Mário de Sá-Carneiro, A Confissão de Lúcio, Lisboa: Ática 1982, 35-46

July 31, 2017 | Autor: Burghard Baltrusch | Categoria: Modernist Literature (Literary Modernism), Translation, Literary translation, Mário de Sá-Carneiro
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1 Mário de Sá-Carneiro, A confissão de Lúcio, Lisboa: Ática 61982, 2.Kapitel, S.35-46. Übersetzt von Burghard Baltrusch.

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Unterwegs wurde das Gespräch fortgesetzt, und vom ersten Augenblick an empfand ich eine lebhafte Zuneigung für Ricardo de Loureiro. Man erriet in diesem arabischen Gesicht mit seinen entschiedenen, sich schön hervorhebenden Zügen einen freimütigen und offenen Charakter - in einem Paar genialischer, tiefschwarzer Augen leuchtend. Ich sprach ihn auf sein Werk an, das ich bewunderte, und er erzählte mir, daß er meinen Band Novellen gelesen und daß ihn vor allem die Erzählung João Tortura interessiert habe. Diese Auffassung schmeichelte mir nicht nur, sondern weckte mehr noch meine Sympathie für den Dichter, da ich in ihm einen Charakter vermutete, der mein Seelenleben ein wenig verstehen könnte. In der Tat war es diese Erzählung, die ich mit Abstand bevorzugte und die indessen die einzige war, die sich durch kein besonderes Merkmal auszeichnete - die selbst meine Freunde, ohne es mir zu sagen, für die schlechteste hielten. Vortrefflich übrigens die Konversation des Künstlers, nicht nur einschmeichelnd, und zum ersten Mal erlebte ich, daß Gervásio schwieg -, daß er zuhörte; er, der sonst in allen Zusammenkünften der Beherrschende war. S.36, 1.Absatz Schließlich hielt unser Coupé vor einem herrlichen Palast in der Avenida do Bosque, durch

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rote, seidene Vorhänge hindurch auf phantastische Weise völlig erleuchtet. Kutschen, viele, vor der Tür - alles in allem eine Mischung aus mehr oder weniger beschädigten Fiakern und einigen prunkvollen privaten Gefährten. Wir stiegen aus. Wie in einem Theater nahm am Eingang ein Lakai unsere Einladungskarten entgegen und ein anderer drängte uns sofort zu einem Aufzug, der uns schnell in den ersten Stock beförderte. Dort bot sich uns dann ein erstaunliches Schauspiel dar: Ein großer elliptischer Saal, dessen Decke eine äußerst hohe, glänzende Kuppel darstellte, gestützt von zauberhaften Voluten vielfarbiger Säulen. Im Hintergrund eine seltsame Bühne, von bronzenen Sphinxen getragen, von der man - über Stufen rosaroten Marmors - zu einem großen,

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halbrunden Schwimmbassin voll durchscheinendem Wasser hinabsteigen konnte. Drei Galerien, so daß der große Saal den Eindruck eines prächtigen, phantastischen Theaters erweckte. Irgendwo, im Verborgenen, mahlte ein Orchester Walzer. Als wir eintraten - man bemerkte es - hefteten sich alle Blicke auf Gervásio Vila-Nova, priesterlich, wunderschön in seinem gut sitzenden schwarzen Frack. Und sofort stürzte sich die

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Ausländerin auf uns, um zu fragen, was wir von dem Saal hielten. In der Tat, die Architekten hatten ihn erst vor zwei Wochen fertiggestellt. Dieses prunkvolle Fest war seine Einweihung. Wir schrien unser Erstaunen angesichts des Wunderbaren heraus und sie, die Bezaubernde, lächelte geheimnisvoll: - Nachher wünsche ich euer Urteil zu erfahren... Und vor allen Dingen was ihr von den Lichtern haltet... Betörend das Kleid der Amerikanerin. Eine Tunika aus einem ganz ungewöhnlichen Gewebe hüllte sie ein, unbeschreiblich. Es war wie wenn sich engmaschige, metallische Fäden - aber aus den unterschiedlichsten Metallen - in einem

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glühenden Aufleuchten verschmölzen, wo sich alle Farben bald heulend vermengten, bald entströmten, ein Zischen von Reflexen astraler Tumulte. Alle Farben wurden wahnsinnig auf ihrer Tunika. Zwischen den Maschen des Gewebes machte sich, wenn man genau hinsah, die nackte Haut aus; und eine Brustwarze kam mit einer herrlichen Spitzigkeit hervor. Die goldblonden Haare hatte sie unregelmäßig aufgerollt und mit Edelsteinen verflochten, die jene Lohen mit Blitzen schmückten, die das Licht übertrafen. An ihren Armen verbissen sich smaragdene Schlangen ineinander. Kein einziges Schmuckstück auf dem tiefen Ausschnitt... Die beunruhigende Statue des verzerrten Verlangens, des hellblonden Lasters... Und aus all ihrem Fleisch strömte, in blauem Halbdunkel, ein undurchdringlicher Wohlgeruch nach Verbrechen. Nach einigen Augenblicken entfernte sie sich schnell von uns, um andere Gäste zu empfangen. Der Saal hatte sich inzwischen mit einer überspannten und sonderbaren Menge gefüllt. Es waren seltsame Frauen, fast nackt in ihren gewagten Ballkleidern und verdächtige Gesichter über den gleichartigen und schwarzen Festgewändern der Männer. Es gab rauhaarige und goldblonde Russen, Skandinavier von einem sanften Blond, dunkle und krause Südländer - und einen Chinesen, einen Inder. Mit einem Wort, dort drängte sich das kosmopolitische Paris - rastaquouère und genialisch. Bis Mitternacht tanzte und unterhielt man sich. Auf den Rängen wurde teuflisch gespielt. Aber zu dieser Stunde wurde das Nachtessen angekündigt; und alle gingen wir in den Speisesaal ein weiteres Wunder. Kurz zuvor war die Amerikanerin zu uns gekommen und hatte uns im Vertrauen gesagt: - Nach dem Nachtessen kommt die Vorstellung - mein Triumph! Ich wollte in ihm alle meine Ideen über die Kunst der Wollust zusammenfassen. Lichter, Körper, Düfte, das Feuer und das Wasser - alles wird sich in einer Orgie des in Gold vergeistigten Fleisches vereinigen!

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Als wir erneut den großen Saal betraten - ich gebe es für meinen Teil zu, hatte ich Angst... wich zurück... Die ganze Szenerie hatte sich geändert - der große Saal war wie ausgetauscht. Er war in einen intensiven Duft getaucht, voll schaudererregender Extasen, von einem geheimnisvollen Lufthauch ausgestoßen, einem grauen, gelbschimmernden Lufthauch - ich weiß nicht warum, es kam mir auf bizarre Weise so vor - ein Wehen, das uns das Fleisch in neuen Schaudern peitschte. Das Großartigste indessen, das Betörendste, war das Licht. Ich bekenne mich unfähig es zu beschreiben. Lediglich mit einem Kraftakt werde ich skizzieren können, worauf seine Einzigartigkeit, seine

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Verzauberung beruhte: Dieses Licht - elektrisches offensichtlich - ging von einer Unzahl von Kugeln aus, von seltsamen Kugeln verschiedener Farben, verschiedener Formen, verschiedenartiger Durchsichtigkeit - aber in erster Linie von Wellen, die auf den Rängen verborgene Projektoren prachtvoll ausstrahlten. Diese Lichtströme nun, alle auf denselben schimärischen Punkt im Raum gerichtet, strömten in ihm wie in einem Strudel zusammen - und von diesem flüchtigen Strudel aus schleuderten sie sich wirklich, in einem verschränkten Rückprall, über Wände und Säulen, verteilten sie sich in der Atmosphäre des Saales, sie verklärend. Dies auf eine Weise, daß das gesamte Licht zur Projektion des Lichtes selbst wurde - in einem anderen Lichte sicherlich, aber in Wahrheit erschien uns das Wunderbare, das uns erhellte, nicht als

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Licht. Es erschien uns als irgendetwas anderes - ein neues Fluidum. Ich schweife nicht ab; ich beschreibe lediglich eine wirkliche Empfindung: dieses Licht, wir empfanden es eher, als daß wir es sahen. Und ich glaube nicht zu weit zu gehen, wenn ich behaupte, daß es nicht unsere Sehkraft, aber wohl unser Gefühl beeindruckte. Wenn man uns plötzlich die Augen herausrisse, nicht einmal dann würden wir aufhören zu sehen. Und dann - und das ist das Bizarrste, das Prachtvollste - atmeten

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wir das seltsame Fluidum. Tatsächlich, zusammen mit der Luft, dem veilchenblauen Wohlgeruch der Luft, schlürften wir dieses Licht, das in einer regenbogenfarbenen Extase, in einem Taumel der Erhebung, in unsere Lungen eindrang, unseren ganzen Körper zum Tönen brachte. Ja, dieses zaubrische Licht erklang in uns wieder, erweiterte unsere Sinne, breitete uns in Schwingungsfähigkeit aus, entströmte uns, betäubte uns... In ihm war unser Fleisch empfänglich für Extasen, Düfte, Melodien!...

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Und nicht nur uns, die wir von Höchstzivilisation und Kunst übersensibilisiert waren, peitschte das funkelnde Geheimnis. Denn bald darauf verrieten die verwirrten Gesichter und ängstlichen Gesten der Zuschauer, daß ein rotgelber Zauber sie in diesem Licht einer jenseitigen Hölle, in diesem sexualisierten Licht, verstört hatte. 35

Plötzlich jedoch veränderte sich das ganze Licht, indem es in einem gewölbten Abgleiten

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auseinanderging; und dann löste uns ein anderes, sanfteres Schaudern auf, wie smaragdene Küsse, die auf Bisse folgen. Eine schrille, durchdringende Musik ertönte in fremden Rhythmen zu dieser neuen Morgenröte - schlanke Melodie, in der gegeneinanderstoßende Kristallsplitter versanken, wo Schwertklingen die Luft abkühlten, glätteten, wo feuchte Klangstreifen leise verdunsteten... Mit einem Wort: Kurz davor, uns in einem letzten Zucken der Seele aufzulösen, hatten sie uns aufgehalten, um unseren Genuß allmählich auszuweiten. Und im Hintergrund erhob sich der Vorhang vor einem herrlichen Bühnenbild... Das verwirrende Licht wurde gelöscht und uns beleuchteten lediglich Strahlen weißer Elektrizität. Auf der Bühne erschienen drei Tänzerinnen. Sie traten mit gelösten Zöpfen auf - rote Blusen umschlossen ihnen die Leiber, ließen die Brüste frei, schwingend. Zarte, geschlitzte Gazen fielen von ihren Taillen. An den Bäuchen unterbrach ein Gürtel aus nacktem Fleisch die Blusen und Gazen, auf dem sich symbolische Blumen abzeichneten. Die Bajaderen begannen ihre Tänze. Ihre Beine waren nackt. Sie drehten sich, sprangen, vereinigten sich in einer Gruppe, vermengten ihre Glieder, bissen sich in die Münder... Die Haare der ersten waren schwarz und ihr Fleisch strahlte sonnengleich. Die Beine, aus blonder Morgenröte geformt, stahlen sich ihr in strahlendem Licht davon, sich am Geschlecht zu schlaftrunkenem Fleisch veredelnd, in das man sich zu beißen wünschte. Aber was sie noch erregender machte, war die reine Sehnsucht eines großen blauen Sees

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kristallklaren Wassers, die sie in Erinnerung brachten, wo sie, in einer mondhellen Nacht, barfuß und liebevoll eintauchten. Die zweite Bajadere war von jener typischen Gestalt der verderbten Heranwachsenden. Mager - obwohl mit gut sichtbaren Brüsten -, schmutzig-blonden Haaren, provozierendem Gesicht, frecher Nase. Ihre Beine weckten ein brutales Verlangen in sie zu beißen, kantig vor Muskeln, vor Härte, männlich. Die dritte schließlich, die verwirrendste, war ein eisiges Mädchen, sehr weiß und leichenblaß, mager, mit ihren totenhaften, wie verwesten Beinen Mystizismen, Siechtum heraufbeschwörend. Inzwischen war der Tanz weitergegangen. Nach und nach wurden ihre Bewegungen schneller, bis sich ihre Münder schließlich in Extase vereinigten und - nachdem alle Schleier weggerissen, Brüste, Bäuche und Geschlechter enthüllt waren - verschlangen sich ihre Körper, sich in einer

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lasterhaften Wölbung heftig begehrend. Und der Vorhang fiel mit derselben leuchtenden Gelassenheit... Es folgten weitere bewundernswerte Darbietungen: nackte Tänzerinnen verfolgten einander im Schwimmbassin, mimten die sexuelle Anziehungskraft des Wassers, seltsame Bajaderen, die Düfte ausströmten, die die phantastische Atmospäre des Saales bis zur Erschöpfung verfinsterten,

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Vergöttlichungen nackter, aufgetürmter Körper - lüsterne Visionen durchdringender Farben, wirbelnd vor Extasen, Symphonien aus Samt und Seide, die über nackten Körpern kreisten... Aber alle diese Wunder - zweifellos unglaublich in ihrer Verderbtheit - erregten in uns kein physisches, lüsternes und rohes Verlangen; eher eine Sehnsucht der Seele, glühend und zugleich sanft: außergewöhnlich, köstlich. Ein Eindruck von Exzeß glitt an uns vorüber. Die Delirien, in denen unsere Seelen erzitterten, wurden jedoch nicht allein von den lasziven Erscheinungen hervorgerufen. Keineswegs. Unser Zittern rührte von einer vollkommenen Empfindung her, genau wie wir sie beim Hören einer erhabenen Partitur erleben, die von einem

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Meisterorchester gespielt wird. Und die sinnlichen Bilder wirkten dabei lediglich wie ein Instrument dieses Orchesters. Die anderen: die Lichter, die Düfte, die Farben... Ja, alle diese Elemente verschmolzen zu einer vortrefflichen Einheit, die unsere Seele, indem sie sie ausdehnte, durchdrang und die nur unsere Seele in einem fernen Fieber fühlte, in der Erschütterung von Abgründen. Wir alle waren Seele. Aus der Seele allein kam unser fleischliches Verlangen.

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Es war jedoch bedeutungslos angesichts der letzten Erscheinung: Noch intensiver strahlten die Lichter, schärfer und durchdringender, sprudelten jetzt in Strömen aus der Höhe der Kuppel herab - und der Vorhang wurde vor einem angedeuteten asiatischen Tempel aufgerissen... Zu den Klängen einer trägen, heiseren, fernen Musik erschien - sie, die goldblonde Frau...

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Und begann zu tanzen... Eine weiße Tunika hüllte sie ein, gelb gestreift. Offene Haare, wie wahnsinnig. An den Händen phantastische Geschmeide; und nackte, geschmückte Füße... Ach, wie ihre geräuschlosen, feuchten, kristall-kalten Schritte beschreiben; das Meeresrauschen ihres wogenden Fleisches; den Alkohol ihrer Lippen, die sie mit Raffinesse vergoldet hatte - die ganze sich auflösende Harmonie ihrer Gesten; der ganze diffuse Horizont, den ihr Wirbeln erzeugte, wie in Nebel gehüllt... Inzwischen war auf einem geheimnisvollen Opferaltar im Hintergrund das Feuer entzündet worden... Laster für Laster entglitt ihr die Tunika, bis sie in einer dumpfen Verzückung zu ihren Füßen hinuntersank... Ah! in diesem Augenblick, angesichts des Wunderbaren, das uns verblüffte, konnte

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niemand einen Schrei des Erstaunens unterdrücken... Trügerisch und nackt erhob sich ihr Körper wie ein Gebet zwischen tausendfachem, unwirklichem Funkeln. Wie in Gold getaucht waren die Lippen, die Brustwarzen und das Geschlecht - in ein bleiches, kränkliches Gold. Und ihr ganzer Körper schlängelte sich in scharlachrotem Mystizismus, im Wunsch sich dem Feuer hinzugeben...

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Aber das Feuer stieß sie zurück... Dann, in einer letzten Verderbtheit, nahm sie die Schleier von neuem und bedeckte sich, nur das goldfarbene Geschlecht unbedeckt lassend - furchtbare Blume des Fleisches, in dunkelroten Todeskämpfen zuckend... Über der Siegerin ward alles zur Flamme. Und, erneut enthüllt - glühend und wild - sprang sie jetzt zwischen den Lohen, sie zerreißend: all das trunkene Feuer, das sie umschloß, verwirrend, von ihm Besitz ergreifend. Aber schließlich, gesättigt nach seltsamen Epilepsien, stürzte sie in einem wunderbaren Sprung, gleich einem Meteor - einem rotgelben Meteor - in den Teich, den tausend verborgene Lampen graublau tönten. Dann folgte die Vergöttlichung: Das ganze blaue Wasser wurde, als es sie empfing, feuerrot, aufgewühlt, verbrannt von ihrem Fleisch, das vom Feuer durchdrungen war... Und in der Begierde sich auszulöschen, wie besessen, tauchte die nackte Bestie unter... Aber je weiter sie in die Tiefe sank, desto mehr Feuerschein umgab sie... ...Bis endlich, auf geheimnisvolle Weise, das Feuer golden erlosch und ihr Körper wie ein Wappen tot auf den goldenen Wassern trieb - diese still, gleichfalls tot... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...

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Das normale Licht war zurückgekehrt. Es war an der Zeit. Frauen schlugen in Anfällen von Hysterie um sich; Männer mit rot angelaufen Gesichtern, gestikulierten zusammenhangslos... Die Türen öffneten sich, und wir selbst fanden uns, verloren, ohne Hüte auf der Straße wieder, glühend, verwirrt... Die kühle Luft der Nacht peitschte uns wach und, als ob wir aus einem Traum zurückkehrten, den wir drei geträumt hätten, blickten wir einander unruhig an, in stummem Erstaunen. Ja, der Eindruck war so stark, das Wunderbare so betörend, daß wir keine Kraft hatten, irgendetwas zu sagen. Zerschlagen, betäubt ging jeder von uns nach Hause... Am folgenden Nachmittag - als ich nach elfstündigem Schlaf erwachte - glaubte ich schon nicht mehr an die seltsame Orgie: Die Feuerorgie wie sie Ricardo später nannte. Ich verließ das Haus. Ich aß zu Abend. Als ich das Café Riche betrat, klopfte mir jemand auf die Schulter: - Nun, wie geht es Ihnen, mein Freund? Erzählen Sie, wie fanden sie es? Es war Ricardo de Loureiro.

7 Wir sprachen lange über die außergewöhnlichen Dinge, die wir erlebt hatten. Der Dichter schloß daraus, daß ihm all dies heute eher wie eine Vision eines genialen Masturbators erscheine, als die reine Wirklichkeit. 5 Was die goldblonde Amerikanerin betrifft, so habe ich sie nie wiedergesehen. Selbst Gervásio sprach nicht mehr von ihr. Und - als ob es sich um ein Geheimnis des Jenseits handelte, auf das man besser nicht anspielt - erwähnten wir diese erstaunliche Nacht nie wieder. Wenn sich die Erinnerung an sie mir für immer ins Gedächtnis eingegraben hat, dann nicht, 10

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weil ich sie erlebt hatte, sondern weil in dieser Nacht meine Freundschaft mit Ricardo de Loureiro ihren Anfang nahm. Dies ist in der Tat der Lauf der Dinge. Wir beziehen bestimmte Ereignisse unseres Lebens auf andere grundlegendere, und oft dreht sich um einen Kuß eine ganze Welt, eine ganze Menschheit... Im übrigen, was bedeutete in diesem Fall schon eine phantastische Nacht angesichts unserer Begegnung - jener Begegnung, die den Beginn meines Lebens kennzeichnete? Ah, eine zweifelsohne schicksalshafte Freundschaft, die in einer so seltsamen Umgebung begann, so verwirrend, so golden...

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