-Unruhen, voller Widerspruchsgeist und Unangepasstheit. Es war eine gute Zeit, an die ich manchmal voller Nostalgie zurückdenke.

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Bilder S. 16: Koedukation – Widerstand – Neue Technologien v.l.n.r. Bild 1: aus dem Album von Barbara Bernaschina, Bild 2, 5, 6: Walter Michel, Bild 3 und 4: Wolfgang Fischer

Demokratisierung, Chancengleichheit und politische Repression Die Zürcher Bildungspolitik zu Beginn der 1970er Jahre

Von Elisabeth Joris (freischaffende Historikerin, bis 2010 Lehrerin an der Kantonsschule Zürich Birch) Steigende Geburtenzahlen markierten die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, die anhaltende Hochkonjunktur machte die Rekrutierung neuer, gut ausgebildeter Arbeitskräfte zur Notwendigkeit. Da die Kantonsschulen den Anforderungen nicht mehr zu genügen vermochten, wurde 1953 mit der baulichen Erweiterung auch deren Dezentralisierung beschlossen. In der Stadt Zürich waren Neubauten in der Enge, am Zürichberg und in Oerlikon geplant, auf dem Land neue Kantonsschulen in Wetzikon und Bülach sowie einigen weiteren Standorten, die allerdings nicht realisiert wurden. 1959 wurde der Freudenberg, 1970 das Rämibühl und 1971 die neue Kantonsschule Oerlikon bezogen. Der Mitte der 1960er Jahre einsetzende Anstieg der Mittelschülerzahlen setzte sich in den 1970er Jahren rasant fort. Er zeigte sich am stärksten an der Kantonsschule Wetzikon. Sie war 1955 mit 64 Schülern eröffnet worden, zählte 1965 um die 700 und 1970 bereits mehr als 1000 Schüler. Wachstum markierte auch die Entwicklung der KSOe: Von 1972 auf 1975 verdoppelte sich deren Schülerzahl beinahe von 453 auf 879. Alle diese Kantonsschulen, die alten ebenso wie die neuen, waren reine Knabenschulen. Aber auch an den

städtischen Töchterschulen stiegen die Schülerinnenzahlen: In Stadelhofen (1969) und Riesbach (1972) kam es zu Neubauten, in Wiedikon wurde ein grosses Volksschulhaus zur Mittelschule umgenutzt (1974).

Facettenreicher Aufbruch Dem zahlenmässigen Aufbruch entsprach der bildungspolitische, der zunehmend geprägt war von der gesellschaftspolitischen Kritik an den Privilegien der Mächtigen. Unter dem Schlagwort «Chancengleichheit» und «Chancengerechtigkeit» sollte sich die Mittelschule auch bildungsfernen Schichten öffnen, was in Bezug auf die Arbeiterschicht aber nur zögerlich gelang. Während die Akademiker-Kinder weiterhin vorwiegend das Langzeitgymnasium besuchten, zeigte sich die soziale Öffnung im stetig wachsenden Erfolg des gebrochenen Bildungswegs sowie der steigenden Beliebtheit der 1972 eidgenössisch anerkannten neuen Mittelschultypen D und E, die wie der Typus C (früher Oberreal, heute MNG) an die Sekundarschule anschlossen. Die Aufbruchbewegung prägte auch den Bericht «Mittelschule von morgen» (MIMO), der die

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die Beratung professionalisiert. Schliesslich zeigte sich der gesellschaftspolitische Aufbruch in der Kritik an der geschlechtergetrennten Mittelschule und der damit einhergehenden Benachteiligung der Schülerinnen. Beispielsweise war 1960 eine Aufnahme von Schülerinnen an die naturwissenschaftliche Oberreal (MNG) klar abgelehnt worden, obwohl die Töchterschulen keinen naturwissenschaftlichen Typus führten. Und erst 1971 war in der Enge erstmals eine Frau als Hauptlehrerin gewählt worden; vorher waren Frauen nur als Vikarinnen oder so genannte Hilfslehrerinnen eingestellt worden. Generell besuchten Mädchen weit häufiger als Knaben Mittelschultypen ohne Maturitätsabschluss wie die Handelsschule, die Diplommittelschule (heute FMS) oder das Unterseminar (heute musisches Profil). Auch deshalb waren noch zu Beginn der 1970er Jahren kaum mehr als ein Fünftel der Studierenden weiblichen Geschlechts. Das Fazit der soziologischen Untersuchung von 1974 zur «Unrast der Jugend», dass insgesamt das Geschlecht bezüglich schulischer Ausbildungschancen noch stärker diskriminierend wirke als die schichtspezifische Herkunft, bestärkte den Reformwillen. Mit der Volksabstimmung vom 2. März 1975 war die Übernahme der Töchterschulen der Stadt Zürich und Winterthur durch den Kanton besiegelt, mit dem Übergang zur Koedukation auf der Mittelschulstufe 1976 die Geschlechtertrennung Geschichte.

Aufbegehren von unten – Repression von oben

generelle Aufhebung des Langzeitgymnasiums vorsah, jedoch 1973 vom Kantonsrat klar abgelehnt wurde. Ebenso erlitt die Volksinitiative zur Einführung der Orientierungsstufe für alle Schülerinnen und Schüler der Oberstufe an der Urne Schiffbruch. Parallel zur Kritik an den einengenden Normen der Nachkriegszeit, die vor allem Anpassung, Unterordnung in Schule und Beruf sowie sexuelle Enthaltsamkeit ausserhalb der Ehe verlangten, versprachen die neue Musik der Beatles und Rolling Stones sowie die steigende Verbreitung der Anti-Baby-Pille neue Freiheiten und beeinflussten unterschwellig auch das Bildungsverständnis. So verstand man am Übergang von den 1960er zu den 1970er Jahren unter «Chancengerechtigkeit» und «Chancenvielfalt» nicht nur die soziale Verbreiterung des Zugangs zur Hochschule, sondern auch die individuelle Selbstverwirklichung im Sinne der freien Wahl der Berufs- und Lebensziele sowie der zweckfreien Persönlichkeitsbildung. Die Studien- und Berufberatung wurde ausgebaut, psychologisch geschulte Mitarbeitende standen unsicheren Maturandinnen und Maturanden bei. Seit 1974 hatten alle Kantonsschulkonvente eine Kommission für Schüler- und Lehrerberatung einzusetzen. Ausserdem wurde mit dem institutionalisierten Einbezug einer psychotherapeutisch geschulten Person

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Unter dem Einfluss der Revolte der studentischen Jugend gegen autoritäre Professoren und Universitätsstrukturen forderten neu auch an Mittelschulen Jugendliche Mitbestimmungsrechte und das Recht auf offene Kritik. In Anlehnung an die chinesischen Wandzeitungen von Maos Kulturrevolution hielten auch an den Zürcher Mittelschulen Wandzeitungen Einzug. An einigen Schulen kam es zu Turbulenzen rund um kurzfristige Aktionen. Einige Jugendliche organisierten sich in den «Progressiven Mittelschülern» oder im trotzkistisch gefärbten revolutionären «Maulwurf» und verteilten eine Schülerzeitung gleichen Namens, andere trafen sich in so genannten Basisgruppen, in BGs, worunter damals niemand «Bibelgruppen» verstand. Weitere engagierten sich für die Dritte Welt, interessierten sich für soziale Randgruppen und die Grenzen des Wachstums. Schulleitungen und Erziehungsdirektion reagierten einerseits mit einer gewissen Offenheit, zum andern aber auch mit Repression. Schülerorganisationen waren bereits in den 1950er Jahren eingerichtet worden. Nun wurden sie reaktiviert und vom Erziehungsrat mit der Schulordnung von 1972 offiziell genehmigt. Zwar konnten im Rahmen der SO Kritik und Vorschläge eingebracht werden, doch deren Statuten mussten in jeder Mittelschule vom Konvent genehmigt werden. Von der ursprünglich von aufbegehrenden Mittelschülerinnen und -schülern geforderten Mitbestimmung waren die der SO zugestandenen Einflussmöglichkeiten weit entfernt. Dennoch wurden nun auch innerhalb der SO viel häufiger gesamtgesellschaftliche und globale Fragen thematisiert, überall neue Schülerzeitungen gegründet, auch in Oerlikon. Repression von oben – der Schulleitung – und von ganz oben – der Erziehungsdirektion – drohte vor allem Schü-

lern und Schülerinnen, die in kleinen Grüppchen wie dem «Maulwurf» oder den «Progressiven» aktiv waren. Doch am stärksten unter der Repression zu leiden hatten linke Lehrpersonen. Sie wurden vom selbst ernannten «Jäger wider alles Subversive», dem freisinnigen Nationalrat Cincera, denunziert und von der Regierung fichiert. Für die repressive Politik stand seit Beginn der 1970er Jahre der Name des Regierungsrats Alfred Gilgen. Dieser avancierte schon kurz nach seiner Wahl zum Erziehungsdirektor zur meistgehassten Person für viele Studierende und linke Lehrerinnen und Lehrer, was im Ruf «Gilgen an den Galgen» gipfelte. Doch der so Geschmähte liess sich dadurch nicht von seinem Weg abbringen und zeigte sich während Jahren auf allen Schul- und Bildungstufen hart gegenüber möglichen linken Einflussmöglichkeiten. So wurde am Historischen Seminar der Universität Zürich Peter Kamber – heute promovierter Historiker und preisgekrönter Autor, und schon damals eine höchst liebenswerte Person – nicht als Tutor zugelassen. Das von ihm vorgeschlagene Thema «Hexenverfolgung» erschien Erziehungsdirektor Gilgen allzu subversiv. An der Mittelschule verlor der in der Gewerkschaft VPOD organisierte diplomierte Mathematiker Jürg Jost auf Veranlassung von Regierungsrat Gilgen seine Stelle, weil er «praktisch an sämtlichen linksextremen Demonstrationen» teilgenommen hatte. Er wurde später – trotz der breiten publizistischen Beachtung des «Falles Jost» – von einem der grössten Versicherungsunternehmen der Schweiz engagiert, wo er rasch Karriere machte. Wegen «Obszönität und subversiver Tendenz» vom Schuldienst suspendiert wurde 1976 auch Maya Klemm (heute Stockmann), Mitglied der neulinken «Gewerkschaft Kultur, Erziehung, Wissenschaft», die in der Goldküstengemeinde Erlenbach mit ihrer Sekundarschulklasse die Erzählung «Ich heisse Thomy» des Schriftstellers und PdA-Mitglieds Walter Matthias Diggelmann gelesen hatte, in der es u.a. hiess: «Die Polizisten, selbst Ausgebeutete, gehen mit Tränengas und Schlagstöcken gegen jene vor, die eine

gerechte Welt wollen.» In der Folge machte sie sich als Künstlerin selbständig und findet seit dreissig Jahren mit ihrer Malerei, ihren Fotografien, Video- und und Installationsarbeiten öffentliche Beachtung. Die Jagd nach Linken hat sich in den 1980er Jahren, noch unter Gilgen, langsam und in der Ära Buschor (1995–2003) vollständig gelegt. Ich selber, in den 1970er Jahren vom damaligen Rektor der Kantonsschule Riesbach wegen Zugehörigkeit zu einer linken Gruppierung und zur feministischen Bewegung der Subversivität verdächtigt, erhielt zusammen mit meiner Kollegin Heidi Witzig 1987 aus den Händen von Regierungsrat Gilgen eine «Ehrengabe» als Anerkennung für die Herausgabe des Quellenbandes «Frauengeschichte(n)». Nach dieser Auszeichnung arbeitete ich trotz meines noch lange ungesicherten Status unangefochten als Lehrerin für Geschichte, Staats- und Gesellschaftskunde. Generell hat sich Aufmüpfigkeit nach den kurzen, wilden Jahren der «80er Bewegig» an den Mittelschulen kaum mehr bemerkbar gemacht. SO und Schülerzeitungen sorgen heute bei Schulleitungen und Bildungsdirektion kaum noch für rote Köpfe, begrüsst würden dagegen oft etwas mehr Schwung und Wille zum sozialen Engagement. Quellen: Kronbichler, Walter: Die zürcherischen Kantonsschulen, 1833–1983. Festschrift zur 105-Jahr-Feier der staatlichen Mittelschulen des Kantons Zürich, Zürich 1983. Kantonsschule Enge Zürich (Hg.): 50–KEN–30. 50 Jahre Schulanlage Freudenberg, 30 Jahre Kantonsschule Enge. Festschrift zum Jubiläum, Zürich 2009. Bandle, Max / Quadri, Bruno: Biografie einer Schule. Von der Industrieschule über die Oberrealschule zum Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Gymnasium Rämibühl. Ein Kapitel Zürcher Schulgeschichte (1832–1992), Zürich 1992. Spiegel, 25/1978: Ich heisse Thomy, S. 128f.

Legende Bild 1: Ironisierung der Suche der bürgerlichen Presse nach «Drahtziehern» hinter dem «Globus-Krawall» auf einer der vielen Wandzeitungen im Zürcher «Centre le Corbusier» während des einwöchigen Diskussionshappenings im September 1968. (Schweizerisches Sozialarchiv Zürich, abgebildet in Erika Hebeisen, Elisabeth Joris, Angela Zimmermann (Hg.): Zürich 68, Baden 2008, S. 82.) Legende Bild 2: Maya Klemm (heute Stockmann, hinterste Reihe dritte von rechts) mit ihrer Klasse vor ihrer Suspendierung wegen der Lektüre von Diggelmanns Erzählung «Ich heisse Thomy». (Privatbesitz Stockmann)

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PHYSIK

Foto: DIG

Physik. Was ist Physik? Ein Fach an der Mittelschule? Sicher, aber nicht nur. Die Physik stellt Fragen an die Natur. Sie erwartet Antworten, welche sie dank Experimenten meistens erhält. Wer stellt die Fragen und plant die Experimente? Genau, wir Menschen! Nicht nur wir Lehrer aus der Fachschaft, sondern auch Sie, liebe Schülerinnen und Schüler. Als Fachvorstand wünsche ich allen Lesern und Leserinnen eine Antwort auf die eine oder andere Frage und vor allem viele neue Fragen, die nach einer Antwort verlangen. Christian Prim, Fachvorstand Physik

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Faszination Physik Von Mladen Ivkovic, 5p «Physik». Ein Wort, welches viele meiner Mitschüler und Mitschülerinnen mit mühseliger Arbeit, eher schlechten Noten und nervigen Lektionen in Verbindung bringen. Meist folgt auf das Wort «Physik» ein Augenverdrehen oder ein mitleidiges Kopfschütteln des Gegenübers. Für mich persönlich geht Physik Hand in Hand mit Neugier. Neugier ist eines von vielen Lastern, die mich schon mein Leben lang verfolgen. Aber jetzt mal ehrlich: Wer hat sich noch nie gefragt, wieso der Wind weht? Oder wieso es Tag und Nacht gibt? Oder wieso eine Glühbirne leuchtet? «Und jetzt kommt der Clou», würde an dieser Stelle ein verehrter Physiklehrer sagen – meine Neugier zieht sich noch weiter. Wenn man einmal das Prinzip der leuchtenden Glühbirne begriffen hat, kann man sich die anderen alltäglichen Wunder mehr oder weniger zusammenreimen. Aber hast du dich, geehrter Leser, geehrte Leserin, schon je gefragt, wie ein Laptop funktioniert? Klar, hier ist der Bildschirm, hier der Akku, hier die Festplatte... Und wie genau funktioniert die Festplatte? Eine riesige Anzahl von Einsen und Nullen wird abgelesen, und schlussendlich entstehen daraus Facebook, Wikipedia, ein Game etc. auf dem Bildschirm. Wie genau werden die Einsen und Nullen abgelesen, und wie nachher weiterverarbeitet? Diese Fragen beziehen sich nur auf die Festplatte. Was ist denn mit den anderen Teilen des Laptops, zum Beispiel mit dem Akku? Es ist kaum vorstellbar, dass unzählige Elektronen dort gespeichert werden und mit knapper Lichtgeschwindigkeit in hauchdünnen Drähtchen durch den Computer schwirren. Auf ähnliche Art kann man sich über Autos, Aufzüge, Internet, Waschmaschinen und andere alltägliche Dinge wundern. Nicht nur Physik ist faszinierend für mich. Auch Chemie, Mathematik, Biologie und andere Naturwissenschaften reizen mich. Diese Wissenschaften können meine Fragen zur Welt beantworten. Und je komplizierter es wird, desto reizvoller. Das hat mir besonders das Fach «Angewandte Mathematik» gezeigt, in dem wir mit Differentialrechnungen die Steigung von Tangenten an beliebigen Kurven berechnet haben. Etwas Vorstellbares und gleichzeitig Unvorstellbares ist das Atommodell. Dieses und das Kugelwolkenmodell kennen wir alle aus dem Unterricht. Sie sind nicht schwer begreifbar. Doch nur schon das Papier mit diesem Text besteht aus mindestens ein paar Quadrillionen Atomen. Hut ab vor demjenigen, der sich diese Anzahl vorstellen kann. Wahrscheinlich haben mich meine Eltern «verdorben» – ein Telekommunikationsingenieur und eine Elektroingenieurin. Dank ihnen hatte ich schon früh Kontakt mit der Wissenschaft. Noch bevor ich ins Gymi kam, wusste ich, welches Profil ich wählen würde. Bis jetzt wurde ich noch nicht enttäuscht: Mechanik, Optik, Wärmelehre, Elektrostatik wurden behandelt und das Spannendeste steht mir noch bevor: Elektrodynamik. Ich habe eine spezielle Vorliebe für dieses Thema. Angefangen hat alles mit ein paar Elektrobaukästen im Primarschulalter. Das letzte

Highlight war Anfang Juni 2010: eine Studienwoche an der ETH. In Viererteams sollten wir aus Solarpanels mit Rädern ein Solarauto bauen – natürlich nicht das ganze Fahrzeug (obwohl man die Solarzellen theoretisch direkt mit dem Motor verbinden könnte), sondern nur einen sogenannten «DC/DC-Konverter», der die optimale Leistung aus den Solarzellen schöpft. Diese Studienwoche war für mich Spass pur: fünf Tage lang keinen Unterricht an der Schule besuchen, sondern Messungen anstellen, an ein paar Vorlesungen teilnehmen, Simulationen durchführen, den Konverter zusammenlöten, ein Autorennen fahren, eine Präsentation vorbereiten und nicht zuletzt ein Abendessen im exklusiven Dozentenfoyer geniessen. Seit der Studienwoche weiss ich mit Sicherheit, dass ich Elektrotechnik studieren werde und nicht Physik, Chemie, Mathematik, Informatik oder Maschinenbau, welche mich alle auch interessieren würden. Die Studienwoche hat mir einmal mehr gezeigt, wie viel Spass Wissenschaft wirklich machen kann. Ich hoffe, dass sie auch andere so begeistern kann wie mich.

Foto: hubblesite.org/gallery

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Die Physik-Crew (v.l.n.r.): Thomas Camenzind,

Die Fachschaft Physik stellt sich vor Anna Prieur An der KSOe seit 1998 – in Deutschland aufgewachsen und studiert, Promotion in Theoretischer Physik an der ETH Zürich, anschliessend Postdoc in den USA und in Frankreich. Wie fast alle in unserer Physikfachschaft spiele ich natürlich auch ein paar Musikinstrumente. Highlights der letzten Jahre: die Reisen mit meiner Familie, die Tournee mit dem KSOe-Orchester und -Chor durch Litauen und meine beiden Aufenthalte an einem Gymnasium in Kamerun. Was keiner weiss: Ich würde gerne im Gewächshaus im botanischen Garten arbeiten. Dort ist es so schön warm. Was alle Schülerinnen und Schüler von mir wissen: Ich kann – leider – überhaupt nicht zeichnen.

Christian Prim An der KSOe seit 2005 – sechs Jahre Volksschule, zwei Jahre Untergymnasium, anschliessend Gymnasium in Bern (das dauerte damals noch volle sechs Jahre). Studium der Umwelt-

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naturwissenschaften und Höheres Lehramt an der ETH Zürich. Seither an vier verschiedenen Schulen unterrichtet. In der Freizeit findet man mich mit Frau und Kindern unterwegs in der schönen Schweizer Bergwelt. Dabei heben wir gemeinsam Schätze, die andere «Geocacher» meist gut versteckt haben. Bei Regenwetter folgen wache Kinderaugen meinem IndoorHelikopter. Was keiner weiss: Ich wollte schon mit zwölf Jahren Lehrer werden.

Stefan Dangel An der KSOe seit 2005 (Physik, Mathematik und Fagott) – Studium der Physik und der Mathematik an der Universität Zürich, Dissertation in nichtlinearer Optik, Forschungstätigkeit im Bereich tieffrequenter Seismologie und Erdbeobachtung. Lehrdiplom für Fagott bei Manfred Sax in Zürich, regelmässige Auftritte als Kammermusiker und Solist. Was keiner weiss: Ich habe den grössten Schweizer Supercomputer durch

Überhitzung kaputt gemacht, nämlich mit einem Programm zur Simulation von Laserstrahlen, die durch ein Magnetfeld abgelenkt werden.

Remo Nessler An der KSOe: von 1987 bis 1993 als Schüler, seit 2006 als Lehrer – Matura (Typus A) an der KSOe, Studium der Physik an der ETH Zürich, Dissertation an der EPF Lausanne und am Paul Scherrer Institut, Höheres Lehramt an der ETH Zürich. Forschungstätigkeit im Bereich Atmosphärenphysik/ Klimaphysik in der Schweiz, Deutschland und den USA. Freizeitbeschäftigungen: Zeit mit meiner Frau und unseren beiden Kindern (vierjährige Tochter, neunmonatiger Sohn) verbringen, lesen, wandern, Ski fahren, Skitouren, mit Freunden essen und diskutieren, (Denk-)Rätsel, Sport (passiv: fast alles, speziell Eishockey, aktiv: vieles, speziell Volleyball), Musik (u.a. Klavier spielen). Was keiner weiss: Ich habe insge­samt gut ein Jahr im Hochgebirge auf 3500 m über Meer gelebt (in der hochalpi-

Foto: Nico Krzebek Thomas Haupt, Anna Prieur, Remo Nessler, Christian Prim, Raphael Honegger, Stefan Dangel, Lukas Zuberbühler, David Tyndall

nen Forschungsstation Jungfraujoch).

Raphael Honegger An der KSOe seit 2008 – Matura an der Stiftschule in Einsiedeln (Kloster), Studium der Theoretischen Physik an der ETH Zürich. Zurzeit studiere ich Orchesterleitung und Klavier an der ZHdK. In der Freizeit mache ich immer wieder etwas Neues, denn ich lerne fürs Leben gerne dazu. Was keiner weiss: Ich habe mich als Teenager einmal als House-DJ versucht (Turntables stehen auf dem Dachboden)!

Lukas Zuberbühler An der KSOe seit 2009 – Matura an der Kantonsschule Dübendorf, Geographie-Studium an der Universität Zürich, Diplomarbeit über Erdbeobachtung mittels Radar-Polarimetrie, Höheres Lehramt an der Universität Zürich. Freizeitbeschäftigungen: Fechten, Bogenschiessen, Kanufahren, Viola da Gamba und Gitarre Spielen, Lesen,

Metallarbeiten. Was keiner weiss: Ich habe im Nördlichen Eismeer gebadet.

David Tyndall An der KSOe seit 2010 – Matura an der Kantonsschule Sursee, PhysikStudium an der ETH Zürich, Diplomarbeit über Graphene in Cambridge (UK), Höheres Lehramt an der ETH. In meiner Freizeit spiele ich Klavier und Blockflöte, bastle gerne mit Informatik und Hardware herum, fahre Velo und löse gerne Denkaufgaben. Was keiner weiss: Ich habe das Empire State Building entworfen und gebaut (2006, für den Polyball).

Thomas Camenzind An der KSOe seit März 2010 – Realgymnasium Rämibühl, Studium der Umweltnaturwissenschaften an der ETH. Von 1991 bis 1998 im MigrosGenossenschafts-Bund. Entwicklung von Ökobilanz-Rechnungsmodellen, Umsetzung der Umweltrichtlinien im Energie- und Abfall-Bereich. Von 2001 bis 2009 in der Mobilfunkbran-

che tätig, zunächst bei Orange, dann bei Sunrise. Verantwortlich für die Kommunikation und das Qualitätsmanagement im Bereich der elektromagnetischen Strahlung. Während fünfzehn Jahren war ich als Schauspieler, Autor und Regisseur in einer Zürcher Theatergruppe tätig. Ich entwickle gerne Gesellschaftsspiele. Was keiner weiss: Ich habe bei einem grossen Spielwarenkonzern ein Fussball-Wettspiel veröffentlicht, das ein totaler Flop war.

Thomas Haupt Physikassistent an der KSOe seit August 2010 – Lehre als Maschinenmechaniker, Matura an der KME, Stellen als Maschinenmechaniker, Velokurier und Fussballtrainer. Freizeitbeschäftigungen: Sport (von Snowboarden über Radfahren bis Fussball), Musik, Kochen und Essen. Was keiner weiss: Ich bin schon mit über 90 km/h auf dem Velo durch die Kurven der offenen Rennbahn Oerlikon gefahren (Steherrennen).

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Die physikalische Sammlung, Foto: DIG

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Gut geschätzt Von Remo Nessler «Genauigkeit ist etwas für Taschenrechner und Buchhalter. Ein guter Wissenschaftler kann schätzen», war vor einiger Zeit in der Wochenendbeilage einer Schweizer Tageszeitung zu lesen. Eine Aussage ganz im Geiste des italienisch-amerikanischen Kernphysikers Enrico Fermi (1901–1954). Fermi war ein Meister darin, auch bei kompliziertesten Problemstellungen rasch eine vernünftige grobe Abschätzung des Resultats zu finden. Ein Müsterchen dafür ist folgende Begebenheit. Am Morgen des 16. Juli 1945 explodierte in einer Wüste in New Mexico zu Testzwecken die erste Atombombe der Welt. Rund 40 Sekunden nach der Explosion erreichte die Druckwelle das Lager der Wissenschaftler, die das Ereignis voller Spannung erwarteten. Einer von ihnen war Enrico Fermi. Kurz vor der Explosion hatte er ein Papier in kleine Fetzen zerrissen. Als er dann die ersten Erschütterungen der Druckwelle spürte, liess er die Fetzen über seinem Kopf fallen und beobachtete, wo sie landeten. Nach kurzer Kopfrechnung liess Fermi verlauten, die Sprengkraft der Bombe entspreche etwa derjenigen von zehntausend Tonnen TNT. Die genaue Analyse der beim Test aufgezeichneten Daten dauerte mehrere Wochen und bestätigte schliesslich Fermis spontane Abschätzung. Fermi liebte es, seinen Studenten in Chicago auf den ersten Blick kaum lösbare Probleme zu stellen, um sie dazu anzuregen, sinnvolle Abschätzungen vorzunehmen. Schauen wir uns doch einmal ein solches «Fermiproblem» an: Stellen Sie sich vor, Sie geniessen gerade irgendwo an einem idyllischen Palmenstrand einen Sonnenuntergang. Plötzlich verspüren Sie das dringende Bedürfnis, Wasser zu lösen. Nachdem Sie sich vergewissert haben, dass Sie tatsächlich ganz alleine am Strand sind, pinkeln Sie etwas verschämt ins Meer, was Ihres Erachtens immer noch besser ist, als den schönen Sandstrand zu verschandeln. Ihr schlechtes Gewissen beruhigen Sie mit dem Gedanken, dass sich Ihr Urin ja bald mit dem ganzen Meerwasser vermischt haben und dadurch in Bedeutungslosigkeit versunken sein wird. Oder etwa doch nicht? Um ganz sicher zu sein, überlegen Sie sich Folgendes: «Angenommen, ich rühre die Weltmeere kräftig durch, so dass sich mein Urin schön gleichmässig darin verteilt, und ich entnehme dem Meer dann ein Glas Wasser, wie viele Moleküle meines Urins werden dann in dem Glas sein?» Ein unlösbares Problem? Wenn das Ziel eine exakte Lösung sein soll, gewiss. Aber

darum geht es ja gar nicht. Wir sind «nur» an einer Abschätzung der Grössenordnung interessiert. Und eine solche finden wir unter einigen vereinfachenden Annahmen. Unsere erste Vereinfachung: Wir betrachten sowohl das Meer als auch den Urin als reines Wasser (H2O). Unsere Fragestellung lautet dann: «Wie viele der H2O-Moleküle im Glas stammen aus dem Urin?» Nehmen wir an, ein Mensch produziere etwa 1.5 Liter Urin und löse dreimal Wasser am Tag. Dann gelangen also rund 0.5 Liter Urin ins Meer. Die Erdoberfläche ist zu gut 70 % mit Wasser bedeckt. Fast alles davon ist Meer. Die Erde ist näherungsweise eine Kugel mit einem Radius von 6'371'000 m. Nun erinnern wir uns daran, dass die Oberfläche einer Kugel mit Radius r durch 4πr² berechnet werden kann. Wenn wir grosszügig jeweils nur mit der ersten Ziffer der Zahlen rechnen, also mit 3 für π und mit 6'000'000 m für den Erdradius, finden wir für die Erdoberfläche gut 4·1014 m². 70% davon sind etwa 3·1014 m². Die durchschnittliche Tiefe der Meere dürfte bei ungefähr 4000 m liegen. Die Weltmeere haben insgesamt also etwa ein Volumen von (4000 m)·(3·1014 m²) ≈ 1.2·1018 m³. Das sind 1.2·1021 Liter. Für den Anteil des Urins an den Weltmeeren finden wir somit 0.5 : (1.2·1021) ≈ 4·10-22. Bleibt noch die Frage nach der Anzahl der Moleküle zu klären. Hier hilft uns die molare Masse von Wasser weiter. Mit den molaren Massen von Wasserstoff H (1 g / mol) und Sauerstoff O (16 g /mol) finden wir für H2O eine molare Masse von 2·(1 g / mol) + 1·(16 g / mol) = 18 g / mol. Nehmen wir weiter an, wir schöpfen mit dem Glas 2 Deziliter Wasser aus dem Meer. Dann befinden sich 200 g Wasser im Glas und somit (200 g): (18 g / mol) ≈ 10 mol H2O-Moleküle. 1 mol sind 6.022·10²³ Teilchen. Das Glas enthält also rund 6·1024 H2OMoleküle. Davon stammen (4·10-22)·(6·1024) aus dem Urin. Und das sind immerhin noch etwa 2000! So, und jetzt sind Sie an der Reihe. Nehmen wir an, dass sich aufgrund klimatischer Veränderungen die Meere erwärmen. Wählen Sie selber einen vernünftigen Temperaturbereich. Um wie viel steigt dann der Meeresspiegel alleine wegen der thermischen Ausdehnung von Wasser? Ist Ihnen diese Fragestellung zu physikalisch? Kein Problem! Dann suchen Sie doch eine Antwort auf die Frage, die Fermi einmal seinen Studenten stellte: «Wie viele Klavierstimmer gibt es in der Stadt Zürich?» (Bei Fermi war es natürlich Chicago.)

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Was wäre, wenn bestimmte physikalische Gesetze anders wären? Die Physik befasst sich mit alltäglichen Themen. Die physikalischen Gesetze haben einen enormen Einfluss auf unser Leben. Wären sie in einem Punkt anders, würden sie unser Leben zum Teil radikal verändern. Die Klassen 2k und 3s wurden beauftragt, sich Gedanken zu diesem Thema zu machen. Die folgenden Schülerbeiträge sind Reflexionen zum Schall und zur Reibung.

Was wäre, wenn es keinen Schall gäbe? Text: Oliver Branny, 2k Foto: Anna Prieur Wie würden die Menschen in einer Welt ohne Schall aussehen? Hätten sie noch Ohren? Wären ihre Stimmbänder noch vorhanden? Solche Fragen bringen uns ins Grübeln. Wie würden sich die Menschen ohne Schall verständigen? Sie hätten wahrscheinlich alle eine Anzeigetafel auf dem Kopf, worauf alles, was sie denken, aufgeschrieben würde. Oder würden sie die ganze Zeit mit dem Handy simsen? Das sind alles Fragen, die man nicht beantworten kann. Man kann aber vermuten, dass die Autos keine Hupen mehr hätten. Deswegen würde es mehr Todesfälle geben. Auch würden mehr Menschen ausgeraubt, da man die Diebe nicht mehr hören könnte. In einem Krieg würden

die explodierenden Granaten nicht mehr gehört. Darum würden die Menschen in ihren Häusern bleiben und nicht mehr weglaufen. Auch die Musikindustrie würde nur noch rote Zahlen schreiben. Die Filmindustrie würde nur noch Stummfilme präsentieren und die Redenschreiber für die Parlamentarier würden entlassen. Es gäbe aber auch Vorteile. Die Schüler würden zum Beispiel den Gong für den Unterrichtsbeginn nicht mehr hören und hätten Ruhe vom Lehrer. Man könnte ruhig schlafen, ohne gestört zu werden. Das Leben ohne Schall wäre viel einfacher, aber mit einem grösseren Risiko verbunden, ausgeraubt oder überfahren zu werden.

Wie wäre das Leben, wenn sich der Schall in Gehgeschwindigkeit ausbreiten würde? Von Hilma Ameti, 2k Die Physiker haben sich schon so häufig Gedanken über die hohe Schallgeschwindigkeit gemacht, wie sich eine Frau vor dem Spiegel mit der Kleiderfrage beschäftigt. Der Schall ist ein sehr schnelles, physikalisches Phänomen. Wir hören ihn den ganzen Tag hindurch, egal ob in Form von Musik über das iPhone oder beim hupenden Auto im Stau. Der Schall begleitet uns immer und überall. Nun, damit es alle Klassenstufen verstehen: Der Schall ist eine Art unsichtbarer Postbote, der uns mit Übermittlungen nie in Ruhe lässt. Das heisst, Herr Schall (personifiziert kann man sich ihn nun mal besser vorstellen) ist primär da, um uns das Leben schwer zu machen. Bereits um sechs Uhr in der Früh sorgt er dafür, dass uns der schrille Weckton auch keine Sekunde später erreicht. Er ist eben zu schnell (ca. 340 m/s), um uns noch ein wenig länger schlummern zu lassen. Für alle Erstklässler: ein voll unchilliger Typ eben. Was wäre aber, wenn Herr Schall irgendeinmal alt und gebrechlich würde, er einen Gehstock bräuchte und einen Buckel hätte? Was wäre, wenn er sich mit der Gehgeschwindigkeit eines Menschen (0.8 m/s) ausbreiten würde? Diese Frage haben sich die Physiker auch gestellt. Jedoch so selten, wie ein Mann morgens der Frage nachgeht, welche Kleider er heute anziehen soll. Vermutlich denken jetzt die meisten unter uns, dass es keinen grossen Unterschied machen würde, ob Herr Schall sehr schnell oder eben ziemlich langsam «gehen» würde. Doch dieser feine

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Unterschied kann so einiges im Alltag bewirken. Beginnen wir erneut um sechs Uhr früh: Der Wecker klingelt und erzeugt durch sein Toben Schallwellen. Herr Schall überträgt diese zu unserem Trommelfell. Der alte Herr Schall hat erst die Hälfte des Zimmers durchquert. Die Paranoiden unter uns ahnen, dass Herr Schall kommt, und flüchten aufs Klo. Dort können sie geduldig seine Ankunft erwarten. Den Cleveren unter uns empfehle ich, den Wecker am Abend in den Keller zu bringen, um Herrn Schall eine dreiminütige Reise durchs Haus zu bescheren. So ist drei Minuten längeres Schlummern gewährleistet. Und für die ganz Schlauen: Schafft doch den Wecker vor die Haustüre. So sichert ihr euch sogar 20 Minuten goldenes Schlummern und die Ausrede, «Herr Schall war wieder einmal zu langsam», muss euer Lehrer bestimmt akzeptieren. Fahren wir gleich mit der Schule, oder besser gesagt, der ersten Schulstunde fort. Doch sind uns der gestrige Fernsehabend und der neue Tratsch im Facebook wesentlich wichtiger als das langweilige Zeug an der Wandtafel. Herr Elektronenstrom aus dem Internetkabel ist schliesslich wesentlich fitter, leiser und schneller als Herr Schall. Demnach ist er bei der jüngeren Generation auch beliebter. Das vom langsamen Schall abhängige Radio überlassen wir gerne unseren Grosseltern. Unsere ordnungsliebenden Lehrpersonen dulden dieses Verhalten natürlich nicht und ermahnen uns: «Ruhe dort, in der hinteren Ecke!» Diese Ermahnung kommt bei uns natürlich 30 Sekunden später

an, wenn man die Störungen wie den Durchzug, das Kichern und sonstige Hürden, die Herr Schall zu bewältigen hat, berücksichtigt. Wir erkennen die Wut der Lehrperson bereits an ihrem immer röter werdenden Kopf und nicht erst an ihrem Gebrüll. Wir erwidern vergnügt und physikalisch korrekt, dass wir doch gar nicht geschwatzt haben, sondern zu dem Zeitpunkt nur unsere Lippen bewegt haben. Dies waren ein paar positive Punkte über Herrn Schall mit Gehgeschwindigkeit. Doch was wäre, wenn da ein Auto vorbeiraste und unsere Freundin munter über die Strasse liefe? Natürlich würden wir sie warnen und losschreien. Doch bis der alte Herr Schall das arme Mädchen erreicht hätte, wäre es bereits zerquetscht. Soviel zu Herrn Schall als Retter in der Not. Oder was geschähe, wenn es sich die Braut beim Standesamt in der Zeit, bis das «Ja-ich-will» ihres Bald-Ehegatten zu ihr durchgedrungen ist, anders überlegte? Herr Schall würde folglich als Liebesbotschafter nichts taugen. Nun, ich glaube, dass wir uns wirklich glücklich schätzen können, dass unser Herr Schall so wunderbar schnell ist. Oder anders gesagt: Wenn Herr Schall so langsam wäre, wäre das Leben wie ein schlecht synchronisierter Moviestream auf kino.to!

Wie wäre eine Welt ohne Reibung? Von Shwetav Behera und Aleksa Tatic, 3s «Ringggg!» Der Wecker klingelt genau um 6 Uhr morgens, um mich aus meinem süssen Traum in die Wirklichkeit zurückzuholen. Ich benutze meine Hand, um mich aufzurichten, doch dabei geschieht etwas Unerwartetes: Meine Hand rutscht auf der Matraze aus! Auch meine Bettdecke ist schon in

der Nacht zu Boden gerutscht. Ich selbst falle aus dem Bett und gleite über den Boden wie auf einem Eisfeld, bis ich gegen die Wand stosse. Mit sehr viel Mühe gelingt es mir, aufzustehen und mich anzuziehen. Beim Frühstück kommen die Cornflakes ganz zerbröselt aus der Packung und gleiten auch sofort vom Löffel. Meine Tasse rutscht gefährlich nahe an den Tischrand, und wenn ich sie halten möchte, gleitet die CornflakesSchüssel vom Tisch und zerspringt auf dem Boden. Oje! Was wird meine Mutter sagen? Doch jetzt muss ich mich beeilen, um in die Schule zu kommen. Alles dauert viel länger als sonst. Im Badezimmer knirscht der Spiegel an der Wand und die Zahnbürste verliert beim Putzen alle Borsten. Ich gebe es auf und gleite zur Tür. In diesem Moment kracht der Spiegel zu Boden und mit ihm gleich das Waschbecken. Was ist nur los? Offensichtlich nimmt die Reibung zwischen Körpern immer mehr ab! Vielleicht kann mir das meine Physiklehrerin an der KSOe erklären, wenn ich in der Schule bin. Ich verlasse das knirschende und ächzende Haus, um zur Tramhaltestelle zu rutschen, was mir mit Glück gelingt. Dort angekommen, erlebe ich eine neue Überraschung: Das Tram hält nicht an! Einige Leute versuchen, aus dem Tram zu springen, was sie aber nicht schaffen. Als ich versuche, auf das Tram aufzuspringen, rutsche ich aus und gleite gegen einen Baum. Beim Versuch, aufzustehen, sehe ich mit Entsetzen, dass sich meine Kleider langsam auflösen. Mit Getöse beginnen die Gebäude um mich herum einzustürzen. Die Menschen schreien und weinen. Ist dies das Ende der Welt? Werden wir uns auch auflösen? Dann... «Ringggg!» Der Wecker klingelt genau um 6 Uhr morgens, um mich aus meinem schrecklichen Traum in die Wirklichkeit zu holen.

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Geographie und Physik: Interferometrie und Vulkanüberwachung Text: Lukas Zuberbühler

Warnzeichen für einen Vulkanausbruch Schon lange vor einem Vulkanausbruch gibt es Hinweise auf die vulkanische Aktivität. Magma (geschmolzenes Gestein im Erdinnern), das sich durch Gänge und Klüfte bewegt, verursacht schwache Erdbeben, die registriert werden können. Aus Lage, Stärke und Art dieser Beben kann beispielsweise die Geschwindigkeit abgeschätzt werden, mit der sich das Magma bewegt. Weitere Warnzeichen sind verstärkte Gasaustritte oder eine Erwärmung des Gesteins im Umfeld

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des Vulkans. Das Auffüllen der Magmakammer geht oft auch einher mit einer Krustendeformation. Wenn sich unter dem Vulkan die Magmakammer (ein bis dutzende Kilometer tief liegender Herd aus geschmolzenem Gesteinsmaterial) füllt, nimmt der Druck zu, der gesamte Berg darüber hebt sich oder bläht sich regelrecht auf. Die Bewegung ist relativ klein. Sie bewegt sich im Zentimeterbereich pro Jahr, dafür tritt sie grossflächig auf.

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Beleuchtungsquellen haben eine interessante Eigenschaft: Beleuchtet man mit kohärenter Strahlung ein Objekt, so ist die Reflexion von diesem Objekt eigenartig «gesprenkelt». Diese Helligkeitsunterschiede kommen durch Interferenzerscheinungen zustande: Die reflektierten Wellen verstärken sich (konstruktive Interferenz) oder löschen sich aus (destruktive Interferenz), je nachdem, ob ein Wellenberg auf einen anderen Wellenberg trifft oder auf ein Tal (vgl. Abbildung Interferenz). Zwischen zwei SAR-Bildern kann auch ein Interferenzmuster berechnet werden (Interferogramm), denn beide Aufnahmen sind ja kohärent (die Phaseninformation ist verfügbar). Das Muster ist abhängig von der Lage der beiden Aufnahmesysteme und vor allem auch von der Oberflächen-

SAR-Interferometrie

SAR-Systeme (SAR=synthetic aperture radar) sind Erdbeobachtungssysteme, die zum Beispiel auf Satelliten zum Einsatz kommen. SAR-Systeme erzeugen Bilder der Erdoberfläche, ähnlich wie wir sie zum Beispiel von «Google Earth» her kennen. Im Gegensatz zu diesen Bildern, die auf die Beleuchtung durch die Sonne angewiesen sind, beleuchten SAR-

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Systeme ihr Aufnahmegebiet selbst, und zwar mit kurzen MikrowellenPulsen (Wellenlänge: 1m bis 1mm, vgl. Licht: 380nm-780nm). Die zur Beleuchtung ausgesendete Welle hat – anders als das Sonnenlicht – eine genau bekannte Frequenz und Wellenlänge und eine bekannte Lage der Wellenberge und Täler (d.h. der Phase), sie ist kohärent. Kohärente

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topographie. Der lagebedingte Anteil kann rechnerisch korrigiert werden, übrig bleibt ein Interferenzmuster, das allein auf Grund der Topographie entsteht. Nach einigen Verarbeitungsschritten gleicht das Interferogramm einem Höhenlinienbild und kann auch direkt in ein dreidimensionales Geländemodell überführt werden. Vergleicht man nun zwei Geländemodelle miteinander, können kleinste Bewegungen der Kruste erkannt werden. Die Empfindlichkeit der SAR-Interfe-

rometrie liegt im Millimeter-Bereich. Daher eignet sich diese Technologie sehr gut für die grossräumige Vulkan­ überwachung. Auch mit einer genauen Kenntnis der Krustenbewegungen über einem Vulkan ist es sehr schwierig, den genauen Zeitpunkt eines drohenden Ausbruchs zu bestimmen. Dennoch stellt die SAR-Interferometrie ein wertvolles Hilfsmittel dar, um langfristigere Prognosen über die Aktivitätsentwicklung eines Vulkans abzuleiten.

Bilder: 1: Computerdarstellung der Magmakammer des YellowstoneVulkansystems. Tiefe in Meilen (1mi = 1.6 km). 2: SAR-Satellit (Envisat ASAR). Der gegen unten gerichtete Balken ist die Sende- und Empfangsantenne. 3: Zwei kohärente Quellen erzeugen ein Interferenzmuster.

Beispiele

4: Great Rift Valley, Kenya. Vulkane Suswa und Longonot, Interferogramm auf 3D-Geländemodell. Beobachtungszeitraum: 1997 – 200, Ein Farbzyklus (purpur – rot) entspricht 2.8 cm Deformation.

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5: Yellowstone, USA. Geländemodell, überlagert mit SARInterferogramm. Beobachtungszeitraum: 19962000. Ein Farbzyklus (purpur – rot) entspricht 2.8 cm Deformation 6: Merapi, Indonesien, Interferogramm. Beobachtungszeitraum: 26.7. – 10.9.2008. Ein Farbzyklus entspricht +12cm. Deutlich zu sehen ist das Aufwölben der Ostflanke durch das Auffüllen der Magmakammer (letzte Eruption im September-Oktober 2010) 7: Hengill-Vulkansystem, Island, Interferogramm. Beobachtungszeitraum: 1993 – 1997. Ein Farbzyklus (purpur – rot) entspricht 2.8 cm De­formation.

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Spezialwoche 2010

Themenwoche Vom sechsten bis zehnten Dezember 2010 fanden für alle fünften Klassen erstmals an der KSOe Themenwochen statt. Von den über zwanzig von Lehrerinnen und Lehrern ausgeschriebenen Kursen konnten dreizehn durchgeführt werden. Die folgenden Texte präsentieren gewonnene Erfahrungen, Einsichten und Ergebnisse.

Al-Andalus Leitung: Valeria Gemelli, Spanisch und Italienisch, und Martin Rüesch, Geschichte Bericht: Talita Rocha, 5u, und Isidro Gon­zález, 5v Nach einer Woche Arbeit zum Thema «kulturelle Aspekte Spaniens» sind wir zu mehreren Schlussfolgerungen gekommen. In diesem kurzen Text werden wir euch erzählen, was wir über die Woche denken und wie wir sie empfanden.

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Unsere Aufgabe war es, eine Präsentation zu einem Teil­ aspekt des übergeordneten Themas vorzubereiten. Wir entschieden uns für die Moschee in Córdoba. Bei der Arbeit hatten wir einige Kommunikationsprobleme, weil

es Talita – eine mexikanische Austauschschülerin – noch an Deutschkenntnissen fehlte. Trotzdem meisterten wir unsere Präsentation souverän. Erfreulich an dieser Woche war unter anderem, dass trotz des hohen Pensums ein lockereres, angenehmeres Arbeitsklima herrschte als im sonstigen Schulalltag. Wir erhielten die Gelegenheit, über interessante Themen nachzudenken und zu debattieren, z. B. über unterschiedliche Auffassungen von Geschichte, über philosophische Fragen und über die Leistung von Übersetzern, welche das Wissen der alten Griechen und Araber für die westliche Welt verfügbar machten. Ebenfalls zu einer guten Stimmung trugen die Freundlichkeit und Kollegialität der Mitschülerinnen und Mitschüler bei. Das absolute Highlight der Woche war das gemeinsame Kochen am Donnerstag, bei dem sich unsere Gruppe nochmals von ihrer besten Seite zeigen konnte.

British Design In charge: Nadine Fitzpatrick, English Assistant Report: Anna Frei, 5a Twelve students were waiting on Monday morning in the classroom for our teacher Miss Fitzpatrick. Everybody had different expectations of the course and so I was asking myself, what a course called British Design could possibly include. It was relatively clear after a short while, what we were going to do this week. The goal was a lifestyle magazine with two pages per person. The text should be about British Design. During this week, we learnt a lot about design in general and also about some typical British examples. We also had some computer workshops in which we learnt how to work with the Adobe programmes for the layout. A lot of time we spent on our own, though. We had to do some research, write our article and find some appropriate pictures for our layout. Finally, we printed our magazine «Frontline» on Friday afternoon. Everybody in class was surprised and impressed at what we had achieved during this week. I want to thank Miss Fitzpatrick for her ideas, effort, planning and support during this week. We won't forget such a unique week!

Erdöl – Fluch oder Segen? Leitung und Bericht: Christophe Eckhard, Chemie, und Daniel Stauffer, Geographie Der Begriff «Erdöl» weckt in uns ambivalente Gefühle. Erdöl wird geliebt und gehasst, vergöttert und verteufelt. Fest steht aber, dass die Industrienationen ihren Reichtum mit Hilfe des Erdöls aufgebaut haben. Wie ist Erdöl aufgebaut? Warum ist es für uns derart wichtig? Welche Produkte unseres täglichen Lebens basieren auf Erdöl? Ist das Produktionsmaximum (Peak Oil) schon erreicht worden? Werden unsere Kinder dereinst noch mit dem Flugzeug in die Ferien reisen können? Wie wird die Politik vom Erdöl beeinflusst? Mit diesen und vielen anderen Fragen zum Themen-

kreis Erdöl beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler in unserer Themenwoche. Die verschiedenen Arbeitsgruppen mussten die Resultate ihrer Recherchen mittels professionell gestalteter Poster darstellen und mit einem kurzen Vortrag präsentieren. Hier ein paar Auszüge aus den Arbeiten: 2003 wurde der «Krieg gegen Terror» wegen angeblicher Massenvernichtungswaffen, die nie gefunden wurden, nach Irak ausgeweitet. Auch hier liegt die Erklärung in den Ressourcen: Die USA wollten die irakischen Ölfelder privatisieren, um die OPEC zu schwächen. Die Amerikaner hofften, dass mit den privaten Ölfeldern der Markt mit billigem Öl überschwemmt würde. Was weiss die Schweizer Bevölkerung über Erdöl? Ist sich die Bevölkerung des bevorstehenden Wandels bewusst? Die Ergebnisse einer Umfrage (30 Personen) zeigten, dass die meisten Befragten sich nicht betroffen fühlen. Das Problem scheint für sie in weiter Ferne zu liegen. Die Befragten sind insgesamt relativ schlecht über Erdöl informiert. Was passiert, wenn die Maschinen in den Fabriken nicht mehr auf Basis von Erdöl angetrieben werden können? Die Arbeiten müssten wieder von Menschenhand getätigt werden. So würden dem bisher expandierenden Dienstleistungssektor die Arbeitskräfte fehlen, und die Menschen müssten vom Massenkonsum entwöhnt werden.

Farbe Leitung: Anna Prieur, Physik, und Annelies Diggelmann, Bildnerisches Gestalten Bericht: Noémi Korondi, 5bw, und Jasmine Weisskopf, 5v «Das Zusammenspiel von Farben ist wie die Melodie eines Musikstückes.» Mit dieser Ansicht berühmter Maler und Philosophen wurde unsere Farbengruppe bereits am ers­ ten Tag zum Nachdenken angeregt. Wenn dem so ist, was sind überhaupt Farben? Wie nehmen wir sie wahr? Welche Rolle spielen sie in unserer Psyche und im Alltag eines jeden? Diese Fragen begleiteten unsere intensive Arbeit eine Woche lang, in der wir den ungeheuren Bereich des Themas «Farbe» erforschen durften. Als unentbehrliche Basis für unsere Untersuchungen musste die Gruppe zuerst in die weite und komplexe physikalische Welt des Phänomens eintauchen. Als Hilfe dienten uns spezielle Versuche im Physiklabor. Wer hätte gedacht, dass das Farbspektrum des reinen Sonnenlichts im Gegensatz zu dem einer Natriumdampflampe viel bunter ist! Doch was bedeutet der Begriff bunt? Verdienen Schwarz und Weiss etwa den Ehrentitel «Farbe» nicht? Dieser Frage waren schon kundige Herren Jahrhunderte vor unserer Themenwoche nachgegangen. Die verschiedenen Farbsysteme und die damit verbundenen Philosophien unterscheiden sich oft von Grund auf, was unsere Woche mit spannenden Diskussionen bereicherte. Nicht zuletzt hatten wir auch die Möglichkeit, mit Naturfarbstoffen wie Cochenille-Läusen und Indigo zu färben und die chemischen Prozesse bei der Färbung zu beobachten. Alles in allem war die Themenwoche ein spannender Ausgleich zwischen Physik, Philosophie und bildender Kunst. Sie wird uns noch lange in Erinnerung bleiben!

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Klimawandel Leitung: Stefan Dangel, Physik und Mathematik, und Remo Nessler, Physik und Mathematik Einige Rückmeldungen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern: Ich habe selbst ein Klimamodell programmiert, in dem ich annehme, dass die CO2-Konzentration (wie bisher) weiter exponentiell steigen wird. Die Atmosphäre in meinem Modell lässt einen Teil der Wärmestrahlen, die von der Erde kommen, direkt ins All und absorbiert den Rest, um ihn anschliessend ebenfalls ins Weltall und zur Erde zurück abzugeben. Weiterhin habe ich die 11-Jahreszyklen der Solarkonstante und die Abnahme der Albedo (Rückstrahlvermögen der Erde) auf Grund der schmelzenden Pole berücksichtigt. Aus meinem Modell schliesse ich, dass die Temperatur enorm schnell und sehr stark zunehmen wird, wenn wir nicht bald etwas unternehmen! Ich weiss jetzt, wie ein stark vereinfachtes Klimamodell funktioniert. Leider ist es unmöglich – mit meinem Wissen und in einer Woche –, ein realistisches Modell zu programmieren. Als ich mich mit dem Klimagipfel in Mexiko befasste, wurde mir bewusst, wie egoistisch die meisten Politiker und ihre Völker sind. Keiner will einen Kompromiss eingehen... Der Klimawandel geht auch am Ökosystem Ozean nicht spurlos vorbei. Vor allem in wärmeren Regionen werden Arten, welche sich nicht gut frei bewegen können, wie zum Beispiel Korallen, durch die Einwirkungen von CO2 und durch die Erwärmung zunehmend vom Aussterben bedroht sein. In der Themenwoche habe ich gelernt, dass für die meisten Länder das aktuelle Wirtschaftswachstum mehr wert ist als der Einsatz für eine intakte Welt in 50 Jahren. Die SOL-Woche «Klimawandel» war sehr abwechslungsreich und reichhaltig. Meine Kenntnisse in den Bereichen Strahlungshaushalt der Erde, globaler Kohlenstoffkreislauf und Atmosphärenphysik wurden stark erweitert. Das Programm wurde mit einem Besuch an der Universität Irchel abgeschlossen.

Klonen – Fiktion und Realität Leitung: Rahel Beeler, Deutsch und Mathematik, und Peter Stettler, Biologie Hallo Hallo ! ! Wir Wir,, die die Forschenden Forschenden der der Themenwoche Themenwoche «Klonen» «Klonen» klonen klonen für für einmal einmal auch auch Wörter Wörter, , da wir schon auf andere praktische Klon-Experimente verzichten mussten. Unsere Exkursion in die Tiefen der Entwicklungsbiologie und der Ethik ist leider schon vorbei. Am Anfang der Woche gab es eine Menge Informationen und heftige Diskussionen. Danach konnte sich jeder und jede individuell vertiefen. Wir bildeten dazu vier Gruppen: Einige belästigten stundenlang in der winterlichen Kälte Menschen am Hauptbahnhof und an der Uni, um ein Bild von der öffentlichen Meinung zum Thema Klonen zu bekommen. Eine andere Gruppe setzte einen kulturwissenschaftlichen

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Fokus und untersuchte die Darstellung des Klonens in Film und Literatur im Laufe der Zeit. Die dritte Gruppe bastelte ein Modell, welches den Vorgang des Klonens veranschaulichte. Ausserdem untersuchte sie die Alternativen zur Herztransplantation. Die vierte Gruppe befasste sich mit der ethisch-religiösen Problematik des Klonens, insbesondere mit der Frage, ob Forscher «Gott spielen», wenn sie Lebewesen klonen. Wir wurden einzig in der Erwartung enttäuscht, am Ende der Woche im Besitz eines eigenen Klons zu sein. Eine derartige Putz- und Lernmaschine wäre zwar im Alltag eine wunderbare Erleichterung, doch im Verlauf der Woche wurde uns klar, dass dies ethisch nicht vertretbar und wohl wohl auch auch gar gar nicht nicht so so wünschenswert wünschenswert wäre wäre... ...

Le français et son cinéma Leitung: Thomas Stricker, Französisch Einige Rückmeldungen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern: Die Arbeitsform gefällt mir sehr, da wir selbstständig arbeiten können und so auch SOL gefördert wird. Der Inhalt ist sehr spannend und interessant. Man lernt auch vieles über französische Filme. (T.K.) Die Einführung in die Themenwoche war sehr gut, die Informationen waren klar und übersichtlich und die Diskussionsthemen interessant. (F.R.) Der Wochenplan ist gut strukturiert und lässt uns viel Freiraum. Und da man von zu Hause aus selber Sachen ändern und hinzufügen kann, kann man sich die Zeit auch selbst einteilen. Darum finde ich die Arbeit mit educanet und die Idee, eine eigene Website zu gestalten, super. (L.G.) Der Wochenplan lässt uns einen grossen Freiraum, der für die individuellen Planungen in den Gruppen von Vorteil ist. Konflikte gibt es keine. Mit wenigen Personen in der Gruppe kann man die Aufgaben besser aufteilen und deshalb glaube ich, dass jede Gruppe gut funktioniert und ebenso gut arbeitet. (R.F.) Der Inhalt unserer Themenwoche gefällt mir sehr gut. Besonders gut gefällt mir, dass wir in der Filmwahl und in der Bearbeitung sehr frei sind. Die gegebenen Informationen waren immer sehr hilfreich und gut verständlich. (N.S.)

Marketing Leitung: Sven Ruoss, Wirtschaft+Recht, und Ursula Verhein, Wirtschaft+Recht und Geschichte Bericht: Severin Lienhard, 5v, und Koo Frey, 5q Mit einer langen Einführung in die Theorie fing unsere Spezialwoche an. Nach dem stoffreichen Morgen gingen wir nachmittags nach Zürich in die Werbeagentur TBWA. Dort brachten die Mitarbeiter uns nochmals die wichtigsten Punkte des Marketings näher. Anschliessend übertrugen sie uns einen eigenen Werbeauftrag. Wir fassten die Aufgabe, eine Werbekampagne zum neuen Balistoriegel «Strawberry» zu erstellen. Zu diesem Zeit-

punkt wurde uns zum ersten Mal klar, wie viel wir zu tun haben würden. Am nächsten Tag begannen wir in vier verschiedene Gruppen aufgeteilt den Markt der Schokoriegel zu analysieren. Aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen entwickelten wir eine Strategie. Zugleich konnten wir unsere Kreativität ausleben, indem wir verschiedene Werbeplakate gestalteten und uns verschiedenste Werbemöglichkeiten ausdachten. Am Donnerstagnachmittag präsentierte jede Gruppe die Kampagne, an der sie während der

Vortage gearbeitet hatte. Am Freitag nahmen wir andere Werbungen unter die Lupe und beurteilten sie möglichst objektiv. Am Schluss hatten wir die Möglichkeit, unsere Arbeiten an die Mars AG zu schicken. Ob wir deren Erwartungen erfüllt haben, wissen wir noch nicht. Frau Verhein und Herr Ruoss jedenfalls waren zufrieden mit unserer Leistung. Das viele Wissen und die Erfahrungen, welche wir in dieser Woche aufnehmen konnten, haben uns alle sicher einen Schritt näher zur Berufswelt gebracht.

Mathematik trifft Kunst Leitung: Michael Stadelmann, Mathematik, und Nicolas Vionnet, Bildnerisches Gestalten Bericht: Olaf Czerniejewski, 5p Am Montag um acht Uhr vierzig treffen wir in einem gemütlichen BG-Zimmer ein. Gleich zu Beginn werden wir von Herrn Vionnet und Herrn Stadelmann anlässlich des Samichlaustages mit Nüssli überschüttet, wodurch die anschliessende, lange Präsentation auch entsprechend gut aufgenommen wird. Es geht um die «kompletativkonstruktive» Kunst und deren Vertreter Max Bill, Walter de Maria, Sarah Morris, Jo Niemeyer, Gerhard Richter etc. sowie um die mathematischen Aspekte ihrer Arbeiten. Beeindruckend finde ich die Bilder von M.C. Escher, die geprägt sind von perspektivischen Paradoxien, Spiegelungen und Symmetrie. Nach einer Recherche finde ich Inspiration in einem Bild, welches die Idee der Werke Eschers in ein Foto verpackt. Mein Ziel wird es, ähnliche Arbeiten zu erschaffen – mit Photoshop lassen sich meine Ideen gut verwirklichen. Nach meinem ersten gestalterischen Werk entstehen acht weitere, und keines gleicht dem anderen. So formieren sich Fraktale, verzerrte Bilder, eine räumliche Darstellung der Fibonacci-Spirale, projizierte Ableitungen, Lichtbilder, ein konstruktives Gemälde, eine Tonskulptur sowie ein programmierter «Random Walk». Zum Abschluss besuchen wir gemeinsam die Ausstellung «Ganz Konkret» im Haus Konstruktiv, welche von der Entwicklung der konkreten, konstruktiven und konzeptionellen Kunst handelt.

Roboter bauen und programmieren mit Lego Mindstorms NXT Leitung und Bericht: Nico Krzebek, Mathematik, und Christian Prim, Physik Fünfzehn Schülerinnen und Schüler haben sich begeistern lassen von der Aussicht, eine Woche lang «mit Lego zu spielen». Es waren Wege abzufahren, Felder von Objekten zu räumen, Wege im Labyrinth zu finden sowie im Wettkampf gegen die Roboter der anderen zu bestehen. Da die Aufgaben nur grob vorgegeben wurden, bestand viel Freiraum für eigene Strategien und Lösungsmöglichkeiten, den die Robotiker eifrig nutzten. Leider war nicht jede Konstruktion ihrer Aufgabe gewachsen und im praktischen Einsatz war manchmal ein kurioses Verhalten zu

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beobachten. Die Erbauer motivierte das nur noch mehr, sie holten in dieser Phase aber doch gerne Rat bei Christian Prim und Nico Krzebek. Die Zurückhaltung der Betreuer bei den Vorgaben und die Abwechslung in den Aufgabenstellungen wurden von den meisten Schülerinnen und Schülern sehr geschätzt. Für den Wettkampf wurde zwei Tage getüftelt, gebastelt, getunt und zuletzt gefiebert. Heroische Siege und tragische Niederlagen machten den Freitag zum krönenden Abschluss dieser gelungenen Woche. Glorreicher Sieger war Cybot109 von Florian Zemp und Yuzhe Zhang. Gewonnen haben aber letztlich sicher alle Teilnehmenden, bei denen wir uns hier noch einmal für ihren Spieltrieb bedanken möchten.

stories and giving them marks. After a potluck lunch, some of the stories were presented and commented on by our two teachers and Mr. Heusser. Our last day ended with the announcement of the winners. Personally, I thought this week was a terrific experience and it felt great to be able to concentrate on just one topic I was interested in for a longer period of time.

The Craft of Storywriting

An extract from the rewritten play «A Midsummer Night’s Dream» (act 2, scene 2, in which the lovers are confused):

In charge: Maya Huber, English, and Hans-Werner Hofstetter, English Report: Mansi Tiwari, 5a Our course consisted of a lot of brain storming and staring at empty papers, desperately trying to find an idea. At first, we were introduced to certain aspects of story writing, like the implied author and the importance of the setting. We then had time to develop our own characters, which was why we were sent out to get inspired by the people of Zurich. In a couple of exercises we discussed classic plots or compared certain elements of our favorite books and movies. We also had the chance to meet two experienced writers, namely Mr. Bernays and Mr. Heusser, and got to know how they prepare themselves for writing a new story. The aim of our course was to have either a short story or two scenes of a longer one and a storyline by Thursday afternoon. We spent all Friday morning reading each other’s

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Representing Shakespeare In charge: Marlene Merkt, English Text by Nadine Keller, 5a, Melanie Fischer, 5bw, Saskia Köhler, 5bw, Saskia Maurer, 5bw, Cindy Petöcz, 5bw, Azar Sang Bastia, 5q, Jonathan Kaufmann, 5r, and Annina Dold, 5s

Night time, in a forest, Lysander & Hermia enter. Lysander: Babe, it seems that we have lost our way. It would be better if we take a rest and wait until the next morning. Hermia: Let’s do that, Lysander. Go and find something to use as a cushion. Lysander: We can both sleep together on the grass. One above the other. Hermia: No, Lysander. Please don’t sleep so close to me. Lysander: I didn’t mean anything naughty. There are two bodies but only one heart. So let me sleep by your side! Hermia: Baby, I didn’t mean that. We can only behave properly if you lie further away. So good night and stay on your side. Lysander: All right, I sleep over here. Sleep well and have nice dreams. (Robin enters.) Robin: I’ve been through the entire forest, but I haven’t found any young man to use the flower on. Wait! Who’s

Tanztheater this? This must be the guy who rejected the girl! Poor, pretty girl! How can she lie next to this rude and heartless man! I will use the whole power of magic on your eyes. (Squeezes flower juice on Lysander’s eyes.) Wake up when I’m gone and love the first one you see. (Robin exits. Demetrius & Helena enter running.) Helena: Stop Demetrius, even if only to kill me! Demetrius: You, stop following me and leave me alone! Helena: You want to leave me alone in the dark? How could you! Demetrius: Stay here at your own risk! I’m going on alone! (Demetrius exits.) Helena: Lucky Hermia! She has everything that I don’t have! She’s a beauty and I... I’m ugly as a bear! So It’s not surprising that Demetrius runs away from me as if I were a monster! (Sees Lysander.) Lysander, on the ground? What is he doing here? Is he dead or asleep? Lysander, wake up if you’re alive!! Lysander (wakes up): Helena, what happened? You look so hot today. Helena: What the heck are you talking about? You’re in love with Hermia and she with you! Lysander: In love with Hermia? I wasted my time on this useless girl! You make me crazy. Helena: Are you mocking on me? Isn’t it enough pain that Demetrius doesn’t love me? I thought you were a much kinder person! (Helena exits.) Lysander: Hermia was a mistake!! I hate her more than anyone else can! The only person who turns me on and makes me high is Helena. (Lysander exits.) Fotos: S. 32 Florian Bachmann, HGKZ, (www.colorlightcenter.ch), S. 35 Annelies Diggelmann, S. 36 Nico Krzebek, S. 37 Olivier Knöpfli

Leitung: Verena Fischer, Sport, und Birgit Schultheiss, Mathematik Tanztheater ist ... Raum Zeit Kraft Dynamik Konzentration Fokus Vertrauen Angst lachen gucken fallen fliegen drehen rollen springen gucken Wer bin ich erleben gestalten fragen suchen gucken Abenteuer Risiko Spiel zulassen kämpfen loslassen sich ganz einlassen Begegnung Berührung Stille ausloten von Grenzen recherchieren, reflektieren, analysieren entdecken und lernen fürs Leben wundervolle Gemeinschaft

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Fachtage Parallel zur Themenwoche fanden in den zweiten und dritten Klassen Fachtage zu verschiedenen Themen statt. Exemplarisch zwei Beiträge:

Ein Tag in Strassburg Von Jana Geitlinger und Renisa Alija, 3u Schon lange planten wir eine Exkursion im Rahmen des Französischunterrichts. Die Fachtage 2010 boten die Gelegenheit dazu. Unser Ziel war Strassburg, denn Paris war leider zu weit weg. Eine Reise mit Frau Faoro ist aber kein gemütlicher Bummel durch eine fremde Stadt, sondern ein gut geplanter Ausflug. Deshalb gab es am Donnerstag, 9. Dezember, für die Klasse 3u noch einiges zu tun: Vorträge wurden vorbereitet, Dossiers erstellt, telefoniert und organisiert – natürlich alles auf Französisch. Am Freitagmorgen trafen wir uns bereits um sieben Uhr am Bahnhof Oerlikon, wo die dreistündige Reise nach Strassburg mit dem GC-Car begann. Frau Rutishauser, unsere Deutschlehrerin, begleitete uns auf der Exkursion. In Strassburg angekommen, erkundeten wir bei eisiger Kälte die Innenstadt. Wir besichtigten den Platz Gutenberg, die Kathedrale, wo wir die dreihundert Stufen auf den

Turm stiegen, und besuchten den berühmten Weihnachtsmarkt. Weil es immer kälter wurde, gingen wir früher als geplant zum Mittagessen ins Restaurant. Im «Le Tonnelet» wurden wir mit elsässischen Spezialitäten kulinarisch verwöhnt. Highlight waren die Escargots – Schnecken! Nach dem Essen waren wir zwar gestärkt, das Wetter wurde aber immer unfreundlicher. Wir teilten uns auf und setzten uns sogleich zu sechst ins nächste Café, wo wir uns mit einer Chocolat chaud aufwärmten. Bis der Car wieder zurückfuhr, hatten wir noch Zeit, Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Der Strassburger Weihnachtsmarkt ist sehr schön mit seiner Beleuchtung und den vielen bunten Ständen. Wir hätten noch lange umherschlendern können! Um sechs Uhr abends ging es dann aber zurück nach Zürich. Obwohl es ein langer Tag gewesen war, waren wir kein bisschen müde und hatten es lustig auf der Heimfahrt. Das nächste Mal fahren wir nach Paris!

Französischer Rap aus der Banlieue Von Kira Killias, 2b Da man an einem Fachtag den ganzen Tag das gleiche Fach hat, wäre es sicherlich nach einer gewissen Zeit langweilig geworden, wenn wir den ganzen Tag normalen Französisch-Unterricht gehabt hätten. Dies war zum Glück nicht der Fall. Der Fachtag war eindeutig anders als der sonstige Unterricht. Schon das Thema war speziell: France – Banlieue – Immigration. Nachdem wir kurz an der Wandtafel alle Wörter aufgeschrieben hatten, die uns zu diesem Thema in den Sinn kamen, wurden kleine Gruppen gebildet. Jede Gruppe bekam einen Liedtext, welcher von jemandem geschrieben worden war, der aus der Banlieue stammt. Somit handelte der Text von Frankreich, der Anpassung an eine neue Heimat und von den Vorurteilen, die auf den meisten Banlieusards aufgrund ihrer Herkunft lasten. Die Aufgabe war es, den Text im Grossen und Ganzen zu verstehen. Dafür mussten wir unbekannte, aber wichtige Wörter nachschauen. Zudem war es unsere Aufgabe, herauszuarbeiten, inwiefern das Lied von Frankreich, der Banlieue und der Immigration handelt und was für eine Haltung der Autor oder die Autorin zu diesem Thema vertritt. Da es auch spannend war, etwas über die Lieder und Sänger und Sängerinnen der anderen Gruppen zu erfah-

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ren, stellte jede Gruppe den anderen in einem kurzen Referat das Lied und die in der Gruppenarbeit gewonnenen Erkenntnisse vor. Obwohl die Lehrerin, Nadja Kilchmann, die Referate nicht benotete, wurden sie jeweils von zwei anderen Gruppen nach festgelegten Kriterien bewertet, damit man sich beim nächsten Referat verbessern und aus seinen Fehlern lernen kann. Am Ende des Tages durften wir noch unsere Meinung über den Fachtag unserer Lehrerin mitteilen und so war dieser spannende Tag auch schon zu Ende. Ich persönlich fand den Fachtag sehr interessant, denn obwohl ich oft nach Frankreich in die Ferien fahre, wusste ich nicht, was sich in den Banlieues wirklich abspielt. Auch die Gruppenarbeit war sehr gut. Im sonstigen Unterricht arbeiten wir selten intensiv in Gruppen, obwohl es für die spätere Arbeit sehr hilfreich sein kann, etwas im Team zu erarbeiten. Genau das war auch der Sinn der Fachtage-Woche: Wir sollten eine Woche lang etwas anderes machen, in Gruppen selbständig etwas erarbeiten und vortragen, um uns auf das Studium und das Berufsleben vorzubereiten. Dies ist auch gelungen, denn auch an den übrigen Tagen beschäftigten wir uns mit viel Interessantem.

Was wir vom Jungunternehmen «Pnööö» lernen können Text: Sven Ruoss, Wirtschaft + Recht Foto: Nicole Heim Wenn sich ein Jungunternehmen gegen schweizweit neunzig Mitkonkurrenten im nationalen Wettbewerbsfinale der Non-Profit-Organisation Young Enterprise Switzerland durchsetzt, so ist dies ein Erfolg auf ganzer Linie. Wenn sich dieses Unternehmen aber anschliessend am europäischen Finale in Italien mit den besten vierunddreissig Teams aus ganz Europa misst und zum Europameister erkoren wird, spätestens dann wird einem bewusst, dass dieses Team mit Beat Bannwart, Stephanie Ruch, Elke Mulders, Fabienne Herbstrith und Andreas Gehri mit ihrem Jungunternehmen «Pnööö» etwas Einzigartiges zustande gebracht hat. Im Herbst 2009 startete ich mit der neuen Ergänzungsfachklasse «Wirtschaft und Recht» den Versuch, während eineinhalb Lektionen pro Woche traditionellen Unterricht durchzuführen und während der anderen Hälfte beim «Company Programm» von «Young Enterprise Switzerland» teilzunehmen, welche praxisorientierte Wirtschaftsbildungsprogramme entwickelt und betreut. Als Lehrperson betreute ich drei Miniunternehmen. Mit zwei der drei Teams waren wir sehr erfolgreich: «HelveTea» erreichte eine ausgezeichnete Platzierung unter den Top Acht und das Team «Pnööö» war der grosse Überflieger. Um möglichst viel vom Schweizer- und Europameister «Pnööö» lernen zu können, muss ich mir und muss man sich die Frage nach den Ursachen für den Erfolg dieses Jungunternehmens stellen.

Können Ein Marketingkonzept erstellen, Preise kalkulieren, Businesspläne schreiben, Verhandlungen mit Produzenten führen, erste Prototypen der Etuis gestalten, Bilanz und Erfolgsrechnung korrekt abbilden und viele andere Tä-

tigkeiten hat sich das «Pnööö»-Team allesamt selbst beigebracht. Die zur Verfügung stehende Zeit im Unterricht von ca. eineinhalb Lektionen pro Woche reichte dabei bei Weitem nicht aus, doch das Team war gerne bereit, Freizeit für dieses Projekt zu investieren.

Autonomie Elke, Stephanie, Fabienne, Beat und Andreas ist es in kürzester Zeit gelungen, ein gutes Team zu formen. Gegen aussen versuchten sie möglichst autonom zu sein. Sie liessen sich von niemandem dreinreden und verfolgten konsequent ihre Ziele. Selbst gut gemeinte Ratschläge von mir als Lehrperson blockte das Team manchmal ab. Innerhalb des Teams fanden alle sehr schnell ihren Zuständigkeitsbereich gefunden und arbeiteten dort selbständig. In den Sitzungen wurden lediglich strategische Entscheide gefällt und Informationen ausgetauscht.

Sinn Die ökologische und soziale Unternehmensführung gewinnt ständig an Bedeutung. «Pnööö» ist ein eindrückliches Beispiel: Aus wertlosen alten Veloschläuchen werden trendige Recycling-Produkte wie Etuis oder iPhone-Hüllen hergestellt. Die Produktion findet in verschiedenen Behindertenwerkstätten im Raum Zürich statt. Dadurch werden sinnvolle Arbeitsplätze geschaffen.

Fazit Erfolgreiche Unternehmen der Zukunft zeichnen sich durch ihre Offenheit gegenüber den neuen Perspektiven von jungen Menschen aus. Wenn man den jungen Leu-

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ten Freiraum lässt, entstehen oft bessere und innovativere Lösungen, als wenn man ihnen zuerst die Theorie erklärt, wie etwas zu funktionieren habe. Die «jungen Wilden» sind noch nicht in einer Systemblindheit bzw. Betriebsblindheit gefangen. So gelingt es ihnen immer wieder, neue Wege zu gehen und die Wirtschaft weiterzuentwickeln. Auch das Unternehmen KSOe könnte davon stärker profitieren. Unternehmen wären gut beraten, ihre Unternehmenskultur möglichst bald von der «old economy» in Richtung der «future company» zu ändern. Ansonsten wird es für solche Unternehmen zukünftig unmöglich sein, «highpotential» Mitarbeitende wie das «Pnööö»Team rekrutieren und binden zu können. Die Zukunft gehört der Jugend. Wenn wir ihr Verantwortung übergeben und von ihr lernen, darf ich mich auf eine blühende Wirtschaft und Gesellschaft freuen. Wenn die «Pnööö-Generation» weiterhin wächst, so muss ich mir auch keine Sorgen um meine AHV machen. Liebes «Pnööö»-Team, ich wünsche euch für die weitere Zukunft eures Unternehmens «Pnööö GmbH» nur das Allerbeste und freue mich auf weitere Erfolgsgeschichten. Danke für das spannende Jahr, in welchem ich mindestens so viel gelernt habe wie ihr. Die beiden eindrücklichen Siegesfeiern in Interlaken und Cagliari werden mir immer in Erinnerung bleiben. Text: Stascha Bader, Deutsch Fotos: Barbara Albrecht Im Frühling 2010 stellte Barbara Albrecht von der Nachbarschaftshilfe Zürich Affoltern einigen Deutschlehrerinnen und -Lehrern der KSOe das Projekt vor: «Die ganze Palette der Freiwilligenarbeit – vom Sportvereinsbuchhalter über die TixiTaxi-Fahrerin und den Integrationskoordinator bis zur Kinderkleiderbörse-Veranstalterin – soll mit Portraits auf Plakatsäulen auf allen wichtigen Plätzen der Stadt Zürich dargestellt werden». Dabei sollten Schülerinnen und Schüler der KSOe die Gelegenheit haben, als Reporterinnen und Reporter mitzumachen. Um zu zeigen, dass es ihr ernst ist, hatte sie gleich die Journalistin und MAZ-Dozentin Alexandra Stark mitgenommen, die versprach, das Projekt zu begleiten. Ich scannte das Angebot sogleich mit der «Lehrerbrille» durch und sah, dass mehrere Lernziele erreicht werden konnten: Das Kennenlernen von journalistischen Textsorten, die selbständige Arbeit in Redaktionsteams (Zweiergruppen), der kritische Umgang mit Texten und die Förderung der Sprachkompetenz. Vor allem gefiel mir, dass die Schülerinnen und Schüler nicht nur für das Lernjournal, sondern für das «richtige» Leben arbeiten sollten, denn am Ende würden ihre Texte ja gedruckt und veröffentlicht werden. Ich nahm das Angebot an und liess mich

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Reporterinnen und Reporter für einen guten Zweck Medienprojekt im Deutschunterricht Zum UNO-Jahr der Freiwilligenarbeit 2011 werden weltweit Bewusstseinskampagnen für diesen wichtigen Bereich der sozialen Arbeit durchgeführt. Auch zwei Klassen der KSOe beteiligen sich im Deutschunterricht daran. Dabei werden schulische Lernziele mit einer ausserschulischen, nützlichen Tätigkeit verbunden.

auf einen Prozess ein, der uns ein halbes Jahr in Etappen begleiten sollte. Als nächstes musste das Projekt den Schülerinnen und Schülern kommuniziert werden. Barbara Abrecht brachte eine Liste von Personen ins Klassenzimmer, die eine interessante Freiwilligenarbeit in Zürich ausüben. Die frischgebackenen Redaktionsteams suchten ihre Person aus und bekamen deren Koordinaten. Dann kam Alexandra Stark ins Spiel und erklärte den Lernenden die Grundlagen des Journalistenhandwerks: Wie stelle ich mich am Telefon vor? Wie bereite ich mich inhaltlich auf das Treffen vor? Wie führe ich ein Interview? Im Rollenspiel wurden diese Fähigkeiten fachkompetent und mit viel Humor eingeübt. Auch lotete sie mit ihnen die unterschiedlichen Textsorten wie Interview, Ein-Tag-im-Leben-von, Bericht und Portrait aus. Im selbständigen Teil durften sich die Lernenden als Reporterteams betätigen. Mit Spannung sah ich ihren ersten Entwürfen entgegen, denn auch als Lehrer kann ich ja nicht alles wissen, und so freute ich mich darauf, das mir bisher nicht sehr bekannte Feld der Freiwilligenarbeit in Zürich kennen zu lernen. Die ersten Texte waren von einer erfreulichen Vielfältigkeit. Formal waren sie jedoch

noch lange nicht am Ziel angelangt. Da ging vielen der Schnauf aus, sie murrten, dass dies «viel zu viel Arbeit» sei für einen derart kleinen Text. Doch die Latte war hoch gesetzt und deshalb gab es kein Zurück – wie im richtigen (Journalisten-)Leben. Ich liess die Textentwürfe von den anderen Redaktionsteams nach strengen Kriterien gegenlesen und anschliessend wieder (und wieder) überarbeiten. Alexandra Stark erklärte den Lernenden bei ihrem letzten Besuch: «Ein guter Text entsteht, indem er immer wieder überarbeitet wird!» Die erfahrene Journalistin übernahm die Schlussredaktion selbst – und so waren die Texte schliesslich perfekt. Abschliessend kann ich sagen, dass sich das Projekt auf jeden Fall gelohnt und erst noch Spass gemacht hat. «Ein guter Text entsteht, indem er immer wieder überarbeitet wird!» Alexandra Stark, Journalistin und MAZ-Dozentin

➔ www.freiwillig-zh.ch ➔ Engagiert.Freiwillig. ➔ Wanderausstellung

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Lisa Wirz - Brandspuren in Szene gesetzt

Foto: DIG

Von Anna Luna, 5v Vom 9. September bis 7. Oktober 2010 verlieh die junge Künstlerin Lisa Wirz unserem Ausstellungsraum einen völlig neuen Ausdruck. Man hatte das Gefühl, man stehe viel eher auf einer Waldlichtung, wo ein Waldbrand gewütet hat, oder in einer Ruine, an deren Wände das Feuer seine Spuren hinterlassen hat, als in einem Ausstellungsraum. Lisa Wirz hat sich in ihren jüngsten Arbeiten mit den Spuren von Feuer und Explosionen, den Spuren, die Feuer oder Explosionen auf verschiedensten Materialien hinterlassen können, beschäftigt. Das Material an sich sei ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeiten, erklärt die Künstlerin. In der Ausstellung kommt dies klar zum Ausdruck. Es ist die Kombination zweier an sich einfacher und unspektakulärer Komponenten, dem Material und dem Eingriff, das heisst dem Wirken des Feuers am Material, die Wirz‘ Arbeiten zu einmaligen und spektakulären Kunstwerken macht. Die Unregelmässigkeit und das unberechenbare Verhalten und Reagieren auf Hitze und Explosion von Materialien wie Holz und Plastik machen jede Arbeit, sei sie von der Idee her einer anderen noch so ähnlich, zu einem interessanten Einzelstück. Lisa Wirz schafft auf diese Weise sowohl dreidimensionale Kunstwerke als auch zweidimensionale Abbildungen dieser Objekte, nämlich Fotografien. Mithilfe der Fotografie hält sie verschiedenste Aspekte ihres Kunstwerkes fest und schafft damit wiederum ein neues Kunstwerk. Indem sie einzelne Details aus verschiedenen Perspektiven hervorhebt, entstehen Bilder, die etwas völlig anderes auszudrücken vermögen als das Objekt, von dem die Künstlerin ausgeht. Ein Beispiel für Wirz‘ Arbeiten bildet in der Ausstellung eine Reihe von quadratischen, symmetrisch angeordneten Holzklötzen, die an verschiedenen Stellen von Feuer umgestaltet wurden. Die Verrussung, Verkohlung und Umformung des Holzes ergeben ein Spiel aus verschiedenen Kontrasten zwischen weiss und schwarz oder

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grau und braun. Genau diese grosse gestalterische Veränderung, welche die Einwirkung des Feuers bei einem Material herbeiführen kann, ist es, die Wirz‘ Arbeiten so interessant macht. Ein weiteres Beispiel ist ein ganz alltägliches Phänomen: ausgelöschte, verkohlte Zündhölzer. Lisa Wirz hat auf ganz einfache Weise, ohne zusätzliche Hilfsmittel, dieses alltägliche Objekt in einen neuen Zusammenhang gebracht, so dass es besser zur Geltung kommt, und so aus einfachen Zündhölzern ein Kunstwerk geschaffen. Sie hat über 200 Zündhölzer in einem Quadrat angeordnet, die alle verschieden lang gebrannt zu haben scheinen. Dieses Gesamtbild verleiht den einzelnen Zündhölzern viel mehr Ausdruck, als wenn man sie einzeln betrachten würde. Im Quadrat kommt klar zur Geltung, dass keines wie das andere ist, was wiederum auf die Unberechenbarkeit des Feuers und der Spuren, die es zurücklässt, verweist. Gleichzeitig hat Lisa Wirz in den Nahaufnahmen, die sie von diesen Zündhölzern gemacht hat, die künstlerische Wirkung, die auch ein einzelnes dieser Zündhölzer besitzt, gut hervorheben können. Ein letztes Kunstwerk Wirz‘, auf das ich gerne noch eingehe, mein persönlicher Favorit, ist ein Bild, bestehend aus Streifen von gelbem Klebeband, das an verschiedenen Stellen angeschwärzt ist. Darin erkennt man gut die dynamischen Bewegungen, mit denen der Russ des Feuers sich auf dem Material ausgebreitet hat. In dieser Arbeit kommt noch einmal klar zur Geltung, dass Lisa Wirz sich stark mit den Materialien, die sie für ihre Kunstwerke verwendet hat, und deren Beschaffenheit auseinandergesetzt hat. So sind aus verschieden Materialien unterschiedlicher Beschaffenheit, und demnach unterschiedlichem Verhalten bei Experimenten mit Feuer, verschiedenste hoch interessante Werke entstanden. Alles in allem eine spannende Idee mit grossartigem Ergebnis!

Eine Welt, in der man – ohne es zu merken – den Verstand verliert Im Literaturunterricht begegnen wir immer wieder besonderen Texten – in der Lesung der Autorin Felicitas Hoppe an der Kantonsschule Oerlikon hatten wir die Gelegenheit, eine Verfasserin solcher Texte kennen zu lernen. Die Lektüre von Hoppes Erzählungen hat bei den Schülerinnen und Schülern verschiedene Reaktionen ausgelöst. Text: Nina Metzger, Tosca Testorelli, Jan Schugk, 5u, und Laura Margelist, Deutsch Foto: Wolfgang Fischer

Gefallen haben ... die Wortspiele und Zweideutigkeiten die schnellen Richtungsänderungen die vielen Redewendungen, die mit neuen Inhalten gefüllt sind die poetologische Reflexion in «Die Handlanger» die Reduktion auf das Nötigste der unkomplizierte Tonfall und der schwarze Humor die Heiterkeit und der Sarkasmus die beunruhigende Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit, mit der die Texte gelesen werden können die vielfältigen Assoziationen und Hyperbeln der frische Schreibstil die Ironisierung der Geschlechterstereotypen die Verzerrung und surrealistische Darstellung die Traumwelten, in denen immer ein Stück Wirklichkeit steckt die Verknüpfung absurder Realitäten zu surrealistischen Passagen das vom Leser verlangte Gehirnjogging ... und zu guter Letzt: dass es der Autorin gelungen ist, eine Welt zu erschaffen, in der man – ohne es zu merken – seinen Verstand verliert.

Begegnung mit Text und Autorin Am Mittwoch, dem 3. November, sitzen zwei Schulklassen in der Aula und warten gespannt auf Felicitas Hoppe, die Autorin vieler haarsträubender Geschichten. Von Frau Margelist waren wir optimal auf diesen Anlass vorbereitet worden, indem wir zahlreiche Geschichten besprochen hatten. Wie sieht diese Frau wohl aus, deren unerschöpfliche Fantasie die Leserinnen und Leser seit ihrem Debüt mitreisst? Spricht sie auch so kompliziert, wie sie schreibt? Ist sie so extravagant wie ihre Erzählungen, oder unerwartet schlicht, sodass niemand auf die Idee käme, es mit einer grossartigen Künstlerin zu tun zu haben? Natürlich trifft das Unerwartete ein und eine Frau von fünfzig Jahren, die genauso sympathisch ist, wie sie auf den ersten Blick wirkt, betritt den Saal. Sie liest uns zuerst ihr Erstlingswerk «Der Balkon» vor und wir können ihr Fragen dazu stellen. Während der Diskussion realisieren wir erleichtert, dass sie so einfach spricht wie wir. Auf die Frage, was der «Sinn» der Geschichte sei, oder was sie mit gewissen ziemlich abstrakten Passagen meint, sagt sie, sie habe sich das eigentlich nie so genau überlegt. Damit bestätigt sich meine Vermutung, dass Lehrpersonen die unangenehme Angewohnheit haben, in jedes Wort eine Interpretation von der Länge eines halben Romans zu legen, ohne in Erwägung zu ziehen, dass Schriftsteller Interessanteres im Kopf haben, als ihre Texte absichtlich mit Metaphern, Symbolen oder Alliterationen zu versehen. Glücklicherweise will niemand wissen, ob diese Geschichte autobiografisch sei, obwohl dies, laut Hoppe, die Lieblings-

frage der Leserinnen und Leser sei. Das ist nicht weiter verwunderlich, zumal der Vater des Protagonisten Alkoholiker und seine Schwestern Prostituierte sind. Da will man natürlich Genaueres darüber wissen. Wir erfahren, dass Felicitas Hoppe an einer Überfahrt auf einem Frachtschiff nach New York teilgenommen hat, auf der sie schriftstellerisch sehr produktiv war. Sie verfasste eine lange Novelle über Passagiere eines Frachtschiffes, unter ihnen der seekranke Koch, der auch bei der dritten Weltumschiffung keinen Fuss auf festen Boden setzt. «Pigafetta» heisst das Werk, wie einer der überlebenden Seeleute der ersten Weltumsegelung mit Magellan. Auf unsere Fragen antwortete Frau Hoppe stets sehr umfangreich und gab uns auch eine ungefähre Vorstellung eines «Autorenlebens». So sind zum Beispiel viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller von ihrem Verlag abhängig und arbeiten unter Druck, was keine ideale Voraussetzung für spannende Texte ist. Glücklicherweise gehört Felicitas Hoppe nicht dazu und wir erfreuen uns deshalb an ihren eigensinnigen Geschichten.

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Interview mit Felix Angst Dominik Auchli, Konventspräsident der KSOe, führte am 18. November 2010 ein Interview mit dem Gründungsrektor Felix Angst Foto: Wolfgang Fischer Erzählen Sie kurz Ihren Werdegang. Ich wuchs in Zürich auf, habe dort die Volksschule besucht, Primar- und Sekundarschule, dann das Wirtschaftsgymnasium Freudenberg, und dann nahm ich ein Sportlehrerstudium auf, den damaligen Sportlehrerkurs an der ETH Zürich. Anschliessend stieg ich schnell in die Arbeit als Lehrer ein, absolvierte verschiedene Vikariate, u.a. an der KSOe, KS Enge und auch im Zürcher Unterland. Das fast noch wichtigere Standbein neben dem Sportunterricht war der Rudersport: Ich habe selbst gerudert, als Trainer gearbeitet und hatte verschiedene Funktionen im Ruderverband inne. 1984 wurde ich als Hauptlehrer für Sport an die KZU gewählt, konzentrierte mich dann voll auf die Lehrtätigkeit und beendete das Engagement im Rudern. Das war die Zeit, als meine Familie grösser wurde, wir bekamen zwei Töchter, es war eine gute Zeit. Als die Kinder dann grösser wurden und mein Interesse an der Schule allgemein wuchs, stellte ich mich für eine Kandidatur als Prorektor an der KZU zur Verfügung und wurde 1990 gewählt. 1997 trat der Gründungsrektor der KZU, Peter Wolf, nach 25-jähriger Tätigkeit zurück, und ich wurde sein Nachfolger. Ab 2003 war ich im Vorstand der Schulleiterkonferenz tätig, von 2007 bis 2009 als deren Präsident. Das gab mir eine Sicht über die eigene Schule hinaus auf die Belange der Mittelschulen im Kanton und in der Schweiz. Im Sommer 2009 trat ich nach zwölf Jahren als Rektor zurück und hatte vor, einerseits meine Sportlehrertätigkeit wieder aufzunehmen und mich anderseits Aufgaben zu widmen, bei denen ich meine Erfahrungen als Schulleiter nutzen konnte. Da kam die Ausschreibung für diese Stelle hier in Oerlikon. Das interessierte mich, und nach langem und gründlichem Überlegen meldete ich mich, wurde gewählt und sitze nun hier an diesem Tisch in dieser Funktion. Erinnern Sie sich an Ihre eigene Mittelschulzeit? Wie hat sie Sie geprägt? Ich erinnere mich, allerdings sind es nicht diese Erinnerungen, die für mich einen ganz speziellen Stellenwert

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haben. Ich habe die Schule absolviert, aber mein Hauptinteresse galt dem Sport. Es war die Zeit, in der ich sehr intensiv Leistungssport betrieb. Ich war vermutlich kein Schüler nach dem Wunsch der Lehrerinnen und Lehrer und machte nur das Nötigste. Mein Ziel war, die Schule abzuschliessen und die Studierfähigkeit zu erlangen. Ich glaube nicht, dass ich empfänglich war für das, was man heute unter breiter Allgemeinbildung versteht. Es herrschte auch eine ganz andere Atmosphäre als heutzutage. Es war eine reine Knabenschule mit dem entsprechenden Umgangston. Die Lehrpersonen waren in erster Linie Fach- und Autoritätspersonen; Begegnungen auf persönlicher Ebene gab es weniger. Der Umgang war fast geschäftsmässig, auch unser Klassenklima war nicht sehr gut, jeder verfolgte seine eigenen Ziele. Eine Ausnahme unter den Lehrpersonen war mein Deutschlehrer Kaspar Schnetzler. Mit ihm diskutierten und stritten wir über gesellschaftliche Aspekte, er führte uns in die Literatur ein, und vor allem spielten wir mit ihm sehr intensiv Theater. Das ist ein Mensch, an den ich mich sehr gerne erinnere und den ich auch heute hin und wieder sehe. In dieser Zeit war ich Mitglied in der Schülerorganisation und zwei Jahre lang deren Präsident. Die Kooperation zwischen Schülerschaft und Schulleitung war ganz anders als heute. Es war eine Zeit, in der man sich gegen Autoritäten auflehnte und um Positionen und Mitbestimmung kämpfte. Wir erreichten als einen «Erfolg», dass wir einen Beobachterstatus im Konvent bekamen. Diese Tätigkeit prägte mich wohl mehr als die Schule an und für sich. Was ist hier Ihre Aufgabe? Der Projektauftrag, den ich von der Bildungsdirektion erhalten habe, enthält vier Aufgaben. Es ist zum einen die schrittweise Zusammenführung und Neustrukturierung der beiden heutigen Schulen hier am Standort Oerlikon, und zwar im umfassenden Sinne, das heisst in den Bereichen Schulprogramm, Schulorganisation, Verwaltung und Betrieb, die Infrastruktur spielt ebenfalls eine Rolle.

Das ist meine momentane Aufgabe, die Projektleitung für den Zusammenschluss. Die zweite Aufgabe ist folgendermassen formuliert: Sicherstellung der Operationalität der fusionierten Kantonsschule per 1. September 2012. Also werde ich ab dann wirklich Rektor der neuen Schule sein und auch für die operationelle Schulführung verantwortlich sein. Ein dritter Punkt ist die Vorbereitung eines Antrags für die Führung eines Wirtschaft- und Rechtsprofils. Dies wurde schon im Vorprojekt diskutiert, und der Bildungsrat hat der neuen Schule dieses Profil zugestanden, sofern sie es will. Der vierte und letzte Punkt ist die Begleitung der Planung für die Innen- und Aussensanierung der Schulanlagen, die offenbar im Hinblick auf die Fusion immer aufgeschoben wurde. All das soll jetzt in Angriff genommen werden. Für die Begleitung der Planung werde ich mit den entsprechenden Stellen im Mittelschul- und Berufsbildungsamt und im Hochbauamt zusammenarbeiten. Worin liegt der Reiz, eine Mittelschule zu gründen bzw. zu leiten? Mein offizieller Titel ist zwar Gründungsrektor, aber es geht ja nicht um die Gründung einer neuen Schule auf der grünen Wiese, sondern um die Zusammenführung zweier bestehender Schulen. Das ist einerseits eine Erleichterung der Aufgabe, weil man auf Bestehendem und Bewährtem aufbauen kann. Es besteht schon sehr viel, und sehr viel Gutes. Auf der anderen Seite sehe ich es auch als eine gewisse Erschwerung, weil gerade die Unbeschwertheit, Offenheit, Entdeckerfreude und der Enthusiasmus nicht an erster Stelle stehen wie bei einer Neugründung. Eine Zusammenführung bestehender Schulen, die jede eine eigene Kultur, eigene Leistungen mitbringt und versucht, Bewährtes zu erhalten, ist nicht ganz einfach. Der Reiz liegt für mich eher in der Leitung der neuen Schule. Ich sehe mich auch ganz klar als Mann der Praxis. Ich bin Schulleiter, kein Bildungsplaner und kein Schreibtischpädagoge. Was mich antreibt, ist in erster Linie die Zusammenarbeit mit den Menschen. Die ist sehr vielseitig: Da sind die Jugendlichen, die Eltern, die Lehrpersonen, die

Mitarbeitenden, aber auch die Behörden und die bildungspolitische Öffentlichkeit. Ein zweiter Punkt ist die Vielfalt der Aufgaben. Ich kenne kaum einen anderen Beruf, wo man so als Generalist arbeiten kann. Ich denke da an die Verantwortung für den Schulbetrieb mit allen täglichen Problemen, an die Verantwortung für die Schulentwicklung, wo es auch immer wieder Konzeptarbeit gibt. Man bewegt etwas durch die Umsetzung und Überprüfung der entwickelten Konzepte. Weiter der ganze Personalentwicklungsbereich, nämlich die Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen, die Suche nach Lehrpersonen, ihre Anstellung und Einführung in den Schulbetrieb. Schliesslich die Finanzen: Mit der Einführung der Teilautonomie der Mittelschulen hat sich die Arbeit der Schulleitung sehr stark verändert. Als ich 1990 in die Schulleitung eingetreten bin, musste man noch wegen jeder Kleinigkeit einen Antrag nach Zürich schicken. Jetzt verwalten die Schulleitungen ein Globalbudget von gerne einmal 20 Millionen Franken, mit dem man eben umgehen muss. In anderen Betrieben gibt es für jeden Bereich einen

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Spezialisten, in einer Schulleitung macht man alles. Das birgt natürlich eine gewisse Gefahr, dass man sich verzettelt, aber für mich ist es eine grosse Herausforderung, und ich freue mich, nicht jeden Tag genau das Gleiche machen zu müssen. Im Unterschied zum Bildungsplaner in der Bildungsverwaltung sehe ich die Umsetzung von Konzepten direkt, kann Einfluss darauf nehmen und erfahre die Reaktionen der Beteiligten. Das sind die Aufgaben, die mich auch nach bald zwanzig Jahren in diesem Geschäft immer noch reizen. Sie sind jetzt seit drei Monaten hier in Oerlikon. Wie haben Sie die KSOe bisher erlebt? Zum Ersten sind es natürlich die Schülerinnen und Schüler, die diese auf den ersten Blick etwas graue und unpersönliche Architektur mit Leben füllen. Das ist wirklich ein Aufsteller. Ich arbeite seit jeher mit offener Tür, kann es mir fast nicht mehr anders vorstellen, und da dringt durch diese offene Tür vieles herein. Es wird geschwatzt, gelacht, geklagt und geschimpft. Ich bin ja jetzt auch Pendler, fahre mit dem Bus und mit dem Tram mit den Schülern, die mich zum Teil noch gar nicht kennen, und was ich da höre, ist das, was ich schon immer gehört habe: Es lebt, mit allem Drum und Dran, wie die jungen Leute heute eben sind. Dann sind da auch Einzeleindrücke: Ich war an einem Schülerkonzert. Da hat eine Schülerin im Rahmen ihrer Maturarbeit eine Band auf die Beine gestellt, ein Stück komponiert und aufgeführt. Es war ein Highlight, wie sie das dargebracht hat und wie das Publikum reagiert hat. Wenn die Türe offen ist, sieht man nicht, was darauf angeschrieben ist. Die Schülerinnen und Schüler wissen nicht, wer im Büro sitzt, und kommen mit allem Möglichen zu mir. Es haben schon Schüler die Schöggeli hier auf dem Tisch gesehen und baten darum, eines haben zu dürfen. Es gab dann ein gutes Gespräch daraus. Ein anderer Schüler hatte seinen Schulsack im Kästchen vergessen und brauchte ihn unbedingt für eine Prüfung am folgenden Tag, in der Probezeit. Er habe seinen Schlüssel verloren, was er wohl machen könne. Ich bin noch nicht so lange hier an der Schule, und so war es für mich lustig und spannend, ihm wieder zu seinen Sachen zu verhelfen. Ich lernte engagierte Lehrpersonen und Schulleitungsmitglieder kennen, die von ihrer Schule überzeugt sind, für ihre Werte einstehen und dafür kämpfen, dass diese so erhalten bleiben. Ich habe zuvorkommende, mit grosser Professionalität arbeitende Mitarbeitende kennen gelernt, im Hausdienst, auf dem Sekretariat, in der Mediothek. Es war schön und beeindruckend, wie ich auch von dieser Seite her aufgenommen wurde. Ich lernte eine Schule kennen mit einer wirklich hohen kulturellen Identität. Ich war an der Eröffnungsfeier, war an der Maturfeier. Da wurde getanzt, ein hervorragendes Orchester spielte, die Big Band gefiel mir sehr. Ich war an zwei Ausstellungsvernissagen. Da läuft etwas. Ein ganz kleiner Punkt am Rande: Was mich immer noch irritiert, sind die Gitarrenklänge des Pausengongs. Sie müssen von Amtes wegen dieser 40-jährigen Institution den Todesstoss versetzen. Verspüren Sie etwas Mitleid? Wenn ich das spontan und auf der emotionalen Ebene beantworten will, dann: Ja, das schmerzt, und ich habe

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grosses Mitleid. Wenn ich es etwas differenzierter betrachte, dann kann ich sagen, dass die Institution KSOe ja nicht beerdigt wird. Was wirklich wegfällt, ist der Name, das ist unumstösslich. Aber die Schule wird weder geschlossen noch aufgelöst, sondern sie wird mit all ihren Akteuren und ihren Gebäuden weiter bestehen, und ich hoffe natürlich, dass sie sich höchst lebendig weiterentwickelt. Es werden neue Kolleginnen und Kollegen kommen, Schülerinnen und Schüler und Mitarbeitende. Die Schule wird neue Angebote offerieren können, sie wird mit neuen Ideen konfrontiert sein, diese diskutieren und die eine oder andere hoffentlich auch aufnehmen. Ich hoffe, dass die Zusammenführung auch als Chance gesehen werden kann und nicht nur als Ende von etwas, für das man sich sehr stark eingesetzt hat und das sehr erfolgreich war. Haben Sie ein Wunschbild von der neu zu gründenden Schule? Die gleiche Frage wurde mir 1997 gestellt. Damals war die KS ZH-Unterland 25 Jahre alt und erlebte den Wechsel des Rektors. Wenn ich mich an meine damaligen Äusserungen erinnere, sehe ich es eigentlich immer noch gleich: Mein Wunschbild ist eine Schule, die es den Schülerinnen und Schülern gemäss dem Bildungsziel des MAR ermöglicht, auf der einen Seite die Studierfähigkeit zu erreichen, sie fachlich auf ein Studium vorbereitet. Auf der andern Seite vermittelt sie, was Prof. Eberle eine «vertiefte Gesellschaftsreife» nennt, was über das rein Fachliche hinausgeht, nämlich dass man sich in der heutigen Gesellschaft zurechtfinden und verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen kann. Wie jede andere Schule auch soll die neue Schule einen guten und erfolgreichen Unterricht bieten. Dabei ist für mich ganz wichtig, dass der Unterricht als eine Vereinbarung verstanden wird: Eine Vereinbarung, die die Lehrenden und Lernenden miteinander treffen und die auf gegenseitiger Wertschätzung aufgebaut ist. Die Lehrerinnen und Lehrer sind zuständig für ihr Lehren, und das machen sie mit einer hohen Professionalität, mit einem grossen pädagogischen Engagement, mit Fachkompetenz, die durch Weiterbildung ständig ausgebaut wird. Auf der anderen Seite sind es die Schülerinnen und Schüler, die ihrerseits Verantwortung übernehmen. Das ist mir ein grosses Anliegen. Ich bin mir bewusst, wie schwierig das ist, aber man muss immer darauf hinarbeiten. Guter Unterricht ist immer eine Kooperation: nicht ein dozierender Lehrer und konsumierende Schüler, sondern ein Miteinander. Können Sie das für unsere Schülerinnen und Schüler noch etwas konkretisieren? Wie soll diese Verantwortung ausschauen? Die besteht zuerst einmal darin, dass die Jugendlichen vorbereitet und ausgeschlafen, einigermassen leistungsfähig und pünktlich in den Unterricht kommen. Dass sie sich am Unterricht beteiligen, indem sie Fragen stellen, diskutieren, ihre Meinung äussern. Der mündliche Diskurs im Unterricht hat einen grossen Stellenwert, wenn auch nicht in jedem Fach in gleichem Masse. Weiter, dass sie ihre Hausaufgaben erledigen: Man kann nur mitdiskutieren, wenn man die Fakten kennt, sonst diskutiert man aus dem hohlen Bauch heraus. Das funktioniert natürlich nur, wenn die Lehrpersonen ihrerseits bereit sind, mit der Klasse zusammenzuarbeiten, Rückmeldungen entgegenzunehmen, auf Wünsche einzugehen, soweit es im Rahmen

des Lehrplanes möglich ist, und ihren eigenen Beitrag zum Unterricht, wenn immer möglich, zu optimieren. Wie wird unsere neue Schule im Jahr 2050 aussehen? Schwierig zu sagen! Ich schlage vor, vielleicht das Jahr 2025 anzuschauen. Ich habe grundsätzlich eine optimistische Sicht. Ich sehe eine etablierte Schule am Standort Oerlikon, die ihre Grösse, die sie durch die jetzige Zusammenführung erreicht, zu ihrem Vorteil nutzt. Eine Schule, die auf ein umfassendes Angebot ausgerichtet ist, und nicht auf eine spezifische Richtung. Es ist eine grosse Schule, die die Bildungsziele des MAR umsetzt. Sie wird wahrscheinlich keine Abteilung Literargymnasium, Abteilung Kunstgymnasium oder Wirtschaftsgymnasium haben, sondern es ist eine Schule, welche die breite Allgemeinbildung im Zentrum sieht, aber die Vorbereitung auf das Hochschulstudium durch die Qualität des Unterrichts beibehält. Es ist eine Schule, die durch ihr grosses Angebot den Schülerinnen und Schülern die bestmöglichen Voraussetzungen für eine den Fähigkeiten und Interessen entsprechende Schullaufbahn bietet. Sie soll die nötige Durchlässigkeit bieten, nicht im Sinne eines Modulsystems, in dem man je nach Laune wechselt, sondern man bekennt sich zu einem Weg. Wenn aber jemand sieht, dass er die falsche Richtung eingeschlagen hat, sollte er ohne riesige Schwierigkeiten eine andere einschlagen können, zum Beispiel durch einen Wechsel vom Gymnasium in die FMS. Es ist hoffentlich eine Schule, die durch ihre Vielseitigkeit ein attraktiver Arbeitsplatz für die Lehrpersonen und Mitarbeitenden ist. Sie liegt, und da habe ich grosse Hoffnungen, in einem schönen und gepflegten Schulcampus mit an die pädagogischen Bedürfnisse angepassten Gebäuden und Anlagen, die saniert und gross genug sind. Das heisst auch, dass das Backsteingebäude der pädagogischen Hochschule dann zu unserer Schule gehören wird. Was macht für Sie die Identität einer Mittelschule aus? Für mich ist die Identität ganz klar mit den Menschen verbunden: die Leute, die da jeden Tag ein- und ausgehen, die Werte und Grundhaltungen, die sie vertreten, und die Arbeit, die sie leisten. Das bezieht sich auf die Schülerinnen und Schüler, so wie ich es vorher formuliert habe, aber besonders auf die Lehrpersonen. Diese bleiben viel länger hier, und sie haben auch eine erzieherische Aufgabe, vor allem gegenüber den jüngeren Schülerinnen und Schülern. Deswegen sind diese Werte und Grundhaltungen von ganz grosser Bedeutung und werden im Leitbild der Schule festgehalten. Das Leitbild ist für mich nicht einfach eine Pflichtübung, ein Schulprospekt, der in der Schublade verschwindet, sondern ein wichtiges Instrument. Darin werden die Werte zuerst einmal zusammen erarbeitet, dieser Prozess ist für mich von grosser Bedeutung. Dann muss es mit Aktionsplänen usw. umgesetzt werden. Es muss immer wieder überprüft werden, ob es noch der Schule und ihrer Identität entspricht und wie sich diese Identität weiterentwickeln könnte. Nochmals: Es sind die Menschen und ihre Werte, weniger das Angebot und keinesfalls die Gebäude, die diese Identität ausmachen. Wie sehen Sie die Entwicklungen der schweizerischen Bildungslandschaft? Welches sind die Brennpunkte? Wenn man schaut, was auf kantonaler und überkantonaler Ebene läuft, sind das einmal die Vermittlung und

die Überprüfung von Grundkompetenzen. Das wird immer wichtiger. Es gibt dafür verschiedene Begriffe, wie basale Kompetenzen, Standards, Treffpunkte, die immer auf die jeweilige Schulstufe bezogen sind. Für die jeweils folgende Schulstufe sind sie von Bedeutung, man muss darauf aufbauen können. Letztlich sind Grundkompetenzen ganz wichtig für die Arbeitswelt. Man strebt eine gewisse Vereinheitlichung an, so dass die Schülerinnen und Schüler vergleichbare Kompetenzen mitbringen, mehr, als das bisher vielleicht der Fall war. Die Vergleichbarkeit bei den Abschlüssen steht ebenfalls im Brennpunkt. Gerade bei den Mittelschulen, wo wir eine Hausmaturität haben, wird die Frage gestellt, ob das noch zeitgemäss ist. Müssten nicht für eine bessere Vergleichbarkeit bei der Maturität an der gleichen Schule im gleichen Fach gleiche oder zumindest teilweise gleiche Prüfungen absolviert werden? Eine einheitliche Maturität lehne ich zwar aus Überzeugung ab, es scheint mir aber sinnvoll, die Vergleichbarkeit der Leistungen etwas zu erhöhen. Als weiteren Punkt erwähne ich die Harmonisierung der Schulorganisation und der Schulprogramme, die mit der Mobilität zusammenhängt. Schülerinnen und Schüler wechseln die Schulen. Wenn aber jede Schule ihren eigenen Lehrplan und ihre eigene Schulorganisation hat, wird das schwierig. Bestrebungen wie HARMOS und Lehrplan21 tragen dieser Entwicklung Rechnung. Ein Dauerthema ist der Spagat zwischen den hohen Ansprüchen, die an die Bildungsinstitutionen gestellt werden, und den beschränkten Mitteln, die zur Verfügung stehen. Damit meine ich nicht nur die Finanzen, sondern auch die Zeit: In den Mittelschulen sind die Anforderungen gestiegen, aber die Schulzeit ist verkürzt worden, ein weiteres Mal jetzt mit der Verlegung der mündlichen Maturprüfungen vor die Sommerferien. Damit verbunden ist die Situation der Lehrkräfte und der Schulleitungen, die sehr stark belastet sind und nicht immer nur optimale Voraussetzungen für ihre Arbeit vorfinden. Es wird immer schwieriger, geeignete und engagierte Fachkräfte für unsere Schulen zu finden. Die Arbeit wird Ihnen in nächster Zeit nicht ausgehen. Wie erholen Sie sich davon? Ich erhole mich in erster Linie bei meiner Familie. Ich erachte es als grosses Glück und Privileg, dass ich eine intakte Familie habe. Eine Ehefrau, mit der ich viel teilen und besprechen kann. Ich habe zwei erwachsene Töchter, die zwar ausgezogen sind, die ich aber regelmässig sehe. Und ich freue mich, dass ich seit einem Monat Grossvater bin und im engen persönlichen Kreis eine neue, junge Generation kennen lernen darf. Die andere Seite: Für mich als Sportlehrer ist Bewegung fast ein Lebensinhalt. Ich bewege mich sehr gerne, und das am liebsten draussen und der Jahreszeit entsprechend. Also bin ich im Sommerhalbjahr gerne zu Fuss, mit dem Velo oder mit dem Kanu unterwegs und im Winter mit den Skis oder den Schneeschuhen. Daneben liebe ich die Musik. Ich habe auch einmal Klavier gespielt, das ist aber lange her. Ich höre sehr gerne Musik, sei es im Konzert oder in der Oper oder aber zu Hause mit CDs. Felix Angst, vielen Dank für dieses Gespräch.

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Nicolas Vionnet Lehrer für Bildnerisches Gestalten und neuer «Catch me if you can» heisst eine Installation aus Holz, Styropor und Rollrasen, eine im Wasser schwimmende Insel, die Nicolas Vionnet 2009 in Weimar ausstellte. So spielerisch-provokant wie der Titel dieses Werks, so herausfordernd ist es, sich mit dem neuen, sehr vielseitigen und engagierten Lehrer für Bildnerisches Gestalten zu unterhalten. Eine andere Ausstellung in einem leerstehenden Zeughaus, an der er als Kunstschaffender teilnahm, hiess «mobilmachen». Bestimmt wird dies auch sein Motto an der KSOe sein: bewegen, verändern, neuen Zugang zur Kunst schaffen.

Steckbrief Nicolas Vionnet Vorname: Nicolas Name: Vionnet Geburtstag: 25.11.1976 Wohnort: Uster Beruf: Lehrer für bildende Kunst, freischaffender Künstler Künstlerische Tätigkeit: Malerei, Installation, Kunst im öffentlichen Raum Familie: Lebenspartnerin Cécile, Tochter Elaine-Joséphine (7 Monate) Aufgewachsen: in Buckten und Sissach BL Ausbildung: Ausbildung zum Primarlehrer an der Pädagogischen Hochschule Liestal, Studium und Höheres Lehramt an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel, Master of Fine Arts, Studiengang «Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategie» an der Bauhaus-Universität Weimar Frühere Stellen: Lehrer am Gymnasium Münchenstein BL, Kunstvermittlung, Ausstellungsgestaltung, Dokumentation an der Fondation Beyeler in Riehen Hobbies: Neben Beruf und Familie eigene künstlerische Tätigkeit im Atelier Malerische Vorliebe: Abstrakter Expressionismus, Informel, Minimal Art Lieblingskünstler: Katharina Grosse, Gerhard Richter, Walter De Maria Bevorzugte Musik: Jazz, Funk Lieblingssport: Pinsel «heben», Farbe «schleppen», früher spielte ich Tennis Essen: Alles, am liebsten mit Sahne Persönliche Stärke: Kommunikation Persönliche Schwäche: Brauche viel Zeit, bis ich abends abschalten kann, erlebe mit zunehmendem Alter einen erschreckenden Hang zum Perfektionismus Schönstes Erlebnis: Die Geburt meiner Tochter Bevorzugte Schweizer Gegenden: Basel, Tessin und die Romandie Leitspruch für die künstlerische Tätigkeit: «Ich weiß nicht, wonach ich in meiner Arbeit suche, aber ich betrachte sie als einen guten Freund.» (Urs Fischer) Glück: Mit meiner Partnerin, meiner Tochter, bei einem feinen Nachtessen mit guten Freunden, im «Joggeli» bei Heimspielen des FC Basel, in meinem Atelier und nicht zuletzt auch bei der Kunstvermittlung in der Schule

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KSOe-Kurator Fragen zur Person Text: Walter Michel Was lockte dich, als Lehrer an die KSOe zu kommen? Nach meinem Master-Studium in Weimar und meiner Rückkehr in die Schweiz war für mich klar, dass ich mit meiner Lebenspartnerin zusammenziehen würde. Da sie bereits in Uster wohnte, landete ich plötzlich im Zürcher Oberland. Von dort bewarb ich mich an einigen Zürcher Gymnasien und landete glücklicherweise an der KSOe. Welche persönlichen Akzente versuchst du an die KSOe zu bringen? Mir ist wichtig, den Jugendlichen einen Zugang zur klassischen Moderne sowie zur zeitgenössischen Kunst zu verschaffen. Wie betrachte ich moderne Kunst? Was kann man über ein Kunstwerk sagen und welche Strategien gibt es, sich Kunst anzunähern? Viele verstummen beim Gedanken, ein Kunstwerk analysieren resp. beschreiben zu müssen. Zu gross sind die Hemmschwellen, zu elitär und kompliziert die oft abgehobenen und unverständlichen Berichte in Fachzeitschriften. Logisch also, dass Jugendliche (und auch Erwachsene) oft Angst haben, sich überhaupt zur Kunst zu äussern. Picasso hat ja mal gesagt: «Leute reden über alles, die Natur, das Wetter etc., doch wenn sie im Museum stehen, verstummen sie!» Da hatte er Recht. Mein Ziel ist es, den Schülern und Schülerinnen einfache Strategien zu vermitteln, wie man Kunst betrachten und beschreiben kann. Das Kulturangebot in Zürich ist riesig. Die Stadt ist voll mit kostenlosen Ausstellungen in Galerien. Ich wünsche mir, dass ich Jugendliche dazu bewegen kann, hinauszugehen und dieses Angebot zu nutzen. Du warst mit einer Klasse auch bereits in einer Arbeitswoche. Welche Chancen hast du mit deinem Fach wahrgenommen? Das Wichtigste einer solchen Woche ist und bleibt der soziale Aspekt. Wie schön ist es doch, wenn man nach einem intensiven Arbeitstag abends zusammen am Nachtessen sitzt und lacht, die Stimmung geniesst und sich bereits die Vorfreude auf den nächsten Tag breitmacht. Dieses dankbare Klima ist motivierend und ermöglicht nicht zuletzt die beste Voraussetzung für einen sinnvollen Lernprozess. Genau diese Momente sind es, die uns auch Jahre nach der Schulzeit noch in Erinnerung bleiben – die Exkursionen, Projekte, Reisen und Ausflüge – die Augenblicke, wo wir mit all unseren Sinnen dabei sind und nicht nur auditiv im Schulzimmer berieselt werden. Gibt es noch ungenutzte Möglichkeiten im bildnerischen Angebot an der KSOe? Ja, die gibt es, wie in jedem andern Fach auch. Mein persönliches Anliegen ist es, mit meinen Klassen regelmässig Kunstgeschichte zu betreiben. Eine chronologische Aufarbeitung von der Renaissance bis heute wäre dabei ein realistisches Minimalziel. Allerdings ist die Kunstgeschichte in Zürich kein separates Fach wie in vielen anderen Kantonen, sondern muss im Bildnerischen Gestalten Platz haben. Dabei muss ich automatisch auf viel praktisches Handwerk verzichten. Hier das richtige Mittelmass zu

finden, finde ich schwierig. Es wäre wünschenswert, auch an Zürcher Gymnasien neben den zwei Lektionen BG noch eine Lektion Kunstgeschichte zu haben. Wie verändert das Medienverhalten der «iPhone-Generation» deren Zugang zum Fach Bildnerisches Gestalten? Eine Tatsache ist sicherlich, dass Jugendliche heute als Allrounder erzogen werden, dass sie eher in die Breite als in die Tiefe fokussiert sind. Unsere Aufgabe ist es, die Schüler und Schülerinnen aufs Berufsleben vorzubereiten – dies sollten wir ernst nehmen. Im BG heisst das neben der Vermittlung von klassischen Themen wie Layout, Grafik und Illustration auch Vermittlung von digitaler Fotografie. Die Schüler und Schülerinnen sollen sich vermehrt mit Bildbearbeitung, Bildformat, Farbmodi usw. auseinandersetzen. Welche Schwerpunkte möchtest du als neuer Kurator im Aula-Foyer setzen? Mein oberstes Ziel ist es natürlich, gute Ausstellungen zu machen: klar, reduziert und dennoch qualitativ hochwertig, inhaltlich wie auch formal (Präsentation). Einige Ausstellungen sind jeweils übers Jahr bereits gesetzt, so z.B. die Präsentation der Maturitätsarbeiten oder auch die Ausstellung der Abschlussarbeiten im BG. Darüber hinaus möchte ich ein Mal pro Jahr einen jungen Nachwuchskünstler oder eine junge Nachwuchskünstlerin einladen. Dabei geht es mir darum, jungen, aufstrebenden Künstlern eine Plattform zu bieten und somit ein Publikum von aussen an die KSOe zu locken. Des Weiteren möchte ich regelmässig Arbeiten von Angestellten der KSOe präsentieren, wie z.B. das Werk über Aphorismen von Ruedi Schoch, welches im Herbst 2010 ausgestellt war. Ebenfalls ein wichtiger Punkt ist das Ausstellen von interdisziplinären Projekten. Projekte also, die über die Fachschaften hinausgehen, Projekte, die verbinden und Neues hervorbringen. Dies muss nicht unbedingt immer Kunst oder Gestaltung sein, sondern darf sich auch mit Theater, Literatur oder Wissenschaft befassen. Was hast du bereits in die Tat umgesetzt? Als ich im August 2010 dieses Amt der Ausstellungskoordination übernahm, habe ich bewusst viel Gutes und Bestehendes belassen und nur wenige, kleine Dinge geändert: Die Vernissagen wurden auf den späten Nachmittag gesetzt und finden nicht mehr über Mittag statt. Sie sind so auch für externe Besucher erreichbar. Die Ausstellungen sind mit Wandtexten im Raum gekennzeichnet, Saaltexte mit Ausstellungsinformationen liegen auf und informieren die Besucher in Kürze über die laufende Ausstellung. Unser Foyer ist wahrhaftig ein schöner, lichtdurchfluteter Raum. Mein grosser Wunsch ist es, dass die Schule vermehrt für Schüler und Schülerinnen, Eltern und Nachbarn zum Ort des Austauschs wird. Ich wünsche dir als Lehrer an der KSOe, im vielfältigen Künstlerleben und in deinem jungen Familienleben viel Glück und Erfolg!

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Austausch mit dem «Lycée Denis-de-Rougemont» in Neuenburg Anlässlich der Arbeitswoche besuchte die jetzige Klasse 5r mit Colette Giboudeaux und Nick Service vor einem Jahr die Klasse 3MG01 am «Lycée Denis-de-Rougemont» in Neuenburg. Im September 2010 empfing nun die 5r die Schüler und Schülerinnen aus dem Welschland an unserer Kantonsschule. Je zwei Schüler der beiden Schulen berichten über den gelungenen Austausch.

Besuch aus Neuchâtel

Au-delà du Röschtigraben...

Text: Adrian Wanzenried und Tobias Huber, 5r

Text: Michaël Ryter et Claire Robinson, 3MG01

Nachdem wir letztes Jahr in der Arbeitswoche die Neuenburger Kantonsschule «Denis-de-Rougemont» besucht hatten, waren dieses Jahr die Neuchâtelois mit einem Besuch an unserer Schule an der Reihe. Empfangen wurden sie im Theatersaal der Mensa. Danach führten wir sie durch unsere Schule. «C’est une école très riche et grande», meinte eine Schülerin. Vor allem die vielen Computer und Laptops, die Anzahl der Schüler und Schülerinnen und die Grösse des Areals beeindruckten sie. Nach der Besichtigung kehrten wir zurück in den Theaterraum, wo die Schulleitung die Schülerinnen und Schüler aus Neuenburg begrüsste und alle zu einem Apéro einlud. Gestärkt gingen wir dann in kleinen Gruppen weiter in Richtung Stadt, zur ETH, durch das Niederdorf und zu weiteren Sehenswürdigkeiten. Der Austausch mit den Neuchâtelois war sehr bereichernd. Der Röschtigraben ist nicht so breit, wie man meint!

Vous voulez enfin pouvoir travailler sur mac dans la filière scientifique et cela presque gratuitement? Faites des études à la Kantonsschule Zürich Oerlikon (KSOe)! Voilà ce que notre classe, la 3MG01, accompagnée de M. Stephan Bucher, a pu découvrir au cours de sa visite de l’autre côté du Röschtigraben le 15 septembre 2010. Après avoir été accueillis par Mme Giboudeaux et sa classe, nous avons suivi une leçon qui s’est conclue par une visite de leur école bien plus grande que notre lycée, et plus moderne. Ceci s’explique facilement: ils n’ont pas trois ans de cours mais six dans le même établissement. Nous découvrîmes par la suite une cantine – la Mensa – digne d’un cinq étoiles, self-service avec cuisine intégrée ainsi que des cuisiniers qui préparent des plats chauds à prix abordables pour des étudiants. La „Mediothek“, quant à elle, est un lieu propice aux études: accueillante et calme, la bibliothèque est environ trois fois plus grande que la nô-

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tre. Des films peuvent être empruntés ainsi que des magazines. Des poufs plus que confortables (beaucoup d’entre nous peuvent en témoigner) permettent aux élèves de se reposer. Enfin des places de sports sont à l’entière disposition des élèves pour la récréation. En tant que BICH, nous nous fîmes un devoir de visiter l’espace biologie: une serre, une mare et des animaux sont sous la responsabilité des élèves qui apprennent ainsi à mieux connaître la nature. Nous avons terminé notre visite de l’école par un apéritif royal qui nous a été servi. Mme Giboudeaux nous a alors présenté M. Michael Bleichenbacher – directeur de l’école – et M. Daniele Fumagalli – directeur adjoint et responsable des échanges. Nous tenons à les remercier pour leur accueil plus que chaleureux, mais nous remercions spécialement M. Bucher et M. Fumagalli, sans lesquels les liens avec la KSOe ne seraient pas possibles. De telles journées d’échange et des échanges – linguistiques cette fois-ci – n’existeraient pas. Pour ce qui est des points communs avec notre lycée, les élèves zurichois suivent également des périodes de quarante-cinq minutes et sont aussi évalués sur une échelle de six. Bien que les étudiants de Zurich n’aient plus de voyage de maturité depuis deux ans, ils sont nettement avantagés sur le plan de la technologie, nous citerons encore le fait que les feuilles vertes d’absence de notre lycée sont remplacées par un système d’horaire affiché sur ordinateur et mis à jour à tout moment. Les élèves peuvent ainsi observer tout changement de salle, l’absence d’un professeur ou simplement leur horaire pour ceux qui ont la mémoire courte, et cela même depuis chez eux! Le seul point négatif que nous avons entendu d'après les élèves est que les professeurs et élèves sont beaucoup plus en contact grâce aux e-mails, ce qui signifie que des devoirs peuvent être donnés à n'importe quel moment. Evidemment, il y a toujours des points négatifs et positifs dans chaque établissement scolaire, c'est pour cela que nous ne changerions pour rien au monde notre cher lycée «Denis-deRougemont»!

Huusi – eine Erfolgsgeschichte Text: Erika Kuczynski, «Huusi»-Koordinatorin Foto: Delia Lang, 4p Die acht vierten Klassen, die bereits im ersten Semester dieses Schuljahres vor und nach den Herbstferien ihre drei «Huusi»-Wochen als Internatskurs in den vier Ausbildungszentren absolviert hatten, äusserten sich ähnlich wie schon ihre Kolleginnen und Kollegen des ersten «Huusi»-Jahrgangs 2009/10: «Der Klassenzusammenhalt wurde merklich verbessert.» Nach wie vor war der Kurs in fünf Fachbereiche geglie­ dert: Ernährung/Kochen, Haushaltmanagement, Werken/Doit-yourself, Textiles Gestalten, Bewegung plus Projektarbeit. Doch die Leitungsteams modifizierten aufgrund der Erfahrungen aus der ersten «Huusi-Runde» die Fachbereiche bezüglich Inhalt, Methodik und Didaktik. Die Angst, die «Huusi» könnte dem Sparkurs des Kantons zum Opfer fallen, war deutlich spürbar, dies nicht nur bei den Leitungs-Teams, sondern auch bei den Schülerinnen und Schülern. Alle machten sich Gedanken, mit welchen Aktivitäten sie der «Huusi»-Bedrohung entgegenwirken könnten. Aus einer Klasse wurde in der NZZ und im Tages-Anzeiger sogar ein Leserbrief veröffentlicht mit dem Appell, die «Huusi» nicht wieder abzuschaffen und diese für künftige Gymi-Klassen zu sichern. Ich bedanke mich bei allen Schülerinnen und Schülern herzlich für ihr «Huusi»-Engagement, den freundlichen Empfang, den sie mir jedes Mal bereitet haben, und dafür, dass ich ihre Kochkünste miterleben durfte. In den Dank schliesse ich die Lehrpersonen ein, die durch ihren «Huusi»-Besuch ihren Klassen Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegengebracht haben, sowie an alle Leitungsteams und die Projektleitung für die gute Zusammenarbeit und an die Schulleitung für ihre Unterstützung und das Vertrauen.

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Übersetzungsmarathon und Pfefferdatteln – Erfolg beim Certamen Turicense Von Monika Pfeiffer und Rahel Reich, Latein Einen höchst erfreulichen Erfolg konnten Noémi Korondi und Adrian Müllner (beide 5bw) beim diesjährigen Certamen Turicense vom 5.11.2010 verbuchen: Sie belegten in einem Feld von rund 20 Teilnehmern den 3. und 4. Platz. Das Certamen Turicense ist ein jährlich ausgetragener Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse, bei dem die besten «Lateiner» des Kantons Zürich ihre Übersetzungs- und Interpretationsfähigkeiten unter Beweis stellen. Während der Korrektur der Arbeiten bekamen die Teilnehmenden die Gelegenheit, einander bei einem römischen Apéro und einer Führung durch das römische Zürich besser kennen zu lernen, bevor dann die Siegerehrung stattfand. Auch wenn Datteln mit Erdnüssen, Honig und Pfeffer nicht jedermanns Sache waren, fand das Rah-

menprogramm grossen Anklang und der Anlass insgesamt wurde als eine positive Erfahrung gewertet: «Ich fand es richtig toll, mich mit den Besten des Kantons messen zu können. Die Stimmung war sehr gut, man lernte neue Leute kennen, ohne in einer bedrückenden Wettkampfatmosphäre zu sein. Ich würde jederzeit wieder mitmachen.» (Noémi) «Der ganze Wettbewerb war eine gute Erfahrung. Wir lernten Schüler aus anderen Kantis kennen, hatten eine spannende Führung durch Zürich und vor allem die Erfahrung des ‹2½-Stunden-Dauer-Übersetzens› war interessant.» (Adrian) Wir gratulieren Noémi und Adrian ganz herzlich und hoffen, dass ihr Erfolg auch unsere nächstjährigen Fünftklässler zur Teilnahme am Certamen Turicense motiviert!

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Sprachdiplome Certificate in Advanced English (CAE): Amanda Aho Martina Elliker Andreas Elsener Karin Ernst Valeska Gehri Florian Gubler Kim Mishra Cindy Petöcz Stefanie Siegrist Preksha Tiwari April Tschopp Diplôme d’Etudes en Langue Française (Delf C1): Romain Hintermann Diplôme d’Etudes en Langue Française (Delf B2) Fatima Al-Kenani Rahel Aus der Au Annina Forrer David Gonon Alessandra Gregori Nadine Grob Joachim Haab Liana Hruska Alina Hubbuch Anastasia König Marc Maeder Larissa Merz Eric Metzner Lorraine Petit-Prestoud Andrea Riepl Niamh Robmann Laura Rosano Karin Schulthess Fabian Schurter Rusen Vural Max Wuchner Silvana Zollinger Camille Zuber Wir gratulieren den Schülerinnen und Schülern zur bestandenen Prüfung!

Unsere Schule wird dieses Jahr 40 Jahre alt! In der letzten Woche vor den Sommerferien wird dieses Ereignis gefeiert. Ein Team unter der Leitung von Nick Service ist daran, die Festlichkeiten zu planen. Die Jubiläums-Geburtstagsparty ist für Schüler und Schülerinnen, für Lehrpersonen, für Mitarbeitende und für Ehemalige gedacht. Es wird verschiedene Events und Darbietungen geben. Mehr soll zu diesem Zeitpunkt noch nicht verraten werden.

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Schülerberatung an der KSOe Bei Schulschwierigkeiten, persönlichen Problemen, Studien- und Berufswahlfragen können sich die Schülerinnen und Schüler der KSOe an die schulinterne Schülerberatung wenden. Zeit:

jeden Donnerstag, 12.00 - 13.00 Uhr, ohne Voranmeldung

Ort:

Zimmer 43 (im Untergeschoss Trakt A)

Berater: (abwechselnd)

Frau lic. phil. Daniela Sieber, Frau lic. phil. Isabelle de Bruin und Herr Dr. Rudolf Naef (KSOe)

Es können auch Termine ausserhalb der Sprechstunde vereinbart werden (Frau Sieber und Frau de Bruin: 043 259 97 10; Herr Naef, privat: 044 350 25 71). Die Beratung ist kostenlos.

Veranstaltungen im FrühlingsSEMESTER 2011 Ausstellung der Maturitätsarbeiten 10/11

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Mi 16. 3. 11 bis 11. 4. 11

10.00 Uhr

Besuchstage

Do 17. 3. 11 Fr 18. 3. 11

BG Abschlussarbeiten 11

Fr 13. 5. 11 bis 17. 6. 11

19.30 Uhr

Serenade

Mi

8. 6. 11

19.30 Uhr

Sommerkonzert

Mi 13. 7. 11

19.30 Uhr

Ausstellung Ergänzungsfach BG

Mi 30. 6. 11 17.00 Uhr bis 1. 9. 11

SERVICE

Leitung und Dienste Kantonsschule Oerlikon Legende zur Galerie S. 56: v.l.n.r. Oben: Trinkvogel, bzw. Glaskolbenente Viertaktmotor Hohlspiegel Mitte: Frequenzgenerator zum Erzeugen von chladnischen Klangfiguren reelles Abbild einer Flamme durch eine Sammellinse Netzgerät Unten: Fadenstrahlrohr Newton-Pendel Magnetnadeln

Präsident der Schulkommission Rektor Prorektoren Chefsekretärin Sekretärinnen Mediotheksleitung Hausmeister Hausmeister Aula Mensaleiter

Hans Vögeli Michael Bleichenbacher, Dr. sc. nat. Roland Aegerter, Dr. phil. I Daniele Fumagalli, lic. phil. I Pascal Stoffel, Dr. phil. I Ursula Hässig Elvira Eberhard Derya Sazpinar Gabriella Wehrli Esther May und Monika Pitsch Peter Schärli Raymar Gütler Thomas Stutz

Adresse Birchstr. 107 8050 Zürich Tel. 044 317 23 00 Fax 044 317 23 93 E-Mail [email protected] Homepage www.ksoe.ch Mediothek

Tel. 044 317 23 15, E-Mail: [email protected]

Impressum

impuls

Herausgeber Rektorat KSOe Redaktion Germaine Stucki-Volz Daniel Gut Ruth Harder Nadja Kilchmann Lektorat Anja Wegmann Gestaltung Annelies Diggelmann Druck Lenggenhager Druck E-Mail [email protected] Auflage 1800

Service

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GALERIE: Physik

Fotos: Legende S. 55

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