DEPR-6. Die Skala Depressivität des Brief Symptom Inventory 18.

July 5, 2017 | Autor: G. Franke | Categoria: Psychology
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Die wichtigste Informationsquelle für die Erklärung, Beschreibung und Vorhersage des Erlebens und Verhaltens von Menschen und dessen Auswirkung auf gesellschaftliche Prozesse und Phänomene sind psychologische Merkmale und Einstellungen. In Forschung und Praxis ist seit einigen Jahren ein zunehmendes Interesse an der Erfassung solcher Merkmale zu beobachten: Immer häufiger werden diese in bevölkerungsrepräsentativen Erhebungen, wie dem Sozio-ökonomischen Panel (SOEP) des DIW oder den PISA-Studien der OECD, sowie in anderen Forschungs- und Anwendungskontexten eingesetzt. Dabei ist aufgrund zeitlicher oder finanzieller Restriktionen das Interesse an kurzen ökonomischen Erhebungsinstrumenten besonders hoch. Dieses Buch liefert eine umfassende Sammlung standardisierter und zeitsparender Erhebungsinstrumente zur Messung psychologischer Merkmale aus unterschiedlichen Bereichen, z.B.: ■ Persönlichkeitseigenschaften nach dem Fünf-Faktoren-Modell oder andere Persönlichkeitsmerkmale wie Vertrauen, Optimismus, Risikobereitschaft; ■ verhaltensrelevante Einstellungen wie Gewaltbereitschaft, Ausländerfeindlichkeit und Chauvinismus; ■ Leistungskonstrukte wie figurale und kristalline Intelligenz; ■ tätigkeitsrelevante Konstrukte wie Führungsverhalten und Mobbing sowie ■ Merkmale, die ein klinisch-relevantes Erleben und Verhalten abbilden, wie Depressivität, Ängste, gesundheitsbezogene Lebensqualität und Einsamkeitserfahrungen. Jede Kurzskala wird in einer übersichtlichen Beschreibung vorgestellt, die alle wichtigen Informationen enthält, sodass es dem Leser ermöglicht wird, innerhalb kürzester Zeit eine für seinen Forschungs- oder Anwendungszweck passende Auswahl zu treffen.

ISBN 978-3-95466-056-8

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783954 660568

C. J. Kemper | E. Brähler | M. Zenger Psychologische und sozialwissenschaftliche Kurzskalen

Menschliches Erleben und Verhalten messbar machen

Kemper | Brähler | Zenger

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Psychologische und sozial wissenschaftliche Kurzskalen Standardisierte Erhebungsinstrumente für Wissenschaft und Praxis

DEPR-6 Skala Depressivität des Brief Symptom Inventory-18

Autoren

Gabriele Helga Franke, Susanne Jäger, Matthias Morfeld, Christel Salewski, Jens Reimer, Anne Rensing, Oliver Witzke und Tobias Türk

Kurzbeschreibung

Die Skala DEPR-6 wurde primär als sensitives Screening-Instrument sowie zur Outcome-Messung entwickelt und entspricht der Dimension Depressivität des Brief Symptom Inventory (BSI; Franke, 2000). Diese wiederum ist die Kurzversion der Skala Depressivität mit 13 Items der insgesamt 90 Items umfassenden Symptomcheckliste (SCL-90®-S; Franke, in Druck). DEPR-6 bildet eine von drei Skalen des Brief Symptom Inventory-18 (Derogatis, 2000) als Kurzform des Brief Symptom Inventory-53 (Derogatis, 1993; Franke, 1997, 2000, 2014) sowie der SCL-90-R (Derogatis, 1994; Franke, 2002). DEPR-6 beschreibt Traurigkeit bis zu schwer ausgeprägten depressiven Syndromen. Diese Dimension deckt sich auf theoretischer Ebene mit dem Faktor Depression im tripartiten Modell von Clark und Watson (1991). DEPR-6 ist sowohl für die klinisch- als auch die medizin- oder rehabilitationspsychologische Forschung interessant. Durch ihre Kürze eignet sie sich zur Qualitäts- und Prozesskontrolle bei Interventionen, zur Therapieerfolgsbeurteilung und zur Evaluation (Jäger & Franke, 2010).

Quelle

DEPR-6 ist bei der Erstautorin erhältlich und wurde erstmals in deutscher Sprache publiziert durch: Franke, G. H., Jäger, S., Morfeld, M., Salewski, C., Reimer, J., Rensing, A., Witzke, O. & Türk, T. (2010). Eignet sich das BSI-18 zur Erfassung der psychischen Belastung von nierentransplantierten Patienten? Zeitschrift für Medizinische Psychologie, 19, 30–37.

Versionen

Deutsche Langformen: Franke, G. H. (2014). Brief Symptom Checklist-53. Deutsches Manual. Göttingen: Hogrefe. Manuskript in Vorbereitung. Franke, G. H. (in Druck). Die Symptom-Checkliste SCL-90®-S. Göttingen: Hogrefe. Erste US-amerikanische Publikation: Zabora, J., Brintzenhofe-Szoc, K., Jacobsen, P., Curbow, B., Piantadosi, S., Hooker, C., Owens, A. & Derogatis, L. (2001). A new psychosocial screening instrument for use with cancer patients. Psychosomatics, 42, 241–246. US-amerikanische Langformen: Derogatis, L. R. & Melisaratos, N. (1983). The Brief Symptom Inventory: An introductory report. Psychological Medicine, 13, 595–605. Derogatis, L. R., Lipman, R. S. & Covi, L. (1973). SCL-90: An outpatient psychiatric rating scale – preliminary report. Psychopharmacology Bulletin, 9, 13–28.

Anwendungsbereich

Die Skala DEPR-6 kann zur Erfassung der Depressivität bei Jugendlichen und Erwachsenen ab 14 Jahren eingesetzt werden. Anwendungen sind sowohl im

DEPR-6

71 Papier-Bleistift- als auch im PC-gestützten Format in Einzel- oder Gruppentestung möglich (Franke, 1998; Thekkumpurath et al., 2009).

Art des Tests

Klinisches Verfahren, klinischer Test zu Depressivität, eindimensional, Selbstbeurteilungsverfahren

Durchführungs-/ Auswertungszeit

Sowohl die Durchführungs- als auch die Auswertungszeit liegen bei jeweils ca. zwei Minuten.

Theoretischer Hintergrund

Die Prävalenz depressiver Störungen in der Allgemeinarztpraxis sowie in der deutschen Allgemeinbevölkerung beträgt ca. 10 % (Becker & Abholz, 2005; Jacobi et al., 2004). Depressive Störungen sind häufig und folgenschwer; es muss davon ausgegangen werden, dass Depressionen bis zum Jahr 2020, neben den koronaren Herzkrankheiten, weltweit die führende Ursache für vorzeitigen Tod und „durch Behinderung beeinträchtigte Lebensjahre werden“ (König et al., 2010, S. 213). Weiterhin gehören Menschen mit depressiven Erkrankungen zu den Vielnutzern des Gesundheitssystems (ebd.). Die Beschreibung und Ergründung der Ätiopathogenese affektiver Erkrankungen gelingt vor allem bio-psycho-sozialen Modellen, die biologische, neurobiologische und psychosoziale Vulnerabilitäten und Stressoren berücksichtigen; es besteht allerdings noch immer ein großer Forschungsbedarf (Brakemeier et al., 2008). Weder aufgrund der Ergebnisse von DEPR-6 noch aufgrund der Ergebnisse anderer Depressionsfragebögen sollte eine klinische Depressionsdiagnose gestellt werden (Gierk & Wahl, 2012), denn diese erfordert eine multimodale Zugangsweise (Franke, in Druck). DEPR-6 umfasst mehrere Formen der Manifestation klinischer Depression: Symptome dysphorischer Stimmung gehen mit gesunkenem Interesse am allgemeinen Leben, verringerter Motivation und dem Verlust vitaler Energien einher (Franke, in Druck). Zusätzlich finden sich Gefühle der Hoffnungslosigkeit, Suizidgedanken und andere kognitive und somatische Korrelate der Depression. Personen mit hohen Werten leiden unter Gedanken, sich das Leben zu nehmen, Einsamkeitsgefühlen, Schwermut, dem Gefühl, sich für nichts zu interessieren, einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit angesichts der Zukunft oder dem Gefühl, wertlos zu sein (Franke, in Druck).

Testentwicklung

Die Skala DEPR-6 entstammt dem BSI-18 und ist mit der Skala Depressivität des BSI identisch. Für das BSI wurden diejenigen Items der SCL-90 extrahiert, die in faktorenanalytischen Prüfungen eine hohe Ladung und einen starken inhaltlichen Bezug zur Gesamtskala aufwiesen (Derogatis, 2000). Der Symptom-Checklistenansatz selbst geht auf das „personal data sheet“ von Woodworth aus dem Jahr 1918 zurück, das als der erste standardisierte Selbstbeurteilungsfragebogen gelten kann (Mittenecker, 1982) In dieser Tradition stehen DEPR-6, BSI-18, BSI sowie SCL-90 als einfache Methode der psychodiagnostischen Datenerhebung im Bereich psychischer Belastung.

Aufbau und Auswertung

DEPR-6 besteht aus sechs Items, die mit der Frage „Wie sehr litten Sie in den vergangenen sieben Tagen unter…“ eingeleitet werden: (1) „dem Gefühl, sich für nichts zu interessieren“; (2) „Einsamkeitsgefühlen“; (3) „Schwermut“; (4) „dem Gefühl, wertlos zu sein“; (5) „einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit angesichts der Zukunft“ und (6) „Gedanken, sich das Leben zu nehmen“. Die fünfstufige Ratingskala für das Antwortverhalten reicht von 0 = „überhaupt

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DEPR-6 nicht“ bis 4 = „sehr stark“. Die Antworten auf die sechs Items werden zur Skalensumme aufaddiert.

Gütekriterien

Die Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität ist nach den vorliegenden Befunden gewährleistet (Derogatis, 2000). Im deutschsprachigen Raum lag die interne Konsistenz (Cronbach α) von DEPR-6 zwischen α(max) = .87 (N = 409 nierentransplantierte Patienten; Franke et al., 2010) und α(min) = .86 (N = 1 215 ambulante Psychotherapieklienten; Spitzer et al., 2011). Für Studierende lag der Wert bei α = .85 (N = 369) und für nicht-klinische Probanden etwas niedriger (α = .79, N = 256; Spitzer et al., 2011). Zur Test-RetestReliabilität berichteten Spitzer et al. (2011) ein r tt = .80 bei 48 Studierenden nach zwei Wochen. Der Beleg der Eindimensionalität von DEPR-6 gelang in deutschsprachigen Stichproben in konfirmatorischer Faktorenanalyse bei 638 stationären Psychotherapiepatienten [CFA über die drei Skalen des BSI-18: χ² (df) = 306.134 (132); p ≤ .0001; RMSEA (90% CL) = .064 (.055 bis .074); TLI = .90; CFI = .91; Franke et al., 2011]. DEPR-6 korrelierte bei 1 215 ambulanten Psychotherapieklienten zu r = .79 mit der Skala Depressivität des PHQ (Löwe et al., 2002). Patienten mit depressiven Störungen zeigten bei DEPR-6 die höchste Belastung (Franke et al., 2011; Spitzer et al., 2011). Patienten, die von den Therapeuten als psychisch oder sozialkommunikativ belastet eingeschätzt wurden, berichteten höhere Werte bei DEPR-6 als diejenigen ohne eine solche Fremdbeurteilung (d = -0.52 bzw. -0.21). Weiterhin finden sich in der internationalen Literatur zehn psychometrische sowie zahlreiche Anwendungsstudien.

Vergleichswerte

Bevölkerungsrepräsentative Normwerte sind in Vorbereitung. Mittelwerte und Standardabweichungen in deutschsprachigen Stichproben wurden bislang für Studierende (N = 369), eine Zufallsstichprobe nicht-klinischer Probanden (N = 256), ambulante (N = 1 215; Spitzer et al., 2011) und stationäre (N = 638; Franke et al., 2011) Psychotherapieklienten sowie für nierentransplantierte Patienten (N = 409; Franke et al., 2010) veröffentlicht.

Ressourcen

www.scl-90-r.com

Literatur

Becker, N. & Abholz, H.-H. (2005). Prävalenz und Erkennen von depressiven Störungen in deutschen Allgemeinarztpraxen – eine systematische Literaturübersicht. Zeitschrift für Allgemeine Medizin, 81, 474– 481. Brakemeier, E.-L., Normann, C. & Berger, M. (2008). Ätiopathogenese der unipolaren Depression. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz, 51, 379–391. Clark, L. A. & Watson, D. (1991). Tripartite model of anxiety and depression: Psychometric evidence and taxonomic implications. Journal of Abnormal Psychology, 100, 316–336. Derogatis, L. R. (1994). SCL-90-R. Symptom Checklist 90-R. Administration, scoring, and procedures manual (3rd edition). Minneapolis: NCS Pearson. Derogatis, L. R. (1993). BSI. Brief Symptom Inventory. Administration, scoring, and procedures manual (3rd edition). Minneapolis: NCS Pearson. Derogatis, L. R. (2000). BSI-18: Brief Symptom Inventory 18 - Administration, scoring, and procedures manual. Minneapolis: NCS Pearson. Franke, G. H. (1997). Erste Studien zur Güte des Brief Symptom Inventory (BSI). Zeitschrift für Medizinische Psychologie, 6, 159–166. Franke, G. H. (1998). Computerunterstützte klinisch-psychodiagnostische Selbstbeurteilungsverfahren im Äquivalenztest. Lengerich: Papst-Verlag. Franke, G. H. (2000). BSI. Brief Symptom Inventory von L. Derogatis. Deutsches Manual. Göttingen: Beltz.

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DEPR-6

Franke, G. H. (2002). Symptom-Checkliste von L.R. Derogatis (SCL-90-R) – deutsche Version (2., überarbeitete und neu normierte Auflage). Göttingen: Beltz Test. Franke, G. H. (2014). BSCL-53. Brief Symptom Checklist-53. Deutsches Manual. Göttingen: Hogrefe. Manuskript in Vorbereitung. Franke, G. H. (in Druck). SCL-90®-S. Die Symptom-Checkliste mit 90 Items – Standardform – deutsches Manual. Göttingen: Hogrefe. Franke, G. H., Ankerhold, A., Haase, M., Jäger, S., Tögel, C., Ulrich, C. & Frommer, J. (2011). Der Einsatz des Brief Symptom Inventory 18 (BSI-18) bei Psychotherapiepatienten. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 61 (2), 82–86. Franke, G. H., Jäger, S., Morfeld, M., Salewski, C., Reimer, J., Rensing, A., Witzke, O. & Türk, T. (2010). Eignet sich das BSI-18 zur Erfassung der psychischen Belastung von nierentransplantierten Patienten? Zeitschrift für Medizinische Psychologie, 19 (1), 30–37. Gierk, B. & Wahl, I. (2012). Depressionsfragebögen für den alltäglichen klinischen Einsatz. Psychotherapie im Dialog, 13, 36–40. Jacobi, F., Wittchen, H.-U., Hölting, C., Höfler, M., Pfister, H., Müller, N. & Lieb, R. (2004). Prevalence, co-morbidity and correlates of mental disorders in the general population: Results from the German Health Interview and Examination Survey (GHF). Psychological Medicine, 34, 1–15. Jäger, S. & Franke, G. H. (2010). SCL-90-R, BSI oder BSI-18? – Erfassung der psychischen Beeinträchtigung in der somatischen Rehabilitation als Mittel der Ergebnisqualität. In Deutsche Rentenversicherung Bund (Hrsg.), 19. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium: Innovation in der Rehabilitation – Kommunikation und Vernetzung vom 8. bis 10. März 2010 in Leipzig (S. 59–60). König, H. H., Luppa, M. & Riedel-Heller, S. (2010). Die Kosten der Depression und die Wirtschaftlichkeit ihrer Behandlung. Psychiatrische Praxis, 37, 213–215. Löwe, B., Spitzer, R. L., Zipfel, S. & Herzog, W. (2002). Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ-D). Manual und Testunterlagen (2. Auflage). Karlsruhe: Pfizer. Mittenecker, E. (1982). Subjektive Tests zur Messung der Persönlichkeit. In K. J. Groffmann & L. Michel (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie, Psychologische Diagnostik, 3 (S. 57–131). Göttingen: Hogrefe. Spitzer, C., Hammer, S., Löwe, B., Grabe, H., Barnow, S., Rose, M., Wingenfeld, K., Freyberger, H. & Franke, G. H. (2011). Die Kurzform des Brief Symptom Inventory (BSI-18): Erste Befunde zu den psychometrischen Kennwerten der deutschen Version. Fortschritte der Neurologie und Psychiatrie, 79, 517–523. Thekkumpurath, P., Venkateswaran, C., Kumar, M., Newsham, A. & Bennett, M. I. (2009). Screening for psychological distress in palliative care: Performance of touch screen questionnaires compared with semistructured psychiatric interview. Journal of Pain and Symptom Management, 38, 597–605.

Autorin des Beitrages

Prof. Dr. Gabriele Helga Franke Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) Osterburger Str. 25 39576 Stendal [email protected]

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